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Laufberichte

Venedig Marathon: Über viele Brücken musst du laufen

25.10.09

Venedig ist für mich die beeindruckendste Stadt der Welt.

Allgemeine Überlegungen

Wie fast jedes Münchner Kindl habe auch ich seit den siebziger Jahren die Ferien oft in den Adria-Orten zwischen Venedig und Triest verbracht. Dabei wurde auch immer Venedig und Triest besucht.

Daher kommt meine Liebe zu dieser Stadt, die ich jedes Jahr wieder besuche und in der ich immer wieder neue Stellen entdecke, die ich noch nicht kannte. Über die touristischen Ziele und Schätze der Stadt möchte ich gar nichts sagen, dafür gibt es genug Literatur. Venedig ist ein Touristenziel erster Güte (über 20 Millionen pro Jahr). Andererseits ziehen immer mehr Firmen auf das Festland und die Einwohner ziehen hinterher: Seit den achtziger Jahren hat sich die Zahl der Einwohner auf unter 60.0000 halbiert. Die freien Wohnungen werden meist von Amerikanern und Briten gekauft, in letzter Zeit sind es auch Russen und Chinesen. Zusätzlich werden immer mehr Häuser in Hotels und Pensionen umgewandelt. Die Anzahl der kleinen Hotels hat sich seit 1999 um 600 Prozent gesteigert.

Noch eine interessante Zahl: Ein Einzelfahrschein für die antiken Boote in Venedig kostet 6,50 €. Für Einheimische 1,10 €. Ein Tourist kann für 28 € eine 48-Stunden Fahrkarte kaufen. Ein Einheimischer fährt für das gleiche Geld einen Monat lang.

Venedig ist eine unglaublich faszinierende Stadt, die immer noch funktioniert, in der auch die Infrastruktur erhalten wird und die mit den fast fertig gestellten Flutsperren (Mose) vielleicht auch die Hochwasser in den Griff bekommen wird. So gesehen kann ich einen Besuch nur wärmstens empfehlen. Wer den Trubel nicht so mag, sollte es mal im Januar oder Februar vor der Karnevalszeit probieren oder eben zur Marathonzeit.

Jetzt  zum Marathon

Man hört ja immer, dass der Marathon in Venedig so langweilig sei und hauptsächlich im Industriegebiet abläuft. 39 km über Land laufen und nur 3 km in Venedig, das hat auch mich bisher von einer Teilnahme abgehalten. Als ich aber einmal zufällig auf der Staatsstraße 11 von Padua nach Venedig landete, entdeckte ich, dass die Strecke entlang dem Brenta-Kanal mit den vielen hübschen Dörfern eine herrliche Kulisse für einen Landschaftslauf sind. So meldeten wir uns dieses Jahr für den Marathon an und verzichteten dafür schweren Herzens auf den München Marathon, den wir dann nur von unserer Wohnung mitverfolgten.

Die Teilnehmerzahl ist auf 6.500 begrenzt, da es sonst am Schluss zu eng werden könnte. Eine rechtzeitige Anmeldung (vor August) ist daher nötig. Nächster Wermutstropfen: Italiener zahlen 30€ und EU-Bürger 70 € (siehe oben), was mich furchtbar ärgert. Aber vorneweg, der Marathon ist das Geld absolut wert. 20% der Teilnehmer kommen aus dem Ausland (55 Nationen, davon 298 Franzosen, 216 Engländer, 147 Deutsche). Die Strecke ist flach und schnell, wobei am Ende 14 Brücken zu bewältigen sind, wie auch der diesjährige Gewinner John Komen (2:08:13) anmerken musste. Bei den Damen gewann  Anne Kosgei (2:27:46)

Nachdem es zum Marathontermin keine günstigen Flüge mehr gibt und ich noch nie ein günstige Bahnfahrkarte kaufen konnte, müssen wir uns mit dem Auto auf den Weg machen. Wir buchen ein Hotel im Osten von Padua, vier Kilometer vom Start in Stra entfernt, um uns das frühe Aufstehen für den Bus von Venedig nach Stra zu ersparen. Außerdem ist das Vier-Sterne Hotel ein absolutes Schnäppchen. Nach dem Einchecken fahren wir nach Mestre, immer entlang der Marathonstrecke auf der Straße 11, die schon fleißig mit Reklametafeln vorbereitet wird.

Die Marathonmesse liegt leicht zu finden an der Brücke nach Venedig im Park San Giuliano. Dort ist alles professionell organisiert. Man spricht deutsch und englisch sowieso. Die Startertüte enthält ein wunderschönes professionelles Laufhemd mit Venice-Marathon-Aufdruck und ein T-Shirt einer Bank.

Da es noch recht früh am Tag ist, fahren wir mit dem Zug für 1 € nach Venedig und machen noch einen dreistündigen Spaziergang. In Venedig geht das immer nach dem gleichen Muster: Ich versuche einen neuen Weg zum Markusplatz zu finden. Auf dem Rückweg beginnt sich dann das Ganze in die Länge zu ziehen. Am Abend essen wir noch eine Pizza in einem einfachen Lokal in Bahnhofsnähe.

Am Marathontag können wir es auch wegen der Zeitumstellung geruhsam angehen lassen und sogar noch vom Frühstücksbuffet kosten. Am Start gibt es  viele, allerdings verstreute Parkmöglichkeiten und wir finden schnell einen Parkplatz. Nach einem kurzen Spaziergang sind wir an der großen Villa Pisani und können hier unsere Taschen abgeben, was an sechs riesigen Transportern schnell erledigt ist. Verpassen kann man den Start nicht, da wir unentwegt über Lautsprecher auf Italienisch, Deutsch und Englisch darauf hingewiesen werden. Kurze Zeit später gehen die LKW auf ihre Reise und ich hoffe, dass mein Sack nicht beim Bootstransport untergeht.

Danach geht es zu den Toilettenanlagen, die wie überall vielleicht etwas zahlreicher hätten ausfallen können. 25 Wartende vor einem WC können schon nervös machen, während der Ansager immer wieder darauf hinweist, dass die Zugänge zu den Sektoren pünktlich geschlossen werden.

Wir hatten als Bestzeit der beiden letzten Jahre unsere gemeinsamen 4:03 in München angegeben und trotzdem ist Judith im letzten Block eingeteilt und ich im vorletzten. Als wir aber zu unseren Sektoren kommen, müssen wir feststellen, dass wir beide noch in den vorletzten Sektor passen. So stehen wir nun zwischen der Villa Pisani, bei der schon die ersten Besucher auf den Einlass warten und dem Brenta-Kanal. Dieser wirkt recht behäbig, da die großen Wassermassen seit 1610 über einen Kanal an der Lagune von Venedig vorbei ins Meer bei Chioggia umgeleitet wurden. Dadurch kann die Versandung der Lagune von Venedig vermieden werden. Die alte Brenta wurde als Wasserweg ausgebaut und an ihren Ufern bauten die Dogen von Venedig und Adelige sich prachtvolle Villen.

Kurz nach 9 Uhr werden die Sektorentrennungen aufgehoben und wir finden uns auf einmal hinter dem 4:30 Pace-Maker wieder. Aber das muss ja nichts Schlechtes zu bedeuten haben. Fünf Minuten nach 9 sehen wir auf der anderen Brentaseite die Top-Läufer zum Start eilen. Der Start soll wegen der Fernsehübertragung so um 9:20 Uhr sein. Nach dem Start der Topläufer vergehen noch einmal 10 Minuten, bis dann auch die zahlenden Läufer starten dürfen.

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