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Laufberichte

Panoramalauf mit Schönheitsfehlern

 

Marathonsammler (zu denen zähle ich mich) sind reisefreudig, kommen so viel herum und haben einiges zu erzählen.

Nach dem Forest Marathon in Knysna ist ein Kurzaufenthalt in Port Elisabeth eingeplant. Das pompöse King Edward Hotel, einst im britischen Kolonialstil erbaut und mit edlem Holzinterieur ausgestattet, ist deshalb mit 37 Euro pro Nacht so günstig, weil es in einer der gefährlichsten Gegenden der ca. 300.000 Einwohner zählenden Hafenstadt im Eastern Cape ist. Der Rezeptionist aus Ägypten wird von einem bewaffneten Security-Guard aus dem Kongo beschützt. Er warnt mich, in der Nacht das Hotel zu verlassen, ohne direkt in ein von ihnen als sicher bewertetes Taxi mit bekanntem Fahrer einzusteigen. Ich bin daher auf baldige Abreise nach Durban eingestellt.

Im Surfer’s Paradise an der South Beach habe ich dort für drei Tage im trendigen Onomo Hotel nahe der Beachfront ein Zimmer gebucht. Von Durban aus kann man viel unternehmen, wie z.B. auch eine ganztägige Safari buchen, wenn man bisher nicht dazugekommen ist.

Aber als ich dann am 12. Juli im Flieger nach Johannesburg sitze und mein Transfer nach Mauritius bestätigt ist, spüre ich eine gewisse Erleichterung. Schon das hochgehaltene Gerücht, Südafrika sei nicht nur für Touristen gefährlich, hat während meiner gesamten fast zweiwöchigen Anwesenheit eine dauernde Anspannung und ein Unsicherheitsgefühl bewirkt. Meine eigene Erfahrung dort ist, dass man in Nebenstraßen auch am Tag vor Kriminellen nicht sicher ist.  

Um 16 Uhr 30 landen wir endlich am Ramgoolam International Airport in Mauritius, „la plus belle iles du monde“, wie die im Flieger neben mir sitzende Studentin der Physik, die sich zwei Wochen an einer Uni in Johannesburg aufgehalten hat und nun so „heureuse“ ist, wieder zu Hause zu sein, mehrmals betont.

Die Fahrt ins Tamassa-Hotel an der Südküste, ca. 7 km vom Startort des Marathons entfernt, wo auch die Startnummern einen Tag vor dem Rennen am Sonntag ausgegeben werden und ein Shuttle zum Start frühmorgens eingerichtet wird, dauert eine Stunde. Ich bin bisher noch nie auf Mauritius gewesen. Die Insel vulkanischen Ursprungs mit einer Fläche von ca. 2000  km² und 1,3 Mio. Einwohnern liegt im Indischen Ozean. Madagaskar im Westen ist 900 km entfernt, das französische Übersee-Département La Réunion 200 km, die Seychellen im Norden erreicht man nach zwei Flugstunden – Kreuzfahrtschiffe wie die Aida bieten in unseren Wintermonaten entsprechende Inselrouten an. Die Jahreszeiten sind denjenigen auf der Nordhalbkugel entgegengesetzt. Der hiesige Winter (Juni bis Oktober) ist die trockenste, der Sommer (Dezember bis April) die feuchteste Jahreszeit.

 

 

Ich habe nun vier Tage Zeit, mir ein Bild zu machen, ob die Schwärmerei der Französisch sprechenden Physikstudentin Patriotismus ist, oder ob der Mark Twain zugeordnete Satz „Mauritius was made first and then heaven; and heaven was copied after Mauritius" eine reale Grundlage hat. Reiseführer schreiben unreflektiert voneinander ab, so habe Mauritius „wunderschöne, endlose weiße Sandstrände, kristallklares türkisblaues Wasser lade zum Baden ein, sich sanft in der Brise wiegende Kokuspalmen komplettieren das Postkartenbild…“. Ich plane mit öffentlichen Bussen durchs Land zu fahren und einzelne Ziele mit dem Taxi anzusteuern.

