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Laufberichte

Alles richtig gemacht

31.10.10
Autor: Klaus Duwe

Die Presse ist sich einig: Am Sonntag erlebte der Frankfurter Marathon eine Sternstunde. Mehr geht nun wirklich nicht: Schnellster deutscher Marathon 2010, international wurde nur in Berlin, Rotterdam und Dubai schon einmal schneller gelaufen, neue Streckenrekorde bei Männern und Frauen, Weltrekorde durch die  blinden Läuferinnen Michaele Kummer (3:11:48) und Regina Vollbrecht (3:15:56) und den Rückwärtsläufer Achim Aretz (3:42:42) und jede Menge persönliche Bestzeiten. Denn die Bedingungen waren bei strahlendem Sonnenschein, 12 – 16 Grad und kaum Wind schlichtweg optimal.

Für das Wetter können die Verantwortlichen, vorne weg Jo Schindler als Veranstalter und sein sportlicher Leiter Christoph Kopp, natürlich nichts. Alles andere aber ist kein Zufall.  Seit 2002, als der Bayer Jo Schindler mit seiner motion events GmbH beim Frankfurt Marathon einstieg, entwickelt sich Deutschlands  ältester Citymarathon zu einem Großereignis auf höchstem Internationalem Niveau – und das sowohl für Spitzen- als auch für Breitensportler. Gegen den Trend entwickeln sich die Teilnehmerzahlen für den Marathon seit Jahren positiv und man will auch künftig ein echter Marathon bleiben und keine anderen Distanzen, wie z. B. Halbmarathon oder 10 km anbieten. Lediglich der Staffel-Marathon, wo sich vier Läuferinnen und Läufer die Strecke teilen, bleibt im Programm. Die Startplätze sind aber streng limitiert (1500).

Würde man alle Mittel konzentrieren, wäre den Frankfurtern vielleicht sogar die Verpflichtung eines absoluten Weltstars und ein Angriff auf den Weltrekord möglich. Aber man will keine „One-Man-Show“ am Main. Man setzt seit Jahren auf hungrige Läufer aus der zweiten Reihe, die auf sich aufmerksam machen und  ins Rampenlicht wollen. Frankfurt hat sich als Bühne für junge Wilde bewährt. Vorjahressieger Gilbert Kirwa z. B. startet in diesem Jahr für viel Geld in New York und Robert Kiprono Cheruiyot, der 2008 als Debütant in 2:07:21 gewann, lief in diesem Jahr in Boston auf anspruchsvoller Strecke mit 2:05:52 einen sensationellen neuen Streckenrekord. Ohne hellseherische Fähigkeiten sage ich voraus, dass auch für Wilson Kipsang  nach dem Frankfurt Marathon 2010 eine neue Zeitrechnung beginnt. Mit 2:04:57 läuft er in die absolute Weltspitze, ist jetzt die Nummer 8 der ewigen Weltbestenliste und nur noch 58 Sekunden von Haile’s Weltrekord entfernt. Die  95.000 Euro, die er heute insgesamt einstreicht, sind erst der Anfang. Mal sehen, ob er zur Titelverteidigung noch einmal verpflichtet werden kann.

Auch das Frauenfeld sorgt in diesem Jahr für Furore. Die ersten Vier laufen persönliche Bestzeiten und die Siegerin, Caroline Kilel, neuen Streckenrekord (2:23:25).

Es ist sicher, der Frankfurt Marathon darf sich weiterhin mit dem  „Golden Road Race Label“, höchstes Prädikat für Straßenläufe des  Internationalen Leichtathletikverbandes  IAAF, schmücken und steht damit gleichrangig mit den weltbekannten Rennen in Boston und New York. 

Ein so erfolgreiches Umfeld ist natürlich auch für Sponsoren interessant. Als die Commerzbank signalisiert, dass sie das von Dresdner Bank übernommene Engagement wegen anderer Prioritäten am liebsten ein Jahr vor Ablauf beenden würde, löst das bei Jo Schindler keine Panik aus. Mit BMW steht mehr als nur Ersatz mit einem langfristigen Vertrag bereit. 

Alles richtig gemacht also – bis hier hin. Will man die Gunst der Breitensportler erobern, die für ihre Teilnahme bezahlen und damit nicht unerheblich zum Etat beitragen, muss man aber auch auf anderen Gebieten glänzen. Aus den m4y-Umfragen weiß man inzwischen genau, was dem gemeinen Marathoni so am Herzen liegt.

Als „Marathon der kurzen Wege“ hat sich Frankfurt einen Namen gemacht, denn rund um den Messeturm ist alles konzentriert: Marathonmall  und Startnummernausgabe (Messehalle 1), Nudelparty und  Ziel (Festhalle). Der Start ist unmittelbar am Messeturm. Hier gibt es auch eine U-Bahn-Station, die zahlreichen Messe-Parkplätze sind per Shuttle erschlossen  - fast paradiesische Zustände.

Mit 46.000 Besuchern gehört die Marathonmall zu den größten Messen im Rahmen einer Laufveranstaltung. Schön ist, dass trotz der vielen Aussteller Platz bleibt zum Sitzen, zum Konsumieren und Kommunizieren. Für Kinder gibt es eine große Aktionsfläche mit professioneller Moderation und Animation, hier bekommen sie ihre Struwwelpeter-Urkunde und werden von diversen Tanzgruppen unterhalten.

Die Nudelparty ist ein erstes Highlight an diesem Wochenende. Was in der fast durchgängig voll besetzten Festhalle abgeht, ist einmalig. Ohne Unterbrechung gibt es professionell präsentierte Informationen, Interviews, Musik und Tanz. Die Favoriten werden vorgestellt und Promis geben Tipps für ein erfolgreiches Rennen. Und dann ist da der 91jährige Helmut Hof („Wer mich älter schätzt als 70, mit dem rede ich nicht“). Er war beim ersten Nachkriegsmarathon in Frankfurt 1948 dabei, als es „Rund um Bornheim“ ging. 109 Marathons  ist er gelaufen in einer Zeit, als man sich noch nicht jede Woche aus einer langen Liste einen aussuchen konnte.  Stolz berichtet er, was Emil Zatopek einmal zu ihm sagte: „100 Marathons sind mehr als ein Olympiasieg.“

Alles richtig gemacht, die Stimmung ist wieder  einmal fabelhaft, die Vorfreude auf den Lauf groß. Was jetzt noch fehlt, ist ein läufergerechtes Quartier. Dafür muss man allerdings selber sorgen. Legt man Wert auf Individualität und günstige Lage, ist die Auswahl in einer Metropole wie Frankfurt gar nicht so einfach. Deshalb hier ein Tipp:

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Im Westend, einer vornehmen Frankfurter Wohngegend, keine 10 Gehminuten vom Messeturm entfernt, gibt es in einer alten, stilvoll restaurierten Villa das Hotel Beethoven. Die Chefin, Nicola Mozet,  läuft selber, aber nur so zum Spaß im nahen Palmengarten. Am Marathonwochenende ist man ganz auf die Läufer und deren Begleitung eingerichtet und das Frühstücksbuffet entsprechend erweitert. Mit Riegel, Banane, Getränk und letzten guten Wünschen verlässt man das Haus. Nichts kann mehr schiefgehen. 

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Informationen: Mainova Frankfurt Marathon
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