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Laufberichte

Fünf Tage Schwarzwald

 

Wie entscheidet man sich für ein bestimmtes Laufevent? Bei Norbert und mir ist es meist Zufall. Ein Laufkollege schwärmt von einer tollen Strecke oder man liest sich durch die bekannten Foren und plötzlich ist das Vorhaben im Kopf und will gemeldet werden. Vor über einem Jahr stieß ich durch Zufall auf den Schwarzwaldlauf. Ingo Schulze, bekannt durch die Organisation vieler, großer Etappenläufe, plante einen 5-Tageslauf durch seine Schwarzwälder Heimat.

Für mich schien es Ehrensache daran teilzunehmen, wenn so etwas bei uns in der Nähe ausgetragen wird. Nachdem einige logistische Kleinigkeiten mit Ingo abgeklärt waren, stand einer Anmeldung nichts mehr im Wege. Übers Jahr trafen wir immer wieder auf Bekannte, die sich ebenfalls in die Starterliste eingetragen hatten und so freuten wir uns, als der Termin immer näher rückte.

Da die obligatorische Turnhallenübernachtung für mich nicht in Frage kommt, buchte ich für uns in jedem Etappenziel eine Unterkunft, während Ingo sich bereit erklärte, einen Fahrer für unseren Bus bereit zu stellen. So vorbereitet, machen wir uns am Samstag auf den Weg nach Horb am Neckar. Die Registrierung für den Lauf ist im dortigen Stadion vorgesehen.

 

 

Wie erwartet, herrscht um das Stadion herum legere Campingatmosphäre. Das Gelände wird von Läufern umlagert, die es sich im Schatten bequem gemacht haben. Im Gebäude erwarten Ingo und seine Frau Inge die Ankommenden, um das juristische abzuhaken. Eine Haftungsausschlusserklärung muss abgegeben werden, dann bekommt man eine Trinkflasche und die personalisierte Startnummer. Um 17 Uhr ist das Briefing angesetzt.

In der Sporthalle haben die Läufer bereits ihre Matten ausgebreitet und das Gepäck verstaut. Nachdem Ingo die Läufer offiziell begrüßt hat, gibt er noch wichtige Hinweise für den Lauf. Das meiste davon war bereits über E-Mail bekannt gegeben worden. Ingo erzählt es zur Sicherheit noch einmal. Das Zeitlimit ist mit 10 Minuten für den Kilometer großzügig und wer Ingo kennt, weiß, dass er auch mal ein Auge zudrückt, wenn sich jemand ausnahmsweise doch verspätet.

Dann geht es zum Abendessen. Weil in Horb gerade Stadtfest ist, wird das Essen im Freien angeboten. Auf der Inselspitze inmitten des Kunsthandwerkermarktes sind extra für die Läufer Plätze reserviert. Inge und ihr Küchenteam tischen auf; Getränke holt man beim lokalen Sportverein. In diesem netten Ambiente lässt man es sich gerne schmecken. Obwohl das Wetter herrlich ist und das Stadtfest viele Besucher anzieht, sind die Tische mit den Läufern jedoch bald wieder verwaist. Auch Norbert und ich machen uns in der Dämmerung auf den Weg. Wir müssen noch einige Vorbereitungen treffen.

 

1. Etappe: Horb am Neckar nach Tennenbronn, 51,3 km

 

Der Start ist für 9 Uhr auf der Turnierwiese angesetzt. Unterhalb der malerischen Kulisse der Horber Altstadt, direkt am Neckarufer, finden alljährlich hier die Ritterspiele statt. Heute darf der Oberbürgermeister Peter Rosenberger die 70 Läufer auf die Strecke schicken. Zuvor macht Ingo aber noch ein kleines Briefing für den Tag: Etappenlänge ca. 51 km, Verkehrsregeln sind einzuhalten, immer links laufen. Es folgt noch eine kleine Überraschung: Sigrid Hofmann hat Geburtstag. Natürlich lässt es sich die Truppe nicht nehmen, ein Ständchen zu bringen.

