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Laufberichte

Wie in alten Zeiten

07.07.07

6 x Kreuzberg = 1200 Höhenmeter

 

Die Mitglieder des LT Hemsbach müssen doch recht ordentliche Menschen sein. War Deutschland in der vorangegangenen Woche noch wolkenverhangen und verregnet, so schien die Sonne am Samstag, dem 7. Juli 2007, und damit genau zu jenem Termin, an dem der LT Hemsbach anlässlich seines 25-jährigen Bestehens einen "Jubiläums-Marathon" ausrichtete, zumindest in den vom Rhein durchflossenen oder tangierten Bundesländern von einem am Morgen wolkenlosen Himmel. Erst in der Mittagszeit kam weiße Bewölkung auf, die sich im Laufe des Nachmittages etwas verdichtete. Letzteres war gar nicht so unwillkommen, weil sich hierdurch die im Sommer mit Schönwetter einhergehende Wärme in akzeptablen Grenzen hielt.

 

Schon als ich zum ersten Mal im Internet die sympathisch gestaltete Veranstaltungsausschreibung einsah, welche in vorbildlicher Weise alle wesentlichen Informationen enthielt, die man zur Wettkampfplanung benötigt, und auf überflüssiges Beiwerk verzichtete, war mir klar: "Dort möchtest Du laufen". Mit ziemlich großen Erwartungen reiste ich also an. Doch meine Vorstellungen wurden noch bei weitem übertroffen. Als ich gegen 7.30 Uhr am Veranstaltungsgelände, der an der Förster-Braun-Hütte gelegenen Waldwiese, eintraf, erwartete mich bereits zu diesem Zeitpunkt ein reges und buntes Treiben. Dieses vermittelte eine Atmosphäre, in der man sich sofort wohl fühlte und die mich an vergangene Zeiten erinnerte, in denen der Volkslauf zu boomen begann und man noch großen Wert auf Geselligkeit und Bewirtung legte.

 

Wie im Fluge verrann die Zeit, zumal sich immer mehr nette Laufkameradinnen und Laufkameraden an der idyllisch gelegenen Förster-Braun-Hütte einfanden. Dann war es schließlich so weit. Wenige Minuten nach 9.00 Uhr wurde der Start freigegeben. 276 Läufer/innenbeine setzten sich nun in Bewegung - fast alle in der festen Absicht, die volle Marathondistanz zu absolvieren. Um diese exakt zu erreichen, hatte man die Startlinie um die erforderliche Anzahl von Metern hinter dem eigentlichen Rundenanfang platziert. Nach dem hieraus resultierenden "kurzen Prolog" begann ein ca. 7 km langer Rundkurs, der 6 x zu durchlaufen war.

 

Das Versprechen, eine Waldrunde anzubieten, löste der LT Hemsbach zu 100 % ein. Genauso bewahrheitete sich allerdings auch, dass die Strecke über den "Kreuzberg", einer jahrhundertealten Wallfahrtsstätte mit Bildtafeln der Kreuzwegstationen, hinwegführte. Dies bedeutete, dass pro Runde ca. 200 Höhenmeter bewältigt werden mussten, was nach 6 Umläufen einer Gesamthöhe von stattlichen 1.200 m entsprach.

 

Da die Veranstaltungsausschreibung eine Skizze des Streckenprofils enthielt, war man als Voranmelder/in ja bereits gewarnt. Zudem vermittelte das Schaubild alleine schon aufgrund seiner für die Streckenlänge und Höhenmeter verwendeten unterschiedlichen Maßstäbe den nachhaltigen Eindruck, mit allergrößtem Respekt agieren zu müssen. Daraufhin kamen mir die Steigungen in der Wirklichkeit dann eigentlich gar nicht mehr als "sooo schlimm" vor. Lediglich der Steilanstieg gegen Ende des ersten km einer jeden Runde war recht "giftig" und sog mir in zunehmendem Maße die Kraft aus meinen Beinen.

 

Ansonsten empfand ich die Waldrunde jedoch als recht angenehm und sehr kurzweilig, zumal sie an manchen Stellen Schneisen aufwies, die einen herrlichen Ausblick freigaben. So konnte man über die Rheinebene hinweg bis zum "Pfälzer Wald" hinübersehen sowie auf die Städte Heppenheim und Hemsbach hinabschauen. Und weil als Zielschluss 16.00 Uhr vorgegeben war und damit ein Laufzeitrahmen von 7 Stunden zur Verfügung stand, ließen sich diese reizvollen Fernblicke auch frei von Hektik richtig genießen.

