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Laufberichte

Fünf Tage Schwarzwald

 


3.  Etappe von Feldberg-Altglashütten
nach Lauchringen, 45 km

 

Gestern hatte uns Ingo noch zu einem Briefing versammelt, denn die Strecke scheint heute, obwohl es die kürzeste Etappe ist, etwas anspruchsvoller zu sein. Wir sind also gespannt.

Morgens ist es jetzt frisch. Wir sind auf am Feldberg und es hat unter 10 °C. Aufgrund der zu erwartenden Hitze und der Kürze der Etappe wird die 2. Gruppe heute bereits um 7 Uhr starten. Denn Schnellen kommt das entgegen. Wie an den Vortagen wird herunter gezählt und es geht los. Schnell kommen wir in den Wald und müssen bergauf, so dass ich wieder unter den Letzten bin. Aber das bin ich schon gewöhnt und macht mir inzwischen nichts mehr aus. Die aufgehende Sonne beschert uns abermals ein sagenhaftes Naturschauspiel. Unten liegt das Tal im Nebel und oben färbt sich der Himmel rot.

 

 

Wir überqueren einen Waldweg, dann geht es steil bergauf. Oben laufen wir auf einem Singletrail, dieser wird breiter und wird zum starken Gefälle. Mein Trailerherz freut sich, denn endlich kann ich es einmal richtig laufen lassen und einige Plätze gut machen. Unten geht es links auf Asphalt. Ich laufe jetzt auf Grace auf, zusammen geht es weiter. Wir sind gerade im Gespräch, da bleibt sie unvermittelt stehen. An der Kreuzung ist kein Pfeil. Wir beraten kurz. Ich bin für weiterlaufen, sie will sich erst einmal auf dem Streckenplan vergewissern. In der Zwischenzeit sind die hinter uns laufenden ebenfalls angekommen. Wir diskutieren die Lage bis Frank anhand seines Tracks eindeutig feststellt, dass wir hier rechts abbiegen müssen. Wir sind immer noch unsicher aber in der Gruppe falsch zu laufen ist netter als allein. Bald taucht auch der nächste Pfeil auf. Wir sind richtig.

Schon kommen die ersten Schnellen von hinten. Sie hatten unsere Stimmen gehört und sind uns einfach nachgelaufen. Vergnügt werden wir von hinten aufgerollt. Vor uns liegt eine sagenhafte Landschaft. Licht und Schatten wechseln in der morgendlichen Frische. Alle sind bester Stimmung und bei mir läuft es bis jetzt super - was will man mehr. An der Straße wartet bereits Jürgen um sicher zu stellen, dass gerade kein Auto kommt. Dann stürmen wir die erste Getränkestelle.

Weiter geht es auf einer wenig befahrenen Straße. Die zunächst flache Straße wird im schönen Örtchen Faulenfürst plötzlich abschüssig. Das Gefälle ist mir fast schon zu steil, trotzdem lasse ich es laufen. Unten geht es erneut auf einen wunderbaren Singletrail. Wieder an der Straße angekommen, müssen wir erneut bergauf. Vor uns liegt nun malerisch der Schluchsee. Die Straße ist für Fahrzeuge gesperrt, denn es werden Bauarbeiten durchgeführt. Für die Arbeiter hier scheint es eine willkommene Abwechslung zu sein, den Läufern beim Überqueren der breiten Rinne in der Fahrbahn zuzuschauen.

Mittlerweile kommen immer wieder Schnellere von hinten, die sich verlaufen hatten. Einer der Führenden hat wohl 5 km mehr auf seiner Uhr. Das ist ärgerlich, kann aber bei so einem Lauf vorkommen. Die meisten nehmen es mit Humor, denn es ist auch besser sich am Anfang, wenn man noch frisch ist, zu verirren. Norbert hat es leider anders herum gemacht - aber dazu später. In Schönenbach erwarten uns Corinne und Jan. Sie haben ihre VP direkt beim Dorfbrunnen aufgebaut. Wir stärken uns, dann geht es weiter. Die nun folgenden Kilometern führen tendenziell bergauf. Ohne den Schatten des Waldes ist es wieder ganz schön warm.

Hinter Staufen zeigt ein Straßenschild für die nächsten 6 km ein Gefälle von 9 % an. Für mich ist das reinstes Vergnügen. Nach ca. der Hälfte werde ich aber eingebremst. An der VP bei km 30 ist „Bergfest“, d.h. die Hälfte des Etappenlaufs haben wir hier erreicht. Zur Feier gibt es Radler und alkoholfreies Bier. Ich habe so viel aufgeholt, dass ich mich erst einmal setzte und in Ruhe mein Bier genieße. Irgendwann muss ich aber mal Platz machen, denn andere wollen auch ausruhen. So geht die wilde Fahrt weiter.

