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Laufberichte

5:00 zum 50sten

03.04.11

Was schenkt man einem Mann zum 50sten Geburtstag? Kommt drauf an.

Hat er das Haus schon gebaut, Kinder gezeugt und einen Baum gepflanzt? Dann wird es schwierig. Was mich betrifft, so wüsste ich in dieser Situation ein Geschenk. Einen valablen Ersatz für unsere treue aber in die Jahre gekommene Familienkutsche, die mich an die Einsatzorte meiner Reportagen bringt.

Ich glaube jedoch nicht, dass die Weiß-Blauen-Motoren-Werke, trotz ihres Sponsoring-Engagements im Laufsport, auf solche Wünsche hören. Dabei ist die Art und Weise meines läuferischen Seins doch der Inbegriff ihres  „Claims“ schlechthin.  Meine Dynamik ist doch höchst effizient. Ökonomisches Genusslaufen  ist mein Ding. Mit kleinem Aufwand erreiche ich einen maximalen  persönlichen Ertrag.  Ein paar Mal pro Woche eine lockere abendliche Laufrunden mit den Hunden und alle zwei Wochen ein Marathon oder Ultra, diese jeweils in angenehmem Tempo, ohne mit Zeitlimiten in Konflikt zu geraten, das ist meine Laufwelt.

Den Wunschtraum eines neuen Autos lasse ich also bleiben und beschließe, meine Effizienz dynamisch in den Einsatz anderer Läufer und Läuferinnen zu stellen. Ich melde ich mich ab und fahre nach Freiburg zum Marathon.
Zweimal habe ich von dieser Veranstaltung schon berichtet. Wie diesen Berichten und der Tatsache, dass ich schon wieder ins Breisgau fahre, unschwer zu entnehmen ist,  bietet mir dieser Anlass einen angenehmen Rahmen für meine Geburtstagsfeier. Nette Leute, abwechslungsreiche Musik, gute Stimmung. Das alles, ohne dabei im Mittelpunk stehen zu müssen.

In den vergangenen Jahren bin ich durch das Laufen in vielerlei Hinsicht reich beschenkt worden, vielleicht kann ich mithelfen, jemandem heute auch zu einem bleibenden Erlebnis zu verhelfen. Dazu bin ich als Zugläufer für 5:00 im Einsatz. Diese Zeit passt doch zum 50sten Geburtstag.

 Für mich ist das auch eine neue Erfahrung, denn auf flachen Strecken bin ich sonst auch mit Fotoauftrag meist mehr als eine Stunde schneller im Ziel. Für meinen ersten offiziellen Einsatz als Zugläufer habe ich aber mit Fredy  eine geballte Ladung einschlägiger Erfahrung zur Seite.

Die Wettervorhersage verspricht, dass es  DER  Frühlingstag werden soll, entsprechend wird mit vielen Nachmeldungen gerechnet. Ich habe keine Lust auf Getümmel und reise früh an. So habe ich auch noch genügend Zeit, mich auf der stattlichen Marathonmesse umzusehen und eine geeignete Bauchtasche für die Kamera zu suchen. Die Nachfolgerin meiner jetzigen Bildsammlerin soll nicht mehr so den Elementen ausgesetzt sein wie ihre Vorgängerin, die heute nochmals ihren Dienst versehen muss.

Die Zeit bis zum Treffen der Zugläufer vergeht im Flug. Bekannte hier, Bekannte dort, die Lauffamilie wird immer größer. Mit Stützstümpfen und einem Shirt mit jeweils aufgedruckter Zielzeit, sowie einem Riesenballon am Gurt bin ich für meine Aufgabe äußerlich gerüstet. Es gibt nur noch ein kleines Hindernis zu überwinden: Der Gang zur Toilette mit einem Heliummonster im Schlepptau.

Es zieht mich nach draußen. Schönstes Frühlings-, fast schon Sommerwetter wurde für uns ausgebreitet. Auch deshalb mache ich mich zeitig wie selten auf in den Startblock B, von wo aus wir in der zweiten Startwelle das Unternehmen Punktlandung in Angriff nehmen.  Ich bin gespannt, was mich erwartet. Kann ich die Erwartungen, welche in mich gesetzt werden, erfüllen? Sind wir als Hilfestellung gefragt? In gut fünf Stunden weiß ich mehr.

Die Größe des Feldes ist imposant. Klar, ein Blick um mich herum zeigt deutlich, dass die gelben Startnummern bei weitem in der Überzahl sind. Mit dem Plan, zwei gleichmäßige Runden zu laufen, können sich aber auch die „Halben“ an uns orientieren. So sie denn wollen und können.

Gut acht Minuten nach dem ersten Start überquere ich mit Fredy die Startlinie und versuche, vom Satelliten geortet, das Gefühl für die Pace zu bekommen. Nach einem Kilometer stelle ich fest, dass das erstaunlich gut klappt. Größere Herausforderung ist es, dafür zu sorgen, dass der Wind niemandem meinen Ballon über die Rübe zieht.  Auf der Berliner Allee erfreue ich mich am Anblick des Meers von Narzissen und bilde mir ein, der Blumenschmuck sei zur Feier des Geburtstags da.

Fredys Ballon ist bereits ein Stück vor mir aber in Sichtweite auszumachen. Regelmäßige Blicke ans Handgelenk bestätigen mir, dass ich trotz gemütlichem Plaudern auf Kurs bin. Den Zuspruch der Zuschauer leite ich innerlich an die Läuferschar um mich herum weiter. Ich mache meinen Job und man kann von mir erwarten, dass ich das ohne Pauken und Trompeten hinkriege. Schneller zu laufen wäre zwar fürs Gefühl, die Lauftechnik und damit für die Muskulatur einfacher, für meine Ultra-Pläne ist es aber ideales Training.

Das Casting für die 42 Bands entlang der Strecke hat ganze Arbeit geleistet, ich höre keine schrägen Töne, vielmehr ist die Verlockung groß, stehen zu bleiben und ein Ohr voll zu nehmen. Ich genieße es hier zu sein. In der Innenstadt kommt Feriengefühl auf. Hätte ich keinen Auftrag, würde ich mir im Vorbeigehen ein Eis kaufen und den ersten meiner beiden Kreise weiter mit einer Waffel in der Hand ziehen.

Meine Analyse der Startnummernfarbe um mich herum ergibt die Prognose, dass die zweite Runde eine ruhige, wenn nicht gar einsame Angelegenheit wird. Marathonis sind Mangelware. Mal schauen.

Je näher wir bei gleichbleibendem Tempo zur Halbmarathonmarke kommen, umso mehr überholen wir solche, die das Ziel schon bald erreicht haben.  Wir, das sind Fredy und ich und Ettore, der uns als einziger seit Beginn Gesellschaft leistet.

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Informationen: Mein Freiburg Marathon
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