 

Dass an den Verpflegungsstellen, die man jeweils zu Rundenbeginn und bei km 3 auf dem "Kreuzberg" (dem höchsten Punkt der Strecke) passierte, Wasser, Tee, Isogetränk, Cola (dem Veranstalter sei hierfür besonders gedankt), Bananen- sowie Melonenstücke, Müsliriegel, Kekse und Salzstangen angeboten wurden, war bei dieser von Läuferinnen/Läufern für Läuferinnen/Läufer hervorragend organisierten Veranstaltung schon fast selbstverständlich.

 

Dass die Laufzeiten aller Teilnehmer/innen für jede Runde im "bibchip-Messverfahren" von der Firma Michael Dorsch exakt erfasst wurden und immer wieder aktualisierte Ergebnislisten schon nach kürzester Zeit aushingen, verdient meiner Meinung nach auch einmal eine anerkennende Erwähnung.

 

Und dass der LT Hemsbach, der keine Einrichtung im Sinne des deutschen Vereinsrechtes ist, deshalb keine Zuwendungsquittungen ausstellen kann und es folglich nicht leicht hat, Sponsoren zu gewinnen, es dennoch geschafft hat, bei einem moderaten Startgeld von 18 Euro solch eine großartige Organisation "auf die Beine zu stellen", diesem Sachverhalt gebührt ein ganz besonderes und uneingeschränktes Lob.

 

Ich bin zwar inzwischen reich an Laufmedaillen. Diejenige vom "1. Hemsbacher Waldmarathonlauf", die ich nach meinem Zieleinlauf von einer netten Mitorganisatorin umgehängt bekam, wird jedoch nicht so achtlos wie manch andere in einem Schuhkarton verschwinden.

 

In Anbetracht der sehr angenehmen Atmosphäre dieser schönen Laufveranstaltung war es nicht verwunderlich, dass trotz der um eine Stunde auf 16.00 Uhr vorverlegten Siegerehrung viele Teilnehmer/innen noch lange Zeit auf dem Veranstaltungsgelände verweilten. Wenn man das reichhaltige Kuchen- und Salate-Buffet und die immer wieder Grillfleisch und Grillwürste zubereitenden fleißigen Helfer/innen betrachtete, konnte man glauben, im Schlaraffenland zu sein.

 

Allmählich muss ich wohl doch einsehen, dass ich etwas konservativ bin. Als ich in der Veranstaltungsausschreibung gelesen hatte: "Freistart und kirchlicher Segen durch den Lauftreff-eigenen evangelischen Pfarrer möglich", vermochte ich mir eigentlich nicht so recht vorzustellen, wie sich eine Hochzeitszeremonie in eine Freiluftveranstaltung integrieren lassen würde. Doch ich wurde eines Besseren belehrt.

 

Der bekannte Ultraläufer Robert Feller, der am 21. Juli 2007 Hauptorganisator des diesjährigen "Bärenfels-Ultra-Trail" ist, und seine Ehefrau Andrea hatten nämlich die angebotene Möglichkeit wahrgenommen, an jenem "07.07.07" ihre Ehe auch von kirchlicher Seite anerkennen zu lassen. Und ich musste mit Erstaunen feststellen, in welch würdevollem Rahmen diese Trauung erfolgte. Vielleicht sollte ich doch künftig auch etwas ungewöhnlichen Vorhaben mit mehr Aufgeschlossenheit begegnen.

 

Erstplatzierte Männer:

1. Ingo Tirnitz - Tritonen-Mannheim  - M35 - 3:08:43,8 Stunden
2. Gernot Helferich - www.baerenfelslauf.de - M35 - 3:13:48,2 Stunden
3. Christoph Randt - LT Hemsbach - M50 - 3:19:33,8 Stunden

 

Erstplatzierte Frauen:

1. Nicole Kresse - SSC Hanau Rodenbach - W30 - 3:41:31,8 Stunden
2. Andrea Feller - www.baerenfelslauf.de - W35 - 3:57:17,8 Stunden
3. Anette Bobbert - Fortuna Düsseldorf 1895 e.V. - W40 - 4:04:08,8 Stunden

 

Informationen: Hemsbacher Waldmarathon
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