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Laufberichte

Glühende Landschaften

06.06.10
Autor: Joe Kelbel

Anfangs dachte ich, die drei Buchstaben stehen für das Filmstudio, das mit dem brüllenden Löwen im Vorspann. Aber die drei Buchstaben MCM stehen für den Marathon Club Menden. Aber Filmreif ist das schon, was der Club da zum 26ten Mal  hinzaubert. Ein waschechter Citymarathon kombiniert mit herrlicher Landschaft.

Menden ist sehr gut mit dem Auto erreichbar (A45, A46). Der Bahnhof liegt 100 Meter vom Start/Zielbereich/Rathausplatz entfernt, dort am Bahnhof parkt man auch am Besten. Ich parke nahe dem Startbanner, mitten in der Stadt, für eine Übernachtung im Auto eher ungünstig, aber ich finde ein preisgünstiges Hotel im Zielbereich, am Rathausplatz, in der Parallelstrasse, 50 Meter vom Start entfernt.

Die Stadt wird  dominiert von den italienisch- und griechischstämmigen Enkeln der ersten Gastarbeiter, die für die metallverarbeitende Industrie des Sauerlandes in den 50er Jahren gebraucht wurden.

So verschlafen die Stadt auch ist, so wenig Schlaf habe ich gefunden. Erst waren es griechisch-italienische Worttiraden und aufheulende Motoren der tiefergelegten 3er Serien , doch dann  folgte  ein nächtliches Gefecht zwischen Kirche und Rathaus: Wie bei Don Camillo und Peppone lieferten sich die Glocken beider Häuser viertelstündlich eine lautstarke Auseinandersetzung, wobei die Rathausuhr 4 Minuten nachging, und die wenigen ruhigen Pausen frecherweise auffüllte.

Verschlafen krieche ich morgens hinüber zum Rathaus, habe ratz-fatz  meine Startnummer. Von 48 Voranmeldern springt die Teilnehmerzahl innerhalb wenigen Minuten auf 84, denn nachmelden kann man bis 7:59 Uhr, die 50 Meter zum Start (8 Uhr) schafft man dann auch noch.

Eine halbe Stunde lang geht es in 2 Runden durch die Stadt, die immer noch so verschlafen ist, dass die Verkehrsabsperrungen eigentlich unnötig sind. Bei km 6 kommen aus einer Seitengasse die Teilnehmer des Schülerlaufs, die hellauf begeistert von uns Marathonläufern sind. Danach geht es für uns an der Strasse entlang Richtung Fröndenberg, es lässt sich hier gut auf dem Radweg laufen. Kurz vor der Ruhr geht es rechts rum, Richtung Schwitten, über wunderbare, asphaltierte Feldwege. Wir haben Spass am Laufen, das Wetter ist herrlich, die Landschaft ist schön, die Verpflegung perfekt, der Untergrund einwandfrei. Niemand ahnt zu dieser Zeit was sein wird, wenn wir ein zweites Mal diesen Teil laufen müssen.

Die wunderbare Strecke geht es wieder zurück, über die Fröndenberger Landstrasse, die genialer Weise für uns mit einer frei-schaltbaren Ampelanlage gesichert wird, ruhrabwärts, Richtung Bösperde. Kleine Steigung, aber dann lässt es sich wieder wunderbar frei laufen auf der für uns gesperrten Landstrasse. Dreimal Wasserstellen  auf 4 Kilometern. Ich schaue in die Gesichter der Entgegenkommenden, das sieht nicht gut aus! Km 22, etwa 10 Uhr, die Temperatur ist förmlich explodiert.

Erholung gibt es ab der Mündung der Hönne in die Ruhr. Es ist schattig, das Flüsschen fliesst wild bis lieblich über große Felsen zwischen blühenden Ufern. Doch an den blühenden Ufern stehen riesige Stauden des Riesenbärenklaus. Die aus dem Kaukasus stammende Pflanze ist phototoxisch, d.h. in Verbindung mit Sonnenlicht führen Berührungen der Pflanze zu Verbrennungserscheinungen. Es braut sich was zusammen!

Kurz vor Menden queren wir wieder  die Fröhnstädter Landstrasse, Autoinsassen starren uns ungläubig aus ihren klimatisierten Kisten an. Wir laufen wieder hinunter zur Ruhr und begeben uns auf o.g. wunderbare Strecke ruhraufwärts. Mittlerweile haben sich die Pferde und Schafe  in den  Stall verzogen, es ist 30 Grad heiss. Bis hierhin (km 29 ) hat mich Peer wunderbar gezogen, ich habe eine schnelle Zeit.

Radfahrer mit Hund. Das arme Tier  hat sichtlich Problem, kann nicht schwitzen, kämpft ums Überleben, ich auch. Hier auf dem wunderbaren Weg entlang der Ruhr, wo über die Jahrtausende die plündernden Truppen zogen und die  Stadt Menden mehrfach in Brand steckten, da erwischt mich jetzt der glühende Hammer.

Mir kommen die schnelleren Läufer entgegen, nicht laufend, sondern schleppend und schwitzend, ausgeschiedene Salzinseln marmorieren die Funktionskleidung.  Atemtakt, Beinarbeit, Fehlanzeige. In den Gesichtern die gesamte Pein ihrer Existenz, aussehend wie die geschlagenen Soldaten Napoleons. Doch ich sehe anscheinend nicht besser aus. Wenn ich so weiterrenne, werde ich zusammenbrechen oder aufs Siegertreppchen der Veteranenklasse kriechen. Zwischen den reifenden Rapsfeldern steht die heisse, stinkende Kohlsuppe und raubt mir den Atem. Ich hasse Raps.

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Informationen: Menden Marathon
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