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Laufberichte

Kleiner Grenzverkehr

 

Der zehnte Einstein Marathon, ein Jubiläum mit Rekordzahlen. Vor fünf Jahren ging ich hier schon einmal an den Start. Warum ich nicht öfters in dieser Stadt laufe, muss ich mich selbst fragen, zumal ich nur gut 100 Kilometer fahren muss. Aber 2014 wird hier das Zehnjährige gefeiert und der ASC Ulm/Neu-Ulm und die SUN Sportmanagement lassen es ordentlich krachen.

Ich bin ein Freud von Synergien. Am Tag vor dem Marathon findet noch in der Umgebung, genauer gesagt in Ichenhausen, das nur der einheimische Schwabe kennt, ein Ehemaligentreffen meiner Soldatenkameraden statt. Und ich glaube, da habe ich einige neue Leser gefunden. Besonders mein erster Kompaniechef Rudi Hartmann blieb der Mund offen, als ich erzählte, dass ich neben dem Marathonlaufen auch noch eine Kamera mitschleppe und einen Bericht verfasse.

Ein leckerer Schweinebraten ersetzt die Pastaparty. Da braucht man bloß unseren Mann mit dem Spitznamen „Ente cross“ fragen. Stimmt's Joe?

In der Donauhalle (im Osten von Ulm, Böfinger Straße) können bereits am Samstag die Unterlagen abgeholt werden. Eine gar nicht so kleine Laufmesse komplettiert das Angebot. Schon beim Abholen der Startunterlagen geht das Prozedere flugs vonstatten. Viele freundliche Helfer stehen parat und beantworten auch noch Fragen, wenn es sein muss. Für spezielle Auskünfte gehst du an den Info-Schalter. Wer noch Zeit und Muße hat, kann den inkludierten Pasta-Gutschein für eine Portion Spätzle nutzen, die am Münsterplatz, dem morgigen Ziel aller Läufe, ausgegeben werden.

Die Startunterlagen sind schnell empfangen. Der gelbe Chip kann gleich nebenan noch kontrolliert werden. Was ist denn morgen alles möglich? Nun, neben dem Marathon auf einer großen Schleife sind ein Halber (Laufen und Nordic Walking) sowie ein Fünf- und Zehn-Kilometer-Lauf möglich. Inliner und Handbiker gehen auf den Halbmarathon. Die Jugend- und Schülerläufe wurden bereits eine Woche vorher durchgeführt. Und da waren einige Tausend Kinder unterwegs. Mit unserem Lauftag sollen es in Summe rund 20000 Sportler werden.

 

„Bitte warten!“

 

Eine Anreise mit dem Auto würde ich nur dem empfehlen, der frühzeitig vor Ort ist. Ich komme zwar auch mit dem Auto, parke aber bereits einen halben Kilometer vor der Messe an einem Supermarkt, da sind nämlich noch Plätze frei. Die meisten Straßen jedoch schon dicht. Im Übrigen können die Teilnehmer die öffentlichen Verkehrsmittel unter Vorlage der Startnummer kostenlos benutzen. Und der Rücktransport vom Ziel ist ebenfalls gratis.

Nachmeldungen können nur am Samstag für die an der Messe startenden Läufe getätigt werden. Wer sich auf den letzten Drücker für den Marathon entscheidet, legt 45 EUR hin und erhält die üblichen Dinge für den Lauf, zusätzlich Medaille, Urkunde (im Internet oder gleich nach dem Zieleinlauf), Massage sowie Baumwollshirt. Die Zeitmessung führt Mika-Timing durch.

Im Vorraum der Halle sehe ich die Luftballons für die Pacer. Da sind mehr als zehn Zeitläufer auf dem Halbmarathon und Marathon eingesetzt. Ein paar Meter weiter steht die Augsburger Fraktion von Team Tomj. Ohne Bernie, denn der hat offenbar mehr am Trailrunning Gefallen gefunden. „Der ist nur noch da unterwegs. Was Flaches mag der nicht mehr!“ Die Kleidung kann in einige Lkws verladen werden. Die Rückgabe wird später im Umfeld des Ulmer Münsters unter Vorlage der Startnummer stattfinden.

Vor den Hallen der Messe sind die Startblöcke ausgeschildert. Mich zieht es jedoch schon an die Startlinie. Frühzeitig höre ich die bekannte Stimme von Artur Schmidt, die Leichtathletik-Koryphäe am Mikrophon. Es werden einige Sportler, unter anderen auch Handbiker, von ihm vorgestellt.

Doch dann kommt eine Neuigkeit. Ein Unfall auf der Donaubrücke, wo unser Kurs drüber geht. Zehn Minuten Verzögerung. Später wird der Countdown angekündigt. Dabei bleibt es, denn der Startchef kommt angelaufen und schüttelt den Kopf. Weiteres Warten.

