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Laufberichte

In Fröttstädt ist etwas gewachsen

 

Mit der 14. Austragung ist der 100 Kilometer Thüringen Ultra fast schon Kult. Für mich sind die moderaten Trails erholsamer, als ein völlig flacher Kurs. Das familiäre Umfeld, ein großzügiges Zeitlimit und die üppige Verpflegung tun ihr übriges. Ich beschließe daher kurzfristig, mir dieses Jahr den 4. Stern zu holen. Norbert wird mich wieder auf dem Fahrrad begleiten.

Fröttstädt ist ein Ortsteil der Landgemeinde Hörsel an der A4, am Fuße des Thüringer Waldes in der Nähe von Gotha. Auf das traditionelle Camping auf der Streuobstwiese am Dorfgemeinschaftshaus verzichten wir diesmal. Die Startunterlagen holen wir am Freitag, die Portion Pasta ist im Startgeld inbegriffen. Begleitradler bekommen für 10 Euro eine eigene Startnummer, die zur Inanspruchnahme der Verpflegungsstellen berechtigt.

Am Samstag um 3 Uhr 40 entlässt mich Norbert aus dem Auto in der Nähe des Startgeländes. Während er parkt und das Fahrrad startklar macht, treffe ich pünktlich zum Briefing beim Dorfgemeinschaftshaus ein. Dieses wird mit einem lautstarken „Guten Morgen Fröttstädt“ eröffnet. Aufmerksam verfolgen die Läufer die Hinweise zur Streckenmarkierung. Zumindest die meisten, denn man muss eben auch Bekannte begrüßen; und dass man keinen Müll auf die Strecke werfen soll, versteht sich ja von selbst.

Kurz vor dem Start ist auch Norbert angekommen. Er wird sich zunächst hinten halten, um keinen Läufer zu behindern. Ein paar der Anwesenden haben bereits alle bisherigen 13 Ultras gefinisht. Sie laufen heute für ihren 14. Stern. Das finde ich schon beeindruckend.

Pünktlich um 4 Uhr wird gestartet. Das Feld ist dicht, aber das Laufen, trotz der Dunkelheit, kein Problem. Das Anfangstempo ist der kommenden Belastung angemessen. Wir durchqueren Fröttstädt, ein paar einsame Fans applaudieren lautstark.

 

 

Draußen auf den Feldern erwacht bereits der Morgen. Die Temperatur ist optimal, ca. 11 °C. Im Wald flankieren Lichter den Weg. Norbert hat mich mittlerweile eingeholt. Es ist wellig, so dass ich mit Gehen und Laufen abwechsle.

Schnell wird es heller. In Sondra, bei km 10 ist die erste Getränkestation. Neben Tee, Wasser und Cola gibt es auch Kaffee, belegte Brote, diverses Obst, Gemüse, Salziges und Süßes. Das reicht für ein zweites Frühstück. Der eine oder andere Läufer wechselt bereits die Kleidung, es wird wärmer.

Nach der VP geht es eine steile Rampe hinauf und anschließend wellig weiter. Eine Kuhherde folgt synchron mit den Köpfen den vorauslaufenden Läufern. Norbert und ich amüsieren uns köstlich. Vor uns erkennen wir die erste richtige Steigung. Norbert gibt sein Bestes, muss aber schließlich doch absteigen und schieben. Oben angekommen, drehe ich mich um: was für Ausblick! In der aufgehenden Sonne liegen Wald und Wiesen unter uns.

Es geht noch wellig weiter. Daraufhin folgt ein langer steiler Abstieg. Ich lass es laufen; Norbert kommt vorsichtig hinter mir her.

Wir verlassen den Wald und eine weite Wiesenlandschaft liegt vor uns. Im Hintergrund erhebt sich der markante Große Inselsberg. Zwischen den Ortschaften Seebach und Schmerbach überqueren wir die B88. Auf der anderen Straßenseite erwartet uns bereits die 2. VP bei km 16. Das reichhaltige Essensangebot gipfelt in Schokolade mit Joghurt-Erdbeerfüllung, lecker!

