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Laufberichte

Heavy Metal for the battle

 

Nichts hasst meine Gattin mehr, als wenn ich das Jahr reisetechnisch frühzeitig bereits mehr oder weniger verplant habe. Meistens führt es uns dann natürlich zu irgendwelchen aus meiner Sicht attraktiven Laufveranstaltungen, die ich dann häufig mit netten Aufenthalten garniere, um sie einzuwickeln und im wahrsten Sinne des Wortes mitzunehmen. Komischerweise war die Geschichte dann hinterher immer super, ich kenne sie ja mittlerweile.

Kürzlich holte sie im Rahmen der diesjährigen Urlaubsplanung (selbstverständlich inkl. Marathonläufe) Luft und sprach: „Ich will aber auch noch mal in den Schwarzwald!“ „Kein Problem, Schatz, am ersten April-Wochenende sind wir dort. Schon alles inkl. Wellnessaufenthalt gebucht!“ Nach Überwindung der ersten Schockstarre breitet sich wohliges Grinsen über das Gesicht der besten Ehefrau von allen. Ja, Männer, so macht man das.

Wer nach Schwarzwald schreit, bekommt den auch, und so biegen wir hinter Baden-Baden von der Autobahn ab und besuchen zunächst die Hornisgrinde, mit 1.156 m die höchste Erhebung des Nordschwarzwalds. Kurz davor trifft uns fast der Schlag: Hier wird noch Ski gefahren! Vom attraktiven Mummelsee (tiefgefroren und schneebedeckt) machen wir eine kleine Fußtour hinauf und besichtigen den Hornisgrindeturm. Die geplante Rundtour auf einem Bohlenweg über das dortige Hochmoor fällt dem Schnee zum Opfer. Die Hornisgrinde ist übrigens Namensgeberin des waldreichsten Marathon Deutschlands, ein netter, prima organisierter Lauf, den ich vor zwei Jahren absolviert habe.

In Freiburg sind wir strategisch günstig in Start-/Zielnähe untergekommen und müssen erst einmal ein kostenloses Upgrade von DZ auf Appartement mit 50% mehr Platz und Wohnzimmer hinnehmen. Ich liebe Freiburg schon jetzt! Hier können wir uns am Samstagmorgen um den nahegelegenen Flückinger See, einer grünen Innenstadtoase, sehr nett die Füße vertreten und so die richtige Grundlage für ein opulentes Frühstück schaffen. Die Marathonmesse, wie überhaupt die komplette Infrastruktur, ist in der Messe Freiburg optimal nahe beieinander plaziert, wir haben rund 1,5 km Fußweg, überhaupt kein Problem. Alles geht rubbeldiekatz, ab 12 Uhr kann man sich stundenlang der Pastaparty hingeben. Übrigens auch am Folgetag. Jede Menge Aussteller haben viel und Interessantes zu bieten, mir gefällt am besten die Andrea Zafferer, Chefin des Zermatt-Marathons, die mich sofort wieder verhaften will. Ach, das Nein fällt schwer, aber dieses Jahr geht’s endlich nach Davos zum K 78.

Über das Wetter der vergangenen Wochen, ja Monate, brauche ich mich hier nicht auszulassen. Für diejenigen, die den Bericht zu einem späteren Zeitpunkt lesen: Saukalt war er, dieser Winter, dunkel, feucht, ein Frühjahr bei täglichen starken Nachtfrösten selbst Anfang April nicht in Sicht. Wie sehr hofften wir im Vorfeld auf ein paar freundliche Sonnenstrahlen mit deutlichen Plusgraden in Germaniens bekanntermaßen wärmster Region. Wir sollten aber enttäuscht werden, denn selbst nachmittags kratzen wir nicht mal im Ansatz an der 10 Grad-Marke. Aber wir wollen nicht meckern, denn es ist und bleibt trocken.

Unser Daniel, frisch genesen, macht wieder den 5 Stunden-Zugläufer und berichtet mir betrübt von seinem Verlust. In der Toilette hatte er sich die Hände gewaschen und dabei seine Kamera am Waschbecken liegengelassen. Kurze Zeit später bemerkt, war das Teil schon fort. Schade, wenn engagierte Reporter von Kriminellen in der Ausübung ihrer Tätigkeit behindert und so um die Früchte ihrer Arbeit gebracht werden. Glücklicherweise kann er trotzdem bald wieder strahlen.

Heute trage ich mit stolzgeschwellter Wade ein neues, schmuckes Kleidungsstück. Wir haben zwar diese schönen, orangefarbenen Socken mit „marathon4you.de“-Aufdruck im Bündchen, die echt klasse aussehen und toll für unsere Webseite werben. Zumindest theoretisch, denn die blöden Dinger sacken nach wenigen hundert Metern immer in sich zusammen, die Schrift ist nicht mehr zu lesen. Gerade dann, wenn sich das Feld etwas verläuft und man sich seine Mitstreiter und deren Fußbekleidung etwas intensiver betrachten kann. Abhilfe schaffen seit heute meine neuen Kompressionsstrümpfe, die man sich im Vorfeld hat bestellen können. OK, auch ein Sonderpreis von 45 Ocken ist nicht von Pappe, aber ein Strumpf mit eigenem Namensaufdruck hat schon etwas für sich. Knallorange ist er auch noch und paßt somit super zur m4y-„Uniform“.

Über unseren Köpfen, später übrigens noch einmal, schwebt eine Art Drohne. Ich weiß ja, daß mein Chef diese Dinger beschaffen will, aber die werden doch hoffentlich nicht hier und heute getestet, um uns Beine zu machen?

Beim gemeinsamen Start der Marathon- und Halbmarathonläufer (die können wohl in den kommenden beiden Jahren ihre Deutschen Meisterschaften hier austragen) um 11 Uhr ist, wie so gerne bei Stadtmarathons, an freies Laufen zunächst nicht zu denken. Zudem starte ich auch im zahlenmäßig stärkeren zweiten von drei Blöcken zehn Minuten später (Zielzeiten: HM 2:00 und M 4:15). Meine ersten beiden km-Zeiten liegen deutlich über sechs Minuten. Na ja, das Delta zu den gewünschten durchschnittlichen 5:40 min/km ist ja nicht groß. Anderthalb Minuten auf vierzig km aufzuholen, ist ein Klacks. Wen interessiert das schon? Mich. Der gestrige Glückskeks beim Chinesen meines Vertrauens hat es schon offenbart: „Sie lieben die Freiheit und werden rebellisch, wenn man Sie auf irgendeine Art einzuengen versucht.“ Richtig. Also fort mit Euch, vor und um mich laufendes Gesindel!

Auf dem Grünstreifen zwischen den 2 x 2 Spuren stehen jede Menge Fotografen, glücklicherweise finde auch ich ein Plätzchen, um die Meute unter den Startbannern einzufangen. Hinter der Unterführung biegen wir links ab und ich lausche dem Gespräch einer Läuferin mit dem 2:00-Zugläufer (für Halbmarathon, versteht sich!). Sven-Heiko Hennig macht heute einen lockeren Trainingslauf für seinen Saisonhöhepunkt, den Berliner Mauerweglauf über 100 Meilen. Dank Joes selbstlosem Einsatz 2011 bin ich im Bilde und kann ein wenig mit ihm fachsimpeln. Es ist eine sehr gute Idee, des menschenverachtenden „antifaschistischen Schutzwalls“ der glücklicherweise verblichenen DDR laufend zu gedenken.

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