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Laufberichte

Ein Marathon wird volljährig

04.05.08

Fotos: Fotostudio Fuchs www.fotostudio-fuchs.de

Wann ist ein Marathon erwachsen? Klar, werden manche sagen, wenn er volljährig geworden ist. Und das ist er in der Tat, der Regensburger Marathon. Zum achtzehnten Mal ging er über die Bühne, wie fast überall in Deutschland bei grandiosem Bilderbuch-Wetter. Oder Kaiserwetter? Schließlich sind wir in Mittelbayern. Unmittelbar an der Donau. Eigentlich ein klassischer Stadtmarathon, möchte man meinen. Doch ganz so ist es dann doch nicht, eher eine Mischung aus Stadt, Land, Fluss bzw. Donau. Wer sich eine Laufstrecke inmitten der Altstadt wünscht, vorbei an urigen Gemäuern, der wird enttäuscht sein. Denn das läuferische Sightseeing beschränkt sich auf ein paar wenige Kilometer zu Beginn und gegen Ende des Marathons. Andererseits kann der Anblick von Dom und Steinerner Brücke durchaus motivierend wirken, wenn die Kraft nachlässt und die Ziellinie langsam lockt.   

Start und Ziel des Regensburg-Marathons sind am Westbad. Das muss man nicht kennen, nur soviel: wer nicht mit dem Auto anreist und möglicherweise ein Hotel in der Innenstadt gebucht hat, wird sich vielleicht etwas ärgern. Am Samstag geht´s mit dem Bus noch problemlos zum Festplatz, doch am Renn-Sonntag wird es eng: viele Zufahrtsstraßen sind gesperrt, Busse fahren um die frühe Uhrzeit schon gar nicht, und ein Shuttle-Verkehr von der City zum Westbad wird vom Veranstalter nicht angeboten. Also machen in der Folge die Taxi-Unternehmer ein feines Geschäft. Fast im Minutentakt pendeln die Taxis von den Hotels der Innenstadt zum Start - Fahrgäste sind meist leicht bekleidete Zeitgenossen mit Chip am Fuß und Kleidertüte unterm Arm. 

Der sonntägliche Sonnenschein läßt bereits erahnen, wie warm es diesmal werden könnte, doch die Organisatoren haben vorgesorgt: direkt aus langen Leitungsrohren können sich die Teilnehmer vor und nach dem Wettkampf gutes Regensburger Trinkwasser zapfen, sich erfrischen. Dadurch bleibt nebenbei gesagt auch viel Plastikmüll erspart.

Rund tausend Marathonis kommen diesmal in den Genuss des Wassers und der 42,195 Kilometer, etwas weniger als im Vorjahr. Aber Konkurrenz ist an diesem Wochenende auch vorhanden, immerhin lockt mit Mainz eine richtige Meisterschaft, Düsseldorf und Hannover laufen auch. Aber was juckt das einen volljährigen Marathon? Regensburg startet jedenfalls selbstbewusst um Halbneun, weit bevor die Sonne ihre ganze Kraft entfalten kann.


Zunächst geht es durch die Randbezirke, nur vereinzelt wagen sich zu so früher Stunde Zuschauer an die Strecke. Aber der Veranstalter hat vorgesorgt, und das ist wirklich gut so: 17 Bands mit insgesamt 150 Musikern heizen unterwegs ein, wie die Sarchinger Blaskapelle oder die  "Wickies". Da kann man auch so manch zuschauerfreien Abschnitt wie beispielsweise im Industriegebiet oder unter einer Autobahnbrücke übertönen. Nach dem kurzen Vorspiel am Rande Regensburgs taucht man erstmals in die Altstadt ein, zwar nur relativ kurz, aber immerhin.

Wenn´s nach mir ginge - aber danach geht es ja leider nicht immer - würde ich nur Altstadt laufen. Von mir aus auch ein paar Runden, zick-zack und kreuz und quer, links um den Dom St. Peter, und auch rechts herum. Schade, aber so führt die Strecke schon bald wieder hinaus aus Regensburg, der Stadt mit dem Unesco-Weltkulturerbe. Ich hätte auch nichts angefasst vom Erbe, versprochen!!

