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Laufberichte

Festbier am Festtag

 

Dieses Jahr ist Jubiläum, denn die Wiedervereinigung Deutschlands jährt sich zum 25 Mal. Und was heißt das für uns? Laufen am Tag der Deutschen Einheit! Und wenn man dabei am früheren eisernen Vorhang unterwegs ist, umso besser.  Vor 15 Jahren, also zum Zehnjährigen, gab es in Sesslach, nur rund 20 Kilometer entfernt, eine einmalige Veranstaltung mit einer großen Runde über 47 Kilometer in Bayern und Thüringen. Und damals verlief der Kurs auf großen Teilen der Strecke, die wir nun seit elf Jahren in Bad Rodach belaufen dürfen. Vier Mal überschreiten wir die Landesgrenze. Man muss mittlerweile das Auge offenhalten, um zu erkennen, wo denn die frühere Grenze verlief.

Bad Rodach werden viele nicht kennen, daher so viel: Rund 20 Kilometer von Coburg ist das 6500 Einwohner zählende Städtchen entfernt und seit 16 Jahren ist der Ort als Heilbad mit einer warmen Thermalquelle in Franken anerkannt.  Die ersten Anfänge unseres heutigen Laufortes gehen bis ins Frühmittelalter (8. Jahrhundert) zurück. Als Radaha oder Rotaha wurde Rodach in einer Urkunde genannt. 1362 wurde das Stadtrecht verliehen. Erst 1972 wurde eine 34 Grad warme Thermalquelle erschlossen und genutzt. 1999 erfolgte die Anerkennung als Heilbad, die Namensänderung in Bad Rodach war die logische Konsequenz.

 

 

Vor dem Start

 

Rund 90 Minuten vor unserem Start um 10.30 Uhr bin ich auf dem Gelände des Medical Park. Im Stadtgebiet ist die Veranstaltung bereits ausgeschildert. Parkplätze finden wir zur Genüge auf dem Gelände, es werden sogar noch Mitarbeiterparkplätze der Klinik zur Verfügung gestellt. Wer als neurologischer und orthopädischer Patient eine Reha zur Wiederherstellung braucht, ist hier an der richtigen Adresse. Und neben dem medizinischen Aspekt bietet sich dem Patient die Gelegenheit zu Prävention, Entspannung und Wellness.

Was können wir für die moderate Startgebühr von 20,00 EUR bei einer Voranmeldung erwarten? Nun, nicht nur die übliche Wettkampfinfrastruktur wird vorgehalten, sondern wir dürfen auch die Einrichtungen des Medical Park benützen wie Schwimmbad, Sauna und Entmüdungsmassage. An der Startnummer hängen Gutscheine für eine Suppe und ein Getränk und wer in diesem Jahr noch auf einen Besuch kommt, der kann in der Therme in Bad Rodach zum Nulltarif baden. Für die Sieger warten Medaillen und Pokale, alle Finisher können ihre Online-Urkunde später bei Mika-Timing downloaden.

Wem der Marathon zu lange ist, der kann auf die Halbmarathonstrecke gehen. Ein Transport per Bus zum Start in Autenhausen ist eingerichtet. Schließlich können vier Läufer in Männer-, Frauen- und Mixed-Teams auf die Strecke gehen. Gunter Hölig ist Therapieleiter im Alltag in der Einrichtung, doch immer am Einheitstag hat er einen Spezialjob. Er organisiert mit vielen Helfern der Initiative Rodachtal den Medical Park Marathon „grenzenlos im Rodachtal“.  Von ihm und dem Geschäftsführer Christian Grunow werde ich begrüßt. Ich bin gerne hier, denn als „laufende Reporter“ bei M4Y sehen wir eine Aufgabe auch darin, euch kleine und (noch) nicht ganz so bekannte Läufe vorzustellen. In Bad Rodach ist noch genug Platz und Raum für wesentlich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die rund 400, die sich dieses Jahr eingeschrieben haben. 