Es wird immer steiler, so dass die Straße sich nun serpentinenartig nach unten schlängelt. Unten liegt ein stattliches Sägewerk, hier geht es über die L157 und auf der anderen Seite des Tals wieder hinauf. Die Steigung ist richtig steil. Dann kommt eine Kurve und dahinter wird es noch steiler. Das Spiel wiederholt sich einige Male. Ich habe jetzt mehrere Gänge zurück geschaltet und krieche den Berg hinauf. Gott sei Dank ist dieser Anstieg im Schatten. Natürlich kommen jetzt alle, die ich vorhin überholt habe, von hinten.

In Aichen angekommen, kann ich aufatmen. Endlich ist der steile Anstieg vorüber. Ich denke an nichts Schlimmes mehr, obwohl es durch den Ort immer noch hinauf geht. Ein Brunnen dient erst einmal der Kühlung. Am Ortsschild folgt dann die böse Überraschung. Es geht weiter bergauf. Nur diesmal kein Baum weit und breit. Ich bin platt. Dani kommt von hinten und steigt munter an mir vorbei. Schon von weitem erkenne ich Oliver, der oben mit der Kamera bewaffnet, auf der Lauer liegt. Er hat gute Nachrichten: die nächste VP ist nicht mehr weit. Diese Info gibt mir neue Kraft und, wie durch ein Wunder, bin ich plötzlich oben.

Erst einmal Trinken und Kühlen, dann eine Kleinigkeit gegessen, und schon geht es weiter. Dani ist bereits über alle Berge. In der Ferne kann ich sie auf einem Weg verschwinden sehen. Es ist unglaublich heiß und auf der weiten Hochebene sind Bäume Mangelware. Die Strecke verläuft wellig. Bergab lasse ich es rollen, bergauf wird gegangen. Im Wald geht es dann besser. Als ich das Örtchen Breitenfeld unter mir liegen sehe werde ich richtig euphorisch. Nun kann es nicht mehr weit sein. Der Ort liegt wie ausgestorben da. Aus dem Nichts taucht plötzlich Ulli auf. Er hat seine VP in einer Art Garage aufgebaut. Im Schatten, wie angenehm. Ich stärke mich ausgiebig. Noch 5,6 km.

 

 

Es geht bergab. Plötzlich macht die Straße eine scharfe Kurve, während geradeaus ein geteerter Feldweg abzweigt, der aber steil hinunter führt. Ein Wegpfeil zeigt geradeaus. Kann das stimmen? Das Straßenschild zeigt Lauchringen in 5 km der Straße nach. Was tun? Hinter mir kommt keiner und vor mir ist auch niemand. Ich entscheide mich für die Straße, die ja so falsch nicht sein kann. Um es kurz zu machen, die Straße war richtig. Nach ein paar hundert Metern sehe ich die bekannten Pfeile und bin erleichtert. Norbert erzählt mir später, dass er den Feldweg geradeaus genommen hat und anschließend durchs Gelände stapfte, weil der Weg zu Ende war.

Unten muss die L159 überquert werden. Es geht auf einen Feldweg. Als ich abermals unsicher werde, zweigt der Weg auf einen letzten Trail. Schnuckelig und im Schatten führt der Weg am Bächlein Steina entlang. Als der Weg breiter wird, erkenne ich plötzlich Dani vor mir. An ihr kann ich mich orientieren. Wir kommen nun aus dem Wald und laufen auf Lauchringen zu. Es geht durch ein weitläufiges Industriegebiet. Ein paar Laufkollegen scharen sich bereits um eine Imbissbude und feuern mich an. Weitere gefinishte Läufer kommen mir entgegen. Norbert erwartet mich mit einem Erdinger. Ich habe es geschafft und bin zum ersten Mal nicht Letzte.

Gewinnen konnte heute mit weitem Abstand der Österreicher Dietmar Korntner (3:33:58), vor Michael Eitner und dem Schweizer Julian Schneckenburger (3:58:06).

Regine Sander-Rummel war mit 5:02:05 die schnellste Frau vor Cornelia Rohwedder 5:21:30 und Karina Loll in 5:33:54. Sigrid Hofmann hatte sich verlaufen und kam erst als 6. ins Ziel. Sie konnte aber trotzdem ihren ersten Platz in der Gesamtwertung behaupten.

 
 

Informationen: Schwarzwaldlauf
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