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Laufberichte

Der ungeliebte Lauf

25.07.09
Autor: Klaus Duwe

oder: Vorurteile sind nur hinderlich

„Dass wir trotz der Wirtschafts- und Finanzkrise sowie des damit einhergehenden Rückganges bei den Logiernächtezahlen eine derart erfreuliche Teilnehmerzahl haben, zeigt, dass der Swissalpine Marathon etwas Besonderes, Einzigartiges ist“, sagt OK-Präsident Andrea Tuffli. 4500 haben sich angemeldet, davon alleine für den K 78 fast 1.100. Das Medieninteresse ist so groß wie nie. 4 TV-Teams und über 30 Reporter und Fotographen von Radiostationen, Tageszeitungen, Print- und online-Magazinen sind akkreditiert.

Auch bei den laufenden Reportern von m4y steht der swissalpine traditionell hoch im Kurs. Daniel Steiner und Klaus Klein treten nach ihrem letztjährigen Debüt erneut beim K 78 an und auch für Anton Lautner kommt nichts anderes in Frage, als die Langdistanz.  Keiner macht mir den Auftrag streitig, endlich einmal auch über den K 42 zu berichten. 

Hans „Schneggi“ Drexler, der sich letztes Jahr das Finish mit Haken und Ösen erkämpfte, fällt im Traum nicht ein, es sich auf dem K 42 bequem zu machen. „K 78 oder nichts“, sagt er kurz und bündig. Der gleichen Meinung ist Eberhard. Durch Läuferstau am Zeitlimit in Filisur gescheitert, urlaubt diesmal statt in Davos in der Bretagne. Nur weil ich lange verletzt war und man mich deshalb zurzeit noch mehr an statt auf der Strecke sieht, verzeiht man mir den K 42. „Aber nächstes Jahr bist du wieder dabei“, meint Joachim. Der swissalpine ist der K 78. Alle anderen Wettbewerbe stehen in seinem Schatten.

Dabei ist der K 42 keineswegs auf die leichte Schulter zu nehmen. Mit +1860 und -1710 Höhenmetern zählt er zu den härtesten Bergmarathons überhaupt. Vor allem durch das extreme Abwärtslaufen (Stichwort Scalettapass) unterscheidet er sich wesentlich zum Beispiel vom Jungfrau- oder Zermatt-Marathon. 

Ich nehme meine Aufgabe ernst, bin zum Akklimatisieren und Einlaufen wie immer auf der Schatzalp und lasse mich vom aufmerksamen Personal und vor allem vom ausgezeichneten Koch verwöhnen. Dass Pius App, einer der Besitzer des Berghotels, selbst ein verrückter Alpine und jedes Jahr aktiv dabei ist, spürt man sofort. Speiseplan und Frühstückbüffet sind auf die vielen Läuferinnen und Läufer unter den Gästen ausgerichtet. Auf einer großen Infotafel gibt es Streckenpläne, Wetterberichte und letzte Meldungen. Das Frühstück gibt es am Renntag schon um 5.00 Uhr, die erste Bahn fährt um 6.00 Uhr. Es ist also alles gerichtet.

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Jonas Buud aus Schweden, der den K 78 die letzten beide Male gewonnen hat, bringt dieses Jahr seine attraktive Landsfrau Lena Gavelin mit. Außer dass sie den Schwedischen Marathonrekord (2:30:39) hält, ist von ihr nicht viel bekannt. Das kann man von Lizzy Hawker nicht sagen. Allerdings ist die erfolggewohnte Britin zuletzt etwas von ihrer Erfolgsspur abgekommen. Auch diesmal geht sie mit einer angebrochenen Rippe ins Rennen und strahlt nicht gerade Zuversicht aus. Strahlend wie immer dagegen Jasmin Nunige, die zweifache K78-Siegerin. Die Davoserin ist gut vorbereitet und will an die Erfolge von 2005 und 2008 anknüpfen.

Meine Entscheidung für den K 42 hat den Vorteil, dass ich das K78-Rennen bis Bergün (km 39,2) aus dem Pressebus verfolgen kann. Ich lerne aber auch überzeugte K42-Läufer kennen, die meine vorgefasste (negative) Meinung schon im Vorfeld ins Wanken bringen. Christian Biland ist so einer. Als „gelernter“ Orientierungsläufer (war sogar einmal im Schweizer Nationalteam) liebt der 50jährige die Pfade abseits von Wegen und Straßen. Und dem entspricht der K42 mehr als der K78.

Die Distanz ist dabei nicht sein Problem. Letztes Jahr war er beim Grand Raid auf Reunion. „Allerdings bin ich am Rucksack gescheitert, darauf hatte ich mich nicht ausreichend vorbereitet“, fügt er gleich hinzu. Geschafft hat die „Diagonale der Verrückten“ aber sein Sohn Jonas, der sich trotz seiner erst 20 Lebensjahre ganz den Lang- und Ultrastrecken verschrieben und dabei die Philosophie seines Vaters übernommen hat. Dieses Jahr startet er noch beim Ultratrail du Montblanc. Das wäre auch was für Christian Biland. Allerdings lässt ihm sein Beruf oft nur an den Wochenenden Zeit für’s Laufen. Das ist zu wenig Vorbereitung auf einen solchen Lauf.  Christian ist Geschäftsleiter der Migros in der Ostschweiz, dem neuen Hauptsponsor des swissalpine. So ein Zufall.

Das Achterbahnwetter dieses Sommers hat gerade wieder einen Tiefpunkt erreicht. Vor einer Woche hat es geschneit und der Lauf wäre über die Keschhütte nicht möglich gewesen. Dann kam die Hitze, der Schnee schmolz weg, und gestern folgte ein kräftiges Gewitter mit einem Temperatursturz  um 10 Grad und Schauerneigung. „Alles andere als Schnee und Hitze ist mir egal“, sagt einer und trifft den Punkt.

Start K78/C42/C31 Davos


 
 

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