marathon4you.de

 

Laufberichte

Hier läuft’s rund

20.01.13

Wenn man im Winter unter stabilen Wetterbedingungen einen Marathon laufen möchte, bleiben einem nur die Möglichkeiten, untertage anzutreten, wie in Merkers, sich auf den Weg in den Süden zu machen oder in einer Halle zu schwitzen.

Da ich bereits den Marathon untertage genießen konnte und mir der Weg in den Süden zu weit ist, entscheide ich mich in diesem Jahr, in Senftenberg an den Start zu gehen. Mein Entschluss, die hier ebenfalls angebotenen 50 Kilometer zu laufen, veranlasst mich, bereits am Samstag in den schönen Osten unserer Republik zu reisen. Für die Anfahrt am Sonntagmorgen ist die Strecke von Ostwestfalen in den Süden Brandenburgs eindeutig zu lang. Schließlich möchte am Sonntag um 8.00 Uhr ausgeschlafen am Start erscheinen.

Begleitet werde ich wieder von meiner Frau Silke, die diesmal die Fotos beisteuert, damit ich mich auf das Laufen konzentrieren kann. Bereits am Nachmittag erreichen wir mit der Bahn, zu dieser Jahreszeit eine vernünftige Alternative, die Kreisstadt des Landkreises Oberspreewald-Niederlausitz. Bereits seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird hier Braunkohle im Tagebau gefördert, was den Nebeneffekt hat, dass die größte künstliche Seenplatte Euro-pas entsteht.

Die frühe Anreise gibt mir Gelegenheit, am Samstagabend bereits beim Marathon in Augen-schein zu nehmen, welche Auswirkungen auf mich zukommen könnten. Schließlich ist es nicht gerade alltäglich, eine solch lange Strecke auf einer 250 Meter-Bahn zu bewältigen. Zugegeben, im Rahmen des Karnevalsmarathons in Bad Driburg konnte ich bereits Erfahrung auf einer Laufbahn im Stadion sammeln, aber durch meine Teilnahme am 50 KM-Lauf verdoppelt sich meine Rekordrundenzahl fast. Abgeschreckt von den vielen Runden werden anscheinend die Wenigsten, so dass das ausgeschriebene Teilnehmerlimit von jeweils rund 60 Läufern längst ausgebucht ist. Bevor die Teilnehmer starten, kann ich in Ruhe noch meine Unterlagen in Empfang nehmen.

Nachdem die Marathonläufer um 18.00 Uhr pünktlich auf die Strecke geschickt wurden, nutzen Silke und ich das umfangreiche und günstige Verpflegungsangebot, um uns mit Nudelpfanne und Nudelomelette zu stärken. Runtergespült mit einer Hopfenkaltschale kann ich so entspannt und ruhig meinem Start am Sonntagmorgen entgegensehen. Nach einer Stunde Laufzeit sehen die Marathonläufer alle noch putzmunter aus und von möglichen Schwindelgefühlen ist nichts zu erkennen. Auch in diesem Punkt beruhigt, geht es schnell zurück zu unserer Unterkunft, um den nötigen erholsamen Schlaf zu bekommen.

Bereits um 6.30 Uhr klingelt der Wecker, schließlich soll noch genügend Zeit bleiben, um das umfangreiche Frühstück zu genießen. Das klappt auch hervorragend und ausreichend gestärkt geht es um 7.25 Uhr zur Niederlausitzhalle. Die frostigen Temperaturen bestärken mich in meiner Auswahl dieser Veranstaltung. So kann ich, auch wenn der Lauf nicht nach meinen Vorstellungen verlaufen sollte, das  jedenfalls nicht auf die Laufbedingungen schieben, denn die sind für das Laufen bei 16 Grad ideal.

Dass wir diese Bedingungen überhaupt genießen können, verdanken wir dem Ausrichter, dem Lauf & Radverein Hohenbocka. Der sprang vor acht Jahren ein, als wie in vielen anderen Städten auch, Betreiber gesucht wurden, um die öffentlichen Kosten zu minimieren. Um die notwendigen Kosten stemmen zu können, wurde u. a. der Hallenmarathon ins Leben gerufen. Dabei machte man sich die gute Infrastruktur der Halle zunutze, die bereits zu DDR-Zeiten Schauplatz nationaler Meisterschaften war.