Am meinem zweiten Tag besichtige ich nach dem ausgiebigen Buffetfrühstück die Anlage. Es regnet etwas, aber das soll nur wenige Minuten dauern, sagte gestern der Fahrer. Er ist indischer Abstammung, wie 75 Prozent der Bevölkerung in Mauritius. Der steinige, z.T. felsige Strand hier im Süden ist alles andere als einladend, das Riff in ca. 300-400 m Entfernung bricht die Kraft der Wellen des Indischen Ozeans.  An den seichten Stellen kann man kaum schwimmen, weiter raus zu schwimmen könnte bei den hohen Wellen gefährlich sein. So muss ich wohl schönere Strände wie Flic en Flac, Belle Mare, oder Albion aufsuchen. Die gesamte Küstenlänge von Mauritius beträgt ca. 200 km, davon sind 170 km mit Sandstränden belegt. Der höchste Berg ist mit 828 m der Piton de la Petite Riviere Noire, gefolgt wird er von den Gipfeln des Pieter Both (820 m) und Le Pouce (811m).

Heute möchte ich mich in vom Hotel ca. 60 km entfernten Port Louis im Norden Mauritius ein wenig umsehen. Mit einem lokalen Bus fahre ich bis Riviere de Gadet – auf dieser Strecke wird auch der Marathon führen – und von dort mit einem weiteren Uraltinlandsbus ca. 2 Stunden in die Hauptstadt der 1968 von England die Unabhängigkeit zugestanden Republik Mauritius. Das Ticket kostet 37 Rupien, weniger als einen Euro. Die Menschen, die permanent ein und aussteigen, haben mit dem Tourismus nichts zu tun. Sie sind schlecht angezogen, wirken eher arm und sprechen im Alltag Kreolisch – eine Sprache, die einst die aus Afrika stammenden Sklaven in Abwandlung des von ihren Herren aufoktroyiertem Französisch verwendeten und den Wortschatz über die Jahrhunderte ausbauten. Der Mann neben mir am Sitz erwähnt, dass erst seit kurzer Zeit Kreolisch auch in den Schulen gelernt wird und es inzwischen Lehrbücher dafür gibt. Doch erste und offizielle Amtssprache ist Englisch, Französisch herrscht in den Medien vor und ist die Muttersprache der Oberschicht.

Das bunten Treiben in Port Louis am Busbahnhof erinnert mich an jenes in Dritte-Welt-Staaten, in Neu-Delhi war es nicht anders oder rund um einen Bazar in den Vororten von Istanbul. Ich besuche das Zentrum, die Hafenfront, wo rege gebaut wird und gehe auch ins Post Museum rein. Eine Kopie der bekanntesten Briefmarke der Welt, der Blauen Mauritius mit dem Bildmotiv der Königin Victoria, die 1847ausgegeben wurde und eine Auflage von 500 Stück hatte, kann man im Blue Penny Museum bestaunen. Ich versende einige Ansichtskarten – schließlich ist Mauritius weit von Europa entfernt – und wer weiß, ob ich je wiederkommen werde.

Am Samstag treffen die Countrysammler Peter Bennett und Yen Nguyen an der Rezeption ein. Eine 24 h Fluganreise aus den USA liegt hinter ihnen.  Wenn man bedenkt, welche Anstrengung sie mit der Anreise, dem Marathon und der unmittelbaren Abreise danach, auf sich nehmen, dann sind sie Marathonhelden. Morgen hoffen wir vor dem Start noch das Ehepaar Janos und Edith Kis aus Ungarn zu treffen, die auch eine beachtliche Statistik als Ländersammler aufweisen.

Ab 10 Uhr werden im Konferenzraum des Tamassa Hotels die Startnummern ausgegeben. Das Startgeld betrug 70 Euro, ein ärztliches Attest ist erforderlich. Zudem ist ein Disclaimer-Formular zu unterschreiben, dass man auf etwaige aus dem Marathon resultierende Schadensansprüche verzichtet.

Entgegen meiner ursprünglichen Intention, zum Flic en Flac Strand zu fahren, verbringe ich den Samstagnachmittag entspannt in der weitläufigen Hotelanlage und lasse mir im Liegestuhl am Strand zum Lunch ein kühles Phoenix-Bier und ein Sandwich bringen. Ein All-inklusive-Package sollte man schon ein wenig ausreizen.

 

Mein Rennverlauf

 

Den Wecker habe ich auf 4 Uh 30 gestellt – und die Rezeption am Abend um einen zusätzlichen Anruf ersucht. Es käme einem Alptraum gleich, nach Mauritius primär wegen des Marathons zu fliegen und dann zu verschlafen. Das angekündigte Early Breakfast für Läufer ab 5 Uhr erweist sich als Leermeldung: eine Kanne mit Kaffee steht am Regal, in einer weiteren Viertelliter-Kanne ist noch etwas warme Milch drinnen, einige Scheiben Toastbrot sind ebenfalls vorrätig – aber sonst ist nichts da. Dutzende sind aufmarschiert und ziehen nun mit leeren Magen wieder ab – der Shuttle-Bus ist pünktlich. Ich sitze im Auto neben Peter und Yen. Die Fahrt noch bei Dunkelheit dauert ca. eine Viertelstunde. Im Start- und Zielbereich St. Felix treffen wir die Country Marathon Club Mitglieder Janos Kis und Zsolt Dragoman. Sie sind mit einem Leihauto gekommen, wie viele andere auch.