Jetzt ist es relativ flach, aber der asphaltierte Weg wird aber immer schlechter. Die ersten Staffelläufer rasen an mir vorbei. Sie sind 1 Stunde später gestartet und bereits auf mich aufgelaufen. Mitten im Wald an der Talsperre „Thal“ biegen wir scharf links ab und anschließend richtig steil den Berg hinauf. Ich glaube, das ist die maximale Steigung, die man noch ohne Serpentinen bewältigen kann. Es dauert, bis wir endlich oben sind. Aber zu früh gefreut: hinter einer Kurve geht es weiter bergauf.

 

 

Irgendwann nimmt aber auch der längste Berg ein Ende. Schnell geht es auf der anderen Seite wieder hinunter. Ruhla liegt nun unter uns. Bei km 21 erreichen wir die nächste VP. Es gibt Brühe und Cola, dazu diverse belegte Brote mit Wurst oder Käse. Alles ist appetitlich angerichtet. Da greift man gerne zu.

Es geht wieder bergauf, aber nur relativ kurz. Oben werden wir auf einen schmalen Wiesenweg geleitet. Wo die üppige grüne Weide in der Sonne liegt, glitzern dicke Tautropfen in der Sonne. Es sieht aus, als ob ein silberner Teppich ausgebreitet wurde. Mein Fotografenherz schlägt höher. Leider sieht man auf den Bildern nicht annähernd die Schönheit des Moments.

Trails, geschotterte Wege und weicher Waldboden wechseln sich ab mit ausgewaschenen Rinnen, so wie man es auch vom Rennsteiglauf kennt. Da Norbert auf seinem Navi sieht, dass die Straße hier in der Nähe verläuft, wechselt er auf besseren Untergrund. Für mich sind die Trails dagegen reines Vergnügen.

Schon von weitem kann ich Applaus hören. Der Trail knickt scharf links auf den Parkplatz Glasbachwiese bei km 27. Hier befindet sich die vierte VP, eine Zwischenzeitnahme und es wird zum ersten Mal die Vierer Staffel gewechselt. Die Zeiten werden anhand eines speziellen Transponders genommen.

Ich schnappe mir einen Becher Brühe und ein belegtes Brot. Die Glasbachwiese müsste ich eigentlich vom Rennsteiglauf her kennen, aber heute sieht es hier ganz anders aus.

Pfeile weisen auf einen geschotterten Wanderweg. Es geht ein paar Kilometer tendenziell bergab. Ich bewundere die üppige Vegetation und die tolle Aussicht. Norbert kommt auf den steinigen Wegen schlecht voran und sucht wieder die Straße. Deshalb ist er auch schon fast ausgeruht, als ich die nächste VP kurz vor Brotterode bei km 33 erreiche.

Mittlerweile ist es warm geworden. Es geht über die L1127 und zwischen blühenden Wiesen am Fuße des Oberen Beerbergs hinauf. Im Wald führen bequeme Serpentinen immer höher. Ein Fenster im Wald bietet einen tollen Blick auf grüne Wiesen und eine Skisprungschanze im Hintergrund.

Die VP Grenzwiese bei km 38 liegt direkt an der Sommerrodelbahn. Hier führt auch der Rennsteiglauf vorbei. Aus der 1992 gebauten Bahn ist mittlerweile der „Funpark Inselsberg“ entstanden. Zahlreiche Attraktionen locken Jung und Alt, um hier einen schönen Tag zu verbringen.

 

 

Ich mag diese VP, weil die Mädels der Frauensportgruppe Fröttstädt immer gute Laune haben. Nach ausgiebiger Stärkung geht es mit neuem Schwung weiter. Erst länger bergauf, dann genauso lange bergab. Der Weg ist breit, so dass die Beine hier fast von alleine laufen. Wir erreichen bei km 43 die VP am Gänsberg und sind nun einmal in großem Bogen um Brotterode herum.

Die nächsten Kilometer sind abwechslungsreich: mal hoch, mal runter, mal auf breitem Weg, mal auf schmalem Trail. Mein nächstes Ziel ist bei der DRK Bergwachhütte Hohleborn. Das zieht sich etwas. Nach einem scharfen Linksabzweig geht es plötzlich steil bergab. Der steinige Weg ist kein Vergnügen, doch bald erreiche ich den asphaltierten Mommelstein-Radwanderweg.

