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Laufberichte

Auf Trails nach Paris

27.03.11

Ein Trail in Paris, mit 80 km bei 1.500 m Höhenmetern und Ziel auf dem Eiffelturm? Das ist doch nicht möglich! Doch, es ist möglich und sogar problemlos. Wer jetzt noch denkt, dass das wohl ein leichter Trail sein muss täuscht sich schon wieder, denn wenn sich ein Lauf in Frankreich Trail nennt, „dann ist auch Trail drin“, wie es ein guter Bekannter aus meiner Heimat formulierte und ich es jetzt auch voll und ganz bestätigen kann.

Die Rahmendaten für den Trail - 82 km, etwa +1.500 m im Aufstieg und -1.500 m im Abstieg – klingen so anspruchsvoll noch nicht, da kann z.B. der K78 in Davos problemlos mithalten, richtig herausfordernd wird es erst durch ein enges Zeitlimit und lediglich drei Verpflegungsstellen. Was das für jemanden in meiner Leistungsklasse bedeutet, wird hoffentlich im weiteren Bericht deutlich.

Zum ersten Mal fand dieser Lauf vor drei Jahren (2008) statt. Die trailbegeisterten Franzosen aus Paris bastelten sich sozusagen eine passende Herausforderung „direkt vor ihrer Haustüre“ und vergaßen dabei auch nicht, genügend Schwierigkeiten hinein zu packen, damit es in französischem Sinn auch wirklich ein Trail ist! Bereits beim ersten Mal waren dann bereits sage und schreibe 900 Teilnehmer mit dabei. Zwei Jahre später kam dann noch ein kürzerer Trail dazu, der von Versailles aus über 50 km bis zum Eiffelturm führte und auf Anhieb 1.100 Teilnehmer lockte.

Dieses Jahr also fand der ecoTrail von Paris zum vierten Mal statt und die Teilnehmerzahlen erreichten knapp 1.900 bei der 80-km- und etwa 1.400 bei der 50-km- Strecke, eine beeindruckende Steigerung und ein großes Läuferfeld, das sich an diesem Samstag nach Paris hinein bis zum Eiffelturm bewegte.

Aus Stuttgart reisten wir zu fünft an und stellten damit bereits 20% der deutschen Teilnehmer, aus der Schweiz waren es vier und unser Freund Bill gar war der einzige Teilnehmer aus Österreich. Das ist also ein Lauf, der im deutschsprachigen Raum unbekannt ist, es aber Wert ist, dass man ihn kennt. Nur durch Zufall sind wir auf ihn aufmerksam geworden und Berichte (auf deutsch) über den Lauf fanden wir nur ein paar wenige, die uns jedoch kaum geholfen haben, ihn einschätzen zu können.

Flugzeug oder Bahn? Da es von Stuttgart aus mit dem TGV eine sehr schnelle (3:40h) Verbindung nach Paris gibt, die auch noch preiswert ist (78 Euro hin und zurück) entschieden wir uns für die Bahn; Bill reiste aus Berlin mit dem Flugzeug an.

Die Startunterlagen holten wir am Freitag ab und obwohl es dabei einige Verwicklungen gab, und niemand von uns französisch sprach, konnten wir alles klären, war doch eine deutschsprachige Helferin anwesend.

Schaut man Paris aus der Vogelperspektive an, z.B. mit Google Maps, sieht man, dass sich südwestlich vom Kernbereich der Stadt ein Grünbereich, vorwiegend Wald, bis weit über Versailles hinaus nach Westen ausdehnt, kaum unterbrochen durch bewohntes Gebiet. Dort draußen ist der Start, den man mit der Eisenbahn (RER) problemlos erreicht. Das letzte Stück bis zum Startgelände in einer Freizeitanlage, wird man von Bussen des Veranstalters transportiert.

Da der Start erst um 12.30 Uhr war, ging am Samstagmorgen alles ganz gemütlich vonstatten. Ein erstes Frühstück in einem Kaffee in Paris, dann gegen 9.30 Uhr die Anreise zum Start. Dort gab es noch mal ein kostenloses Frühstück (Kuchen, Kaffee, Tee), man konnte die Trinkbehälter füllen und sich noch auf der großzügigen Wiese aufhalten, bevor man dann gegen 12.15 Uhr zum Briefing zum Start ging. Nun, verstanden haben wir gar nichts, war aber auch egal.

Auf der gesamten Strecke waren genau drei Verpflegungsstellen eingerichtet, zur Pflichtausrüstung – Notfalldecke, Handy, wasserdichte Jacke, Becher, Stirnlampe mit Ersatzbatterien, Pfeife, elastische Binde – gehörten daher auch Behälter für zumindest zwei Liter Wasser und auch Essen. All das musste man bei unangekündigten Kontrollen unterwegs stets vorzeigen können, wollte man keine Strafpunkte oder gar Disqualifikation riskieren.

Das Wetter war gut, die Tage vorher Sonnenschein und bis zu 20 Grad warm. Heute am Start war es leicht bewölkt, etwas kühler und so sollte es auch laut Wetterbericht bleiben. Das ließ auf trockenen Untergrund hoffen. Wir, Grace, Brigitte, Bill und Klaus, nein nicht Klaus Duwe – der wäre sehr gerne mitgelaufen, ist aber derzeit nicht in Form - sondern Klaus Neumann, standen also bestens ausgerüstet am Start, der dann auch Punkt 12.30 Uhr erfolgte: „Dix, neuf, huit, sept, six, cinq, …“ und los ging es. Wir hatten uns, entgegen meiner sonstigen Gepflogenheit,  mehr im Mittelfeld eingeordnet und wurden trotzdem nicht zum Hindernis.

Die Freizeitanlage ist wohl vorwiegend für Reitsport vorgesehen, entsprechend waren auch die ersten paar hundert Meter. Es ging über eine holprige, löchrige (Huftritte) Wiese, die viel Aufmerksamkeit erforderte, wollte man nicht gleich zu Beginn den Fuß übertreten. Nach knapp 10 Minuten lief man dann auf ordentlichen Wegen.

Die drei Verpflegungsstellen teilten die 80 km in vier Abschnitte. Das Höhendiagramm zeigte, dass der erste Abschnitt auf den ersten 10 km recht eben verlief und auch danach bis zur Verpflegungsstelle bei Kilometer 22 nur wenige Anstiege aufwies. Mein Plan war daher, ganz entgegen meiner sonstigen Überzeugung, bis zur Verpflegung (V1) recht flott zu laufen, um für den zweiten Abschnitt einen Zeitpuffer zu haben, denn dieser zweite Abschnitt hatte es in sich.
Entsprechend „flott“ liefen wir auch los. Zwar musste man auf den ersten zwei Kilometern immer wieder mal an einer Engstelle kurz stehen bleiben, dann aber konnte man unbeschwert laufen. Bill hatte sich sofort nach vorne abgesetzt, Klaus begann verhalten, blieb die ersten Kilometer noch auf unserer Höhe, bevor er dann schneller wurde und Grace und Brigitte waren einen Tick langsamer als Angelika und ich.

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Informationen: Eco-Trail de Paris
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