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Laufberichte

First Winter Edition

28.10.12
Autor: Klaus Duwe

Ruedi Frehner ,  einer der 4:00-Pacer, holt mich mit seiner großen Gruppe ein. Letztes Jahr hat er in der Schweiz für großes Aufsehen gesorgt, als er bei einem 211 km langen Lauf von Chur nach Luzern fast 50.000 Franken für die Aktion „Jeder Rappen zählt“ sammelte. Im Dezember plant er einen sogar 333 km langen Lauf, bei dem wieder Luzern das Ziel sein wird und wieder Spendengelder gesammelt werden. ruedirennt.ch  heißt seine Seite.

Wir sind jetzt endgültig raus aus der Stadt und kommen auf den nächsten 6 bis 7 km entlang dem Seeufer nur durch ein paar kleine Ortschaften und sonst durch viel Landschaft, deren Schönheit man nur erahnen kann.  Denn außer verschneiter Wiesen und Bäume und den grauen See sieht man nichts. Nichts vom Pilatus, nichts vom Rigi. Und es schneit weiter.

Brigitte Mahlburg düst an mir vorbei. Sie ist ja bekanntlich die eine Hälfte unseres 2011er Hero-Paares. Sie mag es normalerweise nicht sehr laut, eher etwas abenteuerlich und rustikal. So gesehen ist das ihr Glückstag heute.  Zu Schnee und Kälte kommt jetzt auch noch der Wind.

Ist man Schalke-Fan, hat man zurzeit Oberwasser. Marcel ist so einer. Ich will ihn provozieren: „Ganz schön mutig, im Schalke-Dress zu laufen“, hört er mich sagen, nachdem er die Stöpsel aus den Ohren nimmt. „Warum?“ „Na, dreimal hintereinander verloren!“ „Gewonnen, dreimal gewonnen!“, brüllt er und hundert Läuferinnen und Läufer wissen jetzt Bescheid. Dann zeigt er mir noch stolz, dass die „04“ sogar in seiner Startnummer enthalten ist.

Wir haben die Südspitze der Halbinsel erreicht und laufen dem Ortszentrum von Horw  (km 13) zu. Mann, Mann, sind die Schweizer zäh. Nie und nimmer hätte ich erwartet, dass hier so viele Zuschauer sind. Nicht nur im Ort, auch außerhalb wird musiziert und geklatscht. Klasse, Leute, ich zahl’s Euch heim. Ich komme wieder.

„Warum lachst Du?“ fragt mich eine Läuferin. „Ich freue mich!“ „Du weißt aber schon, morgen ist nicht Weihnachten“, klärt sie mich auf und weg ist sie. Das hätte sie mal Nadina mit der roten Zipfelmütze sagen sollen. Sie strahlt, als wäre gleich Bescherung.

Apropos: Sch…. öne Bescherung denke ich, als ich zum wiederholten Mal in eine tiefe Pfütze trete. Das mach ich weder mit Absicht noch aus Dusseligkeit, sondern wegen eingeschränkter Multitasking-Fähigkeit. Nach fast jeder Aufnahme muss ich das Objektiv am Fotoapparat putzen und das Display abtrocknen. Dazu ist meine Brille entweder beschlagen oder nass. Beides macht blind. Und dann soll ich ja auch noch laufen.

Ich bin fast völlig orientierungslos. Irgendwann kommen uns Läufer entgegen. „Aha, eine Wendepunkt-Passage“, denke ich noch. Ich erkenne nicht, dass wir auf dem Abschnitt sind, wen wir zu Beginn schon einmal gelaufen sind. Die Entgegenkommenden sind also die ganz Harten, die Marathonis auf der zweiten Runde. Den richtigen Durchblick habe ich dann beim KKL, dem Kultur- und Kongresszentrum Luzern. Dass der multifunktionale Bau wegen seiner Akustik hochgelobt wird, kann ich jetzt auch nachvollziehen. Wir laufen nämlich mitten durch und lassen uns von gefühlten tausend Zuschauern beklatschen und bejubeln. Nicht nur weil es drinnen trocken und warm ist, würde ich gerne noch bleiben.

Nichts da, raus in den Winter, noch gut zwei Kilometer sind zu laufen. Auf der Seebrücke herrscht reger Verkehr.  Zahlenmäßig deutlich überlegen sind die entgegenkommenden Läuferinnen und Läufer auf ihrer zweiten Runde. Die Stimmung ist noch immer prächtig und nicht nur am Schwanenplatz und vor dem Schweizer Hof wird musiziert.  Es gibt auf der Haldenstraße weitere noble Hotels, die darauf eingerichtet sind, Zuschauer und Fans sowohl musikalisch als auch mit feinen Speisen und Getränken zu verwöhnen.  Alleine die Marathonis danken für den Einsatz, für Schampus am Streckenrand ist das Wetter einfach nicht passend.

Erst überholt mich Patrick Jeanneret, er gewinnt den Marathon in 2:36 Stunden, dann kommt Daniel mit seinem 4:45-Gefolge. Auffallend Monika mit dickem Schnee auf dem Mützenschirm, aber kurzer Hose. Aufgepasst, das Mädel macht ihren ersten Marathon, widersteht der Versuchung, mit mir ins Ziel zu laufen und rennt ohne Verzögerung Daniel hinterher auf die zweite Runde. Respekt.

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