Auf der Trasse der ehemaligen Bahnstrecke Schmalkalden - Brotterode wurde im Juni 2003 dieser schöne Radweg eröffnet. Hier liegt auch die nächste VP bei km 49. Ich werde freundlich begrüßt: „Bist Du die Frau, die gerne ein Bier möchte? Dein Mann hat schon eines bestellt!“ Ja, Norbert war schon voraus gefahren und hat den Wunsch hier hinterlegt. Ich genieße das überraschend kühle Blonde und lass mir gleich nochmal nachschenken.

Beschwingt rolle ich den schönen Radweg hinunter. Das moderate Gefälle hilft mir erneut einen runden Schritt zu finden. Entgegenkommende Radler müssen ganz schön schnaufen. Ich bewundere die schöne, immer wieder wechselnde Gegend. Auf Grund des Gefälles komme ich gut voran. Weite Wiesen und Waldpassagen wechseln sich ständig ab. Der Asphalt ist dabei eine Wohltat für die Füße. Es geht über eine Brücke, die rechts und links von hohen Metallzäunen gesäumt ist. Dahinter liegt der alte 86 m lange, beleuchtete Hundsrücktunnel (Kleinschmalkalden-Tunnel).

Zwischen den Bäumen kann ich Hohleborn unter uns liegen sehen. Bald geht es scharf links und der Sportplatz von Floh-Seligenthal (km 54,5) ist erreicht. Norbert erwartet mich schon. Die Toilettenanlage des Sportgeländes ist perfekt, um sich frisch zu machen. Dann greife ich zu diversen belegten Broten. Zusätzlich lassen wir unsere Wasserflaschen auffüllen.

Wieder motiviert, verlassen wir das Sportgelände über die Rückseite auf einem kleinen Wiesenweg. Nach dem langen bergab Laufen gönne ich mir nun eine längere Gehpause. Der Weg ist flach und so wechsle ich später Gehen mit Laufen ab. Laufen fällt mir allerdings momentan recht schwer. Der Wald ist licht und in der prallen Sonne ist es mir einfach schon zu heiß.

Die Steigung will einfach kein Ende nehmen. Meine Wunschzielzeit von 16 Stunden rückt immer weiter in die Ferne. Aus der Erinnerung der früheren Läufe erwarte ich die nächste VP erst nach Erreichen des Höhenkamms am Waldrand.

Irgendwann erreichen wir tatsächlich die VP bei km 59. Mein Magen kann sich trotz guter Auswahl für nichts begeistern. Eine Waffel scheint mir angenehm. Etwas frustriert laufe ich weiter. Es geht immer noch bergauf. Ich freue mich auf die Ebertswiese, denn sie ist das nächste Nahziel. Zuerst passieren wir jedoch die Gedenkstätten Jobstein, und Dreiherrenstein.

 

 

Der Weg scheint kein Ende zu nehmen. Erst als wir am Löwenborn vorbei kommen weiß ich, dass die Ebertswiese nicht mehr weit ist. Der Löwenborn ist ein Brunnen, an dessen Stelle der ehemalige Grenzstein zwischen Hessen und dem Herzogtum Sachsen-Gotha gestanden hat. Er war der einzige Stein mit dem hessischen Wappen und wurde schon immer als springender Löwe bezeichnet.

Dann sehe ich sie doch unter mir, die Ebertswiese. Hier ist beim Rennsteiglauf Halbzeit und ziemlich viel Halligalli. Heute liegt sie friedlich da, ein üppig blühendes Naturschutzgebiet. Im sumpfigen Gelände entspringt die Spitter, die kurz unterhalb der Ebertswiese im Spitterfall, den mit 19 Metern höchsten natürlichen Wasserfall in Thüringen bildet.

Was jetzt folgt, ist Traillaufen in Reinkultur. Laufen kann man das bei mir zwar nicht nennen, aber dafür hebt sich meine Laune erheblich. Links fließt die Spitter ihrem Fall entgegen, rechts geht es sanft bergauf. Leider ist der Spitterfall zu weit weg, um ihn zu sehen, dafür kann ich mich ganz auf den Weg konzentrieren. Auch Norbert kommt gut hinunter.

