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Laufberichte

Born to be wild

25.05.14

Bewegend


Ich stecke meine Beine in das eiskalte und aufschäumende Wasser des Atlantiks. Ich bin am Tiefpunkt des Trails angelangt. Geografisch, nicht mental. Ich denke an den Genuss auf den letzten Kilometer  bis ins Ziel. Sie waren triumphierend wie einen Sieg – in der Gewissheit, dass dies der Anfang von etwas Neuem ist. Einige Läufer machen Momentaufnahmen: Über Whats-App texten sie „EWETL“, was so viel heißt wie: Es war ein toller Lauf! Ein Trail-Paradies der Extraklasse.

 

Helfer- und Siegerehrung


Neugierig fiebern nicht nur die Profisportler der Auswertung des Zieleinlaufs entgegen. Die Spannung steigt: Auffällig ist ein regelmäßiges, eruptives Zucken mit den Beinen und das Trommeln der Fingerspitzen auf den Tischkanten. Volonteers und Läufer füllen den festlich gedeckten Raum und reden aufeinander ein. Mario ist sich des bedeutenden Augenblicks bewusst. Mit einem üppig bestückten Buffet, guten Weinen, Folklore und der Siegerehrung geht der lange Tag zu Ende.

Anna Frost wird ihrer Favoritenrolle gerecht und gewinnt das Rennen. Aber es gibt noch mehr Kandidaten für das Podium. Nach der fünften Sardine und dem dritten Rotwein stellt sich so langsam jenes diffuse, aber wohlige Gefühl der Erschöpfung und Zufriedenheit ein, das nur sportliche Anstrengung zu verschaffen vermag, die durch den schönen Lauf und jetzt auch noch durch einen Pokal, belohnt wird.

 

Fernweh


Von den letzten Tagen sind 1926 Bilder (!) auf der Speicherkarte. Schnell lade ich die Aufnahmen auf das Notebook und bin neugierig. Das war ein Foto-Shooting nach meinem Geschmack. Die meisten kamen wegen des neuen Trail-Laufes, aber was ich auf der Insel sah, ist weit mehr als das. Eine Stunde bleibt mir noch bis zum Abflug. Es zieht mich nochmals an den Weltumsegler-Hafen. Ein weißer Katamaran hat die Leinen gelöst, um davon zu segeln, hinaus auf den Atlantik, vielleicht rüber nach Amerika. Möwen gleiten mit ausgebreiteten Flügeln über den Wind. Ruhig verlässt das Schiff den Hafen und verschwindet am Horizont.


 

Resümee:

 

Es doch noch möglich, im Meer der Neuerscheinungen ein verborgenes Trail-Paradies zu finden. Was auf der französischen Insel La Réunion der "Grand Raid", auch "die Diagonale der Verrückten" genannt wird, ist auf der Azoreninsel Faial „die Diagonale der Genießer“. Der 48 km lange Ultra-Trail von Küste zu Küste zeigt die Insel in ihrer Entstehung von Ost nach West, durch Geologie und Geschichte. Weitab vom Massentourismus, ungeeignet für High-Life- oder verwöhnten All-Inklusive-Touristen. Wer von seinem Urlaub Meer, Strand und Wärme erwartet, ist hier falsch am Platz. Was man bekommt, ist die unvergessliche Begegnung mit der Natur, als perfekt inszeniertes Spektakel mit buntem Rahmenprogramm. Die einzige Unbekannte bleibt das Wetter.

 

INFOS:

 
Gesamtzeit/Höhenmeter/Streckenprofil für den Faial Coast to Coast Ultra-Trail, 48 KM: 10 Stunden/ 2.500 HM/ 90 %Trail-Anteil

Der Weg zum Trail:

Es gibt zwei Möglichkeiten der Anreise: Von Frankfurt am Main mit einem Direktflug der SATA Airline auf die Hauptinsel Sao Miguel. Von dort fliegt man weiter nach Faial oder man nimmt, wie ich, den Weg über Lissabon, mit einer Übernachtung und etwas Zeit in Lissabon, dank der Zeitverschiebung. Von Lissabon flog ich nach Terceira. Ein Erlebnis der besonderen Art ist der nochmals zwanzig Minuten andauernde Flug mit einer Propellermaschine der SATA nach Faial. Mit ein wenig Glück schaut beim An- oder Abflug von Faial die schwarze Spitze des Pico als Wolkenbrecher aus der dichten weißen Wolkendecke hervor. Das Hotel Horta ist gut mit dem Taxi zu erreichen.