 

 

Ich habe eine Sporttasche mit Wechselsachen dabei, die ich in einem Nebenbereich des zeltartigen Aufbaus abgebe. Es ist 6 Uhr 10 und angenehm lau. Noch zwanzig Minuten verbleiben bis zum Beginn. Der Renndirektor, der in mehreren Komitees tätig ist, so u.a. auch beim Paris Marathon, Jean Marie Grall drängt ununterbrochen auf Französisch, dass wir uns zum 100 m entfernten Startbereich auf der nach Riambel hinausführenden Küstenstraße begeben sollen.

Es wird herunter gezählt, bei „zero“ geht’s los. Ich habe mich ins Mittelfeld gestellt – geschätzte einhundert dürften das Rennen aufgenommen haben. Im Nu erstreckt sich das Starterfeld auf der nach Riambel führenden Küstenstraße in östliche Richtung über mehrere hundert Meter. Ich laufe auf den ersten vier Kilometern, auf denen die leicht wellige Topologie des Kurses schon spürbar ist, unter einer Sechserzeit, was für mich eigentlich zu schnell ist. Daher nehme ich bei der Wende nach 4,1 km Tempo raus, worauf mich unter anderem der Ungar Zsolt, gefolgt von einer jungen Läuferin, die das Shirt des Comrades Marathon trägt, überholen. Noch vor der Wende winkt mir auf der Gegenseite der Strecke Janos Kis zu, er und auch Peter liegen inzwischen schon vorne. Die nächste Begegnung wird voraussichtlich erst wieder nach Le Morne stattfinden, wo der Marathon bei 25, 1 km erneut wenden wird. Von einer Kontrollstelle werden die Startnummern der vorbeigekommenden Läuferinnen und Läufer notiert.

Inzwischen ist die Sonne aufgegangen, doch sie wirft auch am Morgen tiefliegende Schatten, weil es Winterzeit in der südlichen Hemisphäre der Welt ist. Zur Linken erkennt man nun gut die Strand- und mit Kokuspalmen dicht bewachsenen Küstenabschnitte der südlichen Landschaftsregion von Mauritius. Blühende Zuckerrohr- und Kartoffelfelder, die zwei Ernten pro Jahr erbringen, befinden sich etwas weiter im Landesinneren, wie ich am Freitag bei meiner Fahrt durchs Land mit einem öffentlichen Bus gesichtet habe.

Bei Kilometer 5 befindet sich die erste Labe, es gibt Wasser und Cola. Ich bleibe dicht hinter dem Läuferpärchen aus Südafrika mit dem einprägsamen Slogan „Run the World“ auf der Rückseite ihres Shirts. Zu meiner Linken befindet sich ein kleiner Friedhof – die Grabsteine sind tlw. in zartblau und -rosa angestrichen. Der Tod gehört ja zum Leben dazu, Farben symbolisieren eine positive Grundeinstellung: „Freu‘ dich, was gewesen ist“. Nach ca. 6 km erreichen wir die Busstation des Ortes Riviere de Gadet, von wo aus ich am Freitag nach Port Louis fuhr.

Auf der nicht gesperrten Straße fahren auch zu dieser frühen Morgenstunde schon viele Autos. Mir behagt das gar nicht, denn man muss ständig auf den Verkehr achten. Wir haben die Anweisung, auf der linken Seite zu laufen, damit fahren die Autos hinter einem nach. Eine falsche Bewegung in Richtung Straßenmitte, und man könnte erfasst werden.

Es hat in den letzten Tagen mehrfach kurz geregnet, heute beim Marathon sollte es trocken bleiben, wenngleich es gegen Mittag dann ziemlich warm werden wird. Der frühe Beginn des Laufes erklärt sich zum Teil auch daraus. Der wellige Kurs weist etliche Steigungen auf. Noch mehr Höhenmeter haben wir dann bei Bel Ombre zu bewältigen, wo der Marathonverlauf zunächst fast auf Meeresniveau hinuntergeht, dann aber wieder an Höhe gewinnt.