Irgendwann ist aber auch der schönste Trail zu Ende. Dieser mündet auf einen gemütlichen Waldweg der immer noch leicht bergab führt. Die Spitter begleitet uns bald rechts, bald links. Hier ist es traumhaft schön. Und das Beste ist, dass ich wieder laufen kann.

Wir kommen an ein paar Fischteichen vorbei, die sich natürlich in die Landschaft einfügen, die Seerosen schicken sich eben an zu blühen. Wir erreichen Tambach-Dietharz bei km 68. Im Schwimmbad ist einiges los. Am Zaun vorbei will ich eben den Eingang passieren, da bemerke ich einen Wasserschlauch der scheinbar für die Läufer angeschlossen ist. Die kalte Dusche ist ein Gedicht. Aufmunternde Worte tun ihr übriges.

Ein Sprecher und Norbert warten schon auf mich. Ich werde namentlich begrüßt. Mein Augenmerk gilt allerdings mehr dem Verpflegungsangebot. Ich greife mir einen Becher Bier und leere ihn in einem Zug. Noch ein paar belegte Brote und weiter geht es Richtung Ortsmitte.

Es geht wieder steil bergauf. Norbert schiebt mal wieder. Oben verlassen wir den Ort und es scheint flach zu sein. Meine Beine meinen aber, dass es weiterhin bergauf gehen würde. Also ist wieder ein Mix aus Gehen und Laufen angesagt.

Die Straße ist wenig befahren und verläuft bis zum Horizont. Das „Neue Haus“ oder auch „Vierpfennighaus“ kommt in Sicht. Hier stand in Vorzeiten ein altes Forsthaus, an dem man 4 Pfennig Wegzoll erhob. Aus dem Forsthaus entstand ein Gasthaus, daraus wurde zu DDR-Zeiten ein Jugendlager und nach der Wende eine Flüchtlingsunterkunft. Seit ein paar Jahren baut der gemeinnützige Verein Impact ein christliches Freizeit- und Erholungszentrum (CampImpact) vor allem für Jugendliche. Wir biegen vorher nach links und beschreiben einen weiten Bogen um das eingezäunte Gelände.

Hinter km 71 kommt die nächste VP in Sicht. Das Männerteam hat sich um eine Dame verstärkt. Die Helfer sind ein eingespieltes Team. Einer bietet mit einer Wasserspritze eine Dusche an. Das nehme ich gerne an.

Es geht nun steil bergab. Hier wurde der Weg neu gemacht. In den Vorjahren war hier ein richtiger Steinbruch, bergab laufen war daher fast nicht möglich. Jetzt ist der Weg mit edlen weißen und gemusterten Steinen gepflastert. Zügig kommen wir nach unten und Norbert kann endlich mal kraftfrei rollen.

Unten angekommen, hat die Leina hier ein wunderbares Tal geschaffen. Viele Spaziergänger und Wanderer sind unterwegs. Die meisten wissen wohl, was wir hier machen und feuern uns an. Die Ortschaft Finsterbergen liegt hinter hohen Bäumen versteckt. Ein Sägewerk und eine kleine Industrieansiedlung lassen wir seitlich liegen. Jetzt geht es über die K9. Hier muss man ein bisschen aufpassen, denn es kommt doch hin und wieder ein schnelleres Auto. Auf der anderen Seite Führt der Weg in den Wald hinein und wieder den Berg hinauf.

Hohe Fichten und der Duft nach frischen Nadeln erinnern mich an den Schwarzwald. Nach langem Aufstieg kann ich oben Häuser erkennen. Doch unser Weg zweigt vorher ab. Oberhalb sehe ich eine Wasserrutsche. Das hatte ich völlig vergessen. Nun erinnere ich mich: neben dem Freibad gibt es hier noch einen kleinen Freizeitpark mit der Parkeisenbahn "Flinker Lothi" und eine Bungalowanlage. Die VP bei km 76 liegt oberhalb. Endlich kann ich mich wieder stärken.

 

 

Weiter geht es über einen schmalen Wanderweg. Dann über die Straße auf den nächsten Waldweg, diesmal bergab. Oh je, schon wieder Steine und Wurzeln. Der Weg wird besser, aber wieder bergauf. Dann geht es erneut bergab. Immer steiler und enger wird der Trail. Alle paar Meter ist eine Abflussrinne aus Beton quer zum Weg eingelassen. Der Weg ist schon zum Laufen echt anspruchsvoll, von Radfahren ganz zu schweigen. Ich bewundere, wie Norbert elegant mit dem Rad nach unten hüpft.

