Widrige Witterungsbedingungen stellten die Teilnehmer am Swissalpine Irontrail vor zusätzliche Herausforderungen - Bernhard Eggenschwiler drehte bei Kälte und Nässe auf
Der Aargauer Bernhard Eggenschwiler hat am Samstag am Swissalpine in Davos die Königsdisziplin, den T88, bei teilweise widrigen Witterungsbedingen souverän vor Titelverteidiger Tofol Castanyer gewonnen. Bei den Frauen triumphierte die Flimserin Luzia Bühler.
Allein schon die technischen Daten des T88 haben es in sich: Von Start in St. Moritz verlief der 84,9 Kilometer lange Parcours auf einer abenteuerlichen Strecke über St. Moritz Bad, Stazerwald, Pontresina, Muottas Muragl, Samedan, Val Bever, Fuorcla Crap Alv, Bergün, Darlux, Alp digl Chant, Keschhütte und den Sertigpass nach Davos. Die Gesamthöhendifferenz betrug 3640 Meter Steigung und 3877 Meter Abstieg. Gewitterartige Regenfälle und Hagel machten den Irontrail am Samstag zur Tortur.
Mit den widrigen Verhältnissen fand sich Bernhard Eggenschwiler am besten zurecht. Der 35-jährige Aargauer, der als Finanzchef in einem Grossunternehmen tätig ist, startete verhältnismässig langsam. Bis Kilometer 45 arbeitete sich Eggenschwiler trotz eines Sturzes auf Platz 2 vor. In Bergün betrug sein Rückstand auf den führenden Titelverteidiger Tofol Castanyer jedoch noch immer 17 Minuten. Sintflutartige Regenfälle und Kälte führten danach zum Umsturz. Während der Spanier einbrach, blühte Eggenschwiler auf – geschützt mit einer Regenjacke und einer Wärmefolie. Und als er im Aufstieg Richtung Keschhütte Castanyer vor sich sah, gab es kein Halten mehr. Schon bei der Keschhütte wies Eggenschwiler zwei Minuten Vorsprung auf. Und als er nach 9:02:07 Stunden im Ziel eintraf, wartete der Schweizer 10:52 Minuten lang auf Castanyer.
Er habe sein Rennen sehr gut eingeteilt, analysierte Eggenschwiler seine Leistung. Und er spielte seine Stärke, das Aufwärtslaufen, resolut aus. Schon hinauf zur Fuorcla Crap Alv sei er alles gerannt, später auch zur Alp Digl Chant, zur Keschhütte und auf den Sertigpass. Das heftige Gewitter habe zwar auch ihn fast unterkühlt. Und das auf dem engen Weg reissende Wasser habe deutlich über die Fussknöchel gereicht. Höllenqualen litt unterwegs Castanyer. „Aus Mallorca stammend und dort lebend, habe ich solche Verhältnisse noch nie erlebt“, meinte der Spanier. „Es war extrem kalt. Meine Finger fühlten sich wie Felsen an; ich spürte sie nicht mehr.“ Gleichwohl habe er gehofft, in der Schlussphase des Rennens Eggenschwiler nochmals fordern zu können. „Aber er war zu stark“, so Castanyer.
Einen Coup der besonderen Art landete Luzia Bühler. Erst am Freitag hatte sich die in Flims wohnhafte 37-Jährige für eine Teilnahme T88 entschieden und sich kurz vor dem Start nachgemeldet. Auf den ersten Kilometern schlug sie ein vorsichtiges Tempo ein, „weil sich meine Beine müde anfühlten, doch irgendwann ging es besser“, so Bühler. Sie liess sich auf ihrem unwiderstehlichen Vormarsch auch durch mehrere Stürze, von denen Schürfwunden, zeugten, nicht aufhalten und erreichte das Ziel in 10:20:42 Stunden. Nur sieben Männer meisterten die 84,9 beschwerlichen Kilometer schneller als Bühler. Als zweitschnellste Frau erreichte Anita Lehmann aus Langnau im Emmental das Ziel gut eine halbe Stunde hinter der Siegerin; Marianne Okle aus Langnau wurde Dritte (45:14 Minuten zurück).
Der K43 (42,7 km, 1424 m Höhendifferenz) mit Start und Ziel in Davos über den Scalettapass, den Panoramatrail und den Sertigpass bleibt eine Domäne von Stephan Wenk. Nachdem der Zürcher vor zwei Jahren gewonnen hatte und vor zwölf Monaten Zweiter geworden war, landete er am Samstag praktisch einen Start-Ziel-Sieg. Fast mehr als die Gegner forderte ihn das Wetter. Er sprach von „harten Bedingungen; am Scalettapass hagelte es, und auch im Aufstieg zum Sertigpass war es richtig kalt.“ Wenk hatte sich erst kurzfristig angemeldet, weil er sich zurzeit zum Osteopathen ausbilden lässt und wegen der Prüfungen nicht in gewohntem Umfang trainieren konnte. Dennoch meisterte Wenk den K43 in 3:18:10 Stunden. Der Bulgare Mustafa Shaban büsste als Zweiter fünf Minuten ein, der drittplatzierte Berner Gabriel Lombriser verlor mehr als 22 Minuten.
Bei den Frauen gewann Corina Hengartner aus St. Gallen den K43 in 4:06.16 Stunden. Die Triathlon-Spezialistin bemerkte im Ziel, dass sie nur wenig Trail-Erfahrung habe. Sie sei vom Wetterumsturz überrascht worden und habe gefroren wie noch nie zuvor. Doch da gab es für Hengartner nur ein Rezept: „Möglichst schnell weiterrennen.“ Das bekam die Konkurrenz zu spüren. Während Hengartner ihren Vorsprung auf 7:50 Minuten ausbaute, trafen Lena Steuri (2., Herisau), Melanie Maurer (3. Schlieren bei Köniz) und Samira Schnüriger (4.) innert 33 Sekunden im Ziel ein.