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Laufberichte

Ein Quell der Lauffreude

 

Der Frühling steht ins Haus. Mittlerweile kann man zwar das ganze Jahr einen Marathon laufen, doch so richtig Spaß macht es erst bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein. Genau dies ist für das letzte Märzwochenende angesagt. Da ist es gut, daß ich mich für den Marathon in Springe entschieden habe. Die Anfahrt ist mit etwas mehr als 80 Kilometern moderat und die Startzeit um 11.00 Uhr günstig, sodass ich morgens gemütlich anreisen kann. Neben dem Marathon wird u. a. noch ein 5 Kilometerlauf angeboten. Ich kann meine bessere Hälfte und meinen Filius für eine Teilnahme gewinnen, so daß wir uns gemeinsam in die Region Hannover aufmachen.

Am Morgen ist es noch frisch, unter 10 Grad, aber die Sonne strahlt bereits vom Himmel. Am Wochenende sind die Straßen ziemlich leer, so daß wir entspannt gegen 10.00 Uhr am Otto-Hahn-Gymnasium ankommen. Die Ausschilderung führt uns nach wenigen Metern zur Sporthalle mit der Startnummernausgabe. Wer seine Nummer weiß, bekommt seine Startnummer umgehend. Gut, das Marathonfeld ist mit 112 Voranmeldern auch ercht überschaubar. Aber es gibt wohl aufgrund des guten Wetters zahlreiche Nachmeldungen. Das Kuchenbuffet lockt bereits, doch das muß warten. Ich treffe M4Y-Autor Mario, der heute mit auf der Strecke ist und weitere Eindrücke beisteuern wird.

 

 

Es bleibt noch etwas Zeit für eine kurze Streckeninspektion, die direkt an der Halle vorbei führt. Extra getrennt für Läufer und Zuschauer. Den Start des 5 KM-Laufes sollen Silke und Nikita schließlich auch finden. Dann geht es zurück an der Halle vorbei zum Stadion. Hier darf ich auf Asche starten und laufen, das hatte ich lange nicht mehr. Die Weidekätzchen strahlen mit der Sonne um die Wette, die Natur ist deutlich weiter als im heimatlichen Ostwestfalen. Die Sonne hat auch die Läuferschar frühzeitig zum Start gelockt. Die Stimmung ist gelöst, der Countdown kommt da fast etwas überraschend. Rauch steigt aus der Pistole, es folgt der Knall und schon bin ich auf der Strecke.

 

 

Die ersten Meter auf Asche fallen „federnd“ leicht, das wird mit Sicherheit so nicht bleiben.  Bereits nach 200 Metern verlassen wir das Stadion in Richtung Sporthalle. Die Zuschauer stehen dicht gedrängt, viele warten noch auf ihren späteren Start. Ich umrunde die Sporthalle, um über den angrenzenden Parkplatz nach links in die Harmsmühlenstraße einzubiegen. Ein Spätankömmling hofft noch auf eine Parklücke. Da sieht es eher schlecht aus.

Der Läuferbandwurm ist deutlich zu erkennen und weist den Weg. Wenige Meter weiter überquere ich fast unbemerkt die Haller, wovon der ursprüngliche mittelalterliche Namen „Hallerspringe“ herrührt. Nach einem kleinen Wohngebiet verlasse ich den Hauptort in Richtung Nordosten. Dabei führt die Strecke durch die Deisterpforte, einen Durchgang zwischen Deister und kleinem Deister. Der verkehrsgünstigen Lage an diesem Talpaß verdankt die Stadt Springe ihren frühen Aufschwung. Ich schließe zu Josef auf. An seinem leuchtendgelben Trikots kann ich erkannen, dass er aus meiner Nachbarstadt Brakel kommt. Der dortige Laufverein bündelt die örtlichen langstreckenbegeisterten Läuferinnen und Läufer. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch er marathonerfahren ist. Gemeinsam biegen wir nach 2,5 KM nach rechts auf die Kaiserallee ein. Der damalige deutsche Kaisers ist seinerzeit vom Bahnhof zum hiesigen Jagdschloß kutschiert. Daher der Name.