Unten kommen wir zu einem Parkplatz. Die gelben Pfeile weisen mich rechts auf die L1026 und dann auf einen netten Wanderweg. Wir kommen nach Friedrichroda. Es geht bergab Richtung Ortsmitte, dann aber ins Wohngebiet. Die Laufgruppe 05 Friedrichroda hat hier bei km 81 die Versorgung der Läufer übernommen. Zusätzlich zur Komplettverpflegung gibt es hier Kaffee. Ich ruhe mich kurz aus und halte ein Schwätzchen mit den Helfern. Sie reden mir und den anderen Läufern gut zu: „Ihr habt noch genug Zeit“.

Der asphaltierte Weg führt erneut in den Wald und ist hier ein beliebter Spazier- und Wanderweg. Wir passieren die Marienglashöhle. Es handelt sich hierbei um ein ehemaliges Gipsbergwerk, das 1903 stillgelegt wurde und nun für Besucher geöffnet ist. Bereits 1778 wurde die Kristallgrotte in der Marienglashöhle entdeckt, die als eine der schönsten und größten in Europa gilt. Hier sind Gipskristalle von bis zu 90 cm Länge zu sehen, die unter anderem zum Schmücken von Marienbildern verwendet wurden, wodurch auch der Name Marienglas entstand. In der unteren Sohle der Höhle befindet sich der Höhlensee mit reizvollen Wasserspiegelungen.

Bis auf ein kurzes Stück führt der Weg durch den Wald, dadurch ist es hier nicht so heiß. In Bad Tabarz, mitten an einer fiesen Steigung im Wohngebiet, liegt eine private Verpflegungsstelle bei km 84, heute ist hier Selbstbedienung. Weil es gerade einigermaßen läuft, lassen wir das großzügige Angebot aus.

Von der Straße zweigen wir auf den Walking Pfad ab. Dieser bringt uns ans Ortsende zur Kneipp- und Kuranlage. Wir laufen in einer Schleife drum herum und gelangen auf der Rückseite wieder in den Wald. Es geht erneut bergauf. Ein kleiner Geländewagen fährt langsam an uns vorbei. Die Insassen feuern uns frenetisch an. Auf halber Höhe stoppt das Auto. Die jungen Männer sind wohl dabei, für ein Mountainbike-Rennen die Strecke zu markieren. Der Kurs scheint mir anspruchsvoll zu sein.

Ich genieße die fantastische Aussicht auf Cabarz im Sonnenschein. Wir kommen dem Ort immer näher. Plötzlich stehe ich vor einer steinernen Treppe. Norbert ist schon fast ganz oben. Dort erreichen wir kleine Grasfläche, umgeben von Zäunen. Aus einem der Wohnhäuser ertönt laute Musik, unser Ziel liegt aber noch ein paar Meter weiter. Wir überqueren die L1024 und sehen die VP auf der anderen Straßenseite.

Hier sitzen mehrere Läufer im Schatten und ruhen sich aus. Ich lasse meine Wasserflaschen auffüllen und mache es mir ebenfalls mit einem Bier auf der Bank gemütlich. Essen kann ich schon wieder nichts. Beim Aufbrechen bietet mir die Helferin sogar an, mir ein belegtes Brot zu machen. Ich bitte sie einfach um eine trockene Scheibe Toast. Das ist das einzige, was ich meinem Magen gerade zumuten kann.

Es geht nun auf einen feinen Wiesentrail. Man sieht, dass hier schon viele vor uns gelaufen sind. Unten liegt hügeliges Wiesenland. Hinter der Weide zeigt der Pfeil scharf rechts, den Weg hinunter. Einmal über die Felder und wir erreichen Bad Tabarz, das wir nun fast einmal sternförmig umrundet haben. Jetzt am späten Nachmittag sind die Straßen verwaist. Ich bin gerührt: die Bewohner haben Tische mit Getränken und Wasserwannen bereitgestellt. Einmal gibt es sogar einen Wasserschlauch. Ich dusche ausgiebig, weil ich ja weiß, dass das letzte Stück in der prallen Sonne sein wird.

