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Laufberichte

8848 - Magische Zahl

23.04.06

Der zweite sächsische Mt. Everest Treppen-Marathon ist Geschichte und war wiederum ein voller Erfolg.


Starter aus der Schweiz, aus Österreich, Großbritannien und ganz Deutschland nahmen an diesem weltweit einmaligen Spektakel teil. Neun Dreierseilschaften und fünf Touristenteam's zu je 100 Läufern waren am Start. Zahlreiche Zuschauer erlebten an der Strecke einen fantastischen Wettkampf der Superlative. Ein Schweizer Doppelsieg mit neuem Streckenrekord, ein Dritter Platz durch einen Zittauers und viele tolle Einzelleistungen prägten diesen einzigartigen Wettkampf.

 

Nach 24 Stunden hatten 23 Alleingänger den Gipfel bezwungen, doppelt soviel als wie im Vorjahr. Wir sind sehr stolz auf diese Leistungen, beweist es doch, dass wir auf dem richtigen Weg sind und auch mit Ihrer Hilfe zu einem wichtigen Termin im internationalen Wettkampfkalender werden können.

 

Hier erzählt Christian Hunn, Ideengeber, Initiator und Chef des Organisations-Teams, alles über den Lauf – von der Idee bis zum Verlauf der zweiten Auflage am 22./23.April 2006

 

Der Gedanke

 

Der Mt. Everest ist für viele eine unerreichbare Herausforderung. Barrieren wie die Finanzierung, Urlaubslänge oder auch die Höhe als solche sind sicher ein Grund, nicht in den Himalaja zu fahren.Diesen und vielen Anderen wollen wir das Gefühl der Strapazen und der anschließenden Befreiung
vermitteln, wenn man den Gipfel erreicht hat.

 

Die Idee

 

„8848“ war der Titel einer Ausstellung in Leipzig. In einem alten Gasometer war das weltgrößte Panoramabild des Mt. Everest aufgebaut. Es vermittelte einen bleibenden Eindruck von der gewaltigen Bergwelt des Himalaja, man stand mitten drin und glaubte den Wind zu spüren, der Schnee knirschte unter den Steigeisen und der schwere Atem des Hintermannes trieb einen unentwegt weiter in die Höhe. Derartig beeindruckt trat ich den Rückweg nach Radebeul an und hatte immer diesen Berg vor meinen Augen.

 

Und dann war sie auf einmal da, diese Idee vom Treppenmarathon. Fast alles passt auf Anhieb. Die Spitzhaustreppe hat einen Höhenunterschied von 87,41 Metern, da fehlt nur 1,07 Meter und die Länge ist 411 Meter, da fehlen nur rund 11 Meter. Also wird die Treppe neu vermessen und dann ist der Punkt gefunden. Eine Runde sind also 88,48 m Aufstieg und 88,48 m Abstieg, sowie eine Strecke von 843,50 m. 100 mal durchlaufen ergibt das einen kompletten Aufstieg von NN bis zum Gipfel des Mt. Everest und zurück. Gleichzeitig ist es ein Doppelmarathon, denn Auf- und Abstieg zusammen ergeben 2 x 42,195 km.

 

Mit Peter Heilsberg finde ich den schon bewährten Partner und der Radebeuler Oberbürgermeister Herr Wendsche entlockte diese Idee ein "Wahnsinn, aber klasse Idee". So gestärkt gehen wir die Sache an. Das erfahrene Team des Spitzhaustreppen-Laufes setzt sich zusammen und die Idee wird in die Tat umgesetzt.

 

Nicht zu vergessen die vielen Helfer, die Stadt Radebeul und die Sponsoren, welche solche Veranstaltungen überhaupt möglich machen. Am 16/17. April 2005 ist die Prämiere und es wird ein voller Erfolg. Tausende Zuschauer verfolgen das Spektakel, 5 Rundfunksender übertragen z. T. live und wir hatten im Fernsehen des Mitteldeutschen Rundfunks 8 Minuten Sendezeit.

 

Der Wettkampf

 

Der Wettkampf wird in drei Rennen unterteilt und ist auf 24 Stunden limitiert:

 

Rennen 1 – Der Alleingang
Rennen 2 – Die Dreierseilschaft
Rennen 3 – Der Touriweg

 

Im Rennen 1 laufen nur einzelne Läufer. Für die 100 Runden haben sie 24 Stunden Zeit, um den Mt. Everest zu besteigen. Schafft es keiner den Gipfel zu erreichen, gewinnt derjenige, welcher die meisten Höhenmeter erreicht hat.