Es folgt eine für meine Begriffe recht eintönige Wendepunktstrecke. Eigentlich nicht so meine Sache, aber angesichts des Wetters ist mir das alles egal. Wie immer suche ich auch jetzt das Positive, genieße den Sonnenschein, die Natur, oder unterhalte mich mit einigen Läufern. Oder sporne an, wie Christian bei seinem ersten Marathon. Monatelang hat sich Christian auf diesen, seinen großen Tag vorbereitet, nun soll es klappen, auch wenn ihn ein paar Selbstzweifel plagen. "Du packst das schon", sind meine Worte, obwohl ich Christian überhaupt nicht kenne. Und tatsächlich wird er am Ende, wenngleich entkräftet, gut ankommen.

Auf einer Straße nähern wir uns dem Wendepunkt in Illkofen, durchqueren dabei noch den ein oder anderen Ort. Während zwischen den Ortschaften die Läufer allein auf weiter Flur sind, tanzt innerorts der Bär, ist die Stimmung dem Wetter angepasst. Wer Zeit und Laune hat, blickt hinüber zur Walhalla, wundert sich über das monumentale Bauwerk inmitten sattgrüner Landschaft. An der Verpflegung ist nichts auszusetzen, es gibt reichlich Getränke, Wasser wie auch Iso und  Bananen.

In Illkofen, am östlichen Wendepunkt, dann noch mal Musik von "Drum It", und auf geht´s wieder zurück nach Regensburg. Es wird wärmer, die Schwammstationen sind nun mehr als gefragt, so eine feuchte Abkühlung gibt direkt neuen Schub. Mir fällt bei dem Sommerwetter ein, dass es durchaus sinnvoll wäre - ich meine damit nicht nur die Regensburger Veranstalter - neben Flüssigkeiten auch Sonnencreme anzubieten. Die Sportler sind permanent der Sonne ausgesetzt, da wäre ein Schutz (wenn nicht schon beim Start aufgetragen) sicherlich angebracht. Nur so ein Vorschlag auch für andere Marathons im Sommer... 

Doch zurück auf die Strecke: in der Ferne ist bereits der Dom zu erkennen, den ich so gerne paar mal umrundet hätte. Und er rückt immer näher, bald ist er zum Greifen nahe. Wir durchqueren ein Stadttor, die Altstadt ist erreicht, Zuschauer und Touristen werden immer mehr. Endlich ist auch die Donau in Sicht, der Fluss wird überquert, einige Gassen durchlaufen, dann kommt der eigentliche, der ultimative Höhepunkt: die Steinerne Brücke. Die Trommlergruppe "Sarará" begleitet die Läufer auf ihrem Weg über die älteste noch erhaltene Donaubrücke. Vor einem liegt das alte Regensburg, ab und zu huschen japanische Touris durchs Bild, fotografieren Teilnehmer, vor allem aber den mächtigen Dom St. Peter.

Viel zu schnell ist alles wieder vorbei, das enge Gassenwirrwarr der Altstadt weicht der modernen und eher tristen Regensburger Peripherie. Irgendwie schade, finde ich, denn Regensburg hat nicht viel weniger Reize zu bieten wie z.B. Florenz. Und dort gab´s mehr Historie für die Läufer. Doch die Enttäuschung ist nur von kurzer Dauer, das Zielbanner ist zum Fühlen nahe. Vor mir Bremsläufer Ernst mit dem 3:59er-Ballon, der seine Gruppe sicher nach Hause bringt. St. Wendel geht mir durch den Kopf, wo ich selbst mit einem Ballon unterwegs war.

Im Ziel dann alles, was man von einem großen Marathon erwartet: perfekte Betreuung, eine nette Medaille, die uns müden Athleten umgehängt wird, und natürlich wird auch eine lohnenswerte Massage angeboten. Für mich endet der volljährige Marathon dort, wo er kurz vor Halbneun begonnen hat: am Taxistand, Rückfahrt zum Hotel und zum Bahnhof. Ciao schöner Dom, Servus Regensburg!  

 

Informationen: Regensburg Marathon
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