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Laufberichte

Eine Stadt mit Akzenten

04.12.05

Eine ungeahnte, aber perfekte Wahl zum Jubiläum


Als mein Freund Ralf von der Idee erfuhr, Ende des Jahres einen Kurzurlaub in Südeuropa einzuschieben, war er sofort begeistert. Wir fixierten den 4. Dezember als Termin und hatten an diesem Tag in Mailand und Lissabon die Möglichkeit, einen Marathon zu laufen. Die Wahl fiel auf Lissabon, da wir uns dort ein milderes Klima versprachen – nachdem ich den Bericht über den Mailand-Marathon von Klaus gelesen und die dazugehörigen Bilder gesehen hatte, stellte sich Lissabon als deutlich bessere Alternative heraus.

Lissabon – portugiesisch „Lisboa“ - ist die Hauptstadt Portugals und liegt im äußersten Südwesten Europas, an der Westküste der Iberischen Halbinsel am Atlantik. Obwohl das Stadtgebiet nur eine halbe Million Menschen aufzuweisen hat, zählt die Stadt mit seinem Randgürtel fast drei Millionen Einwohner. Lissabon besitzt den wichtigsten Hafen Portugals und ist der Sitz der Regierung. In der Stadt befinden sich die obersten Staats- und Regierungsbehörden, sechs Universitäten und die Akademie der Wissenschaften. Die Baixa (dt. Unterstadt) liegt direkt am Ufer des Rio Tejo und wird vom Burgberg mit dem Castelo de São Jorge, der Alfama und dem Hügel des Bairro Alto eingerahmt - sie ist das Geschäfts- und Bankenviertel von Lissabon.

Am 2. Dezember war es dann endlich soweit, unsere Boeing 737 – 400 landete bei sonnigen 18°C auf dem internationalen Flughafen Lissabon-Portela. Am Samstag holten wir uns dann unweit des Start-/Zielareals die Startunterlagen und die Tickets für die am Samstagabend stattfindende Pastaparty ab. Die Party fand nicht irgendwo statt, sondern im VIP-Bereich des Stadions, wo 2004 die Fußball-Europameisterschaft stattfand. Dort gab es zu einer Obsttheke Pasta mit vegetarischer Soße und Pasta mit einer Art Fischgulasch – ich entschied mich für den Gulasch, der für mich eine Neuheit war, aber hervorragend schmeckte. Nachdem wir wieder einmal mehr gegessen hatten, als uns lieb war, fuhren wir zum Hotel zurück und legten uns in die Koje.

Am 4. Dezember um 7.00 Uhr war es endlich soweit – der Wecker klingelte uns wach -  der Tag war gekommen, den ich mir so oft herbei gesehnt hatte. 99 Marathons bin ich gelaufen, nun folgte der 100. Lauf über die klassischen 42,195 Kilometer. Ich schwelgte in Erinnerungen über diese Zeit: Wer ich war, wo ich herkam und wie ich zum Laufen gekommen bin. Ich erinnerte mich an meinen ersten Marathon Mitte April 2003 im Spreewald und wie ich mich dort gefühlt hatte. Was ich während der folgenden Zeit erlebte, welche Erfahrungen ich sammelte, welche Höhen und Tiefen ich durchmachte und tausend weitere Gedanken schossen mir durch meinen Kopf. Vor allem trugen sie dazu bei, dass ich sehr aufgeregt war.  Ein Gefühl, welches ich aufgrund der Routine nur sehr selten hatte.

Wir fuhren vom Hotel mit der U-Bahn zum Start. Dort begegneten wir schon vielen Läufern. Am Praça do Comércio, wo der größte künstliche Weihnachtsbaum Europas steht, war der Start-/Zielbereich des Laufes. Dort angekommen, hatten wir noch eine gute Stunde Zeit, um nach bekannten Gesichtern Ausschau zu halten, aber leider vergebens. Als wir einen Polizeibeamten fragten, ob er ein Foto von uns machen könnte, war sein Kollege von der Idee so begeistert, dass er sich mit auf das Bild gesellte – coole Idee dachte ich, da es eine tolle Erinnerung an Land und Leute ist.

Pünktlich 9.00 Uhr erfolgte der Start zum  20a Maratona de Lisboa. Die Temperaturen kletterten  am Morgen bereits auf Werte über 15°C und die dazugehörigen Sonnenstrahlen ließen nicht nur die Natur erwärmen, sondern auch die Läufer.

