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Laufberichte

Licht und Schatten, Sonne und Regen

12.05.13

Nach dem Aus für den Karstadt Marathons war das Ruhrgebiet zwar keine marathonfreie Zone (siehe Essen, Duisburg, Bottrop), aber angesichts der Bevölkerungszahl auch nicht gerade übersättigt. Der Vivawest Marathon schließt nun eine Lücke.

Und um es vorweg zu sagen: Es war ein starker (Neu)Anfang mit insgesamt fast 7.000 Läufern, davon mehr als 1.000 Marathonis. Wobei der Neue irgendwie an den Alten erinnert. Auch der Neue führt die Läufer durch mehrere Ruhrgebietsstädte und passiert bekannte Sehenswürdigkeiten an der Strecke, wie z. B. die Zeche Zollverein. Eines allerdings fehlt: Der Start an zwei verschiedenen Orten und das Treffen der beiden Läuferscharen mit gemeinsamer Laufstrecke ins Ziel.


Gut, dass wir Läufer und keine Hooligans sind.

 

Dafür erinnert etwas Anderes an den Karstadt-Marathon, etwas Unangenehmes. Hunderte Läufern kommen zu spät zum Start, weil sie von den Parkplätzen an der Schalker Veltins Arena nicht wegkommen. Dort kann man kostenlos parken und soll alle 5-7 Minuten mit der Stadtbahn zum Startplatz kommen – so das Versprechen. Kostenloses Parken stimmt, das andere nicht.

Massen von Läufern stehen an der Haltestelle Willy-Brandt-Allee und warten auf die Bahn. Eine kommt, dann tut sich lange nichts. Die Polizei verkündet per Lautsprecher, dass man um Ersatzbahnen und Busse bemüht sei. Es fängt an zu regnen. Na, wenigstens müssen wir nicht im Trockenen warten. Alte Hasen erinnern sich an 2009, wo der Start des Karstadt Marathon um 45 Minuten verschoben wurde und man in Kälte und Regen warten musste.

Ein genervter Läufer bringt die Stimmung unter den wartenden Läufern auf den Punkt: „Gut, dass wir Läufer und keine Hooligans sind. Sonst wäre hier was los.“


Alexandra sei Dank!

 

Einige findige Läufer halten Autos an und fahren als Anhalter zum Start. Ich sitze bei Alexandra im Auto. Meine Retterin chauffiert mich bis an den Startbereich am Musiktheater im Revier. Alexandra, herzlichen Dank. Du hast meinen Lauf gerettet.
Ich kann gerade noch meinen Kleiderbeutel im Sportzentrum Schürenkamp abgeben, die Schuhe binden und rasch in den Startblock laufen. Und schon geht’s los. Was ist jetzt mit den Hunderten die noch an der  Haltestelle Willy-Brandt-Allee am Stadion warten?

So was darf nicht passieren. Schlecht wäre es allerdings auch, wenn man jetzt nur darauf rumhacken würde. Schon ganz anderen Veranstaltungen sind mit einem Lapsus in eine gute Zukunft gestartet.  Ich könnte Beispiele nennen, tu‘s aber nicht. Der VIVAWEST Marathon hat auf jeden Fall Potential und eine Chance verdient. Außerdem, die Organisation hat sonst wie am Schnürchen geklappt.


Nicht ohne mich


Und jetzt wird gelaufen. Nachdem ich beim letzten Karstadt Marathon dabei war ist es für mich klar, hier läufst du mit. Das lässt du dir nicht entgehen. Freitag hole ich mir schon am Zelt vor dem Musiktheater meine Startunterlagen.

Ich stehe dank Alexandra noch rechtzeitig mit erhöhtem Pulsschlag in meinem Startblock und darf direkt loslaufen. Was mich aber schnell in Stimmung bringt. Denn der Lauf hat was. Es geht durch das Herz des Ruhrgebiets. Vier Städte stehen auf der Besichtigungstour: Start und Ziel in Gelsenkirchen, Essen, Bottrop und Gladbeck.

Am Start werden wir begeistert angefeuert. Mir fällt direkt vor mir ein Läufer in voller Montur eines Feuerwehrmannes auf. Will der hier auch mitlaufen? Und ob. Frank ist von der Freiwilligen Feuerwehr Bergkamen und läuft tatsächlich den vollen Marathon in seiner schweren Feuerwehrkluft. Respekt!