Schließlich werden die Handbiker und Inliner mit einer gut 30minütigen Verspätung ins Rennen geschickt. Und wir werden bis zur Startlinie vorgelassen. Alles wartet auch das Kommando. Dann dürfen wir nochmals einige Minuten warten. Hunderte Männer erleichtern sich für ein kleines Geschäft an einer Hecke. Die Meute, die nicht muss, lacht.

 

„Endlich läuft es!“

 

Mit einer 37minütigen Verspätung lässt man uns mit einem Knall aus der Startpistole und unter Konfettiregen auf die Strecke.  Ich bleibe noch drei, vier Minuten an der Seite stehen, versuche noch den einen oder anderen Schnappschuss zu erhaschen und mache mich dann im Umfeld des 3.45er Pacers auch auf den Weg.

Gerade im Umfeld der Messe sind noch viele Zuschauer vorhanden, doch  schon nach wenigen Hundert Meter Laufstrecke sind wir auf der Thalfinger Uferstraße allein unterwegs.  Es ist nicht kalt, etwa 12, 13 Grad, aber keine Sonne, dafür Nebel satt. Aber windstill, gut für jene, die schnell laufen wollen. Schnell laufen wird man genau zur gleichen Zeit in unserer Bundeshauptstadt. Und da soll es in Rekordzeit ablaufen.

Kilometer eins, jeder kann nun frei laufen, lediglich bei den Pacern ist noch leichtes Gedränge zu sehen. In Obertalfingen, der ersten Ort auf der Uferstraße, kurz nach Kilometer drei stehen Anwohner an der Strecke und feiern den Marathon. Wahrscheinlich ist auf dieser Straße nur einmal im Jahr so viel Betrieb.

Am Ende der Ortschaft wechseln wir das Bundesland. Von Baden-Württemberg nach Bayern, du merkst das gar nicht. Kein Hinweisschild, nix. Und die Leute drüben wie herüben schwäbeln. Wenn die mal anfangen, dann verstehst du nix. Höchstens unser Bernie, oder der Greppi. Ja, ich weiß nicht, wie oft wir die Grenze hinüber und herüberwechseln. Schon früher wurde hier und woanders ein kleiner Grenzverkehr betrieben.

Dann sehen wir an einem Abzweig frische Ölflecken und Ölbindemittel auf der Straße liegen. Das dürfte der Unfallort sein, der uns die Verspätung bescherte. Zumindest gab es keine schweren Verletze, so die Info vor dem Start.

 

Pfuhl – Offenhausen

 

Kilometer acht. In der Ortsmitte Pfuhl unterhält die örtliche Feuerwehrkapelle das Läuferfeld. Die erste Darbietung. Und haltet Euch fest, über 30 Bands und Tanzgruppen werden links und rechts der Strecke stehen und ihre Leistung erbringen, so wie wir. So eine Dichte gibt es nirgends. Seit 60 Jahren gibt es den Klangkörper, der damals von einigen Feuerwehrmännern gegründet wurde. Rund 40 Aktive stehen heute hinter den Instrumenten. Und der Nachwuchs steht auch schon in den Startlöchern. Dirigent Rainer Trometer (ohne p) geht noch einen Schritt zurück für ein passendes Bild.

Ein paar Meter weiter steht  an einer Ecke ein Vater mit vier Kindern, sie warten auf Mami und Schnucki. Er hat sich heute der Kinderaufsicht verschrieben und die Mutter hat Auslauf. Beim Striebelhof, einem Gehöft, muss ich lachen. Denn einer ist für jeden Scheiß zu haben. Der Michael lacht, als ich ihn für den Spruch anspreche. Oder heißt der Georg, denn vorne auf dem Shirt steht Bierschorsch.

Kilometer 10, jetzt laufen wir direkt an der Donau. Links sind geschätzte 20, 30 von Kindern selbst bemalte Transparente zu sehen. „Mama, schneller, schneller“ oder „Papa, flitz“ ist zu lesen. Auf der gesperrten Augsburger Straße nähern wir uns der Innenstadt von Neu-Ulm. Die Gruppe Farmer Sally unterhält mit Cover Rock.

Am Augsburger Torplatz sind noch Reste der Bundesfestung Ulm zu sehen. Man muss nur wissen, wo man hinzuschauen hat. Die sogenannte Halbbastion 1 war Teil der Umwallung von Neu-Ulm. Sie wurde vor knapp 60 Jahren zum Zweck der Straßenverbreiterung bis auf wenige Reste abgebrochen. Die Staiger Guggabätscher spielen genau das, was ihr Name verspricht: schräg, schnell und rhythmisch, genau richtig für uns.  Die Gänstorbrücke führt uns nach Norden zurück ins Ländle. Ein kleiner Grenzverkehr ist das nicht mehr. Und jetzt steigt die Stimmung, nein, die brodelt.

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Informationen: Einstein-Marathon
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