 

 

Jetzt kommt die größte Steigung des Tages mit etwa 35 Höhenmetern. Kein Problem, die Kuppe ist schnell erreicht und Alvesrode, der zweite Ortsteil auf der Strecke, in Sicht. Wie der Name andeutet, entstand die Ortschaft durch Rodung, um Ackerland zu gewinnen. Von Wäldern ist heute daher nichts mehr zu sehen. Ddafür prägen einige größere Höfe das Ortsbild. Die Strecke führt mich jetzt nach Süden und nach KM 5 liegt Alvesrode bereits wieder hinter mir.

Voraus grüßt das Naturschutzgebiet Saupark. Josef hält mich für so fit, dass er mich mehrfach voraus schicken möchte. Ich kenne meinen Trainingszustand nach gerade überstandener Erkältung aber besser und lasse mich davon nicht darauf ein. Stattdessen genieße ich den Blick zum Wisentgehege, auch wenn die Vierbeiner sich vor mir verborgen halten. Ursprünglich wurde hier ein Jagdrevier der Könige von Hannover und später der deutschen Kaiser unterhalten.

Auf Jagd gehen heute nur wir Läufer und zwar auf Zeitenjagd. Nachdem ich am Wisentgehege vorbei bin, biege ich dazu nach rechts in den Wald ab. Damit ich bei meiner Zeitjagd nicht schlapp mache, erwartet mich hier eine Verpflegungsstation. Gereicht wird das Übliche:  Wasser, Cola, Bananen und Salzbrezeln. Das ist schon einen Zwischenstopp wert, so dass ich Josef ziehen lasse. Von hinten schließt dafür Mario zu mir auf. Gemütlich quatschend durchqueren wir den Rest des Sauparks. Die sanfte Steigung auf diesem Streckenabschnitt fällt noch nicht auf.

Nach KM 8,5 haben wir das Naturschutzgebiet verlassen, der Wald liegt hinter uns. Voraus über die weiten Felder kommt Springe in Sicht, der Deister im Hintergrund krönt die Aussicht. Ich bin so abgelenkt, dass ich beinahe das Jagdschloss Springe linker Hand verpasse. Dabei ist die Schlossanlage aus dem 19. Jahrhundert kaum zu übersehen. Ernst August I. von Hannover ließ es zwischen 1837 und 1842 errichten. Wenn er gewusst hätte, dass es wenig später an die Preußen fallen würde, hätte er sich den Aufwand vielleicht erspart.

Mein Blick und meine Gedanken sind voraus gerichtet. Ein Radweg führt uns entlang der Straße wieder nach Springe. Über 10 KM liegen bereits hinter uns. Nur noch wenige 100 Meter und das Otto-Hahn-Gymnasium ist wieder erreicht. Bevor man ins Ziel abbiegen kann, kommt man an der Sporthalle zur zweiten Verpflegungsstation der Runde. Immer noch warten Silke und Nikita auf ihren Start und vertreiben sich die Zeit damit, die Marathonis anzufeuern. So geht es motiviert in die zweite von vier Runden.

Auf dem Weg zur Kunst laufe ich am Apfelbaummuseum vorbei. Das als Streuobstwiese angelegte Museum beherbergt 100 alte Apfelsorten, um sie für die Nachwelt zu bewahren. Ob es hier wohl auch einen von der Sorte Signe Tillisch gibt, wie in meinem Garten? Zum Überprüfen fehlt mir die Zeit. Wenigstens sehen die Bäume gesund aus, im Gegensatz zu vielen Kastanienin der Kaiserallee, die ich kurz darauf wieder erreiche. Eine aggressive Bakterienart setzt den Bäumen stark zu, zahlreiche wurden deshalb bereits neu gepflanzt. Wer möchte, kann Baumpate werden. Aus der Anzahl der aufgestellten Schilder kann man schließen, dass sich schon viele Paten gefunden haben.

Zum Lesen bleibt keine Zeit, ich biege nach links auf den Höhenweg ein. Es ist fantastisch, der Horizont ist schier endlos. Das Vergnügen dauert jedoch nicht lange und Alversrode kommt zurück in Sicht. Friedhelm wird auf mich aufmerksam, mit unserem Outfit sind wir laufenden Reporter auch nicht zu übersehen. Er geht auf die 300. Marathonteilnahme zu, da geht der  Gesprächsstoff  auf den nächsten Kilometern nicht aus. Wie oft er hier am Deister schon gelaufen ist, weiß er gar nicht mehr.  Es müssen schon recht viele Teilnahmen sein, denn der Springe-Deister-Marathon wird heute zum 41. Mal ausgetragen. Das angenehme Frühlingswetter beschert den Veranstaltern sogar einen Teilnehmerrekord. Da hat Friedhelm schon ganz anderes auf dieser Strecke erlebt und kann von Regen, Sturm und sogar Schnee berichten. Da bin ich froh, dass ich heute so tolle Bedingungen habe. Ich genieße die Sonne und die außergewöhnlichen Geschichten von Läufen auf allen Kontinenten. Wie im Flug beenden wir den Halbmarathon nach etwas mehr als zwei Stunden.

