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Laufberichte

Man lernt nie aus ...

11.09.11

...  und viele gelaufene Marathons schützen nicht vor Fehlern. Am Sonntag in Niedernhall bin ich meinen 191. Marathon/Ultra gelaufen und habe eine Lektion bekommen, auf die ich gerne verzichtet hätte. Einen Teil der Schuld muss ich dem Veranstalter geben, obwohl der eigentlich ohne Fehl und Tadel ist. Aber von Anfang an.

1993 fand in Niedernhall der erste Marathon statt, dann bis 1999 im 2-Jahres-Rhythmus und danach jährlich. Insgesamt war das also dieses Jahr der 16. ebm-Marathon. Vor 11 Jahren (2000) bin ich hier meinen ersten Marathon gelaufen, bin dem Lauf daher immer verbunden geblieben und war dieses Jahr zum 8. Mal dabei. Waren es 1993 noch 217 Finisher, kamen dieses Jahr deutlich über 3.000 ins Ziel, aber natürlich nicht beim Marathon, denn längst haben Halbmarathon und die 10km mit jeweils mehr als 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern den Marathon weit überflügelt. Auch bei den Kinderläufen, die es seit 2010 gibt, waren es dieses Jahr mit 174 Finishern mehr als beim Marathon (152).

Überhaupt ist der ebm mehr als eine Laufveranstaltung, auch Rollis und Inliner gehören schon viele Jahre zur Veranstaltung. Und das Schönste dabei: die Organisatoren bringen es mit klug aufeinander folgenden Startzeiten tatsächlich fertig, alle acht Veranstaltungen reibungslos abzuwickeln und zwar so, dass man auf der Strecke und auch beim Zieleinlauf immer mitten drin und trotzdem ungestört ist. Die Krönung ist, zumindest für die Zuschauer, dass alle sportlichen Events eingebettet sind in ein wahres Volksfest im Start- und Zielbereich: Bierzelt, Verkaufsstände, Laufparcour für Kinder, eine Kletterherausforderung, Radio und Fernsehen ist da, ein perfekter Moderator – kurz ein Fest für alle, perfekt organisiert.

Und dann so ein Lapsus! Wer mich kennt, weiß, dass ich langsamer geworden bin, dass das Zeitlimit für mich ein Wort geworden ist, das mich interessiert. Aber doch nicht beim Marathon! Fünf Stunden unterbiete ich da immer noch locker und wenn man mich hetzt, werden es auch mal 4:30h. Trotzdem schaute ich routinemäßig in das Programmheft und sehe da „Zeitlimits: 5:30h (3:00 h beim Durchlauf 27 km)“. Na so was: bis km 27 drei Stunden und für die restlichen 15 km 2,5 Stunden! Wer hat sich denn den Unfug ausgedacht. Nun ja, dann muss ich eben die ersten 27 km flotter laufen (6:40 min/km) und den Rest gemütlicher – kein Problem, wären da nicht die vorausgesagten hohen Temperaturen.

Wer in Niedernhall frühzeitig ankommt, bekommt einen guten Parkplatz, ansonsten muss man weiter weg parken und ein paar hundert Meter gehen. Um 7 Uhr waren wir – Angelika und ich – in Niedernhall, bekamen einen guten Parkplatz, konnten die Startunterlagen in aller Ruhe holen, trafen natürlich ein paar Bekannte, machten uns lauffertig, schlenderten über die noch leere Festwiese und standen dann rechtzeitig im Startfeld.

Punkt 8.30 Uhr ging es los, ich mit der Spitze vorneweg, um ein paar Bilder machen zu können, aber bereits nach wenigen hundert Metern ereilte mich das Schicksal, das mich bei allen kleinen Marathon-feldern ereilt – ich war Letzter. Das elende Fotografieren hält mordsmäßig auf, bei jedem Bild laufen Dutzende an einem vorbei.

