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Laufberichte

Advent, Advent ...

30.11.13

Nach 29 Jahren Advent Waldmarathon war die Ära Heinrich Kuhaupt zu Ende und seit 3 Jahren gibt es statt der allseits beliebten Traditionsveranstaltung an gleicher Stelle den Twistesee Adventsmarathon der Familie Wierschula und deren Sport-Event GmbH, die auch für den Triathlon am Twistesee verantwortlich zeichnet.

So richtig ins Rollen kommt die Nachfolgeveranstaltung von Heinrichs legendärem Marathon nicht, denn die Teilnehmerzahlen von einst, immerhin so  um die 500 - 600 (nur Marathonis!),  werden noch längst nicht erreicht. Eine der Ursachen kann die Sollzeit von 5 Stunden sein, die für einen mit einigen Höhenmetern gewürzten Marathon im November ziemlich knapp bemessen ist. Dass man langsamen Läufern einen um ein oder zwei Stunden vorgezogenen Start ermöglicht, ist zwar nett, aber nicht für jeden einen Lösung.

Ich nutze mit meinem Lauffreund Dieter, Hajo Meyer und einigen anderen dieses Angebot und renne einmal nicht dem Feld hinterher, sondern lasse mich von der Meute hetzen. Die Teilnahme am  Adventmarathon hat bei meinem Heimatsportverein LG Vellmar schon seit 1986 Tradition. Ich selber bin zum 9. Mal am Start, es ist der Marathon, den ich mit Abstand am meisten gelaufen bin.

Und so heißt es auch in diesem Jahr wieder für mich: Advent, Advent - doch bevor das erste Lichtlein brennt, wird durch den Arolser Wald gerennt …

Das Veranstaltungszentrum ist wie immer die Twisteseehalle in Wetterburg, einem kleinen Stadtteil von Bad Arolsen. Von der Stadt Arolsen sind es bis zur Twisteseehalle nur 3,5 km.

Bad Arolsen (bis 1997 ohne „Bad“) liegt mitten im Waldecker Ferienland, ca. 45 km westlich von Kassel. Mit der Gründung des Augustinerinnen-Kloster “Aroldessen” um ca. 1131 nahm Arolsen seinen Anfang. Der barocke Kernstadtbereich verdankt seiner Entstehung dem Fürstenhaus, das im Residenzschloss Bad Arolsen noch bis heute seinen Wohnsitz hat.

Das Residenzschloss Bad Arolsen gilt als Wahrzeichen der Stadt Bad Arolsen. Gebaut im Barockstil in den Jahren 1710 – 1810, verdankt es seiner Entstehung dem Fürsten Friedrich Anton Ulrich zu Waldeck und Pyrmont (1676 – 1728). Für Kunstfreunde interessant ist das „Museum Bad Arolsen“, das in insgesamt fünf über die Stadt verteilten Gebäuden Kunstsammlungen präsentiert. Der Festsaal, von Johann Friedrich Valentin gestaltet, gehört mit seinen Schnitzereien zu den schönsten Hessens. Das „Kaulbachhaus“, Geburtshaus des Historienmalers und Illustrators Wilhelm von Kaulbach, gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt. Es beherbergt Gemälde und graphische Arbeiten der Arolser Malerfamilie und eine originale Schreinerwerkstatt.

Die Twisteseehalle liegt am Ortsrand von Wetterburg. Nachmeldungen sind für 35€ noch möglich, bei Voranmeldung liegt das Startgeld zwischen 22€ und 30€. Das Teilnehmerlimit ist auf 800 begrenzt. Im Jahr 1 nach Heinrich Kuhaupt waren es 133 Teilnehmer, letztes Jahr 163. Heute sind über 250 gemeldet.

Rund um die Halle und auch drinnen ist alles, wie man es kennt.  Und auch die Strecke ist wieder die „alte“, nämlich eine große Runde, meist auf befestigten Waldwegen, die aber je nach Witterung streckenweise ziemlich schwer zu laufen sind. Auch die Startzeit ist wie immer um 11Uhr. Der Start ist an der Staumauer ca. 700m entfernt. Also marschiert man gemütlich 15 Minuten vorher los.

Der Wetterdienst sagt für heute Temperaturen zwischen 2 und 5 Grad Plus voraus, Regenwahrscheinlichkeit am Vormittag 50%. Schnee gibt es heute keinen. Ich bin in Arolsen Marathon auch schon durch Schnee und Eis gelaufen. Heute haben wir typisches Novemberwetter, es ist trüb, kalt und es nieselt.