Pfeile zeigen links, und wir verlassen den Ort. Zunächst geht es auf einem geschotterten Feldweg, dann auf einem asphaltierten Radweg entlang. Ein schmaler Weg führt bergab und wir befinden uns schon wieder in Bad Tabarz. Etwas bergauf und es geht nun endgültig auf die Felder. Wie befürchtet gibt es hier keinen Schatten.

Von einer Anhöhe hat man jetzt eine gute Fernsicht. Da vorne kann ich Windräder erkennen – und eine VP – wusste ich es doch! Gutgelaunte Helfer, Getränke aller Art, etwas Obst, diverses Gebäck, was will man mehr?

Das nun folgende schattenlose Stück kann ich fast komplett laufen. Wir überqueren die L1027. Was wollen die zwei Jugendlichen da vorne? Norbert ist schon dort und unterhält sich. Plötzlich laufen sie mit ihren Chearleaderpuscheln auf mich zu und machen eine Welle. Norbert hat herausgefunden, dass sie schon seit 13 Uhr jeden Läufer so begrüßen. So viel Ausdauer ist bewundernswert.

 

 

Etwa einen schattenlosen Kilometer weiter kündigt ein Schild die VP bei km 95 an. Wir haben sie aber auch schon von weitem gesehen und gehört. Hier befindet sich die legendäre VP 95. Beim Näherkommen höre ich, wie der Moderator der „Silberrücken vom Handballverein Hörselgau“ mich begrüßt. Eine Gruppe Chearleader stehen nur für mich Spalier. Auch hier gibt es eine Wasserwanne zur Kühlung. Nach der Stärkung bin ich für die letzten Kilometer gerüstet.

Es geht nun über die L1025. Noch lange kann ich die Musik hören und dem Ansager lauschen. Über einer Baustelle ist unser Weg mit Flatterband markiert. Dann geht es durch das Industriegebiet. Wieder auf den Feldern unterqueren wir die A4. Der Hörselgauer Carnevalsclub bedient die letzte VP bei km 98. Ich brauche jetzt nichts mehr zum Essen oder Trinken - die mentale Unterstützung ist dagegen äußerst willkommen. Vielen Dank ihr Lieben.

In Hörselgau ist die Fröttstädter Straße wie leergefegt. Eine einsame Wasserwanne zeigt mir, dass trotzdem mit den Läufern gelitten wird. Km 99. Norbert meint, dass es vielleicht noch auf meine Wunschzielzeit von 16 Stunden reichen wird. Ich hatte schon lange nicht mehr auf die Uhr geschaut und bin ein bisschen erstaunt.

Ein letztes kleines Gefälle bringt uns unter der Bahnlinie hindurch. Auf der anderen Seite geht es die letzte Steigung hinauf. Wir passieren das Fröttstädter Ortsschild, noch einmal über die Straße, da steht schon ein Streckenposten, der über Funk die Startnummern der ankommenden Läufer weiter gibt.

Die kleine Pfarrgasse entlang laufe ich wie auf Wolken. Das Marathontor kommt in Sicht. Eine Kurve noch, und ich bin im Zielkanal. Ein letzter Zielsprint, dann habe ich es geschafft. Meinen Transponder tausche ich gegen die Medaille. Ich bekomme das schöne Finishershirt mit meinem vierten Stern.

Fazit:

Schön war es, da sind sich alle einig. Nicht umsonst kommen die Läufer immer wieder.

Super markierte Strecke die vor allem auf der zweiten Hälfte sehr kurzweilig ist.
Großzügiges Limit von 18 Stunden, die Belastung eines Nachtlaufs bleibt einem erspart.

Das Drumherum wie z. B. Ortsnahe Campingmöglichkeiten, Pastaparty, Frühstück vor Ort und  Finisherparty spricht dafür, dass sich hier Gedanken gemacht wurden. Man hat stets das Gefühl, dass der Läufer hier im Vordergrund steht.

Die Verpflegung ist phänomenal, 18 Vps, wo gibt es das sonst?

In Fröttstädt ist etwas gewachsen, das hoffentlich noch lange Bestand haben wird. Norbert und ich werden auf jeden Fall wieder kommen.

 

 

Informationen: Thüringen Ultra
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