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Laufberichte

Heiß begehrt …

12.10.25 SAARathon
 

…. sind die Startplätze des Westspangenlaufes, der in diesem Jahr zum 2. Mal mit der Königsdisziplin Marathon aufwarten kann. Verbunden mit der saarländischen Marathonmeisterschaft haben sich für diese Strecke 274 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingetragen. Zusammen mit den übrigen Strecken über 1, 5, 10 und 21,1 Kilometer können über 2.000 Läuferinnen und Läufer für die Veranstaltung gewonnen werden, was einer Steigerung von über 20 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Mich reizt eher, das Weltkulturerbe Völklinger Hütte und die westlichste Landeshauptstadt der Bundesrepublik kennen zu lernen. Allein bin ich damit nicht, denn die Läuferinnen und Läufer kommen immerhin aus 38 Ländern.

Für die touristischen Ziel reisen meine bessere Hälfte und ich bereits am Freitag an. Da bleibt genug Zeit, die historischen Innenstädte von St. Johann an der Saar und Altsaarbrücken zu erkunden. Zusammen mit Malstatt-Burbach bilden diese einst eigenständigen Städte erst seit 1909 das heute Saarbrücken. Wenn Johann Wolfgang von Goethe einst von Saarbrücken schwärmte, meinte er tatsächlich Altsaarbrücken mit seiner gerade errichteten Ludwigskirche, die auch heute noch sehenswert ist.

Am Samstag nutze ich zudem die aufgrund der hohen Teilnehmerzahl zusätzlich angebotene Startnummernausgabe, die eigentlich nur am Renntag vorgesehen war. Bis zum Start um 10 Uhr wäre dazu sonst Zeit genug gewesen. So können Silke und ich länger ausschlafen, ehe wir pünktlich zum Start erscheinen. Die Kleinsten sind schon aufgeregt unterwegs, denn sie durften bereits um 9.45 Uhr starten. Mit uns gemeinsam machen sich die Halbmarathonis auf den Weg, die Übrigen folgen kurze Zeit später.

 

 

Doch bevor wir auf die Strecke gelassen werden, begrüßt uns bei strahlendem Herbstwetter Bürgermeisterin Barbara Meyer. Sie ist begeistert vom ehrenamtlichen Engagement, das diese Veranstaltung erst möglich macht. Als Verantwortlicher in meinem Heimatverein kann ich dem nur beipflichten. Doch jetzt heißt es, sich erst einmal auf den Lauf zu konzentrieren. Jedem bleibt es selbst überlassen, sich einzuschätzen. Ich schließe mich erst einmal Reinhold an, der als Pacemaker Läuferinnen und Läufer heute zu einer Zielzeit unter 4:45 Stunden führen möchte.

Auch wenn wir hinten im Feld den Startschuss akustisch nicht mitbekommen, setzen wir uns pünktlich in Bewegung. Erst einmal geht es ein kurzes Stück nach Osten, die Saar fließt links von uns. Sie wird uns die meiste Zeit dieses Marathons begleiten. Im angeregten Gespräch stört uns die tiefstehende Sonne nicht. Zudem überqueren wir nach etwa 1 KM zum ersten Mal die Saar, um dieser anschließend nach Westen zu folgen. Erste Gelegenheit, das Läuferfeld vor und hinter mir einzuschätzen. Zugegeben, nur eingeschränkt, denn wir sind gemeinsam mit über 750 Halbmarathonis unterwegs. Da ist die Strecke noch gut gefüllt.

 

 

Aufgrund des angenehmen Tempos bleibt genug Luft für Gespräche. Reinhold ist da sehr gefragt, denn seine Erfahrungen helfen den Neulingen weiter. Das gleichmäßige Tempo für 4:45 Stunden haben wir schon gefunden. Angenehm verfliegen die ersten 4 KM. Hier warten zahlreiche Zuschauer und auch Silke. Über die Daarler Brücke hatten sie einen deutlich kürzeren Weg, um uns hier in Empfang zu nehmen. Enthusiastisch werden wir begrüßt und weitergeschickt.

