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Laufberichte

„Ja, wo laufen sie denn?“

12.11.23 Steinhart 500
 

„Wo laufen sie denn hin?“ Diese Frage aus einem bekannten Loriot-Sketch kann ich zu seinem heutigen 100. Geburtstag schnell und eindeutig beantworten. Ein Rekordteilnehmerfeld wird zwischen dem Naherholungsgebiet Bagno und dem Buchenberg hin und her pendeln. Gemeldet haben 1122 Läuferinnen und Läufer, von denen es 841 in die Ergebnisliste schaffen werden.

Diese Jahr findet bereits die 12. Auflage des beliebten und etablierten Steinhart 500 statt. Zusammen mit seiner Vorgängerveranstaltung kann Steinfurt sogar auf eine 40-jährige Marathontradition zurückblicken. Gleich bei der ersten Austragung dabei: die Brems- und Zugläufer, die hier erstmals zum Einsatz kamen und sich seitdem bei vielen Marathonläufen bewährt haben. Die Veranstaltung hat eine treue Fangemeinde und zieht auch dieses Jahr wieder viele Wiederholungstäter ins Münsterland.

Mit dabei bin auch ich. Gemeinsam mit meiner besseren Hälfte reise ich bereits am Samstag an, um gemeinsam mit unseren Freunden Anne und Manfred ein gemütliches Laufwochenende zu verbringen. Zuerst geht es zur Startnummernausgabe. Die lange Schlange kann ich links überholen, sie ist für die Starter auf der 14 Kilometerstrecke, die mit weit über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am stärksten frequentiert ist. Ich habe es da viel einfacher, denn gerade mal ein Fünftel davon wird am Ende den Marathon gefinisht haben. Es gab mal bessere Zeiten, 1990 z. B., als es nur den Marathon gab und 1152 Finisher gezählt wurden.

Seit 2012 ist man mit einem neuen Veranstaltungskonzept erfolgreich unterwegs, denn der Aufwand für den Marathonlauf war bei rückläufigen Teilnehmerzahlen nicht mehr angemessen. Die Strecke durch das Bagno zum Buchenberg drängte sich förmlich auf, zumal man damit gleichzeitig  dem Trend Richtung Trailrunning entsprechen konnte. Die Teilnehmerzahlen steigen seither kontinuierlich.  Für mich ist der Steinhart 500 häufig der Jahresabschluss und für viele Lauffreunde auch. So kann ich, ausgeschlafen, da der Start um 9:30 Uhr angesetzt ist,  viele Bekannte begrüßen. Besonders freue ich mich, heute gemeinsam mit Wolfgang unterwegs zu sein, der die Fotoarbeit für mich übernimmt. In lockerer Atmosphäre rückt der Start näher. Ich verabschiede mich noch schnell von Silke und Anne und schon begeben wir uns pünktlich auf die Strecke.

 

 

Drei Runden sind bis zur Vollendung eines Marathon zu laufen. Man kann aber auch schon vorher aussteigen oder eine weitere Runde für einen Ultra dranhängen, da ist der Veranstalter flexibel. Jeder Finisher wird entsprechend seiner Strecke gewertet. Doch das sind Gedanken für später. Über eine freie Fläche, vorbei am Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege, zieht sich der Läuferlindwurm bis zum nahen Wald, in dem wir gleich verschwinden werden.

Der Wald wird die meiste Zeit unser Laufrevier sein, immer wieder unterbrochen von kleinen Freiflächen, wie zu Anfang dem Golfplatz. Rechts zurück dürfen wir das Wasserschloss Burgsteinfurt bewundern. Erbaut im 12. Jahrhundert, ist es das älteste in Westfalen. Umflossen wird die Anlage von der Steinfurter Aa, die sich durch das Bagno schlängelt. Wir biegen derweil nach links ab und dürfen bewundern, wie der kleine Bach die Strecke überspühlt. Die starken Regenfälle der letzten Tage lassen grüßen. Heute ist es zum Glück trocken. Wolfgang und ich laufen hier zu Claudia und Peer auf, die ich hier regelmäßig treffe. Nur kurz verweilen wir bei den Beiden und setzen uns langsam nach vorne ab.

