marathon4you.de

 

Laufberichte

Über 6 Gipfel sollst Du laufen

01.08.09
Autor: Olaf Ulmer

Nach der ersten Verpflegungsstelle ging es recht flach auf einem Fahrweg entlang. Über einen etwas steileren Wiesenweg kamen wir auf eine Matschwiese. Grund für die Matschwiese waren die zahlreichen Haflinger Pferde, die hier auf dieser Wiese untergebracht waren. Über besonders tiefe Stellen konnten wir über provisorisch errichtete Tritte aus Holzpfählen laufen und mussten so nicht fürchten, im Morast zu versinken und als Moorleiche zu enden.

An der Alpe Gund vorbei ging es immer weiter bergauf laufend in Richtung Gratweg. Plötzlich versperrte eine Horde milchgebender Wegelagerer unseren Weg. Nur mit gutem Zureden wurden wir durch das Viehgatter gelassen und konnten unseren Weg fortsetzen.

Kurz vor dem Erreichen des Gratweges der Nagelfluhkette war unser erster Höhepunkt, der Sederstuiben mit 1737 Metern Höhe, in Sicht. Zum Sedererstuiben ging es auf einem gut zu laufenden Single-Trail moderat ansteigend.

Nach der Erklimmung dieser Höhe kamen wir steil bergab laufend durch eine Scharte in Richtung Buralpkopf. Vor dem Buralpkopf mussten wir auf einer steilen Felspassage unsere Bergsteiger-Qualitäten beweisen, denn hier war Klettern auf allen Vieren angesagt.

Flachere Passagen, wo man locker laufen konnte, wechselten sich mit steilen Rampen ab, auf denen man nur noch gehen konnte. Kurz darauf kamen wir zu einer ausgesetzten Stelle auf dem Grat, welche durch ein Führungsseil gesichert war. Wer hier abrutschte, rutschte zum letzten Ma. Links ging es ungesichert nach Österreich, das Führungsseil befand sich in Richtung Deutschland.  Wahrscheinlich ist die österreichische Bergung günstiger als die deutsche.

Nach ein paar Wellen erreichten wir den zweiten Gipfel unserer Reise, den Buralpkopf auf 1772 Metern Meereshöhe. Ich dachte kurz darüber nach, mich im Gipfelbuch zu verewigen, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Mein Gekrakel kann eh keiner lesen. Nach dem Buralpkopf ging es sehr steil bergab zur zweiten Verpflegungsstation. Hier wurden wir mit Cola, Wasser, Tee und Bananen empfangen. Das Wasser musste von der nahegelegenen Alpe zur Station in Kannen hoch geschleppt werden.

Nach dem Verpflegen und dem Auffüllen der Wasserflasche kamen wir über eine leichte Welle zum Gündleskopf auf 1748 Metern. Wir mussten nun abermals steil bergab zur Gündlesscharte, bevor es nicht minder steil zum Rindalphorn ging. Hier kamen uns bereits die ersten Läufer, die sich auf dem Rückweg befanden, entgegen. Der Führende und der Zweite waren allerdings zu schnell für mich und meine Kamera.

Wieder auf dem Grat angekommen, hatte man einen herrlichen Blick zurück auf die Scharte und die nachfolgenden Läufer. Der Wegweiser wies den richtigen Weg zum Wendepunkt des Marathons, dem Staufner Haus. Kurz darauf kam mir die führende Frau entgegen. Diesmal war ich schnell genug und bannte sie auf die Speicherkarte.

Wir mussten nun über einen morastigen Weg vorbei an zahlreichen Haflinger Pferde und Kühen vorbei laufen, als am Horizont das Gipfelkreuz des Hochgrat in Sichtweite war. Recht steil über etliche Stufen erklommen wir den Hochgrat und liefen am Gipfelkreuz vorbei, an dem schon zahlreiche Wanderer angekommen waren und ihr Gipfelvesper genossen. Wir mussten aber noch über steile Stufen zum Staufner Haus, der Gipfelstation der Hochgratbahn, hinab laufen, wo unser Wendepunkt und die dritte Verpflegungsstelle war. Hier wurden wir registriert. Vorher umkehren und abkürzen ging also nicht.

Ein sichtlich erschöpfter Läufer saß bereits am Rande, als wir ankamen. Er sah nicht so aus, als wollte oder konnte er weitermachen. Da ich ihn bis zum Ziel nicht mehr zu Gesicht bekam, nehme ich an, dass er zu den wenigen Aussteigern gehörte. Ich verpflegte ausgiebig und füllte wieder meine Trinkflasche auf, bevor ich mich auf den Rückweg machte. Thomas Schmidtkonz kam auch schon vom Gipfelkreuz herunter, da schlug DER Running-Gag wieder zu: „Du bist doch der Thomas Schmidt…“, so ein Läufer und Thomas erwiderte „...aus Konz“. „Nee, Schmidtkonz“ verbesserte Thomas kurz darauf.

Mit einem anderen Thomas, nicht aus Konz sondern aus Sonthofen, lief ich seit geraumer Zeit zusammen und wir machten alle Höhen und Tiefen dieses Laufes durch. Beim Aufstieg zum Gipfelkreuz gesellte sich ein dritter, Marcus, zu uns und wir blieben auch bis zum Ziel zusammen. Der Rückweg über den Gratweg war derselbe wie der Hinweg. Gemeinsam erklommen wir die steilen Anstiege, die auf dem Hinweg noch steile Bergab-Passagen waren.

Wir liefen in Richtung Rindalphorn bis zum Abzweig vor dem Abstieg zur Gündlesscharte. Thomas Schmidtkonz, der uns zuvor überholt hatte, kam vom Gipfelkreuz des Rindalphorn herunter. Er war einfach geradeaus gelaufen und am Kreuz bemerkte er seinen Fauxpas.

Der steile Abstieg in die Scharte erforderte viel Kraft und Konzentration, aber dennoch konnte ich ein Sturz, der aber ohne Blessuren ablief, nicht vermeiden.
Es war ein sehr sonniger und heißer Tag, und so war auch der Flüssigkeitsverlust immens. Aber nicht nur die Kehle forderte ihren Tribut auch das Haupt bedurfte regelmäßiger Kühlung. So neigte sich mein Vorrat in der Trinkflasche allmählich dem Ende entgegen. Doch ich wusste, zwischen Gündleskopf und Buralpkopf kommt ja die Verpflegungsstelle.

Noch an ein paar Bäumen vorbei und um die Ecke und da war sie – NICHT.
Wo noch rund zwei Stunden zuvor die Wasserstelle war, war nun gar nichts mehr.
In meiner Trinkflasche befand sich nunmehr nur noch ein kleiner Rest von geschätzten 0,2 Liter und wir mussten nun noch bis zur Mittelbergalpe durchhalten, wo wir die auf dem Hinweg vorhandene Verpflegungsstelle erhofften. Hilfsbereite Wanderer halfen uns allerdings mit einem Schluck Wasser und Apfelschorle über den schlimmsten Durst hinweg. Nichtsdestotrotz war die Dehydration schon vorprogrammiert. Von der Hitze ganz zu schweigen.Also machten wir uns, langsamer als zuvor, auf den Weg in Richtung rettendes Ziel.

123
 
 

Informationen: Gebirgsmarathon Immenstadt
Veranstalter-WebsiteErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner
 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024