 

Im Rennen 2 wird eine Staffel aus drei Teilnehmern gebildet. Mindestens 25 Runden müssen, maximal 50 Runden können gelaufen werden. Die schnellste Staffel gewinnt.

 

Im Rennen 3 wird eine Staffel aus 100 Teilnehmern, den Touristen, gebildet. Jeder Tourist läuft eine Runde. Die schnellste Staffel gewinnt.

 

Hier die Chronologie des 2. Sächsischen Mt. Everest Treppen-Marathon am 22./23. April 2006

 

Sonnabend, 8 Uhr:
THW und die Zeltbauer der Firma Pflug treffen am Platz am Bismarckturm ein. Die elektrischen Leitungen werden verlegt, Zelte aufgebaut, der Zielwagen in Position gebracht.

 

9 Uhr:
Die Organisatoren inspizieren die Treppe, überwachen den Aufbau und lösen alle Fragen, welche auftreten.

 

10 Uhr:
Die Zelte stehen, die Küche wird eingeräumt und alle anderen Zelte erhalten ihr Innenleben.

 

11 Uhr:
Alle elektrischen Leitungen sind verlegt und alles funktioniert. Im Zielwagen sind die Computer hochgefahren und es beginnt ein Testlauf.

 

12 Uhr:
Die Küche versorgt alle Helfer mit Bockwurst und Kaffee, inzwischen arbeiten ca. 40 Leute an der Strecke.

 

13 Uhr:
Die Beschallungsanlage funktioniert. die Werbung wird angebracht und die untere Wende wird aufgebaut.

 

14 Uhr:
wir beginnen mit der Startnummernausgabe, letzte Infos für die Presse und ein paar kleine Probleme werden operativ gelöst.

 

15 Uhr
Die Alleingänger haben sich zur Einweisung versammelt. Peter Heilsberg erläutert die Regeln und ermahnt zur Fairness. Je ein Vertreter des THW, DRK und der Feuerwehr tragen das Gipfelkreuz des Sächsischen Mt. Everest die Treppe hoch und stellen es im Pavillion auf.

 

16 Uhr
Start der Alleingänger, Sonnenschein, angenehme Temperaturen und Kurt Hess kommt als erster die Treppe wieder hoch. Das Tempo ist in den ersten zehn Runden unglaublich hoch, hoffentlich übernehmen sich die Jungs und das einzige Starterin nicht.

 

Schon nach wenigen Runden haben sich die Läufer über die gesamte Runde verteilt. Wasser, Tee und Cola, Banane und Apfel werden am Verpflegungspunkt an der oberen Wende genommen. Es beginnt zu Regnen, tut aber dem Lauf keinen Abbruch. Mit unvermindertem Tempo laufen die Athleten Runde für Runde.

 

Langsam trennt sich die Spreu vom Weizen, die ersten machen eine Pause, andere werden deutlich langsamer. Im Versorgungszelt werden Nudeln und heißer Tee gereicht. Und gleich wieder raus auf die Strecke. Ein eindrucksvoller Sonnenuntergang über dem Elbtal verabschiedet die Läufer in die Nacht.

 

22 Uhr:
Die Dreierseilschaften starten und es gibt mehr Bewegung an der Strecke. Sofort setzt sich die Radebeuler Staffel Hase und Igel an die Spitze, sie sind die absoluten Favoriten. Kurt Hess liegt weiter an der Spitze, gefolgt von Daniel Schmid aus der Schweiz und Daniel Knoll aus Dresden.

 

24 Uhr:
Die Touristen starten und es wird laut an der Strecke. Mit viel Schlachtenbummlern sind die Teams angereist und sie feuern jeden Läufer an, der vorbei kommt. Von den Alleingängern sind noch 30 Starter im Rennen, In der Küche herrscht Hochbetrieb, heißer Tee und Boullion sind gefragt, aber auch Nudeln und Kuchen, Riegel und Obst werden Schüsselweise bereit gestellt.

 

2 Uhr
Unveränderte Reihenfolge bei den Alleingängern. Kurt Hess hat gut zu tun, um seinen ärgsten Verfolger auf Distance zu halten. Bei Dreierseilschaften führen die Radebeuler Igel und Hase unangefochten und haben schon mehrere Runden Vorsprung, Die Touristen vom Lößnitzgymnasium fegen um die Strecke, das es uns manchmal Himmelangst wird. Wir rufen sie zu einer moderateren Gangart auf. Naja, mit wenig Erfolg, es sind eben Heißsporne und die Konkurrenz aus dem eigenen Ort soll doch deutlich geschlagen werden.

