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Laufberichte

Bulle und Bär

16.07.11

Hier treffen wir auch Achim und Joe. Beim Zusammentreffen mit Bären gibt es drei überlebenswichtige Reaktionen:

1. Vertreiben: Vertreiben der Bären durch Schreien, lautes Klappern, klatschen, Schreien und wedeln mit den Armen.

2. Davonschlendern: Falls man die Teddys durch Geschrei irritiert hat, sofort die Gunst der Stunde nutzen: Nichts, wie auf und davon! Langsam entfernen im spitzen Winkel, den Bären immer im Visier.

Oder 3. Tote Maus spielen. Besteht er trotz allem auf einem Angriff, hechtet man unter einen Busch und stellt sich tot. Spürt man dennoch seine scharfen Zähne am Oberschenkel, weiß man wenigstens, dass man von einem Schwarzbär gefressen wird: Diese Bärenart sagt auch zu toter Beute nicht nein.

Nach dem Bärenfels geht es erst mal wieder bergab. Nach dem kurzen Abstieg führt der Weg nun zunächst über Forstwege. Schließlich biegt er auf schmalem Pfad in ein Tälchen ein. Dank der gut markierten Streckenführung und der Schilder mit den Bärentatzen findet man sehr gut den rechten Weg. Langsam fängt mein Magen an zu knurren, ich habe einen Bärenhunger und denke an Bären: Buttermilch-Zitrone-Bärchen, Erdbeer-Sahne Bärchen, Fruchtsaft Bären, Gummibärchen zuckerfrei, Rote-Grütze-Bären, Waldmeister-Bären. Haribo sollte Sponsor dieses Laufes sein.

Wir folgen dem Kerbtal, das sich zu einer kleinen, von einem Bach durchflossenen Schlucht öffnet. Bald erreichen wir den Waldrand und laufen weiter nach rechts entlang. Nun führt der Weg wieder in den Wald hinein und durchquert auf einem Pfad einen malerischen Erlenbruch. Nach gut der Hälfte der ersten Runde treffen wir erstmals wieder auf  Wiesen und freies Feld. Schon bald biegen wir abermals in einen Wald Pfad ein, und erreichen die zweite Verpflegungsstelle, wunderschön gelegen am Naturdenkmal "Dicke Eiche".

Der mächtige Baum hat einen Stammumfang von mehr als 4 Metern und ist wohl um die 600 Jahre alt. Wir erlauben uns in der zweiten Runde dann den kleinen Exkurs zum nahe gelegenen "Messerbrunnen", ein gallo-römisches Quellheiligtum. Selbst die Genüsse für den Gaumen kommen nicht zu kurz. Fehlt eigentlich nur der Bärwurz. Kleine Tafeln informieren an mehreren Punkten über die Gegebenheiten am Wegesrand.

Auf dem "Heidesköpfchen" befinden sich keltische Hügelgräber die gut im Wald zu sehen sind - es riecht nach Bärlauch. Zweimal passieren wir wieder einen Bach, bevor wir für ein größeres Stück über freies Feld laufen. Hier wendet sich der Weg nach rechts und steigt weiter an. Durch nicht mehr benutzte Sand und Steinbrüche geht es durch einen lichtdurchfluteten Buchenwald, dessen Bäume rund 80 Jahre alt sind. Durch Wiesen und Felder steigt der Weg stets bergan.
Täuschen, tarnen, schwindeln: In der Natur gibt es kein moralisches Tabu, wenn es ums Überleben geht.

Die harmlosen Marienkäfer signalisieren durch ihre rot-schwarze Warnfarbe, im Besitz eines gefährlichen Gifts zu sein. Zecken wiederrum signalisieren nichts und das ist das Niederträchtige daran. Klar, der Biss selber ist nicht gefährlich, doch während wir nichtsahnend weiterlaufen, saugt die Zecke unser Blut und gefährliche Krankheitserreger können übertragen werden. Ich kann bereits ein Lied davon singen. Man könnte sich natürlich vor einer Übertragung schützen in dem man sich einfach nicht beißen lässt. In einer Anleitung zur Vorbeugung von Zeckenbissen ist zu lesen, man solle alle zwei Stunden systematisch nach den Blutsaugern fahnden.

„Hey Kay, bleib mal stehen, ich muss mich mal nach Zecken absuchen“. Natürlich, je schneller man sie entfernt, desto besser. Gut für uns, das schon so viele Läufer vor uns die Zecken mit ihren Beinen von den Gräsern pflückten.

Wir erreichen einen Feldweg, dem wir nach links folgen. Bei einer einsam stehenden Bank geniessen wir eine wunderschöne Aussicht auf das Dorf Wolfersweiler. Mir kommen die beiden Tiere Bulle und Bär in den Sinn. Diese beiden Tiere werden in der Sprache der Börsianer oft angewendet, um Grundhaltungen zum weiteren Kursverlauf auszudrücken. Ein Bär ist jemand, der auf fallende Kurse setzt, während der Bulle mit steigenden Kursen rechnet.

Genauso ist der Streckenverlauf, wie Bulle und Bär. Nach einem längeren Anstieg kommen wir zum letzten Verpflegungspunkt am Schloßberg. Wir stärken uns mit Malzbier und jede Menge süßer Kalorien.  Wildromantisch und wunderschön schlängelt sich der Weg zurück zum Startpunkt unseres Laufes und wir begeben uns auf die zweite Runde.  Natürlich ist der Hunsrück nicht mit den Alpen zu vergleichen. Allzu große Höhenunterschiede sind deshalb nicht zu überwinden. Und so kommen wir gut auf dem Weg zurecht. Deutschlands schönster Fernwanderweg ist weder anspruchslos noch allzu anspruchsvoll.

Leider geht es Kay von Kilometer zu Kilometer schlechter. Er hat FieBÄR und somit die Schwerfälligkeit von einem Bären. Da hilft nur BÄRCoutching. Wir werden von anderen Läufern überholt und Kay erweist uns einen Bärendienst. Denn eigentlich sollte man sich viel mehr Zeit nehmen: zum Gucken, Entspannen, tief Eintauchen in die Wälder, dachte ich noch in der ersten Runde. In der Bärengeschwindigkeit in der wir uns nun fortbewegen, habe ich alle Zeit dieser Welt. Ich nehme jede Menge der unterschiedlichsten Schmetterlinge wahr, aber auch Bienen. Eine falsche Bewegung, und der Bienenschwarm, der mich verfolgt, wird seine Stacheln zeigen.

Im Survival Guide für das deutsche Mittelgebirge lese ich: Ergreifen Sie die Flucht, statt um sich zu schlagen! Denn wilde Bewegungen machen die Insekten noch aggressiver. O.k. das kann ich machen, aber die nächste Empfehlung ist noch besser: „Tauchen Sie ab,  wenn Sie nicht mehr rennen können, verstecken Sie sich unter Wasser“.

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Informationen: Bärenfels Sommer Trail
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