Was ist für die Zuschauer geboten? Die Initiative Rodachtal e. V. als Veranstalter hat ein buntes Rahmenprogramm zusammengestellt: Führungen durch den Medical Park, Spielmobil und Hüpfburg für Kinder, Showtanzeinlagen, Musik mit der „Sunshine Brass“, Biergarten mit „Bratwärscht“ und eine Verlosung für jene Läufer, die einen Feedbackbogen abgeben. Die Zeit verläuft wie immer sehr schnell, ich mache mich mit Franz Steichele, einem Wanderfreund, der auch gern zum Berglauf geht, zur Startlinie auf. Die Gruppe „A Weng Samba“ bringt uns in Stimmung, dann wird uns Iris Horstmann vorgestellt, eine Patientin, die eine schwere und seltenen Krankheit (Myasthenie, eine Muskelschwäche) erlitten hat und die früher Leistungsschwimmerin und Kanutin war. Heute ist sie wieder hergestellt. Aufgrund einer Muskelschwäche kann sie nicht mehr aktiv sein, sie ist aber dennoch mit dem Sport eng verbunden und schöpft daraus Motivation und Durchsetzungswillen. Tobias Ehrlicher, Erster Bürgermeister von Bad Rodach, muss leider zugeben, dass er für eine Bürgermeisterstaffel nicht genügend trainiert ist und sich daher auf eine Zuschauerrolle beschränken will.

 

Erste Kilometer

 

Es wird herunter gezählt auf null, ein Startschuss weckt die letzten Schläfer und dann machen wir uns auf den langen Weg durch das Tal der Rodach und der Kreck, durch Bayern und Thüringen, durch viele kleine Ortschaften und entlang abgeernteter Felder, durch Zuspruch der 200 Helfer und entlang einsamer Streckenteile. Mit etwa zwölf, dreizehn Grad ist es gerade richtig für unser Ausdauervergnügen, die Sonne strahlt vom Himmel, die Thermometersäule wird am Nachmittag an der 20 Grad-Marke kratzen. Nur kurz laufen wir die Klinikzufahrt hinunter, dann biegen wir sogleich links ab in eine kleine Siedlung unterhalb der Rehabilitationsklinik.

Die Spitze und die Staffeln drücken gehörig aufs Tempo, durch meinen Fotojob bin ich am Ende. Nicht körperlich, aber im Läuferfeld, denn die letzten Läufer sind in Sichtweite. Nach dem Thermalbad, der ThermeNatur, biegen wir auf eine Kreisstraße ein und verlassen Bad Rodach. Nur wenige Zuschauer sind im Stadtgebiet zu sehen, die sorgen aber für Ansprache.

Außerhalb der Ortschaften sind die öffentlichen Straßen nicht gesperrt, aber immerhin gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Dennoch sollte man sich nicht blind darauf verlassen und dem Verkehr ein wenig Aufmerksamkeit schenken. Später wird dann der Kurs immer wieder auf parallele Radwege und Feldwege umgeleitet. Wir werden mehrmals daran erinnert, die Straßenverkehrsordnung einzuhalten und links zu laufen. Das erste Kilometerschild kommt nach etwa sechs Minuten. Die Renneinteilung ist nicht schwer, denn jeder Kilometer wird angezeigt. Und elf Verpflegungsstellen, die zum Ende dichter folgen, sind mit Wasser, Iso, Apfelschorle, Cola und Obst bestückt. Und, so glaube ich mich zu erinnern, man kann hier und da sogar ein Bier schnorren. Wir sind ja schließlich in Oberfranken, der Region mit der höchsten Brauereidichte.

Rudelsdorf, die letzte fränkische Gemeinde vor der Landesgrenze, zählt nur 25 Einwohner, von denen sich immerhin ein paar zum Klatschen an die Straße gestellt haben. Maximilian Kaiser und Lucia Hämmerl lachen noch dem Fotografen nach. Der kündigt an: „Ich steh am Ziel und schau mal, ob euch das Grinsen dann vergangen ist.“ Bedenken habe ich nicht, denn die beiden laufen gleichmäßig, obwohl jetzt noch keine Prognose für die Zeit möglich ist. Am ehemaligen Gemeindehaus verlassen wir Rudelsdorf.

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Informationen: Medical Park Marathon
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