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Laufberichte

Letzter bin ich noch nie geworden

28.06.09
Autor: Klaus Duwe

Wer hat noch nicht schon einmal von dem sagenhaften Skispringen gehört, bei dem 100.000 Fans die Sportler wie Popstars feiern? In Willingen im Sauerland ist das Weltcup-Springen von der Mühlenkopfschanze das größte Sportereignis, aber nicht das einzige. Das Bike-Festival im Juni lockt immerhin auch 35.000 Zuschauer und über 12.000 Teilnehmer an. Da sind die 1.200  Anmeldungen für die verschiedenen Disziplinen beim Panoramalauf eher bescheiden. Solche Betrachtungen lassen die Verantwortlichen jedoch nicht zu. Als Profis kennen sie die Mechanismen, setzen auf Qualität und Kontinuität, wohl wissend, dass gerade in umkämpften Märkten sich solches am Ende immer durchsetzt.

Das dünn besiedelte, waldreiche Sauerland liegt größtenteils auf nordrhein-westfälischem Gebiet. Nur ein kleiner Zipfel im Nordwesten, das Gebiet um Willingen nämlich, gehört zu Hessen. Schon seit der Entwicklung des Fremdenverkehrs im Sauerland Ende des 19. Jahrhunderts hat man in Willingen ein Gespür dafür, wie man sich bei den verschiedenen Zielgruppen interessant macht. Dabei belässt man es nicht bei der Einrichtung von Wander- und Radwegen, Loipen, Abfahrtsstrecken und Sprungschanzen, sondern baut gleichzeitig Sportanlagen internationalen Zuschnitts. Der Panoramalauf mit der Marathonstrecke ist da nur das jüngste Mosaiksteinchen.

Geht man unbedarft durch das 6500 Einwohner-Städtchen, fällt zunächst die auch für einen Ferienort hohe Kneipendichte auf. Wird es etwas später am Nachmittag, bestimmen dann die dazugehörigen Gäste die Szenerie. Meist treten sie in Gruppen auf. Ihre Shirts weisen sie Angehörige eines Stammtisches, Damenkränzchens, Kegelclubs, einer Feuerwehr, eines Gesang- oder Musikvereins aus. Ihr Anliegen ist heute gleich: Feiern. Willingen ist eine Hochburg des Party-Tourismus. Mit deinem Biel-Shirt hast du da keine Chance.

Holt man sich am Samstag im Haus des Gastes seine Startunterlagen, kann man leicht einen falschen Eindruck von der Veranstaltung bekommen. Es ist nicht viel los, die meisten Teilnehmer kommen aus der Region und reisen erst am Sonntag an.

Dann verdient sich das Festivalgelände seinen Namen. Um die Showbühne sind Verkaufs-, Imbiss- und Getränkestände eingerichtet und gut frequentiert. Dass das Haus des Gastes zurzeit innen und außen eine Baustelle ist, fällt jetzt gar nicht mehr auf. Parken kann man übrigens gleich neben dem Gelände auf einer großen Wiese. Kleiderdepot braucht man also nicht. Duschen sind im Bad gleich gegenüber.

9.20 Uhr, in 10 Minuten soll der Marathon gestartet werden. Außer den Zeitnehmern und den Kommentatoren ist kein Mensch unter dem Startbogen zu sehen. Nur allmählich  finden sich die 110 Marathonis ein. Schüchtern und bescheiden stehen sie rum, keiner will an die Startlinie, bis der Zeitnehmer die Initiative ergreift: „Hier ist die Linie, bitte vortreten“. 

Die anderen Lauf- und Walking-Wettbewerbe werden später gestartet und so haben die Marathonis eine ganz ansehnliche Zuschauerkulisse. Als der Startschuss fällt, rennen drei oder vier los, der Rest trabt gemütlich an, genießt den Applaus und richtet sich auf einen genussvollen Sonntagslauf ein.

Aber Achtung, lieber Klaus. Erfahrungsgemäß haben die Teilnehmer bei solchen anspruchsvollen Landschaftsläufen eine andere Qualität und sind nicht mit dem hinteren Drittel eines Citymarathons zu vergleichen, wo ich trotz der Fotografiererei locker mithalte. Letzter bin ich noch nie geworden.

Die ersten Kilometer führen uns oberhalb dem Ortsteil Stryck zur Mühlenkopfschanze. Mit seinem welligen Profil ist der gute, meist asphaltierte Weg für die meisten genau richtig zum Einlaufen. Als wir nach ungefähr 2,5 km die imposante Schanzenanlage erreichen, weidet dort, wo sonst nach 150 m weitem Sprung Martin Schmitt und Co landen, eine Schafherde.

Ein paar Fotos - und schon ist es passiert. Außer Paul dem Biker, der mit der Begleitung des letzten Marathonis beauftragt ist, ist keiner mehr hinter mir. Zwar verliere ich am folgenden Anstieg die Läufergruppe vor mir nicht aus den Augen, aber aufschließen kann ich nur zu Cornelia, die alles gerne läuft, nur nicht bergauf. Dabei kommt sie aus der Eifel, die ja auch nicht gerade durch ihre schnellen Laufstrecken bekannt ist.

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Informationen: Willinger Panoramalauf
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