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Laufberichte

„Same procedure as every year, Heinrich!“

28.11.09
Autor: Joe Kelbel

Zwar ist das Jahr an Läufen reich,
doch ist kein Lauf dem Laufe gleich,
weshalb der Crack Jahr aus, Jahr ein
sich findet in Arolsen ein

Die Twisteseehalle ist zwar klein,
doch gerne kommt  der Läufer rein,
denn mit des Heinrichs Heiterkeit
beginnt des Läufers Weihnachtszeit.

Meine Weihnachtszeit beginnt mit einem kolossalen Traditionsbruch: Ein Bier wäre ja o.k. gewesen, ein Glühwein gerade noch so, aber mit einem warmen Kakao auf dem Weihnachtsmarkt in Bad Arolsen erwischt zu werden, zerstört die Tradition. Ich überlege noch, ob ich es dem „Admiral von Schneider“ mit dem Ausruf „Skål!“ gleichtun sollte, um den Kakao unauffällig per Luftpost zu entsorgen, aber da jaulen schon die schmerzenden Hacken im Vorfeld.

Um meinen Fauxpas wieder aufzumerzen, müsste ich am Samstag so schnell wie früher laufen, oder mich nach dem Lauf unter die traditionell kalte Dusche  stellen. Es hätte aber schlimmer kommen können, denn untraditionell genieße ich ein Wellnesswochenende im Schlosshotel. Nicht auszudenken, wenn man mich dort mit einem Früchtedrink im Whirlpool erwischt hätte!

Aber sonst  ist es wie früher beim Advent-Marathon in Bad Arolsen, seit 1981. Das fängt schon mit dem Geruch im Eingangsbereich der Twisteseehalle an, der irgendwie an die Jugendherberge erinnert, wo der Thomas 1977 das Klo verstopft hatte und unsere Eltern uns frühzeitig abholen mussten. Hier sind wie immer  die Urkunden vom Vorjahr gestapelt, man hält  die Luft an und sucht mit hochrotem Kopf, natürlich in der falschen Altersklasse.

Dann ist da die brechend volle Halle, in der alle auf die traditionelle Rede vom Heinrich Kuhaupt warten. Der Réné Wallesch ist schon ganz aufgeregt und erzählt über seine „Pizza a la Bauer“ vom Vorabend, mit Bratkartoffeln und Speck obenauf! Ich solle unbedingt diese Pizzeria in meinem Bericht erwähnen. Also Salvatore heisst die, und übrigens ist der Réné absolut  verfressen! Dieter erzählt von seinem 2 Std-Nickerchen im Heu bei km 45 in Biel ! Auch so ein Bekloppter , den man gern haben muss. Viele, viele bekannte Gesichter sind hier in der Halle, aber alle laufen in langen Hosen. Also hechte ich schnell zum Auto und ziehe mich um, der Wind hier an der Talsperre ist eisig kalt, und ich will ja nicht derjenige sein, auf den sich alle Blicke werfen, nur weil ich so cool bin.

Zurück in die Halle, Heinrich wettert schon los, eigentlich kennt die Rede schon jeder, aber was James bei Dinner for one, ist Heinrich beim Advent-Marathon, und so sitzen wir in voller Laufkleidung, die schon mächtig anfängt zu qualmen und lachen uns kaputt, wenn er wieder über Stöckchenschwinger, Sponsoren und Unterdistanzläufer referiert. Aber diesmal geht es hauptsächlich über die Duschen, - die kalten, was sonst, und da kommt schon ein bißchen die Altersklasse in mir hoch: Wie schnell muss man eigentlich sein, um warm duschen zu können?

Vor der Halle ist bessere Luft, man kann sich auch langsam an den kalten Wind gewöhnen. Ich erwische den Harald Heyde, wie er verstohlen ein abgespecktes Waldhessenlaufplakat aufstellt. Eigentlich will ich ihm seine Gleitschirmfliegerei ausreden, aber Marathonläufer sind friedliche Menschen, und so frieren wir gemeinsam der Prozession zum Start entgegen.

Die setzt dann auch langssam ein, den steilen Weg runter zur Talsperre. Wie Kirchgänger geht man die paar Meter entlang des Twistesees zu Start. Wie jedes Jahr wird gequasselt und werden Fotos geschossen . Und wie jedes Jahr ist dieses komische, gästelose Cafe im See im Bericht zu sehen.

Fotos hier, Fotos da, Jochen und Heinrich wechseln das Mikrofon, Countdown gibt es, aber  wir sind ja schon alle unterwegs: „Diszipliniert than every year“. Bei „null“ sind wir alle schon am Café vorbei, meine blöde Nikolausmütze fliegt weg , und ich brülle gegen den Wind unserer Weltrekordlerin zu: „ Sturmvogel! Das ist dein Wetter! Nutz es!“

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