 

 

Kurz zuvor sind die Halbmarathons auf die Strecke gegangen, die sich die Runde mit uns teilen. Das Feld wird dichter und ich kann ich mit dem Einsammeln beginnen. Und das bei meinem moderaten Tempo. Wie langsam ich bin wird mir klar, als mich der spätere Sieger kurz vor dem Wisentgehege überholt. Bis zum Ende dieser Runde werden noch der Zweit- und Drittplatzierte folgen. Kurz nach dem Ortseingang von Springe kommt sogar der Sieger des 5 Kilometerlaufs an mir vorbei. Wenigstens reicht mein Tempö, dass nicht auch noch meine Familie an mir vorbeizieht.

Friedhelm muss passen. Nach 3:11 Stunden mache ich mich auf zur letzten Runde. Mein Trainingsrückstand macht sich langsam bemerkbar. Noch bevor ich Springe ein letztes Mal verlasse, lege ich die erste Gehpause ein. Als Entschuldigung könnten die Nordic-Walker herhalten. Zu dritt schaffen sie es, die gesamte Breite der Laufstrecke einzunehmen. Überholen ist nur auf dem Grünstreifen möglich. Durch die Kaiserallee spaziere ich, den Blick nach unten. Schade, so entgeht mir in der Ferne ein letzter Blick auf das Jagdschloss. Dafür schaffe ich den Höhenweg nach Alversrode wieder laufend.

Die Aussicht auf das versprochene alkoholfreie Weizen an der Verpflegungsstelle am Wisentgehege motiviert. So gestärkt sind die finalen 4 Kilometer wohl kein Problem. Na ja, viel ist ehrlich gesagt nicht mehr drin. Sogar ein paar Walker muss ich passieren lassen. Schockt mich aber auch nicht mehr. Wie sagt der Kölner so schön: Man muss auch jönne könne. Ich bin nur froh, gleich den höchsten Punkt der Strecke zu passieren. Jetzt geht es nur noch hinab ins Ziel. Ich schaffe tatsächlich noch einen passablen Laufschritt für die letzten Meter.  Nikita´s Blick verrät aber, dass er mir ansieht, was los ist.  Nach etwas mehr als 4:31 Stunden bin ich glücklich im Ziel.

Jetzt nur noch schnell in die Halle zum Abholen der Urkunde. Der Ausdruck ist wie die gesamte Veranstaltung gut organisiert, sodass ich das Dokument bereits nach wenigen Minuten in den Händen halte. Das nahe Schwimmbad lockt mit warmen Duschen und Erholung, der Eintritt ist im Startgeld inbegriffen. Neben dem Quell der Lauffreude gibt es in Springe somit noch einen Quell der Erholung. Danke für die sehr schöne Veranstaltung.

 


Ergebnisse:

Männer:
1. Frank Balzer, 3:02:35
2. Felix Kerlikowsky, 3:04:35
3. Stephan Walter, 3:08:36


Frauen:
1. Bianca Stanienda, 3:16:04
2. Ines Roessler, 3:34:36
3. Jenny Weinmann, 3:43:05

 

Streckenbeschreibung:
Kurs über vier Runden.

Zeitnahme:
elektronisch in der Startnummer

Weitere Veranstaltungen:
Bambinilauf, 2, 5, 10 und 21 Kilometer sowie 10 KilometerWalking und Nordic-Walking

Startgeld:
Marathon: 15,00 €, 3,00 € für Nachmelder

Auszeichnungen:
Urkunde im Ziel oder im Internet

Verpflegung:
Verpflegungspunkte an der Strecke und Verpflegung im Ziel. Gereicht werden Tee Wasser und teilweise Cola, dazu Bananen und Salzgebäck.

Zuschauer:
Vor allem Durchlauf an der Sporthalle, dazu bestens aufgelegte Helfer an den Verpflegungsstellen und der Strecke.

 

 

Weitere Bilder von Mario Bartkowski

 

 


 

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