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Laufberichte

Bilder und Geschichten

12.06.10
Autor: Klaus Duwe

Die Magie des Bieler 100km-Laufs macht auch nicht vor den m4y-Läufern halt:  Gleich 5 Läufer sind am Start, drei von ihnen versuchen sich zum ersten Mal an dieser Distanz: Daniel, Wolfgang und Markus. Joe hatte sein 100 km-Debüt letztes Jahr in Biel, Anton in Ulm. Inzwischen sind ausführliche Berichte online. 

Über die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommt aus Deutschland. In Biel trifft man Leute, die sieht man sonst das ganze Jahr nicht, oder fast jedes Wochenende. Klaus Neumann zum Beispiel, er läuft heute seinen 600. Marathon/Ultra. Letztes Jahr hat er inklusive der Etappen des Transeuropa-Laufes über 100 (!!) Ultras absolviert. Irgendwann hat er beim Deutschlandlauf Karlheinz Kobus kennen gelernt, den m4y-Hero 2009. Seither sind sie Freunde. Karlheinz ist selbstverständlich auch am Start. Der Bieler 100er ist „sein“ Lauf. Als 16jähriger ist er zum ersten Mal dabei – heute um 28. Mal, ununterbrochen. 

Comeback nach 27 Jahren

 

Und dann ist da Jacqueline Keller, 48 Jahre alt, zum dritten Mal am Start. Eine von vielen? Lest weiter. Als 11jährige erlebt sie mit,  wie ihr Vater ohne besonderes Training in Biel die 100 km läuft (11:53), dann van Aakens Bücher kauft,  Spiridon abonniert und es Dank der Tipps und besserer Vorbereitung auf unter 8 Stunden schafft. Das färbt auf die Kinder ab. Jacqueline ist gerne draußen in der Natur, macht den in der Schweiz sehr populären Orientierungslauf und im Winter Langlauf. Talent, Fleiß und vor allem Spaß verhelfen der Juniorin zu ganz ansehnlichen Erfolgen.

Sie ist eine „Verrückte“, die alles probieren muss, allerdings nie gefordert oder gefördert wird. Als sie als Zuschauerin den Ironman in Zürich erlebt, will sie das auch. Mit geliehenem  Fahrrad und Badeanzug ist schon ein Jahr später 1984 dabei, wird Zweite (11:43) und qualifiziert sich für die Triathlon -EM! 1986 wird sie beim 90km-Vasa-Lauf beste Schweizerin. Und zwischendurch hat sie als 21jährige ihr 100km-Debüt, natürlich in Biel (1983 – 10:36).

Drei  Wochen nach ihrem ersten Ironman findet in Davos zum ersten Mal der Swiss Apline Marathon statt. Das geht nicht ohne die Jackie. Sie rennt auf den fünften Platz.

Auch in Deutschland hinterlässt sie ihre Spuren. Dreimal gewinnt sie den Schwarzwaldmarathon, ihre Siegerzeit von 1987 (2:55) ist noch heute ihre persönliche Bestzeit. Ganz toll findet Jacqueline Keller und ihre Familie, dass man in Bräunlingen mitten im Ort Siegerinnen und Sieger auf einem Gedenkstein ehrt.

Apropos Familie. Seit 1987 ist Jaqueline verheiratet,  hat Sohn und Tochter. Elf Monate nach der Geburt von Stefanie läuft sie 1990 den Swiss Alpine in 6:58 (4. Rang) und bevor sie 1992 zum Sertiglauf startet, stillt sie in Filisur Sohn Samuel. 

1993 ist ihr vielleicht bestes Jahr. Sie gewinnt den Swiss Alpine, den Schilthorn-Lauf und den Emmental  50er. Beim Jungfrau Marathon wird sie hinter Birgit Lennartz und Vroni Steinmann Dritte.  Ein Jahr später tritt sie erneut in Biel an – als Favoritin. Und versagt, wie sie selber sagt. In Kirchberg gibt sie auf und der 100er ist kein Thema mehr.

Hauptthema ist der Swiss Alpine, den sie insgesamt 10mal finisht und dabei immer unter die ersten sechs kommt.  Aber die „Schmach“ von Biel nagt. Sie macht zwar einen Bogen um die 100 km, aber er wird im kleiner.  2004 und 05  läuft sie den Nachtmarathon (2. Und 3. Rang), 2008 mit Jürg Pleuler die 100km als Zweier-Staffel Sie + Er (2. Platz).

2010 läuft sie beim Weinstraßenmarathon mit 3:20 Stunden auf den sechsten Platz und fühlt sich gut. So gut, dass sie es noch einmal wissen will in Biel: „Jetzt,  oder nie mehr. Ich nähere mich dem 50. Geburtstag.“

Die mentale Vorbereitung scheint der „Comebackerin“ am wichtigsten zu sein. Sie nimmt sich den Streckenplan und markiert vier „Smile-Punkte“:  

Der erste ist Kirchberg, km 56. „Dahin kommst Du automatisch, Jackie.“

Den zweiten platziert sie an das Ende des Ho-Chi-Minh-Pfades. „Gut gemacht Jackie, kein Sturz.“

In Bibern macht sie den dritten Punkt. „Juhu, eine Steigung!“

Den vierten Punkt bekommt Pieterlen. „Wegen der vielen Schauergeschichten, die man von letzten 7 Kilometern hört.“

Der Plan mit den Smilies, das „Drehbuch“ für die 100 km, liegt fortan auf dem Nachttisch …

„Jeder Lauf kann, Biel muss sein“, ein Zitat aus einem der zahllosen Laufberichte, die Jaqueline verschlungen hat und ihr Drehbuch gehen ihr durch den Kopf, als sie an der Startlinie steht. „Ja!“, denkt sie und genießt die Atmosphäre und die tolle Stimmung.

Aber, Aarberg ist noch nicht erreicht, da bekommt sie Bauchschmerzen. Das darf doch nicht wahr sein. Sie hat nichts Besonderes gegessen oder getrunken, alles wie immer. Schluss ist mit Genuss, Kampf ist angesagt. Viel zu früh. „Sterbenselend ist mir“,  sagt sie ihren Begleitern und verabschiedet sich bei km 34 in die Büsche. „Erleichtert“ nimmt sie wenig später die Verfolgung auf, schüttet Cola und Wasser in sich hinein und verspürt Besserung. Kirchberg wird fast planmäßig erreicht.

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Informationen: Bieler Lauftage
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