Ich war aber gut drauf und mit etwas schnellerem Schritt hatte ich ein paar hinter mir gelassen und traf auf Bert und Jean, die heute etwa dieselbe Zeit wie ich angepeilt hatten: 4:45..4:50h. Bert lief seinen 2. Marathon und Jean seinen ersten und beide waren vernünftig genug, das Durchkommen als das Wichtigste anzusehen und nicht die Zeit. Wir unterhielten uns ein wenig, ich machte meine Bilder, sprintete jeweils wieder zu den Beiden vor und fühlte mich gut.
Bisher liefen wir auf der für den Verkehr gesperrten Landstraße 1045 Richtung Westen und auf der würde es bis zur Wende in Sindringen weiter gehen, Orientierungsprobleme hatte man also keine. Stets sah ich weit voraus das Feld und obendrein gab immer wieder ein großer Pfeil auf dem Asphalt die Richtung vor – gut gemacht!

Die Straße führt durch das liebliche Kochertal, mitten durch grüne Landschaft, vorbei an Weinbergen und durch vier Ortschaften, in denen die Läuferschar jeweils zahlreich und begeistert empfangen wurde. Nach knapp drei Kilometern kam mit Weißbach die erste Ortschaft und auch die erste Verpflegungsstelle, an der uns eine Trommlergruppe Beine machte. Die angekündigte Hitze war bereits zu erahnen, die Sonne schien ganz ordentlich, also nahm ich bereits hier einen Becher Wasser und lief dann zügig weiter, hinaus aus dem Ort Richtung Forchtenberg. Da – rechts am Straßenrand zwei vom Roten Kreuz. Sie hatten noch nichts zu tun, noch hatten wir erst etwa 25 Grad und die Sonne wurde sogar ab und an durch Wolken abgedeckt. Aber sicher ist sicher und den ebm kenne ich als Lauf, bei dem alle paar Kilometer eine Station mit Rot Kreuz Helfern kommt – gut zu wissen.

Kurz vor km 5 passierten wir die Wende der 10-km-Läufer, die um 8:55 Uhr auf die Strecke geschickt wurden. Ein Blick zurück, nein die waren noch nicht in Sicht. An der Verpflegungsstation kurz danach war wieder eine Trommlergruppe, machte auch mir als Vorletztem noch Beine, so dass ich beinahe vergaß, zu trinken. Frohgemut lief ich weiter. Das mit der Sonne würde schon werden.

Etwa einen Kilometer vor der dritten Ortschaft, Ernsbach, kamen uns die beiden „Schotten“ entgegen, mit Dudelsack und Trommel. Sie hatten schon zum Start gespielt und waren offensichtlich mit dem Auto hierher gefahren worden – schön, ein wenig Abwechslung tat gut, war ich doch bereits knapp 9 km unterwegs, die Sonne hatte mich inzwischen ein wenig bedenklich gestimmt und solch eine musikalische Aufmunterung tat gut.

Und dann waren wir schon in Ernsbach. Hier war die dritte Verpflegungsstelle, gleichzeitig der Umkehrpunkt für die Halbmarathonis, die um 9.10 Uhr gestartet waren. Sie würden rechts wieder Richtung Niedernhall laufen, während wir Marathonis nach links gelenkt wurden. Ich lief durch das Spalier der Cheerleader-Mädchen, die auch für mich Einzelläufer ganz hinten noch mal alles gaben, so dass ich beflügelt auf das letzte Teilstück einschwenkte, das nur uns Marathonis vorbehalten war, drei Kilometer hin bis Sindringen, drei zurück. Bereits nach wenigen hundert Metern kam mir einer der Schnellen entgegen, noch einer und noch weitere und dann kamen sie  in ganzen Scharen. Alle hatten die sechs Kilometer bereits hinter sich.

Ich fühlte mich noch gut, einer oder zwei waren noch hinter mir und eine Läuferin überholte ich gar. Aber es war heiß geworden, sicher bereits 27 Grad in der Sonne und Schatten gab es keinen. Es war erst 9.45 Uhr und würde also noch wärmer werden. Hoffentlich ging das gut, denn ein Hitzeläufer war ich noch nie. Wenn nur die blöde Durchgangszeit bei km 27 nicht gewesen wäre, ich hätte spätestens hier mein Tempo gedrosselt. Noch aber musste ich 6:40 min/km halten, machte einige Bilder von den Entgegenkommenden, hastete hinter Angelika her, erreichte dann die Wende (ca. km 12,2) und lief zurück. Tatsächlich, noch vier lagen hinter mir und auch ein übermütiger Halbmarathoni kam mir entgegen, der wohl absichtlich „vom Weg abgekommen war“ und die Marathonstrecke lief.

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Informationen: ebm-papst Marathon
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