Direkt nördlich von uns liegt die Saarbrücker Innenstadt St. Johann, weshalb die nächsten Kilometer kurzweilig zu laufen sind. Links der Landtag unseres kleinsten Flächenbundeslandes, rechts eine Trommlergruppe mit heißen Rhythmen, dann das Schloss und voraus die alte Brücke, die die Verbindung zu Altsaarbrücken herstellt. Es folgt eine Promenade, ehe wir an der Westspange ein weiteres Mal das Ufer wechseln. Am Südufer angekommen, trennen sich die Strecken der Langläufer und der Zehner. Die Ersten davon haben uns längst überholt, obwohl sie 15 Minuten nach uns gestartet sind. Während sie nach rechts dem Ziel entgegenstreben, laufen wir nach links in Richtung Völklingen.

 

 

Es wartet bereits der 2. Verpflegungsstand mit Wasser, Iso, Bananen, Orangen und Knabbergebäck und etwas Süsskram, alles was ein Marathoni sich wünscht und braucht. Auf den folgenden Kilometern voraus liegt die Saar. Wir schlängeln uns mit ihr gemächlich durch die Natur. Eugen berichtet, dass er heute seinen zweiten Marathon läuft und es soll wohl nicht sein letzter sein. Da kann ich ein paar Tipps für einige abwechslungsreiche Veranstaltungen beitragen.

Nach einem Viertel der Strecke erreichen wir über die Schleuse Burbach das südliche Ufer. Für die notwendigen Kilometer ist ein kurzer Schwenk nach Osten zu laufen, wo wir wieder unsere Lage im Feld prüfen können. Kurzweilig als Begegnungsstück sind die nächsten Kilometer gestaltet. Die Verpflegungsstation am Anfang und Ende ist gut positioniert. Danach ist aufpassen gefragt, denn die Halben verlassen uns jetzt über das Wehr zurück zum Südufer. KM 14 ist erreicht, es wird einsam. Gut, wenn man dann einen Mitläufer hat, wie ich heute Eugen. So fallen die folgenden langen geraden Kilometer viel leichter.

Visuelle Abwechslung folgt wieder ab etwa KM 17,5. Voraus ein Kraftwerk. Ein Schriftzug rechts weist darauf hin, dass wir den Bereich von Völklingen erreicht haben. Die Schnellsten kommen uns hier bereits entgegen. Über 30 KM haben sie bereits bewältigt. Nicht unsere Preisklasse, wir lassen uns noch etwas Zeit und laufen erst einmal der Halbmarathonmarke entgegen. Zuvor wird uns noch ein Blick auf die Innenstadt von Völklingen und eine weitere Überquerung der Saar gegönnt. Unterhalb der A 620 erreichen wir in der vorgenommenen Zeit diese wichtige Marke.

 

 

Über die Saar erblicken wir das immer noch aktive Werk Saarstahl, einen der größten Arbeitgeber der Region. Hervorgegangen aus der Völklinger Hütte, die die Stahlindustrie vor Ort seit 1873 geprägt hat. Die Völklinger Hütte selbst wurde zwar 1986 stillgelegt, war aber Ende des 19. Jahrhunderts zeitweise der größte Stahlträgerhersteller Deutschlands. Seine Bedeutung wird durch die Erhebung zu einem Weltkulturerbe als erster Industrieanlage überhaupt unterstrichen. Auf den folgenden Kilometern kann ich mich selbst davon überzeugen, denn die Streckenführung verläuft extra mitten hindurch. Frankreich erhob nach dem 2. Weltkrieg Anspruch auf das vergleichsweise kleine, aber wirtschaftlich bedeutende Saarland. Erst 1953 schlossen Frankreich und Deutschland mach einer Volksabstimmung das sogenannte Saarabkommen, nach dem das Saarland 1957 der Bundesrepublik beitrat.

