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Laufberichte

Premiere geglückt

28.08.05

Gigantischer personeller Einsatz

 

Endlich findet er statt, der Marathon zu dem ich schon vor drei Jahren angereist war.  Wie das sein kann? Ende Oktober 2003 hatte ich mir, noch neu und unerfahren, den Marathon innerhalb der Basler Lauftage als ersten Stadtmarathon meiner noch jungen Läuferkarriere ausgeguckt. Umso erstaunter war ich, als es dann im Basler Ortsteil Riehen 4 Runden entlang einer Straßenbahnlinie und im Wald zu absolvieren galt. Wie sagt mein Laufreund Klaus Neumann: „Wer die Ausschreibung lesen kann,  ist klar im Vorteil“.

 

Auch im Ziel war das Erstaunen groß, gab es doch keine Medaillen, sondern für alle Teilnehmer einen Pokal.  Mein Eindruck sonst damals? Ich fasste es 2 Tage und 3 Marathons später der Reporterin der Irish Times gegenüber so zusammen:  „There were more dogs and ducks on the road than spectators“ - es waren mehr Enten und Hunde an der Straße als Zuschauer .

 

Sammler wissen es: auch dieses Jahr gibt es Ende Oktober wieder die Möglichkeit, 3 Marathons in 3 Tagen und in 3 Länder zu laufen: Samstag Basel, Sonntag Frankfurt, Montag Dublin.

 

Inspiriert durch den Köln Marathon 2002  gründeten Patrick Brüderlin und Daniel Faller  den Verein Basel City Marathon. Daniel Faller wurde OK-Präsident, gab seinen Job auf und stürzte sich hauptamtlich in das Abenteuer Marathon. Nun gibt es neben Zürich auch in Basel zwei Marathons. Soviel sei vorweg genommen, das Ergebnis kann sich sehen lassen.

 

Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks wird die Planung des Events betrieben. Einen ersten Eindruck erhält man mit der Zusendung des Informationsmagazins. Da bleibt keine Frage offen. Enttäuschend allerdings die Marathonmesse in Halle 3 des Basler Messegeländes, wo es die Startunterlagen gibt und wo man alternativ zum Barfüßlerplatz am Vorabend seine Pasta essen kann: die Zahl der Aussteller ist an einer Hand abzuzählen.

 

Mit der Startgebühr haben sich die Basler gleich im oberen Bereich positioniert. 65 € für die Voranmeldung, das hat nicht nur Läufer aus Deutschland arg erschreckt.  Trotzdem: 2.700 Läufer und Läuferinnen haben sich angemeldet.  Alleine 1.000 davon kommen von der Basler Laufbewegung, die ein 14monatiges Trainingsprogramm mit 17 Gruppen und 45 Trainern zur Vorbereitung angeboten hat.

 

Gigantisch auch der personelle Einsatz: 1014 Helfer, 100 Verkehrskadetten und Funker, 60 Helfer Sanitätsdienst, 308 Streckenposten und 287 Verpflegungspostenhelfer listet der Marathonüberblick auf. Um 8 Uhr, zwei Stunden vor der angesetzten Startzeit, herrscht noch Ruhe im Startbereich unterhalb des Messeturmes, dem höchsten Gebäude der Schweiz. Erst nach und nach trudeln die Läufer ein, die meisten von ihnen nutzen das gut ausgebaute Straßenbahnnetz.

 

Die „Devisen“ werden in bereitstehende Transporter verladen, denn das Ziel befindet sich rund 4 km weg vom Messezentrum in St. Jakob, direkt neben dem Stadion des FC Basel. Jeweils 2 Pacemaker für Zeiten von 3.00 bis 5.00 Stunden stehen zu Verfügung.

 

Pünktlich um 10 werden 2.200 Läuferinnen und Läufer sowie die Schulstaffeln auf den Weg geschickt. Nach wochenlangem schlechtem Wetter kündigt sich ein hochsommerlicher Tag an. Zunächst geht es Richtung Rhein und den Marktplatz. Schön geschmückt die Rheinbrücke, unerwartet viele Zuschauer rechts und links. Die Laufstrecke ist kilometerweit abgesperrt mit insgesamt 27 km Absperrband. Die eine oder andere Steigung ist schon drin, aber problemlos zu bewältigen.