Trödeln ist angesagt


Da ich auf den ersten Kilometern so richtig vor mich trödele, laufen Frank und ich einige Zeit nahezu parallel. Neben Frank begleiten mich mehr oder weniger bis Km 10 die Tempomacher für 5 Stunden Zielzeit.

Es stehen keine Massen von Zuschauern an der Strecke. Es ist auch kein Zuschauerwetter, so kalt und windig wie es ist. Zum Laufen aber gut, was die Temperaturen anbetrifft. Der Wind stört schon deutlich.

Die Zuschauer die da sind machen gute Stimmung. Viele halten Transparente hoch, machen mit Ratschen Krach, sogar Vuvuzelas sind zu hören. Es macht Spaß hier zu laufen und ich genieße die Stimmung. Der Stress ist weg.

 

Alles Schalke oder was?


Man merkt, dass wir durch Gelsenkirchen laufen. Viele Zuschauer halten Schalke Fanschals oder andere Fan-Utensilien hoch. Da lass ich mich doch nicht zweimal bitten und schon hab ich einen Schalke-Schal um den Hals.

An der Strecke sehe ich einen Fahrradbegleiter, dem ich rasch seine Sorglosigkeit im Umgang mit seinem Fahrrad aufzeige. Er steht am Rand und feuert seine Leute an. Das Fahrrad steht mehrere Meter neben ihm. Ich sitze schon fast drauf, da bemerkt er seinen Leichtsinn und ich muss weiter laufen. Wir sehen uns fast die ganze Strecke immer wieder. Das Fahrrad hat er aber nun gut im Blick und ich bekomme keine zweite Gelegenheit.

Viele Zuschauer schauen aus den Fenstern oder haben im Freien vor ihren Häusern Frühstückstische aufgebaut. Klar, da darf ich nicht fehlen. Es ist doch auch schon sehr leichtsinnig, Brötchen auszulegen, wenn ich vorbeilaufe. Da heißt es doch gleich noch vor Km 3 ein erstes Brötchen als Wegzehrung zu mir zu nehmen. Ja, wenn‘s mir aufgedrängt wird?

Wir laufen durch Wohngebiete. Überall das gleiche Bild. Ob mit aufkommender Sonne oder ohne, es ist Stimmung an der Strecke ohne Massen.

 

Weltkulturerbe Zeche Zollverein


Wir laufen durch das Gelände der Zeche Zollverein. Zollverein war einst die größte Steinkohlenzeche der Welt und die Zentralkokerei war die größte in Europa. Heute ist Zollverein UNECSO-Weltkulturerbe.

Kohle wurde in Zollverein bis zum 23.12.1986 abgebaut, dann wurden alle Förderanlagen der Zeche stillgelegt. Etwas länger durfte die Kokerei ihren Betrieb aufrechterhalten. Sie wurde 1993 stillgelegt.

Heute ist die ehemalige Zeche Zollverein ein Industriedenkmal und dazu ein wahrhaft imposantes. Das ist schon eine tolle Sache, hier hindurch zu laufen. Industriegeschichte pur und quasi zum Anfassen. Ich kann gar nicht genug kriegen.

Auf dem Zechengelände ist ein Stimmungsnest an der Verpflegung. Wie an einigen anderen Stellen spielt eine Musikgruppe und Mädels heizen mit ihren Darbietungen den Läufern ein. Hat was!

Da man ja nie weiß, ob nicht irgendwas Feuer fängt, halte ich mich dicht an Frank, den Feuerwehrmann. Auch er genießt den Lauf durchs Weltkulturerbe und hält die Eindrücke auf Fotos fest.

Vor Verlassen des Zechengeländes verlassen die Halbmarathonis die Marathonlaufstrecke. Am Ausgang des Geländes spielt eine weitere Musikgruppe und es ist eine Verpflegung aufgebaut. Keine offizielle, von denen es übrigens genügend gibt und an denen es an nichts fehlt. Sie ist privat, was mich aber nicht davon abhält, einen leckeren Kaffee zu trinken und der Aufforderung des Chefkochs, bei den Würstchen zuzugreifen, nachzukommen.

Zwei wirklich schöne und beeindruckende Kilometer durch die Zeche Zollverein sind vorbei.   Einer der Höhepunkte des Laufes. Allein wegen Zollverein lohnt sich eine Wiederholung.

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Informationen: Vivawest-Marathon
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