Über Lautsprecher werden die Läufer für den Vorstart um 10.00 Uhr (also auch ich) zur Bühne gebeten, wo wir von Jochen  Wierschula abgeholt und zum Staudamm begleitet werden. Zuvor hat er noch eine wichtige Durchsage zu machen. Ein Läufer hat seine Hose vergessen. Wer hat Größe L und kann aushelfen? Das Problem ist schnell gelöst.

Erstaunlich, eine Gruppe von 22 Marathonis macht sich vorzeitig auf den Weg. Für die 23-jährigen Anne Schmedding ist es der erste Marathon. Da ist ein Foto mit dem Küken und Hajo, dem alten Hasen mit über 1500 Marathons fällig.  Nicht zu übersehen ist Josef, der sommerlich und auch sonst auffällig gekleidete Ami-Kanadier.

Jochen Wierschula startet unsere Gruppe pünktlich um 10 Uhr und bei noch trockenem Wetter geht es über die Staumauer vorbei am Cafe im See und dem Uferweg entlang. Der Twistesee wurde u. a. als Hochwasserschutz  1972-1979 errichtet und ist einer der saubersten Seen Deutschlands. Der See-Rundweg ist 7 Km lang.

Wir kommen am Schwimmbad vorbei, wo an Pfingsten Heinrich Kuhaupts Waldmarathon gestartet wird. Km 2, wir sind noch immer am See. Erst bei der Bundesstraße verlassen wir das Ufer, wo im Wald (km 3,8) die erste langgezogene Steigung wartet. Jetzt wird langsam die Betriebstemperatur erreicht und bei km 7 kommt die erste Versorgungsstelle gerade recht. Sie hat bereits für die Vorstarter „geöffnet“.

Fast schnurgerade geht es anschließend weiter durch den Wald. Dass die Km-Schilder 8 und 9 vertauscht sind, wird wohl jeder merken. Kurz vor km 10 überqueren wir die B 450 zwischen Arolsen und Landau. Direkt vor dem Lisbeth Stein versorgt uns die Feuerwehr mit Flüssigem.

Über teils matschige, teils recht gute Wege laufen wir am Waldrand entlang, bevor wir bei km 13 in den Wald eintauchen. Bei km 13,5 ist die nächste Versorgungsstelle. Zur Not kann man hier „aussteigen“, indem man eine Abkürzung nimmt und nach kurzer Wegstrecke bei km 34  wieder auf den Originalkurs kommt. 

Ich sehe keinen, der von dieser Möglichkeit Gebrauch macht.  Weiter geht es durch den Wald und raus aufs Feld. Bei Km 15 kommt auf dem gegenüberliegenden Berg Landau ins Blickfeld. Dann geht es runter zum Schwimmbad, wo die Feuerwehr uns ein weihnachtliches Läufer-Buffet bereitet hat. Da ja erst rund 20 Läufer durch sind, haben wir eine riesige Auswahl. So ein Vorstart hat mehrere gute Seiten.

Kurz hinter km 16 sind wir am Ortsrand von Landau, das bekannt ist für seine  Wasserkunst. Mithilfe einer 1535 errichteten Konstruktion wurde die 65m höher gelegene Stadt mit Trinkwasser versorgt. Aus einer Senke kommen wir auf die Kreisstraße in Richtung Volkhardinghausen. Nach einem kurzen Stück  Asphaltstraße biegen wir bei Km17 wieder  in den Wald ab. Hier wartet ein knackiger Anstieg, den ich lieber gehend als laufend bewältige.  Dann geht es sehr wellig durch den Wald weiter.

Ich schaue mich laufend um, denn eigentlich müssten uns die ersten Schnellen einholen. Bei km 18,5 ist es soweit. Es sind Michael Leck und  der spätere Sieger Michael Kirsch. Als fünfter kommt Ironman Lothar Leder.

Bei „Halbzeit“ erreichen wir die Landstraße, die die Orte Landau und Freienhagen verbindet. Nur ein kurzes Stück folgen wir der mit Pylonen für uns gesperrten Straße, dann sind wir wieder auf Waldwegen auf der Jeppenteich Schleife. Zuvor gibt es Stärkung an der Versorgungsstelle und Motivation von vielen Fans, die hier traditionell für Stimmung sorgen.