 

Ich treffe Jürgen Roscher. Er läuft heute seinen 401. Marathon und seine 100. Marathonpremiere. Über was die Leute alles Statistik führen? Ungewohnte  Töne an der Strecke: alle paar Kilometer haben sich DJ`s aus den Basler Clubs niedergelassen und präsentieren ihr Können. Einige von ihnen laufen auch mit der Platte in der Hand von Station zur Station. Mal was anderes, mir gefällt es.

 

Die Verpflegungsstationen werden 200 m vorher schon angekündigt. Hier fehlt es an nichts. Sie sind großzügig angelegt und ausgestattet, Wasser, Bananen, Sponsor iso, Sponsor Riegel, Gel, Farmerstengel, später Pepsi Cola und Red Bull, im Ziel Big Apple und Nendanz. An 9 von 13 Verpflegungsstationen sind Sprühnebelanlagen installiert und Dixie-WC`s aufgestellt.  Ver- und Entsorgung ist also optimal gewährleistet.

 

Erste kurze Pendelstrecke bei km 6 in Allschwill. Gute Stimmung an der Strecke, schön zu laufen. Fast ist man schon in Frankreich. Entlang der Grenze geht es bis km 11, danach wieder auf den Rhein zu und zurück auf die andere Seite des Flusses. Auf der Dreirosenbrücke treffe ich auf Steffi. Sie läuft ihren ersten Marathon und hat erst vor acht Wochen mit dem Training angefangen. Sie ist noch gut drauf. Das folgende Industriegebiet kommt mir bekannt vor. Klar, das sieht man von oben, wenn man sich auf der Autobahn Basel nähert.

 

Unter Brücken geht es hindurch Richtung Riehen. Die Stecke kenn ich schon, das ist der Kurs der Basler Lauftage. Eine junge Syrerin macht ihren sonntäglichen Longjog und begleitet mich einige Kilometer, bevor sie in Pfaffenloh Richtung Zuhause abbiegt. Kurz darauf treffe ich auf Sonja aus Zürich. Heute ist sie mit Sonja hier aus Basel unterwegs. Ich habe heute viel Abwechslung.

 

Dann kommt auch schon die Zeitnahme des Halbmarathons. Die Strecke verlief die letzten 3 km schön im Schatten des Waldes, kurz vor dem Zoll nach Deutschland biegen wir ab und kommen ins Hafengebiet. Hier im scheint die pralle Sonne auf uns herab, Zuschauer haben sich kaum hierher verirrt. Panalpina feiert in der Containerburg Marathonfest. Es riecht nach Gegrilltem und frisch gezapftem Bier.

 

Dann geht es den Rhein entlang, zunächst noch im Hafen, dann im Stadtgebiet. Der Strom kühlt die Luft. Ich genieße die schönen Ausblicke auf die Altstadt. Immer wieder applaudierende Zuschauer, neugierige Touristen und Hungrige und Durstige vor den vielen gemütlichen Lokalen - und wir laufen weiter.

 

Über die Wettsteinbrücke geht es noch einmal über den Rhein und in der St. Alban Vorstadt auf der anderen Rheinseite entlang. Idyllische Hinterhöfe und malerische Gässchen gibt es rechts zu sehen. Es könnte alles so schön sein. Doch dann, ausgerechnet da, wo es beim Marathon oftmals weh tut, ändert sich das Umfeld. Das trostlose Industriegebiet vor Muttenz steht auf dem Programm. Und die entgegenkommenden Läufer auf der Pendelstrecke signalisieren: hier muss man noch mal vorbei. Ein kleiner Wermutstropfen auf einer ansonsten schönen Marathonstrecke.  In Muttenz lernen wir dann noch einige Wohnsiedlungen kennen, bevor im Ortskern noch mal die Stimmung tobt.

 

Dann geht es auch schon auf die letzten Kilometer. Zuschauer säumen die Strecke links und rechts und bejubeln die ankommenden Läufer bis zum Schluss. Im großzügig angelegten Zielbereich bekommt man zunächst die wohlverdiente Medaille umgehängt, dann geht es zur Abholung des Finishershirts aus der Reebok-Kollektion. Es ist superoriginell gestaltet. 

 

Die Duschen im Sportpark lassen keine Wünsche offen. Die Beine der Läufer werden bei der Massage gleich von paarweise agierenden  Masseuren wieder auf Vordermann gebracht.

 

Fazit: Fast perfekte Premiere,  nächstes Jahr soll ein Halbmarathon dazukommen. Dann rechnet man mit insgesamt 7.000 Teilnehmern.  

 

Informationen: Basel City Marathon
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