Exakt um 8.00 Uhr sollen wir starten. Das Läuferfeld ist pünktlich versammelt. Nur die Laufuhr ist noch nicht umgestellt, so dass es zu einer kurzen Verzögerung kommt. Was soll`s, auf die paar Sekunden kommt es jetzt auch nicht an und die Laufzeit wird ja auch elektronisch gemessen. Als wir dann auf die Strecke gelassen werden, erreichen wir sofort die erste von heute immerhin 400 zu bewältigen Kurven. Aufgrund der kurzen Runde sind diese wegen ihres geringen Radius‘, wie in allen Sporthallen gängige Praxis, schräg gestellt. Da wissen wir gleich, was uns beim Überholen auf diesen Streckenabschnitten erwarten wird, nämlich nicht nur eine Erweiterung unserer Laufstrecke, wie üblich, sondern auch noch ein wenig Höhe. Gerade auf den ersten Runden kommt da schon einiges zusammen, ist das Feld doch noch relativ dicht gedrängt. Die Hoffnung, dass sich dies im Laufe des Rennens signifikant ändert, kann ich aber relativ schnell begraben. Das limitierte Läuferfeld zieht sich zwar weit ausein-ander, das wird aber durch die kurzen Runden locker kompensiert. Damit zeigt sich, dass die strenge Limitierung der Teilnehmerzahl seine Berechtigung hat.

Die Runden fliegen nur so vorbei und summieren sich sehr schnell. Es dauert keine zwei Minuten, und schon kann man eine weitere dazu addieren. Um die Zählung muss ich mir keine Gedanken machen, sie werden vom Transponder erfasst und auf  jeder Runde auf einem Monitor angezeigt. Noch kann ich die auf der Gegengeraden aufgebaute Verpflegungsstation vernachlässigen. Da hätten ein paar meiner Autorenkollegen sicher größere Schwierigkeiten, immerhin könnten sie auf diese Strecke bequem 200 Mal nach ihrem Lieblingsgetränk greifen. Und da ist die Zielverpflegung noch nicht einmal eingerechnet. Mit diesem Rekord konnte selbst der Karnevalsmarathon mit seinen 105 Gelegenheiten für die klassische Marathonstrecke nicht mithalten. Wer zu viel trinkt, kann am Beginn der Zielgeraden an einem stillen Örtchen für Ausgleich sorgen.

Da sich Marathon- und Ultralauf auf  zwei Tage verteilen, hat man Gelegenheit zu einem lupenreinen Doppeldecker. Die Unermüdlichen, wie Sigrid Eichner, nutzen diese Möglichkeit gerne, auch wenn es an beiden Tage „nur“ zu einem Marathon reicht.

Schon bald muss ich feststellen, dass sich die Möglichkeit zu ausgedehnten Pläuschchen heute kaum einstellen wird. Zwar ist die Strecke dazu prädestiniert, ständig zu überholen oder überholt zu werden, aber durch die schräg stehenden Kurven wird es schwierig, hier locker nebeneinander herzulaufen, wenn man seinen Rhythmus beibehalten möchte. Das ist durch Über-holmanöver in einer der zahlreichen Kurven eh schon schwierig genug. Dafür gibt es  aber ununterbrochen fetzige Musik. Man kann sich sogar per Voranmeldung drei seiner Lieblingstitel wünschen. Das motiviert. Außerdem ist Stefan Breuer ein Super-Moderator, der die wenigen Zuschauer bei Laune hält und zu Anfeuerungen animiert.

Das geringe Zuschauerinteresse ist aber verständlich. Es gibt bestimmt spannenderes, als in einer nüchternen Sporthalle ein paar Läufern zuzusehen, wie sich den Drehwurm holen. Andererseits, so schlimm kann es wiederum auch nicht sein, lassen sich doch einige Zuschauer von der fetzigen Musik glatt zu einem Tänzchen verleiten. Ich muss derweil aufpassen, dass mich die flotten Rhythmen zu einer zu schnellen Schrittfolge verführen. Schließlich habe ich ja mit Silke meinen persönlichen Fan dabei, der mich nicht aus den Augen lässt und da möchte ich während des gesamten Laufes gut aussehen.