 

4 Uhr:
Es wir neblig im Elbtal und langsam kriecht bei den Streckenposten, die aller zwei Stunden wechseln, die Kälte den Rücken hoch. Bei uns ist jetzt Kaffee und Tee das wichtigste Nahrungsmittel, die Läufer ernähren sich bestimmt gesünder. Die Nummer eins kämpft weiterhin gegen seinen Landsmann, auf dem dritten Platz ist jetzt Steffen Claus aus Radebeul.

 

6 Uhr:
Der Tag ist angebrochen, doch der Nebel ist hartnäckig und alle laufen wie durch eine Geisterwelt. An der Spitze ist die Situation unverändert, auf dem Dritten Platz läuft jetzt Ben Juretzko aus Zittau. Hase und Igel sind weiter weit in Front und die Läufer vom Lößnitzgymnasium haben auch schon einige Runden Vorsprung. Das Rennen ist unheimlich spannend, Daniel Schmid setzt Kurt Hess stark zu. Der muss alles geben um seinen Vorsprung zu verteidigen.

 

6.58:32 Uhr
Kurt Hess hat den Gipfel erreicht! Unglaublich, er hat seine Vorjahreszeit um zwei Stunden unterboten! Ein phantastischer Streckenrekord! Er ist total am Ende, aber glücklich. Er wird später sagen, es war sein schwerstes Rennen. Zwanzig Minuten danach erricht Daniel Schmid im Ziel und komplettiert so den Schweizer Doppelsieg. Herzlich Glückwunsch den beiden!

 

An der Treppe herrscht trotz des Nebels eine hervorragende Stimmung, den beiden Erstplazierten wird zugejubelt und auch wir sind von den Leistungen tief beeindruckt Aber das Rennen geht weiter und es soll noch sehr spannend werden.

 

Es sind noch 30 Alleingänger auf der Stecke. Ben Juretzko liegt auf Platz drei, knapp vor dem Radebeuler Steffen Claus. Hase und Igel führen mit fast zwei Stunden Vorsprung, als sich Richard Albert verletzt. Die letzten 12 Runden sind also die Führenden nur noch zu zweit.

 

8.37
Sie sind im Ziel. Richard Albert kann das nicht miterleben, wir haben in vorsichtshalber ins Krankenhaus gefahren. Zum Glück nur eine Verstauchung, wie sich später heraus stellt.

 

Das Lößnitzgymnasium führt bei den Touris weiter vor dem Luisenstift und SAP. Team Keulenberg und Radebeul sind fast gleich auf, wird also zum Ende auch noch mal spannend.

 

9 Uhr
Langsam kämpft sich die Sonne durch und der Nebel lichtet sich, als Ben Juretzko ins Ziel kommt. Er ist fix und alle und so was von glücklich, schnell etwas Warmes anziehen und etwas zu Trinken, dann warten wir auf Steffen Clauss. Nach 30 Minuten kommt er ins Ziel, nicht unzufrieden, ist er doch über eine Stunde schneller gelaufen als wie im letzten Jahr. Sein erster Weg führt ihn in das Versorgungszelt, hier gönnt er sich ein Bier.

 

11 Uhr
Es geht Schlag auf Schlag, die zweite und Dritte Dreierseilschaft kommt ins Ziel, das Lößnitzgymnasium gewinnt klar und langsam lichtet sich das Teilnehmerfeld auf der Treppe. Aber es bleibt spannend. So erreichen viele Läufer das Ziel nur mit wenigen Minuten Unterschied und dann ist da ja auch noch die Frage, wer schafft noch die hundert Runden. Hier muss auf alle Fälle Andreas Amann erwähnt werden. Vier Minuten vor 16 Uhr geht er in die letzte Runde. Da bei uns angefangene Runden zu Ende gelaufen werden, ist er also noch als 23. in den Club der Hunderter aufgenommen worden.

 

Erwähnt sollte unbedingt noch Rainer Schädlich aus Berlin werden. Er belegte als ältester Alleingänger in diesem Rennen einen beachtlichen 11 Platz.

 

Eine sehr Stimmungsvolle Siegerehrung beendete den Wettkampf, nicht ohne nachzufragen, wann denn der nächste Lauf startet. Dazu können wir im Moment noch nichts sagen, hier sind im Vorfeld einige Fragen zu klären.

 

Wir bedanken uns bei 130 unermüdlichen Helfern vom THW, Feuerwehr und DRK, sowie bei vielen Freunden, die uns unterstützt haben. Vielen Dank auch den Sponsoren und der Stadt Radebeul, welche diese Veranstaltung erst möglich gemacht haben.

 

Informationen: Mt. Everest Treppenmarathon
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