Vor uns liegt eine lange Gerade von etwa zwei Kilometern. Immer leicht ansteigend, aber nicht fordernd. So laufen wir gemütlich mit gleichmäßigen Schritten dahin. Das Ende der Geraden ist absehbar und gleich befinden wir uns auf einem kurzen Begegnungsstück, jetzt aber noch ganz ohne Gegenverkehr. Wenige Meter später laufen wir auf die Burgsteinfurter Straße, die die beiden Stadtteile Burgsteinfurt und Borghorst verbindet. Es wartet die erste Verpflegungsstation mit dem, was das Läuferherz begehrt. Es gibt Rosinenstuten und Bretzel, dazu Wasser, Iso, Tee und Cola. Frisch gestärkt bewältigen wir den kurzen Anstieg über die Straße, die heute extra für uns gesperrt ist.

Nur wenige Meter sind auf Asphalt zu laufen, bevor wir nach links in den Bereich des Buchenbergs abbiegen. Der Wald hat uns wieder, zunächst bis zum Ortsteil Borghorst. Einige Stationen eines Kreuzweges liegen an der Strecke. Noch ist das Feld relativ dicht beieinander, was sich erfahrungsgemäß in den nächsten beiden Runden ändern wird. Bevor wir in den Wald zurückkommen, durchlaufen wir noch freie Felder, vorbei an einigen Bauernhöfen. Rechts könnten wir uns schon stattlich gewachsene Weihnachtsbäume aussuchen.

 

 

6 Kilometer liegen bereits hinter uns. Nur einen Kilometer weiter befindet sich die nächste Verpflegungsstation. Zusätzlich ist hier eine Hopfenkaltschale im Angebot, als motivierende Stärkung für den steilsten Anstieg der Strecke, den wir jetzt in Angriff nehmen. Da darf auch mal gegangen werden. Da der Anstieg kurz und knackig ist, kommen wir schnell wieder ins laufen. Die zweite Streckenhälfte führt tendenziell bergab. Zudem ist mittlerweile die Sonne raus gekommen und motiviert zusätzlich.

Wir kommen zurück auf die Burgsteinfurter Straße und dürfen uns erneut verpflegen, die Buchenbergrunde ist beendet. Das anschließende Begegnungsstück macht seinem Namen jetzt alle Ehre, denn jede Menge 14km-Läufer kommen uns entgegen. Eine halbe Stunde nach uns gestartet, erreichen diese hier die erste Verpflegungsstelle. Die Strecke führt uns jetzt fast geradewegs zum Bagno und seinem See zurück. Die Streckenplanung sieht nur noch zwei Schleifen vor, damit wir auf die vorgeschriebenen 42,2 Kilometer kommen. Wir haben so die Möglichkeit, die unmittelbaren Mitstreiter im Auge zu behalten.

Auf der ersten Schleife sind Tanja und Klaus kurz vor uns. Am Wendepunkt kontrollieren fleißige Helfer, nicht ohne uns kräftig anzufeuern. Die Sonne lässt den Wald bunt erstrahlen und bereitet uns auf einen weiteren Höhepunkt der Strecke vor. Doch bevor wir diesen erreichen, strahlen uns Anne und Silke (sie steuert auch heute wieder weitere Bilder zum Bericht bei) an. Da kann man hochmotiviert weiterlaufen.

Die nächste, kleinere Schleife an der Konzerthalle wartet schon. Wolfgang beeindrucken die bunten Statuen. Im Vergleich dazu kommt die Konzerthalle eher unscheinbar daher. Dabei ist sie viel bedeutender, denn 1774 vollendet ist sie eine der ältesten erhaltenen Freilicht-Konzertsäle in Europa. Die Schleife könnte ruhig etwas länger sein, um noch mehr davon sehen zu können. Der Landschaftspark Bagno hat seinen Ursprung bereits im 18. Jahrhundert und wurde im Laufe der Zeit von einem französischen in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Von  105 Bauwerken, Wasserspielen, Brücken usw. ist unter anderen nur noch eine Turmruine, die wir über dem See auf einer Insel sehen können, erhalten.

