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Laufberichte

Wie Nichtschwimmer beim Triathlon

04.05.14

Nun folgt wieder ein recht steiler Aufstieg. Trotz hervorragender Markierung passe ich einmal nicht auf und laufe kurz in eine falsche Richtung, werde aber von Michael rechtzeitig zurück gerufen. Inzwischen weicht die Nacht der Morgendämmerung. Immer deutlicher kann ich den Wald und die Berge der näheren Umgebung erkennen.

Kurz darauf folge ich zwei anderen Läufern rechts am Roche de Froide Fontaine, einem großen Felsen vorbei. Sackgasse! Schon wieder eine unübersehbare Markierung ignoriert!

Nun begeistert mich ein Abstieg, wie ich ihn mir krasser nicht wünschen könnte: Wir steigen weglos unglaublich steil auf rutschigem Waldboden in die Tiefe. Mit Stöcken wäre ich hier sicher vier Mal so schnell, aber das Balancieren macht mir auch Spaß. Welch eine Gaudi! Bei der Einmündung dieses Offroad-Trails in einen Forstweg muss ich sogar ein Stück auf dem Hosenboden hinab rutschen. Falls es vor einer Stunde hier noch Trittmöglichkeiten gab, so wurden sie von meinen Vorgängern weggefräst. Ist das nun eine echt behämmerte Streckenführung oder ist das ein toller Hammer? Mir gefällt es.

Solche Abschnitte hätten in Deutschland keine Chance, von Forstbehörden und Umweltschützern genehmigt zu werden. Ich nenne da als Beispiel nur die Night-Version des Black Forest Trail Maniak. Mit schweren Forstfahrzeuge die Pfade in breite Schlammwüsten verwandeln - das geht, aber einer überschaubare Gruppe von Läufern Durchlass zu gewähren, geht nicht. Trailrunning hat in Frankreich eine lange Tradition und es  gibt ein unüberschaubares Angebot an Trail-Läufen, die diesen Namen auch wirklich verdienen.

Nun führt der Weg unter die Nebelgrenze. Im Dorf Taintrux umgibt uns das öde Grau. Danach bedeckt im Wald noch Raureif den Boden neben der Strecke, ein Zeichen dafür, wie kalt es heute Nacht war.


 
Abwechslungsreich führt die Route weiter. Einmal müssen wir nach Überquerung einer Straße auf einem provisorischen, durch die Luftfeuchtigkeit rutschigen Holzsteg die Böschung hinauf stapfen. Mit Roche dÁnozel steht der nächste Fels an der Strecke, danach geht es auf dem Gipfelgrat des Kemberg wieder auf tollem Trail weiter. Inzwischen laufe ich unter wolkenlosem, tief blauem Himmel. Unter mir lösen sich die letzten Nebelreste auf.  Zum Trail-Genuss kommt heute mal wieder jede Mengen schöner Aussichten hinzu. Mit viel auf und ab geht es weiter.  
 


 Nach 32 km erreiche ich wieder Saint-Dié, wo wir beim Startgelände in die Halle laufen, in die wir vor 5 Stunden unsere Taschen gestellt hatten. Ich ziehe meine wärmeren Shirts aus und stopfe sie mit den Handschuhen, der Stirnlampe und den unbrauchbaren Stöcken in die Tasche. Noch ein paar Orangenschnitze, Kekse und Rosinen an der Verpflegungsstelle, dann setzt kurz meine Vernunft aus. Schon seit einer Stunde weiß ich, dass ich hier unbedingt mein eiskaltes Wasser aus den beiden Flaschen gegen wärmeres Leitungswasser austauschen muss. Doch manchmal gibt es Situationen, wo man selbst nach fast 40 Ultratrails alle Vernunft und Erfahrung in den Wind schießt. Der Rückstand auf den größten Teil des Läuferfeldes ärgert mich so sehr, dass ich entschließe, so schnell wie möglich weiter zu laufen und auf das Wasserfüllen verzichte. So eine ausgesprochen hirnlose Dummheit dürfte mir eigentlich nicht passieren und dafür muss ich auch noch büßen.

Auch der kurze Streckenabschnitt durch den Ort ist sehr gut markiert und wird an den Straßenkreuzungen von Ordnern gesichert. Dann laufen wir kurz einen relativ bequemen Aufstieg, doch bald folgen etwa 600 Höhenmeter über technisch nicht schwere, auch nicht allzu steile, aber dennoch sehr Kraft zehrende Pfade.
 


 
Endlich komme ich oben beim nächsten Felsen an, dem Roche du Sapin Sec. Anstatt gleich weiter zu eilen, nehme ich mir Zeit und steige auf einer Treppe den Felsen hinauf, um die Aussicht von dort oben zu betrachten. Während meiner Pause läuft Michael unter mir vorbei.  Nun führt ein schöner Trail entlang des 874 m hohen L´Ormont 874 m. Ab und zu komme ich an Befestigungen aus dem ersten Weltkrieg vorbei. Beim Roche des Aprils verzichte ich darauf, erneut eine Treppe hinauf zu steigen. Während des nächsten Downhills hole ich Michael wieder ein. Zwischendurch bleiben wir eine Weile stehen und fotografieren uns gegenseitig. Wir ahnen nicht, dass uns diese Verzögerung fast zum Verhängnis wird.

Bald folgt wieder ein anspruchsvoller Abstieg. Durch einen Hohlweg mit rutschigem Boden sause und stolpere ich steil bergab. Auch hier wären Stöcke sehr hilfreich. Auf Fotos sehen solche Wege recht harmlos aus, aber glaubt mir: es war sehr steil!
 
 

Informationen: Trail des Roches
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