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Laufberichte

Tutte le strade portano a Roma

20.03.11

Entlang der Ponti (Brücken) S. Angelo und Cavour passieren wir die Engelsburg, das ursprüngliche Mausoleum für Kaiser Hadrian, das später den Päpsten als Zufluchtsort (direkte unterirdische Verbindung zum Vatikan) diente. Ich freue mich, dass mir ein schönes Foto der Brücke mit der Burg im Hintergrund gelingt.

Auch am Olympiastadion von 1960 (Abebe Bikila, barfuß und so, Ihr wißt schon!) kommen wir bei km 20 vorbei.

 

Homo ex veste aestimatur!


Ein Mensch wird vom Volk nach seiner Kleidung beurteilt!

Was schon Seneca wusste, dachte ich mir auch und habe heute dem Marathon4you-Shirt den Vorzug gegenüber dem Nationaltrikot gegeben. So mancher kennt uns erfreulicherweise, spricht mich an und ist schon gespannt auf Bericht und Fotos. Liebe Leute, genau dafür machen wir das doch. Wäre ja noch schöner, wenn  wir zum eigenen Vergnügen hier wären…

Schon seit den ersten km befinde ich mich im Pulk der 4 Stunden-Läufer. Einerseits ist das gut, weil ich mir über das Tempo keine Gedanken machen muss, andererseits ist es an den  Verpflegungsstellen aber immer tierisch voll, weil sich die ganze Meute gleichzeitig auf die Tische stürzt. Ich mache das nicht gerne, aber wenn ich noch etwas bekommen will, muss ich schon mal die Ellenbogen ausfahren. Ich habe auch kaum eine Chance, von dem Pulk wegzukommen. Einerseits fürchte ich, zu früh zu überziehen und am Ende die Quittung zu bekommen, andererseits ist so viel Volk auf der Straße, dass ich nur mit sehr viel Einsatz vorbeikäme. Ich merke, dass mein letzter großer Stadtmarathon doch schon länger zurückliegt.

Spaß macht allen so manche Tunnelpassage. Wie die kleinen Kinder brüllen sie um die Wette und freuen sich am Echo.

 

Aurea Maediocritas


Die goldene Mitte erreiche ich trotz des vielen Fotografierens nach etwa 2 Stunden. Die Halbmarathonmarke muß bei max. 7 Stunden für die Gesamtstrecke nach spätestens 3:30 Std. überquert sein, sonst ist finito. Diese Zeitlimits sind großzügig und erlauben auch in Ehren ergrauten Altersläufern, noch im hohen Alter erfolgreich Marathon zu laufen. Je mehr Jahre ich auf dem Buckel habe, desto mehr Verständnis bringe ich erstaunlicherweise dafür auf.

Bei km 24 überqueren wir letztmals den Tiber.

 

Labor omnia vincit


Unablässiges Mühen bezwingt alles, bringt alles fertig.

Natürlich sind die Beine inzwischen längst schwer geworden. Aber die Ablenkung ist groß und so kommen böse Gedanken ans Aufhören erst gar nicht auf. Ich will ja schließlich nicht mit Blaulicht durch Rom düsen, nein, ICH nicht. Auch wenn man hier schon früher wußte: In magnis et voluisse sat  est - Bei großen Dingen genügt es auch, sie gewollt zu haben. Bei wem es beim Stichwort „Blaulicht“ nicht geklingelt hat, dem sei der m4y-Bericht von 2009 zum Nachlesen empfohlen - eine Sternstunde deutschen Laufjournalismus’!

Ab der Moschee bei ca. km 26 geht es wieder den Tiber zurück stadtwärts. Der Zuschauerzuspruch hält sich insgesamt, von der Innenstadt abgesehen, eher in Grenzen. Volksfeststimmung, wie ich sie bei einigen deutschen Marathons erleben durfte, ist hier leider Fehlanzeige. An zentralen Stellen in der Stadt und natürlich besonders im Start-/Zielbereich geht es aber dennoch hoch her.

 

Homines sumus, non Die


Wir sind Menschen, keine Götter.

Deshalb müssen wir immer weiter, haben aber hic et nunc – hier und jetzt – einen gravierenden Vorteil: Der Hammermann hat keine Chance. Die letzten 10 km, die, die uns immer am schwersten fallen, sind nämlich mit optischen Leckerbissen gespickt und diese lenken erfolgreich vom Gedanken an den körperlichen Verfall ab. Die Piazza Navona (charakteristisch für das barocke Rom) mit dem Vier-Ströme-Brunnen in der Mitte ist ein Traum. Der Platz ist komplett mit Restaurants und Cafés gesäumt. An den Tischen sitzen die Leute beim Kalorienschaufeln und wundern sich über so viele Bescheuerte. Nun, wenn ich mit Laufen nichts zu tun hätte, ginge  es mir vermutlich ebenso.

Die Via del Corso, charakteristisch für das von mir Dörfler empfundene römische Verkehrschaos ist für uns gesperrt, ein ganz neues Gefühl. Rechts kann ich durch eine schmale Gasse hindurch schon einen ersten Blick auf die Spanische Treppe erhaschen. Plötzlich macht es dreimal „Popp“ wie von zerplatzenden Luftballons. Zunächst kann ich mir keinen Reim darauf machen, sehe aber bald das nette Pacemaker-Mädel ohne Ballons laufen. O je, zu langsam geworden. Wo ist jetzt der Rest der Truppe? Hinter mir? Vor mir? Ich beschließe, sicherheitshalber einen Zahn zuzulegen und fange sofort an, reihenweise zu überholen.

 
 

Informationen: Maratona di Roma
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