 

 

Die erste Runde näherte sich jetzt dem Ende. Nachdem wir den See hinter uns gelassen haben, machen wir nur noch einen kurzen Schlenker durch den Wald, um anschließend auf einer Allee zurück zum Schloss und den Start- und Zielbereich geführt zu werden. Nach knapp 1,5 Stunden ist ein Drittel locker geschafft. Ich bin noch nicht überzeugt, ob es so einfach weiter gehen wird, habe heute mit Wolfgang aber genau den richtigen Partner neben mir, um weiter gleichmäßig die Kilometer abzuspulen. Wenn wir mehr Zeit hätten, wäre es kaum auszuhalten, denn dann könnten wir uns auf dem Waldlehrpfad noch weiterbilden.

Die Strecke ist ja jetzt bekannt, mir ja sowieso, ein Verlaufen ist ausgeschlossen. Altbekannt die lange Gerade, das Begegnungsstück, Verpflegung, das Waldstück in  Richtung Borghorst. Laut und deutlich sind die Klänge der Tröte zu hören. Ich weiß jetzt schon, dass diese meinem Gehör auf der 3. Runde nicht mehr guttun. Bei der Verpflegung vor der Steigung zum Buchenberg gönnen wir uns erneut kein Bier, dafür eine weitere Gehpause, als es hinauf geht.

Hier läuft Rainer zu uns auf, der uns Marc vorstellt. Er läuft heute seinen ersten Marathon. Wolfgang und ich nutzen die folgenden Kilometer um Anekdoten aus unserem reichen Erfahrungsschatz an den Mann zu bringen. Gemeinsam gehen wir die finale Runde an. Kurz vor Kilometer 30 muss Marc etwas abreißen lassen, wird aber nur wenige Minuten nach uns das Ziel erreichen. Auch uns fällt das Laufen nicht mehr so leicht.

 

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Impressionen

Silke Pitz

 

 

 

Nach und nach verabschieden wir uns von den Helfern, die uns immer noch engagiert anfeuern. Auch wenn es auf den letzten Kilometern tendenziell hinab geht, büßen wir noch etwas Zeit ein, obwohl wir Gehpausen vermeiden können. Ein letztes Mal erreichen wir die Allee hinunter zum Schloss. „Ach ist das grün, ach ist der Rasen schön grün“ …. ich muss beim Lauf durch den Golfplatz erneut an Loriot denken, der heute 100 geworden wäre.  Fast so unterhaltsam wie seine Sketche war heute der Marathon. Entsprechend freudestrahlend laufen ins Ziel, gegrüßt und beglückwünscht von unseren Angehörigen.

Wolfgang hat sich den begehrten Ziegelstein als Trophäe redlich verdient. Ich kann mit dieser originellen Auszeichnung  ja schon eine kleine Mauer errichten und werde in den kommenden Jahren weiter daran bauen.

Streckenbeschreibung:
K
urs über drei Runden.

Weitere Veranstaltungen:
7, 14, 28 und 56 Kilometer.

Auszeichnungen:
Ziegelstein im Ziel. Urkunde im Internet. Finisher-Shirt gegen Aufpreis.

Verpflegung:
Verpflegungspunkte an der Strecke und Verpflegung im Ziel. Gereicht werden Tee, Wasser und teilweise Cola oder alkoholfreies Weizen, dazu Apfelstücke und Rosinenstuten.

Zuschauer:
Vor allem am Wendepunkt Wasserschloss, dazu bestens aufgelegte Helfer an den Verpflegungsstellen und der Strecke.

 

Informationen: Steinhart 500
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