Noch vor km 22 überholt uns die erste Läuferin, die auch den Marathon gewinnen wird. Es ist Antje Krause.  Auf einem ca. 500m langen Begegnungsstück kommt mir das Marathonküken Anne entgegen. Sie fühlt sich sehr gut. Toll, was sie heute leistet. Kurz dahinter ist Joseph in seinem knallgrünen Dress. Sie haben eine 6 km lange Schleife schon hinter sich.

Für Dieter und mich heißt es jetzt „rund um den Weiher“. Auf dem Teich ist etwas Eis, muss eine kalte Ecke sein. Wir folgen einem kleinen Bach Richtung Schloss Höhnscheid. Noch bevor wir etwas vom Schloss sehen können, kommt am äußersten Punkt der Schleife eine Kontrolle, an der jeder Läufer mit Nummer registriert wird. Abkürzen ist nicht. Und Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Zwischendurch regnet es jetzt mal. Auf dem besagten Begegnungsstück ist ziemlich „Verkehr“. Ein paar Mal werde ich als M4Y-Reporter erkannt und begrüßt. „Ah, Marathon4you! Schön, dass ihr da seid,“ und: „Schreib einen schönen Bericht!“

Wir sind wieder an der Verkehrsstraße bei den Wehlheider Fans und überqueren dann die Straße bei ca. 26,5 km. Jetzt geht es erst mal leicht bergab. Unbemerkt von mir kommt Birgit zu uns aufgelaufen. Sie ist heute richtig super drauf. Sie wird bei ihrem erst 2. Marathon unter 4 Stunden ins Ziel kommen -  und das bei einer so anspruchsvollen Strecke.

Über einen kleinen Bach kommen wir an den Siebringhäuser Teich. Ab hier (km28) geht es 2 km stetig bergauf. Es ist der härteste Streckenabschnitt. Die nächsten 4 Km sind nur noch „wellig“  und führen uns zur Waldschmiede in der Nähe von Volkhardinghausen. Rechts der Strecke liegt der Ort Volkhardinghausen, den wir bereits umrundet haben. Links davon weist uns ein Schild auf den ehemaligen Exerzierplatz des Waldeckischen Batallion 2/83 hin. Am Gasthaus gibt es eine weitere Versorgungsstation. Kurz danach sind die meisten Höhenmeter geschafft. Den nächsten Kilometer bis 35 geht es bergab durch den Wald. Es folgt ein ziemlich matschiger Wirtschaftsweg.

Bei Km 38 erreichen wir die ersten Häuser, ein paar Zuschauer und die letzte Läufer-Tränke. Der weitere Weg ist zunächst geschottert, bis wir uns Richtung Twistesee orientieren. An Weiden vorbei erreichen wir das dicht bewachsene Seeufer und kurz vor der Brücke unter der B450 steht das 40 Km Schild.

Der Rest ist fast vollkommen eben und schon bald kann man Jochen hören, der im Ziel die Finisher willkommen heißt. Nach einigen Kurven habe auch ich es geschafft und ich bin im Ziel. Die Zeit ( 5:39) ist zweitrangig, „ankommen“ ist auf dieser Strecke angesagt. Ich lasse mir die verdiente Medaille überreichen und nasche am Buffet von den Schokoküssen und anderen Leckereien. Es ist recht kühl und so mache ich mich auf zum letzten Anstieg. Der führt mich hoch zur  warmen Halle.

Bei der Siegerehrung ist auch der Bürgermeister der Stadt Bad Arolsen dabei. Für die Gesamt- und Klassensieger gibt es Freistarts für den nächsten Twistesee-Adventmarathon oder Twistesee-Triathlon und kleinkindgroße Schoko-Nikoläuse. Na dann guten Appetit und viel Spaß beim Abtrainieren der Kalorien.

 


Sieger:
1. Michael Kirsch  Worschtfreunde Jillek  2:58:56,1
2. Markus Ratgeber Worschtfreunde Jillek  3:02:20,9
3. Omid Keyvanpour SV Gelnhausen   3:05:01,2

Siegerinnen:
1. Antje Krause  Ultra Sport Club Marburg 3:26:21,0
2. Marie-Luise Becker LC Restekiste   3:38:51,5
3. Simone Roessling TSV Cappel   3:39:28,0

206 Finisher

 

Informationen: Twistesee-Adventsmarathon
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