Reiseformalitäten:

Es reicht der gültige Personalausweis bzw. Reisepass. Die Landessprache ist portugiesisch, es wird aber auch gut englisch gesprochen. Die Landeswährung ist der Euro.

Internet:

www.visit-azoren.de, www.azorestrailrun.com

Veranstalter:

Athletik Club Blue Island

Wettbewerbe:

Die beiden Trail-Läufe „Spur der 10 Vulkane“ und „Ultra-Trail Faial“, unterscheiden sich nach ihrer Länge und ihren Schwierigkeitsgraden. Der Trail „Spur der 10 Vulkane“ hat eine Länge von 21,1 Kilometern. Einen deutlich größeren Höhenunterschied zeichnet der 48 kilometerlange „Ultra-Trail Faial“ mit 2.500 Höhenmetern und teils schwierigem Geläuf aus.

Zeitlimit:

Zehn Stunden für den Ultra-Trail Run

Temperatur:

25°C am Wettkampftag. Gemäßigtes Klima ganzjährig. Selten steigt das Thermometer über 25 oder unter 15 Grad.

Verpflegung:

Wasser, Iso, Cola, Nüsse, Marmelade, Kuchen, Rosinen, Bananen, Orangen. Man trifft ausnahmslos auf freundliche Menschen und wird umsorgt statt abgefertigt. Bis auf die vielen Helfer trifft man mehr Kühe als Menschen.

Gepäcktransport/Rücktransfer:

vorhanden und perfekt organisiert

Angemerkt:

Im Paketpreis eingeschlossen sind der Besuch des botanischen Gartens der die Vielfalt der Pflanzenwelt der Azoren, darunter zahlreiche einheimische und gefährdete Arten vereint.

Neben der Besiedelungsgeschichte der Azoren, ihrer Flora und Fauna und den Lebensgewohnheiten der Wale gibt es noch einen weiteren Höhepunkt: Das Einpflanzen eines Baumes "Footprint - SOS Laurel Azoren" Projekt.

Vorträge, Shuttle-Service, Pastaparty, Dinner zur Preisverleihung, Funktions-Teilnehmer-Shirt, Buff-Tuch und statt einer Medaille erhält jeder Teilnehmer eine schön geschnitzte Kunststoffplatte.

Die Übernachtungen erfolgen im Viersterne Hotel Horta, nur fünf Gehminuten vom Hafen entfernt. Die Zimmer bieten einen Blick auf den Hafen und die Insel Picot.

Kosten je nach Programmauswahl, Aufenthaltsdauer und Anmeldephase: von 25,00 EURO (reine Anmeldegebühr) bis 409,00 EURO (Komplettpaket mit 5 Übernachtungen)

 

Tipp:

Der Azoren Trail allein ist schon kein schlechter Grund, die Insel zu besuchen. Aber nicht der einzige! Die Azoren sind ein guter Ausgangspunkt, um Wale und Delphine zu beobachten. Die Chance, tatsächlich Wale zu sehen, ist sehr hoch.

Zeitmessung/Preise:

BiB in der Startnummer. Altersklassenwertungen (Zehnjahresschritten). Plätze 1-3 ausgefallene Pokale. Die erste Frau/Mann erhält einen Startplatz und die Reise für das kommende Jahr auf die Insel.


Gewinner Herren

1. Armando Teixeira, Salomon Portugal PORT 4:03:12
2. Mirko Righele, ITA 4:10:03
3. Telmo Veloso, Desnível Positivo 4:12:41


Gewinner Damen

1.Anna Frost, Salomon Running AUST 4:35:54
2.Ana Gonçalves, ALIVE FITNESS CLUB PORT 5:17:33
3.Susana Simões, Desnível Positivo PORT 5:23:23

Finisher: 103 Ultramarathon Läufer, keine DNF!

 
 

Informationen: Azores Trail Run
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