marathon4you.de

 

Laufberichte

Die Festung immer im Blick

15.05.11
Autor: Heike Mohr

Mit Martin, dem mein Tritt auf seinen Fuß offenbar wirklich nichts ausgemacht hat, kam ich irgendwann ins Gespräch und wir liefen von da an zusammen. Nach jeder Verpflegungsstelle achtete er drauf, dass ich wieder aufschloss. Das hier war sein erster Marathon. Wir unterhielten uns über Training, kamen dann auf unsere Triathlon-Pläne zu sprechen und merkten gar nicht, dass wir dem Rest der Gruppe davon liefen.

Bald erreichten wir wieder den Startbereich, wo wir dann auf die zweite Runde gingen und die Halbmarathonis ihr Ziel erreicht hatten. Beim Abbiegen auf die zweite Runde hörten wir oben den Moderator laut schreien, dass gerade der Sieger des Marathons ins Ziel kam. Na super, der war folglich doppelt so schnell wie wir. Wie macht man das, in so einer Zeit 42 km zu laufen???

Auf der Wendestrecke sahen wir unsere Gruppe wieder und Thomas rief uns zu „Hey, jetzt gebt Ihr aber Gas wie die Sau!“ Och, antwortete ich ihm, ihr holt uns bestimmt bald wieder ein.

Bei km 28 freuten sich Martin und ich über das vollendete zweite Drittel. Dann kam die alte Mainbrücke, wo Patrick und Marco wieder standen und jede Menge Publikum. Dann ging’s wieder am Main entlang und unsere Gruppe holte uns wieder ein. Von da an blieben wir alle zusammen.

Die Strecke war inzwischen doch recht leer geworden ohne die Halbmarathonis. Vor uns lief eine junge Frau, die sich erschrocken umdrehte, als sie unsere Schritte hinter sich hörte. „Ich dachte schon fast, da käme eine Gruppe Pferde“, meinte sie. Nö, waren nur wir.

Bald erreichten wir zum zweiten Mal die Bergetappe ins Frauenland. Unsere Gruppe wurde sehr schweigsam, aber tapfer liefen wir durch bis oben hin. Das Schlimmste war jetzt geschafft, jetzt konnte (hoffentlich) nichts mehr passieren. Es ging wieder runter und dann wieder auf die Residenz zu. „Habt Ihr gesehen? Am Rand stand der Mann mit dem eisernen Hammer und wir haben ihn stehen lassen!“ motivierte Thomas uns. Stimmt, wir waren schon bei km 34 und ich hatte noch keine Begegnung mit dem Hammermann. Sehr erstaunlich.

Ein paar Meter weiter stand am Rand ein Mann, der mit einer Gummiente herumquietschte. Ob er nicht schon einen Krampf in der Hand habe, fragte Thomas ihn im Vorbeilaufen. Nein, bis jetzt noch nicht, vielleicht, wenn wir zum nächsten Mal vorbeikämen, antwortete er. Also, das hatten wir dann aber doch nicht vor!

Und dann ging alles sehr schnell. Bei km 37 klatschten Thomas und ich uns ab, nur noch fünf Kilometer. Bei km 38 kamen wir schon wieder an der Residenz vorbei. Dann ging’s im Sauseschritt durch die Altstadt. Die Gruppe zog sich etwas auseinander, aber im Ziel würde ich sie ja alle wieder sehen. Ich lief und lief und lief wie aufgezogen. Mir tat immer noch nichts weh, mein Puls war im Normalbereich, es machte Spaß und es waren nur noch wenige km. Noch 3 km, noch 2 km. Nur noch 1 km.

Der Blick auf meine Uhr sagte mir, dass das eine Bestzeit werden würde, an die ich vorher nicht im Traum gedacht hätte! Das Publikum stand auf den letzten Metern sehr dicht und feuerte mich an wie verrückt. Durch meinen Bauch jagten tausend Stromstöße. Vor mir das große Ziel, laute Musik. Ich riss die Arme hoch und schrie wie irre. Ich hatte es geschafft, ich war im Ziel! Und meine Uhr sagte 4:12:23 h, das hätte ich niemals gedacht! Kurz nach mir kamen Thomas und Willi und der Rest der Gruppe. Martin hatte seinen ersten Marathon in 4:13:59 h absolviert, Wahnsinn!

Schade, dass es schon vorbei war! Man mag es kaum glauben nach  42,195 km, aber es hatte irre viel Spaß gemacht und ich hätte auch noch ein paar km mehr geschafft. Das war mein erster Marathon mit Pacemakern, aber ich glaube, bessere Pacemaker als wir konnte man nicht haben. Die beiden waren absolut klasse!

Dieser supertolle Marathon gehörte natürlich ausgiebig begossen. Und das tat ich mit Patrick und Marco am Abend beim Mexikaner mit Cocktails. Die hatten sich die Zwei auch verdient.  Ich kriege das gar nicht mehr zusammen, wo die wirklich überall standen, sie hatten sich richtig Mühe gemacht, um ständig von Punkt zu Punkt zu wandern und mich anzufeuern.

Als ich Pino von meiner neuen Zeit per SMS berichtete, bekam ich die Antwort, die ich lesen wollte: die Zigaretten werden jetzt weggeschmissen und im nächsten Jahr läuft er vielleicht sogar einen Marathon mit. Na also, geht doch, dafür hab ich meine Beine doch gerne plattgemacht.

Vor gar nicht allzu langer Zeit hat Wolfgang Bernath, Vorsitzender meines Sportvereins und längst ein lieber Freund geworden, mir verkündet, dass ich ihn erst schlagen werde, wenn er in der Altersklasse M80 und ich in W70 laufe. Lieber Wolfgang, Dir sei gesagt – wenn ich so weitermache, kannst Du Dich bald warm anziehen, ich krieg Dich bestimmt schon früher!

Mein Fazit:

Der Würzburg-Marathon ist zwar von der Teilnehmerzahl her deutlich kleiner als die Stadtmarathons, bei denen ich zuvor dabei war, aber für mich hat das den Reiz der Veranstaltung ausgemacht. Kein Gedränge und eine viel persönlichere Atmosphäre unter den Läufern auf der Strecke. Die Organisation ist perfekt, die Strecke interessant und abwechslungsreich. Und die Kulisse in Würzburg ist sowieso unschlagbar. Würzburg hat mich bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen.

Marathonsieger

Männer

1 Kosgei, Titus Kipchumba (GER) SSV Ulm 1846 02:14:10
2 Tefera, Yigzawe Debas (ETH) Volker Wagner Sport Promotions 02:20:25
3 Sengenberger, Ulf (GER) LLC Marathon Regensburg 02:38:52

Frauen

1 Antonios, Mihiret Anamo (ETH) Volker Wagner Sport Promotions 02:39:51
2 Gläser, Carolin (GER) Apoldaer Leichtathletik Verein 02:43:54
3 Dr. Janas, Dana (GER) 1149 03:04:18

682 Finisher

12
 
 

Informationen: WVV Marathon Würzburg
Veranstalter-WebsiteE-MailFotodienst HotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024