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Laufberichte

Phönix oder Basilisk?

12.09.10

Die Rivalität zwischen Basel und Zürich hat Tradition. Einen Höhepunkt erreicht sie jeweils an der Basler Fasnacht, welche sicher zu den stil- und gehaltsvollsten dieser Anlässe zählt.

Was man den Zürchern voraus hat, wird ihnen bei dieser Gelegenheit gerne in humoristischer, süffisanter Art unter die Nase gerieben. Letztere hatten aber die Zürcher in Sachen Stadtmarathon vorne und nennen seit einigen Jahren eine solche Veranstaltung ihr Eigen. Die Basler können mit der Tatsache kontern, dass sie dafür auf eine Marathontradition zurückblicken können. Die Marathontage im Herbst fanden mehr als dreißig Mal im Naherholungsgebiet Lange Erlen statt und erfreuten sich besonders bei regelmäßigen Marathonläufern großer Beliebtheit.  Aber zu einer Stadt, welche etwas auf sich hält, gehört ein Marathon. Nicht an der Peripherie, sondern mitten im Geschehen.

Vor fünf Jahren gab es tatsächlich einen solchen Versuch, der viele in der Regio Basiliensis dazu motivierte, sich einmal auf diese Distanz zu wagen. Auch ich war damals als Greenhorn dabei und lief meinen vierten Marathon. Ein Jahr später startete ich bei der zweiten Austragung des Basel City Marathons zu meinem fünften insgesamt und konnte bald darauf - mit einer einstelligen Anzahl Marathons auf dem Konto – damit prahlen, dass ich in Basel alle Stadtmarathons gelaufen sei. Im Ziel war bei mir die Luft zwar auch draußen, erholt habe ich mich aber schnell. Ganz im Gegensatz zum Veranstalter, der keinen langen Atem hatte und wegen ungedeckter Forderungen der Stadt für Sicherheitsleistungen die Segel streichen musste.

Vor dem Hintergrund dieses Scheiterns fand ich es vom Laufportverein Basel mutig, sich nach dem erfolgreichen Organisieren der Marathontage und anderer traditioneller Läufe in der Region daran zu wagen, nicht einfach an Bewährtem festzuhalten, sondern den Marathon in die Stadt zu verlegen. Rein läuferisch und organisatorisch hätte der Manor Run to the Beat Basel bereits im vergangenen Jahr stattfinden können. Damit er auf breiter Basis auch finanziell abgestützt ist und keine Eintagsfliege bleibt, hat man sich aber entschieden, die Premiere erst in diesem Jahr über die Bühne gehen zu lassen. Da der LSVB in diesem Jahr sein 50-Jahr-Jubiläum feiert, passt das auch gerade.

Es ist also kein Phoenix, der da aus der Asche emporsteigt. Aber was ist dieses Ding mit dem eigenartigen Namen dann?

Dr. Costas Karageorghis, Leiter der Forschungsgruppe „Music in Sports“ an der Brunel Universität in London ist überzeugt, dass richtig eingesetzte Musik die Leistung eines Läufers bis zu 15% steigern kann. Beim Run tot he Beat London wurde diese Überzeugung erstmals gezielt propagiert und die Läufer bei der Umsetzung unterstützt. Das Konzept sieht vor und wünscht, dass alle Laufenden ihre eigene, dem Laufstil angepasste Playlist zusammenstellen und während dem Lauf diese auf ihrem MP3-Player hören. Dazu wird im Vorfeld auch ein Run to the Beat-Album mit gezielt ausgewählten Titeln angeboten.

Dem Konzept zum Trotz reise ich ohne MP3-Player nach Basel. Wenn ich bisher noch nie mit verstöpselten Ohren Marathon gelaufen und noch immer ins Ziel gekommen bin, dann sehe ich auch heute keine Notwendigkeit es zu tun. Zudem gibt es entlang der Strecke Hotspots und Musicspots, an welchen ich eins auf die Ohren bekommen werde. Und solche musikalischen Auflockerungen, besonders wenn sie nicht Konserve sind, nehme ich immer gerne entgegen.

 

Vor dem Start

 

 

Damit ich nicht allzu früh aufstehen muss, reise ich mit dem Auto auf kürzestem Weg über deutsches Gebiet an, parke bei meinen Eltern, wo ich das Privileg einer Privatgarderobe habe, und fahre kostenlos mit dem Tram nach St. Jakob. Die Fahrt auf dem Netz des Tarifverbunds Nordwestschweiz ist im Startpaket inbegriffen.

St. Jakob, das Epizentrum der Basler Sportszene, ist nicht nur Ausgangspunkt für den Marathon und den Halben, sondern am Sonntagmorgen auch Ort der Startnummernausgabe für Tagesgäste und Nachmelder, die nicht schon am Vortag in der Stadt dies mit einem Besuch der Marathonmesse verbunden haben. In der Sporthalle, wo sich Ende Oktober die Jäger der Filzbälle beim Swiss Indoors wieder ihr Stelldichein geben werden, steht genügend Platz dafür zur Verfügung. Auch das sonst übliche Gedränge bei den Toiletten fehlt. Auf der Rückseite des Gebäudes stehen große Lastwagenanhänger, in welche das Gepäck für den Transport zum Ziel gelegt werden kann.

Eine Viertelstunde vor der Startzeit bin ich im Startbereich zwischen der Sporthalle und dem St. Jakob-Park, der Heimstätte des FC Basel. Wenn der im Rahmen der Champions League Ende September die Bayern empfängt, wird an dieser Stätte ganz anderer Trubel herrschen. Kein Gedränge, kein Grölen, einzig ein paar flotte Takte aus der Musikanlage sind jetzt auszumachen.  Mir ist das recht so.

Auch ohne Startblöcke gibt es vor der Startlinie keinen Kampf um bessere Positionen, was ich als sehr angenehm empfinde. Sicherlich gibt es bei gut 600 Startenden auch nicht sonderlich Anlass dazu. Auch die räumliche Großzügigkeit bei Starnummernausgabe, Garderobe und Toiletten haben eine gute Grundlage für diese entspannte Ruhe geschaffen. Ganz verbissene Kämpfer wurden schon in der Ausschreibung darauf hingewiesen, dass Basel keinen Bestzeitenkurs anbietet, und sind vielleicht ferngeblieben.

 
 

Informationen: Basel Marathon
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