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Laufberichte

Das Geheimnis des Erfolgs

31.10.10

In meinem bisherigen Dasein als Marathoni wurde ich erst einmal auf der Ziellinie als Sieger gefeiert und mit einem schönen Blumenstrauß bedacht. Ich war weder gedopt noch hatte ich mich in den Marathons zuvor weit unter meinem Wert verkauft. Ich war ganz einfach einer der drei Zufallsgewinner. Um zu zeigen, dass in Luzern alle zu den Siegern gehören, die das Ziel erreichen, wurden drei Zufallsgewinner ausgelost und stellvertretend für alle ebenfalls gefeiert.

Die Aussicht dazuzugehören kann aber nicht der Grund sein, weshalb wiederum alle Kategorien bereits im Vorfeld ausgebucht waren. Es muss ein Geheimnis geben, weshalb dieser Anlass bei seiner vierten Austragung eine solche Maße von Breitensportlern anzieht. Ein Geheimnis? Ich glaube, dass es viele kleine sind, deren Summe eine solche Resonanz bewirkt.

Nachdem ich vor einem Jahr – und das nicht nur wegen der unverhofft zuteil gewordenen Ehre, als Sieger gefeiert worden zu sein – schon rundum begeistert war, mache ich mich nun auf, um mehr über das Geheimnis des Erfolgs des Lucerne Marathons zu erfahren. Eines der Mosaikstücke ist die Anreise mit der Bahn. Die als Anmeldebestätigung zugestellte Marathon-Zeitung ist zugleich der Gutschein für eine Fahrkarte zum halben Preis. Inhaber des Halbtax, der Schweizer Bahncard, zahlen so nur gerade einen Viertel. Im lokalen Tarifverbund ist die Marathon-Zeitung selbst der Fahrausweis für die Hin-, die Startnummer für die Rückfahrt.

Diese für die Teilnehmer attraktive Gewichtung des Öffentlichen Verkehrs steht in einer Linie mit den sonstigen Bemühungen des Lucerne Marathons, eine Veranstaltung im Einklang mit der Umwelt zu sein.

Honoriert wurden diese Anstrengungen bereits mit dem Label „klimaneutral“ der Schweizer Klimaschutz-Organisation „myclimate“. Im vergangenen Jahr erhielt der Lucerne Marathon auch den „Prix Ecosport“, eine gemeinsame Initiative von Swiss Olympic und den Bundesämtern für Sport, Energie und Raumentwicklung für einen respektvollen Umgang mit Mensch und Umwelt im Rahmen von Sportveranstaltungen. Auch der WWF zählt diese Laufveranstaltung zu den Umwelt-Champions der kulturellen und sportlichen Großanlässen der Schweiz.
Finde ich beachtenswert. 

Leider ist die Startnummernausgabe im Hotel Schweizerhof am Samstag nur bis 16.00 Uhr geöffnet. Die dadurch etwas früher erfolgte Anreise schenkt mir dafür noch einige sonnige Momente am Vierwaldstättersee. Nebst der Startnummer, einem Sportbeutel mit Duschmittel, Kräuter-Fluid und verschiedenen Werbezetteln gibt es die Möglichkeit, an einer kleinen Marathonmesse noch Laufausrüstung und  –zubehör zu kaufen oder an einem der Informationsstände Unterlagen zu anderen Marathonveranstaltungen zu erhalten. Auch anderweitig kann man sich sättigen, bei den Unterlagen ist auch ein Gutschein für  die Pa(s)tata-Party. Wenn Viktor Röthlin mit Rösti zum Titel laufen kann, sollte auch das läuferische Gewohnheitstier mal ausprobieren, ob der Speicher mit Kartoffeln nicht besser oder mindestens abwechslungsreicher gefüllt werden kann.
Mir schmeckts.