Die Strecke lässt sich in vier Streckenabschnitte unterteilen, die alle als Wendepunkt- oder Pendelstrecken angelegt sind. Die erste Wendepunktstrecke ist 7,5 Kilometer lang und führt parallel und flussabwärts des Flusses Tajo in Richtung Atlantik und danach wieder zum Praça do Comércio zurück. Dort geht’s nach einer 90° Kurve links ab zum zweiten Streckenabschnitt, der 3 Kilometer bergauf in die City führt und danach wieder zum Start-/Zielgelände zurückkehrt. Dort haben die Halbmarathonläufer ihr Ziel nach 21,1 Kilometern erreicht und verlassen die Strecke. Die Marathonis kommen erneut am Praça do Comércio an, biegen erneut auf einer 90° Kurve links ab und laufen diesmal 5 Kilometer flussaufwärts in den Hafen von Lissabon.

Nachdem wir den dritten Abschnitt bewältigt hatten, trafen wir wieder am Praça do Comércio ein, wo wir erneut auf der Strecke des ersten Streckenabschnitts liefen, diesmal allerdings nur 5,5 Kilometer.

Der Kurs ist vor allem durch die Brücke Ponte 25 de Abril geprägt, sie verbindet Lissabon mit den Industrie- und Wohngebieten am südlichen Tejoufer. Durch ihre imposante Größe sieht man sie bei freier Sicht von überall. Einziges Ärgernis hierbei ist, dass die Entfernung zu ihr gewaltig täuscht. Nach ihrer Fertigstellung 1966 war sie die größte Hängebrücke in Europa. Sie ähnelt der Golden Gate Bridge in Form, Farbe und Größe und steht dieser in ihren Maßen nur geringfügig nach. Im Vergleich: Spannweite: GGB 1.280 Meter/PdA 1.013 Meter, Gesamtlänge GGB 2.727 Meter/PdA 2.278 Meter und Höhe GGB 227 Meter/PdA 190 Meter. Am anderen Flussufer steht auf einem Berg eine 28 meterhohe Christusstatue auf einem 82 Meter hohen Sockel, die an die Statue  in Rio de Janeiro erinnert. Auf ihrem Sockel befindet sich eine Aussichtsplattform, von der man einen hervorragenden Ausblick auf Lissabon hat. Diesen Ausblick genehmigten wir uns bereits am Samstag und konnten den Streckenverlauf aus der Ferne betrachten.

Nachdem Ralf und ich die ersten drei Streckenabschnitte zusammen gelaufen sind, schaltete er einen Gang runter und wir trennten uns, da ich unter 4 Stunden laufen wollte. Den letzten Abschnitt musste ich nun ohne meinen lieben Laufpartner bewältigen, so wie es bei unserem ersten Marathon der Fall war. Nachdem ich die letzten Kilometer in Erinnerungen schwelgte und daran dachte, dass ich gleich meinen 100. Marathon beenden werde, wurde meine Anspannung immer größer, je näher das Ziel rückte. 

Als ich die 42,0 Kilometer-Markierung erreicht hatte, erblickte ich das Ziel und durch meinen Körper zog ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Die letzten 195 Meter schwebte ich förmlich ins Ziel und finishte in 3:53h meinen 76.

Marathon in diesem Jahr und den 100. Marathon mit 24 Jahren und 18 Tagen.

Obwohl ich versuchte, mich zu freuen, gelang mir dies nur sehr spärlich, da ich die komplette Situation kaum wahrnehmen bzw. begreifen konnte. 10 Minuten später, ich stand immer noch benommen da, spurtete Ralf über die Ziellinie und gratulierte mir zu meinem Erfolg.

Fazit:

Stadtmarathon, der zum Saisonausklang aufgrund der warmen Temperaturen eine gute Alternative darstellt.

Teilnehmer:

Marathon: 700
Staffel-Marathon: 1.000 

Streckenbeschreibung:

Wendepunkt- und Asphaltstrecke

Gratifikation:

Urkunden, Finisher-Shirt, Regenumhang, Finisher-Medaille 

Drumherum:

Elektronische Zeitmessung; Duschen und Umkleidemöglichkeiten direkt im Start- u. Zielbereich, gute Anbindung an die öffentlichen

VerkehrsmittelVerpflegung:

alle fünf Kilometer: Wasser, Iso, Bananen, Apfelsinen und getrocknete Früchte 

 

Informationen: Maratona de Lisboa (Lissabon)
Veranstalter-WebsiteE-MailOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
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