Meine Beine werden schwer, Reinhold und Eugen muss ich ziehen lassen, sodass ich alleine auf das Südufer der Saar zurückkehre. Auf einem Begegnungsstück bekomme ich meine steten Begleiter wenigstens noch einmal vor dem Ziel zu Gesicht, ehe ich mein Tempo weiter reduziere und die ein oder andere Gehpause einlege. Am Wendepunkt freue ich mich, dass es jetzt direkt nach Saarbrücken zurück geht. Entgegen kommen mir noch einige lächelnde Gesichter.

Unter der Autobahn liegen 2/3 der Strecke hinter mir. Die Sonne hat sich etwas verzogen, ein frischer Wind lässt mich leicht frösteln. Kurz darauf wechsle ich ein letztes Mal zum Nordufer. An der Brücke wartet die Verpflegung. Bis zur Schleuse Burbach kenne ich jetzt den Weg, was es nicht unbedingt leichter macht. Die meiste Zeit bin ich allein unterwegs. Nach vorne geht nicht mehr viel.  Dafür lasse ich mich von freundlichen Helfern an der Strecke gerne aufmuntern.

Von den 5 Stundenläufern werde ich gefragt, ob sie sich anhängen dürften. Umgekehrt, wenn ich mich ihnen anschließen könnte, wäre ich froh. Ich muss sie aber ziehen lassen. Selbst Ersttäter Christoph kann ich nach einem kurzen Gespräch nicht folgen. Dankbar nehme ich jede Anfeuerung an und bewundere das Trio, das bis jetzt an der Verpflegungsstelle ausgehalten hat.

 

 

Frisch gestärkt überquere ich bei KM 35 über die Schleuse Burbach die Saar zum 8. und letzten Mal. Das Südufer führt mich die letzten Kilometer direkt ins Ziel. Links grüßen noch einmal große Fabrikhallen von Saarstahl, die mir auf dem Hinweg nicht aufgefallen sind. Daniel aus Frankreich holt mich ein und motiviert mich auf den letzten Kilometern. Orientieren kann ich mich immer wieder an den zahlreichen Brücken, die ich passiere. Die Stadt hat ihren Namen also völlig zurecht. Rechts noch einmal eine viel befahrene Straße, dann tauche ich in einen bewaldeten Bereich ein.

Auf dem letzten Kilometer reihen sich die Bäume rechts gerade aneinander. Links fließt die Saar. Rechts eine Grafitiwand, „Willkommen im Leben, Hallo Welt“. Ja ich bin wieder angekommen. Nur noch ein kurzer Anstieg zu einer Unterführung, durch die die Fahradfahrer nach rechts gelenkt werden sollen. Wobei mir das Schild etwas klein geraten erscheint.  So werde ich auf den kommenden Metern noch von einem Radfahrer überholt, der kurz darauf von einem Helfer von der Strecke gelotst wird.

Unbeschadet erreiche ich das Ziel, wo mich Silke schon erwartet. Ich bekomme meine wohlverdiente Medaille und kann noch einige Mitstreiter beglückwünschen. Christoph hat seine Premiere erfolgreich bestanden und auch Daniel ist mit seinem Lauf zufrieden. An der nahen Mehrzweckhalle kann ich nicht nur das noch vorhandene Kuchenbuffet plündern, sondern mich auch noch von Eugen und Reinhold verabschieden. Danke für die gemeinsame Lauferfahrung und allen Ehrenamtlichen für diesen Lauf.

 

Impressionen

(Silke Pitz)

 

 

 

Sieger:

 

Damen

1. Sarah Kronberg, 3:33:15
2. Lena Haag, 3:35:30
3. Alexandra Decker, 3:40:53

Herren

1. Alexander Volokh, 2:58:07
2. Niklas Faubel, 3:01:00
3. Andreas Dietz, 3:03:55

 

 

 

 

 
 
 

Informationen: SAARathon
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