Auf der Fahrt zum Hotel in Horw kann ich mir in umgekehrter Richtung wieder einen Teil der Strecke in Erinnerung rufen. Die Absperrgitter stehen im Zentrum von Horw bereits, doch alles wirkt wie ausgestorben. An dieser Stelle soll morgen der Bär steppen?

Ich glaube es gerne.

Mit der geschenkten Stunde der Winterzeit ist das Aufstehen das gleiche Problem wie immer. Das Bett war zu bequem und der Abend vermutlich doch ein wenig zu lang geraten.  Aber wann habe ich sonst wieder die Möglichkeit, mit der „laufenden Nase“ und seiner Liebsten zu plaudern. Er ist nicht in seiner üblichen Mission unterwegs, sondern als Pacemaker für den Halbmarathon. Statt Bälle wird er Läuferinnen und Läufer über die Strecke jonglieren und ihnen zu ihrer Wunschzeit verhelfen.  Ein anderer netter Pacemaker, Arnold, sieht uns zwei zur Bushaltestelle schlurfen, lässt seine Frau das Auto sofort zum Stillstand bringen, heißt uns einzusteigen und nimmt uns mit zum Bahnhof Luzern. Nette Kerle, diese Pacemaker. Auf und neben der Strecke.

Die kann man brauchen.

Man würde meinen, dass die wahren Trailläufer richtige Fundamentalisten und an einem Stadtmarathon so exotisch sind wie die Vegetarier an der Fleischtheke. Nebst einigen anderen dieser Spezies treffe ich beim Anstehen für die Überfahrt mit dem Schiff völlig überraschend Ricarda. Um Mitternacht hat sie auf der Startnummer-Tauschbörse noch einen verzweifelten Hilferuf einer Verhinderten gelesen und mit modernen Kommunikationsmitteln die Übergabe und das Umschreiben in die Wege geleitet.  Ein Stadtmarathon auf einem Rundkurs, der Überzeugungstäter aus der Feld-, Wald-, Wiesen- und Berglaufszene anzieht wie das Licht die Motten:

Das spricht für sich.

Im Verkehrshaus, dem Zentrum des sonntäglichen Geschehens, herrscht wirklich reger Verkehr, doch der ist gut kanalisiert und für die Startnummernausgabe ist ein großer lichter Saal reserviert. Zu den Herrengarderoben bei einer Schulanlage ist es ein kleiner Fußmarsch, die Damen haben bis zum Sportcenter Smash nur wenige Schritte zu gehen. Weil ich wieder einmal herumtrödle, muss ich mich richtig beeilen, damit ich es rechtzeitig zur Startlinie schaffe, denn dorthin ist es noch ein ordentliches Stück Weg. Auf diese Weise komme ich zum Aufwärmen, ganz wie es sich die Suva als Präventionspartnerin des Lucerne Marathons vorstellt.

So muss es sein.

Aus Anlass des 2500-Jahr-Marathonjubiläums hat die Griechische Botschaft am heutigen Tag ihren Sitz nach Luzern verlegt. Botschafter John Mourikis eröffnete mit dem Schuss aus der Pistole offiziell den Start des 4. Lucerne Marathons. Es gelingt mir, die exakte Startzeit auf der Uhr der Zeitnahme auf einem Bild festzuhalten. Um 9.00 Uhr starten aber erst die ganz Schnellen. Dank dem Entgegenkommen der Behörden dürfen die Streckensperrungen um eine Stunde verlängert werden, womit einem Blockstart nichts im Weg steht. In vier Blöcken werden Marathonis und Halbmarathonis im Abstand von fünf Minuten auf die Piste gelassen, eine Viertelstunde später die Teilnehmer des Schnuppermarathons, einem 12,5km-Lauf mit Ziel in Horw. Mindestens bis zum zweiten Block, in welchen ich mich eingereiht habe, klappt das gut. Gleich auf den ersten Metern geht es ungehindert im Wunschtempo los, niemand wird behindert.

Prima gelöst.

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