Ich habe mir den Streckenverlauf vor dem Rennen nicht so genau angesehen und nehme nun an, dass die Allerschnellsten hier bei Bel Ombre schon auf dem Rückweg sind. Doch es sind die Halbmarathonläufer, die uns jetzt auf der anderen Straßenseite entgegenkommen. Sie sind um 7 Uhr in La Prairie gestartet, haben dann in Le Morne gewendet – wie wir dies noch vor uns haben – und eilen nun gegen Osten nach Saint Felix.

An der Labe gibt es diesmal Orangenspalten und die typisch einheimische, naturbelassene Bananensorte, die ob ihrer geringen Größe im Handel nicht erhältlich ist. Sie schmecken besser als gentechnisch manipulierte Supermarktware.

Ich befinde mich in guter Gesellschaft, genauer gesagt, nun schon über mehrere Kilometer klebe ich an einer Handvoll Läufer, die ein gemächliches 6:30er Tempo vorgeben. So  kann ich die Häuser an der Marathonstrecke knipsen, ohne viel Zeit zu verlieren. Die Ortschaften entlang der Route sind alles andere als mondän, es sind einfache Behausungen, wo Menschen leben, die sich bei weitem keine Ubernachtung für 200 Euro leisten können. Mein Privatchauffeur beim Transfer vom Flughafen zum Hotel erzählte, dass er im Monat ca. 300 Euro verdiene, das sind 12.000 Rupien. Ein Ausländer, der hier dauerhaft leben will, muss sich eine Villa um ca. 600.000 Euro kaufen, die er 99 Jahre bewohnen darf. Wer die Staatsbürgerschaft mit einem Reisepass anstrebt, muss eine Million Euro hinterlegen. Und dennoch sollen sich im teuersten Teil der Insel, im Westen, tausende Europäer, Südafrikaner und Menschen anderer Nationen angesiedelt haben.

Nun bietet die Landschaft besondere Reize, der Strand von La Prairie ist langgezogen, aber menschenleer – Warntafeln, hier nicht zu baden, sollen vor allem die Touristen abhalten. Einheimische hingegen nutzen dies für den Fischfang aus. Der indische Ozean scheint hier sehr fischreich zu sein. An der Public Beach von La Prairie sind dennoch ein paar Sonntagsausflügler zu sehen – es sind Touristen mit einem Leihauto und auch Angehörige von Läufern, um diese zusätzlich zu versorgen.

Wir gelangen zur Macondé Bay, die Küstenstraße steigt hier etwas an. An einer schmalen Passage führt eine auf den Felsen aufgesetzte Betontreppe hinauf, von wo Besucher tief hinunter auf das Meer schauen können. Ich komme nicht zum Fotografieren, weil in dem Moment mehrere vorbeifahrende Autos die Straße blockieren. Der Felsen dürfte auch eine religiöse Bedeutung haben, denn ein kleines Häuschen mit einem Blumengesteck ziert den Aufgang.

Wie ich schon angemerkt habe, finde ich die Strände im Südteil der Insel für einen Badespaß mit Familie, wo kleine Kinder dabei sind, nicht geeignet, denn außerhalb der Ferienanlagen sind viele Strände verdreckt.

Inzwischen sind uns längst viele Läuferkollegen auf der anderen Seite der Straße entgegengekommen, die bei Le Morne nach 25,1 km schon gewendet haben. Meine GPS-Uhr hat nach 20 km 2:09 h angezeigt, bis zur Wende sollte ich noch ca. 35 min benötigen. Die Kulturlandschaft Le Morne mit dem 556 m hohen Berg Le Morne Brabant, der ein beliebtes Motiv auf Postkarten ist,  gehört seit 2008 zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Ortschaft Le Morne wurde einst von Sklaven gegründet und hat ca. 1300 Einwohner.

 


Janos kommt mir entgegen, bald darauf folgt ihm Peter, der ca. 500 m Vorsprung auf mich hat. Zwei Läufer, hinter denen ich nun lange nachgetrabt bin, bleiben stehen und legen eine Pause ein. Ich nehme mir vor, nach der Wende vielleicht etwas Boden gut zu machen, damit sich die angestrebte sub 5-Finisherzeit noch ausgeht. Nun habe ich Gelegenheit, die Nachzügler von vorne zu sehen – es sind schon einige Dutzend, aber so viele auch wieder nicht. Besonders das Oldie-Pärchen an die Siebzig vom Club Supermarathon Italia, bei dem ich Mitglied bin, hat ein konstant hohes Lauftempo eingelegt und ist sichtbar aufs Aufschließen ausgerichtet.