Etwa ab Runde 150 kann ich dann miterleben, wie nach und nach die schnelleren Läufer im Ziel begrüßt werden. Wenn Stefan dich abklatscht, hast Du es geschafft.

Mir fällt es derweil langsam schwerer, in den Kurven weiter locker zu überholen. Da reihe ich mich des Öfteren gerne mal in die Schlange ein. Zum Glück brauche ich mir keine Gedanken über den Schnee machen, in dem weite Teile Deutschlands anscheinend heute versinken.

Auch wenn die Beine mittlerweile schwer werden, wirken die letzten zehn Runden wie ein Countdown. Das beflügelt noch einmal und so werde ich nach der Beendigung meiner 200. Runde in 4:39:43 Stunden von Stefan begrüßt und abgeklatscht. Außer den üblichen Nebenwirkungen bei der Bewältigung einer solchen Strecke kann ich keine nennenswerten weiteren feststellen. Zwar sind ein paar Blasen am linken Fuß schon ungewöhnlich, aber zu verschmer-zen, wenn man vielleicht Hüftprobleme oder sonstige orthopädische Schäden befürchtet hat. So endet für mich nach der gelungenen Siegerehrung diese schöne Veranstaltung.

Durch den frühen Start ist der Tag für uns noch nicht gelaufen und wir nutzen die Gelegenheit zu einem Stadtbummel. Schnell können wir erkennen, dass Senftenberg auch zu dieser Jahreszeit durchaus mehr zu bieten hat als nur eine erstklassige Laufveranstaltung. Schließlich kann Senftenberg doch auf wechselvolle 700 Jahren zurückblicken, von denen  u. a. noch ein Schloss zeugt.


Fazit:
Eine gelungene, perfekt organisierte Veranstaltung mit sehr engagierten und freundlichen Helfern. Dafür sei hier ein herzlicher Dank ausgesprochen. Das umfangreiche Rahmenprogramm mit einer guten Rundumverpflegung bilden die Grundlage, künftig noch ein paar mehr Zuschauer in die Halle zu locken. Auch wenn es nicht jedermanns Sache ist, einen Marathon oder mehr in der Halle zurückzulegen, ist sie zu empfehlen. Schließlich läuft es hier für jeden rund.


Ergebnisse:
Marathon
Männer:
1. Uwe Laenger, 2:44:58
2. Marcin Pawlowski, 2:53:42
3. Robert Kuriata, 2:58:39
Frauen:
1. Sylvia Frühauf, 3:49:13
2. Karin Boppert, 4:09:55
3. Angela Riehs, 4:31:17

50 Kilometer
Männer:
1. Thomas König, 3:35:44
2. Dirk Kiwus, 3:38:56
3. Sascha Mörth, 3:44:03
Frauen:
1. Martina Schliep, 4:13:56
2. Natalia Gamm-Fuchs, 4:53:10
3. Martina Altmann, 4:58:38

Streckenbeschreibung:
Kurs über eine 250 Meter-Rundbahn .
Zeitnahme:
Lausitz-Timing
Startgebühren:
Marathon: 30 - 40 €, je nach Anmeldezeitpunkt
50 Kilometer: 35 - 45 €, je nach Anmeldezeitpunkt
jeweils zzgl. 5 € Transponder-Miete
Weitere Veranstaltungen:
250 Meter, 1 Kilometer, 3 Kilometer, 5 Kilometer, 10 Kilometer, 10 Kilometer Paarlauf, Halbmarathon und 50 Kilometer.
Auszeichnungen:
Medaille und Urkunde. Pokale, Blumen und Präsente für die Plätze 1 bis 3.
Verpflegung:
Am Verpflegungsstand (alle 250 m) gibt es: Tee, Wasser, Cola, isotonisches Getränk, Bier, Bananen, Äpfel, Kekse, Riegel, verschiedene Sorten Schokolade und Gurken

 

Informationen: Hallenmarathon Senftenberg
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024