Pünktlich erfolgt der Startschuss und es geht los, zunächst am jungen Neckar entlang, tendenziell bergauf. Von Steigung kann aber noch keine Rede sein; diese kommt später. In Neckarhausen zweigt das Bächlein Glatt ab, deren Lauf folgen wir weiter aufwärts. Musik ertönt. Yoshiaki, einer der beiden japanischen Läufer fragt, ob das imposante Gebäude rechts eine Kirche sei. Nein, es handelt sich um das Wasserschlösschen Glatt, einem der am besten erhaltenen Schlosskomplexe Deutschlands. Mittlerweile sind hier mehrere Museen und Galerien untergebracht. Ein Schild kündet von der ersten VP und so gehe ich davon aus, dass die Musik zu unseren Ehren spielt.

 

 

Die ersten 10 km sind geschafft, und es ist mittlerweile schon recht warm, so dass die Getränkestation hoch willkommen ist. Hinter Bettenhausen verlassen wir das Glatttal. Nun geht es bergauf. Wieder muss ich feststellen, dass das bergauf Laufen nicht meins ist. Zahlreiche Läufer überholen mich jetzt. So lerne ich Kerstin kennen, wechsle die ersten Worte mit Olaf und bin bass erstaunt, als Sigrid Eichner an der steilsten Stelle vorbei eilt, und das noch im Gespräch mit Christine vertieft. Gott sei Dank kommt oben die Ortschaft Dornhan und die 2. VP. Hier gibt es alles was man sich wünschen kann: belegte Brote, Obst, Nüsse und von Helferin Corinne aus der Schweiz eigens mitgebrachte Schokolade. Ich verweile eindeutig zu lange, denn schon wieder sind einige Läufer vorbei.

Nun folgen 10 Kilometer nahezu in der prallen Sonne. Es ist heiß. Ich kann mich einmal bei Privatleuten unter einen Rasensprenger stellen, ansonsten nutze ich jeden Brunnen zum Kühlen. Erschöpft erreiche ich die 3. VP bei km 30. die Mädels lesen mir jeden Wunsch von den Augen ab. Dadurch geht es mir kurzzeitig besser. Als ich gerade loslaufe, verkrampfen sich meine Füße. Ich kenne Krämpfe im Oberschenkel oder der Wade, aber in den Füßen? Laufen ist damit unmöglich. Ich beschließe gezwungener Maßen eine Wandereinlage, obwohl die Strecke nahezu flach verläuft. Im Gefälle versuche ich anzulaufen, prompt verkrampfen sich jetzt auch noch die Waden und Oberschenkel - das kann ja heiter werden. Es sind noch gut 15 km zu laufen.

Gerade geht es wieder bergab, als da zwei Mädels mit Getränken im Schatten stehen. Überraschung! Sie haben kurzerhand einen zusätzlichen Getränkestand eingerichtet. Ich trinke nochmals ausgiebig und bitte sie Norbert, der bereits im Ziel sein wird, auszurichten, dass es bei mir länger dauern wird. Ich werde wohl die komplette Zeitvorgabe benötigen und er kann in der Zwischenzeit ins Hotel. Olaf, Claudia und Peer kommen nun von hinten. Jeder spricht mir gut zu dann joggen sie vorbei. Gerhard kommt auch. Er leidet zwar in der Hitze, läuft aber immer noch schneller als ich. Mein Vorteil ist nun, dass ich, solange die Läufer in meinem Blick sind, den Weg nicht suchen muss. Dadurch komme ich besser voran.

Die Ortschaft Sulgen durchqueren wir in ganzer Länge. Plötzlich bin ich wieder an Gerhard dran. Den fiesen steilen Anstieg gehen wir gemeinsam hoch, und siehe da, ich kann wieder anlaufen. Ich erreiche sogar als erste die letzte VP. Trotz praller Sonne setzte ich mich erst einmal und mache Pause. Die Mädels von vorhin sind auch wieder da und haben meine Nachricht im Ziel ausgerichtet. Die letzten 10 km laufe ich mit Gerhard mehr oder weniger gemeinsam. Es geht nochmals 3 km bergab. Dann erreichen wir Tennenbronn. Die Festhalle ist auf halber Höhe, Gerhard und ich überqueren zusammen das Ziel. Hinter uns kommt noch Yoshiaki, der Japaner.

Erster im Ziel war Dietmar Korntner (4:27:41) vor den beiden Franks, Wiegand (4:40:38) und Reichel (4:41:34).

Bei den Frauen führt Geburtstagskind Sigrid Hofmann (5:45:47) vor Katja Blättler (5:47:53) und Regine Sander-Rummel (6:12:38).

 

 
 

Informationen: Schwarzwaldlauf
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