Die Strecke zurück zieht sich, 30 km sind nun erreicht. Meine Uhr zeigt 3:20 h an. Die Steigung beim Felsen an der Macondé Bay nehmen die Läuferinnen und Läufer vor mir im Gehen – oben stehen die Fotografen und haben sich wohl bewusst eine heikle Stelle ausgesucht. Aber statt dass ich selbst Langsamere überholen kann, kommen nun hinter mir immer wieder welche nach, die noch zulegen können. Ein  Privatduell liefert sich die südafrikanische Läuferin Maitele, deren Gatte davongezogen ist, nun mit mir. Sie setzt alles dran, um immer wieder zu mir aufzurücken – ich bin überrascht, wie gut ihr das gelingt.

Inzwischen hat der Autoverkehr noch mehr zugenommen, LKWs und Busse sind so breit, dass man unweigerlich von der tlw. engen Küstenstraße abrücken muss. Ich bin vielleicht übervorsichtig, aber hier brettern alle durch, als gäbe es kein Morgen.

Die letzten zwei Kilometer ins Ziel ziehen sich, es sind rund ein Dutzend Läuferinnen und Läufer in Sicht, die alle nach rechts zum Start- und Zielbereich einbiegen. Den Finishern wird eine einfache Medaille aus Holz überreicht. Es gibt ein Reisgericht, Cola und Wasser. Auch Massagen werden angeboten. Die Siegerehrungen für die einzelnen Bewerbe – auch ein 10 km-Lauf stand am Programm – werden durchgeführt. Zolt und Janos gratulieren mir zum Finish – „Mit 5:02 gibt’s nichts zu meckern“, sagt Janos – er selbst hat den Marathon mit 4:46 beendet. Der Shuttlebus bringt die Marathonläufer, die im Tamassa gebucht haben, wieder zurück.

Mein Fazit:

Im Rückblick gesehen, lebt der Mauritius Marathon vom Image der Insel, die alljährlich an die 1,4 Mio. Touristen besuchen. Doch ohne einen zusätzlichen Aufenthalt – und seien es nur gute vier Tage wie in meinem Fall, würde eine Kosten-Nutzen-Rechnung aus der Balance geraten. Für gutes Geld – 70 Euro Startgebühr sind gemessen am Einkommen der Bevölkerung relativ viel – wird wenig geboten: das ausgegebene Shirt strotzt vor schlecht gedruckten Sponsorlogos. Die schönen Landschaftseindrücke auf der Laufstrecke mögen nachhaltig in Erinnerung bleiben, aber bei mir genauso der am Vormittag einsetzende starke Autoverkehr, der  größte Vorsicht seitens der Läufer gebot.

Lobend hervorzuheben ist die Versorgung mit Wasser, Cola, Orangen und Bananen – hier kam es nie zu einem Engpass.

Aber geradezu einen Hohn finde ich die Medaille: ein kreisrund ausgeschnittenes, vorne und hinten mit Stempelaufdruck versehenes Stück Holz. Der Südtiroler Marathonsammler und Weltenbummler Hartmann Stampfer, den viele Läuferkollegen wegen seiner offenen Art sehr schätzen, hat mir einmal Folgendes gesagt: „Zu einem Marathon gehört eine Startnummer und eine herzeigbare Medaille…“

Auch ein Aufenthalt in einer hochpreisigen Ferienanlage im Süden der Inseln kann zur Enttäuschung werden, denn an vielen  felsigen, mit Seeigel und spitzen Steinen überzogenen Stränden, kann man ohne Badeschuhe gar nicht ins Wasser gehen.

Meine dreiwöchige Marathonreise ins südliche Afrika mit drei weiteren Ländersammlerpunkten hat sich insgesamt gelohnt, denn ich habe viel gesehen und einiges erlebt. Meine Reisekasse ist allerdings erheblich ausgedünnt.

Siegerliste Männer:
1. Kentaro Masuda (JPN) – 02:54:28
2. Harris Khelawon (MAU) – 02:55:49
3. Arnaud Mallet (MAU) – 03:14:55

Frauenwertung:
1. Therese Falk (NOR) – 03:20:19
2. Sophia Kaschowitz (GER) – 03:31:06
3. Maritsa Kotze (SA) – 03:35:39

109 Finisher beim Marathon, 128 beim Halbmarathon

 


 
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