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Laufberichte

Picknick im Paradies und andere Geschichten

14.02.10
Autor: Klaus Duwe

Wenn ich schon mal auf den Bahamas bin, laufe ich natürlich nicht nur Marathon.

Bahamas, kurz und bündig 

Am 12. Oktober 1492 erreichte Christoph Kolumbus eine Inselgruppe, von der er nicht wusste, dass sie einem bis dahin unentdecktem Kontinent (Amerika) vorgelagert war. Er nannte sie Baja Mar, flaches Meer. Später wurde daraus Bahamas.

700 Inseln umfasst die Inselgruppe, 300.000 Menschen bevölkern 30 Inseln, 2/3 davon alleine New Providence, eine der kleinsten Inseln mit der Hauptstadt Nassau. Obwohl die Inseln im Atlantik liegen, zählt man sie zur Karibik.

Nassau wurde Jahr 1656 von britischen Siedlern gegründet hieß zunächst Charlestown. Die Stadt und die Inseln allgemein waren ein beliebtes Versteck von Piraten und wurde 1684 von einer spanisch-französischen Flotte zerstört und wieder aufgebaut. 1689 erhielt sie zu Ehren des niederländisch-britischen Königs Wilhelm III., der dem Hause Oranien-Nassau angehört, ihren heutigen Namen. Seit 1973 sind die Bahamas unabhängig. Am Parlamentsgebäude in Nassau werden neben der Uhr die Jahre der Unabhängigkeit (zurzeit 36) angezeigt.

Die Bevölkerung lebt hauptsächlich vom Tourismus. Außer Holz, das für den Schiffsbau verwendet oder für die Papierindustrie in die USA verkauft wird, gibt es kaum Rohstoffe. Die Fischerei dient der Selbsternährung.  Und dann gibt es noch günstige Steuergesetze, die viele Unternehmen, Banken und Fonds veranlassen, sich auf den Bahamas niederzulassen.

Eine Eisenbahn gibt es auf den Bahamas keine. Das Flugzeug, Busse, Autos und vor allem Boote sind unentbehrliche Fortbewegungsmittel. Den öffentlichen Verkehr in Nassau bewältigen kleine Busse, die permanent auf bestimmten Routen pendeln. Solange ein Sitzplatz frei ist, halten die Busse bei Bedarf an den Bus Stops. Man steigt ein und macht sich bemerkbar, wenn man aussteigen will. Bezahlt (1,25 Dollar, US oder Bahamian) wird beim Fahrer beim Aussteigen.

Beim legendären Brendal auf Abaco

Wir verlassen New Providence und fliegen in 35 Minuten nach Abaco, einer wesentlich größeren Inselgruppe  nordöstlich der Hauptstadt gelegen,  aber mit nur 13.000 Einwohnern.  Marsh Habour ist der Hauptort, Hope Town ein weiteres Zentrum. Gegründet wurden die Städte von Loyalisten. So nannte man die Kolonialisten, die im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg treue Untertanen der Britischen Krone blieben und hierher fliehen mussten.

Brendal kennt nicht nur auf Abaco jedes Kind, in Taucherkreisen ist er bekannt  wie kaum ein anderer. Viele Fernsehstationen haben mit ihm gedreht und unzählige Promis bei ihm das Tauchen gelernt. Für seine Verdienste um den Tourismus wurde er mit Preisen überschüttet. Er holt uns höchst persönlich mit einem kleinen  Boot ab und bringt uns zu seinem Diving Center, wo ich eingekleidet werde. Schwimmflossen, kurzer Neopren, Taucherbrille, Schnorchel. 

Ich sehe solche Dinger zum ersten Mal aus der Nähe. Brendal bemerkt meine Unsicherheit und meint, ich solle alles mal in die Tasche tun. Er würde mir alles Weitere später erklären. Auf dem Boot warten schon acht Amis, Männer und Frauen, auf die Fahrt zum Green Turtle Riff. Freundlich werden wir begrüßt.

„I’m Klaus from Germany.“ „Ahh, Germany, great”. Um keine falschen Erwartungen zu wecken, kläre ich auf: „Sorry, my English is very bad - but a little bit better than my swimming.“  Damit ich unter den sportlichen Typen nicht ganz mit leeren Händen dastehe, erzähle ich, dass ich am Sonntag in Nassau den Marathon gelaufen bin. Ich glaube, mit nichts kann man einem Amerikaner mehr imponieren, als mit einem Marathon-Finish. Applaus. Ich bin dabei.

Auf der Fahrt zum Riff wird sich umgezogen. Ich schaue mir das schwarze Ding an und habe keinen Plan, wie ich da reinkomme. Also schaue ich, wie die anderen „einsteigen“. Klappt. Aber den Reißverschluss bekomme ich kaum zu. Und als er zu ist, bekomme ich kaum Luft.  Das wird lustig.

Brendal macht mir die Taucherbrille dicht und erklärt mir den Schnorchel. Außerdem empfiehlt er mir eine Schwimmweste. Ist die nicht nur für Schiffbrüchige? Ich soll sie zunächst mal anziehen, später könne ich immer noch ohne …

Die anderen sind schon unter Wasser oder am Schnorcheln. Für mich lässt Brendal einen Rettungsring zu Wasser.  Jetzt übertreibt er’s aber. Was soll ich damit? Den Kopf von oben reinhängen und das Atmen mit dem Schnorchel üben. Pfui Teufel, so klar das Wasser auch ist, schmecken tut es überhaupt nicht. Bitte habt Verständnis, dass ich von meinen ersten Schritten zum Diver keine Bilder einstelle.

Dann hab ich’s aber drauf, verzichte auf alle Hilfsmittel und hab den Kopf nur noch unter Wasser. Eine neue Welt zeigt sich mir. Eine Welt voller Farben und Leben, wie ich sie noch nie gesehen habe.  Irre Korallen, grellbunte Fische, Pflanzenblätter, die sich im Wasser wiegen und eine unendliche Stille.  Ich kann mich kaum trennen.

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