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Laufberichte

DNF ist (k)eine Option

24.09.11

Aber vorerst geht’s weiter auf Trails, Trails, Trails. Ich bin froh, immer noch im Rennen zu sein, es ist einfach wunderschön hier, noch schöner wäre es natürlich laufend. Auf dem weiteren Weg laufen Didi und Guide Franz auf mich auf, ich kann mich einige Zeit an ihre Fersen heften und bin so nicht mehr so einsam unterwegs. Am idyllischen Forstsee (Km 22) gibt es wieder Getränke mit weiträumigem Blick auf das vor uns liegende Gewässer. Badende finden hier ungestörten Flecken vor, darum ist er auch bei FKKlern sehr beliebt. Zum spannen gibt es aber heut nichts, wahrscheinlich liegt es am immer noch zähen Nebel, dass niemand zu sehen ist. Der See ist aber nicht natürlichen Ursprungs. Ganz in der Nähe liegt das unter Denkmalschutz stehende, erste Speicherkraftwerk Kärntens. Seit 1998 ist es als Schau-Kraftwerk den ganzen Sommer über öffentlich zugänglich.

Von seiner einzigartigen Seite zeigt sich die Natur beim Abstieg durch die wildromantische Römerschlucht. Die Klamm führt uns am Göriacher Bach hinunter nach Velden. Zwar gibt es zwischendurch auch Matschpassagen und nasse Füße, das beeinträchtigt aber keinesfalls mein Vergnügen und auch nicht das meiner Mitstreiter. In dem Gebiet gibt es teilweise noch eingemeißelte Fahrspuren, Straßenpflaster und alte Stützmauern aus Römerzeiten zu begutachten. Eindeutig falsch war heute meine Schuhwahl. Ich habe auf meine Trailschuhe verzichtet, weil ich mir solche schlammigen Stellen nicht vorstellen konnte. Das bereue ich jetzt doch etwas.

 

Römerschlucht

 


Nach unterqueren der Autobahnbrücke erreichen wir einen der bekanntesten und beliebtesten Fremdenverkehrsorte in Österreich. Den größten Aufschwung erlebte Velden mit der 1864 errichteten Eisenbahnlinie Klagenfurt–Villach. 1865 wurde bereits das erste öffentliche Strandbad eröffnet. Kurz vor dem berühmten Casino geht es links ab an die Uferpromenade. Für mich ist der Ortsdurchlauf eher etwas peinlich, nur gehend gelange ich bis zur Labestation 6 direkt am Ufer mit Schloss Velden in Blickweite.

Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit, eigentlich wollte ich ja hier aussteigen, bin aber jetzt doch stark am Grübeln. 30 km liegen noch vor mir und dafür bleiben noch, dank der großzügigen Zeitenregelung von 10 Stunden fast 6 Std. übrig. Ohne allzu übermütige Aktionen kann ich eigentlich relativ schmerzfrei marschieren. Als Entscheidungshilfe kommt noch, für den Rücktransport ist die Wörthersee-Schifffahrt vorgesehen. Wir haben heute mit unserer Startnummer den ganzen Tag freie Fahrt. Das Dumme ist nur, die MS Kärnten hat vor ein paar Minuten abgelegt und die nächste Fahrt ist erst in 2 Stunden. Das macht mir die Wahl leicht und weiter geht’s. Ich bin sehr froh, DNF ist keine Option mehr. Ich werde in 6 Stunden auf alle Fälle das Ziel erreichen, da bin ich mir sicher. Das setzt jetzt natürlich erst einmal eine ausgiebige Brotzeitpause voraus. Das Angebot an der Labestation ist reichlich, ich beginne mit der mir schon bekannten leckeren Dinkelsuppe.

Zweihundert Meter weiter liegt Schloss Velden. Der gelbe Renaissancebau mit seinen vier sechseckigen Türmen ist wohl das bekannteste Gebäude am Wörthersee. Ende des 16. Jh. war es Treffpunkt der Hocharistokratie. 1891 erfolgte der Umbau zum Hotel mit Betrieb bis 1990. Dann kaufte es Gunther Sachs und begann es großzügig umzubauen, aber schon bald verlor er das Interesse an seinem Spielzeug, so wurde es 2004 wieder verkauft und zum Luxushotel umgebaut. Ab 1952 diente das Schlosshotel auch als Drehort für Filme und Fernsehproduktionen.

Viele werden die TV-Serie „Ein Schloss am Wörthersee“ (1990-92) damals gesehen haben (keine Angst, es braucht sich hier niemand zu outen). Hauptdarsteller war mein Augsburger Landsmann Gerd Höllerich. Kennt ihr nicht? Aber unter Roy Black bestimmt, das war sein Künstlername. Eine Gedenkbüste schräg gegenüber erinnert an ihn. Ein Hotel weiter wird gerade auch ein Film gedreht, die Empfangsszene vor dem Eingang muss ein paar Mal wiederholt werden. Kommt mir gerade recht, so achtet niemand auf meine blamable Geheinlage.

 

Velden

 


Relativ flach verlaufen die zwei Kilometer an der Uferpromenade entlang, bis es nach einem kleinen Anstieg und Überquerung der Straße wieder in den Wald geht. Da wartet auch schon das Wörthersee-Mandl im Bach auf uns. Die bekannteste Abbildung steht im Übrigen als bronzene Brunnenfigur in der Klagenfurter Innenstadt und lässt das Wasser Tag und Nacht fließen.
Herrliche Singletrails und kleine Waldwege mit vielen schönen Ausblicken auf den See führen uns zum Trattnichteich (Km 37). Hier gibt es eine Besonderheit. Eine Zeitmessmatte kündigt uns den Beginn einer Bergwertung an, die auf den nachfolgenden ca. 4 Kilometern bis zum Gipfel des Pyramidenkogel ausgesetzt wird. Etwa 300 Höhenmeter beinhaltet der Abschnitt. Von jedem Teilnehmer wird separat die Zeit gemessen und die/der schnellste Läuferin/Läufer werden am Ende geehrt und erhalten eine Siegerprämie, unabhängig von der normalen Laufzeit.

 
 

Informationen: Wörthersee Ultra Trail
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