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Laufberichte

Auf dem Weg zum Trail de Tirol

 


Kaisermarathon


Mit den Streckenänderungen gibt es heuer neue Cut-Off-Zeiten zu beachten und wir dürfen auch mehr klettern, insgesamt 2340 Höhenmeter geht es aufwärts. Zudem gibt es auch eine neue Startzeit, bereits um 8:30 Uhr geht es los. Auch wenn heuer mehr auf Trails gesetzt wird, als Pflichtausrüstung sind nur Trailschuhe mit gutem Profil vorgeschrieben. Die Regelung gab es bereits im Vorjahr. Man  hat sogar die Sohlen kontrolliert, aber festgestellt, dass die allermeisten bestens ausgerüstet sind und der Aufwand sich nicht lohnt. Wer allerdings von Streckenposten mit Straßenschlappen ohne Profil erwischt wird, ist aus dem Rennen.

Mit kleiner Verspätung schickt uns ein Böllerschuss auf die Tour. Die Einführungsschleife führt auf altbekannten Weg über das Alpenschlössl wieder zurück nach Söll. Die Schleife ist genau 7,7 km lang bis zum gestrigen Zieleinlauf in der Ortsmitte. Die Runde beinhaltet bereits einige Höhenmeter, aber keine sonderlichen Schwierigkeiten und bietet sich daher wunderbar an, um die Maschinerie ins Rollen zu bringen. Etwas eng ist die Vorgabe: 50 Minuten gibt man uns Zeit, das Tor zu passieren. 500 Meter vor dem Durchlauf, wir sind knapp dran, fragt mich eine Mitstreiterin: „Ob die das wirklich einhalten wollen?“. Ich finde auch, das ist durchaus ambitioniert und ich kann mir nicht vorstellen, dass alle in der Zeit hier durchkommen werden. Wie’s dann letztendlich vom Veranstalter gehandhabt wird, bleibt abzuwarten.

Nach einer Getränkestation geht es am Ortsende von Söll rechts ab und wir kommen auf den neuen Streckenabschnitt bis zur Rübezahlalm. Kurz vorher gibt es dort bei km 19,5 mit 2:30 Stunden eine weitere Sollzeit einzuhalten. Für mich hört sich das durchaus wieder anspruchsvoll an. Am Ortsende dürfen wir auch schon die erste kleine Steigung erklimmen. Schön gefällig mit einem steten, leichten Auf und Ab, abwechselnd auf Trails und auf Bergwegen, führt der Kurs in nicht allzu großer Höhe über dem Tal in Richtung Scheffau. Der Abschnitt ist wirklich schön zu laufen, noch nicht gespickt mit Höchstschwierigkeiten, kostet aber trotzdem wesentlich mehr Zeit als früher.

Etwas oberhalb der Bergbahnen von Scheffau (km 15) führt uns eine toller Serpentinentrail durch den Wald wieder bis fast hinunter ins Tal. Ab hier beginnt dann der richtige Aufstieg. 1000 Höhenmeter sind auf den nachfolgenden 10 Kilometern zu vernichten. Wie sieht’s mit meiner Zeit aus? Oh oh, bis zum Zeitlimit bleiben mir noch 45 Minuten für 4,5 km im permanenten Anstieg. Das wird eng werden.

Auf meist breiten Forstwegen geht es nach oben. Ich muss immer wieder kurze Abschnitte laufen, die man in meiner Leistungsklasse sonst eigentlich nur marschierend bewältigt. Das kostet viel Kraft. Etwas unterhalb der Rübezahlalm ist mitten im Wald die Zeitmesskontrolle aufgebaut. Für die 19,5 km und bestimmt 800 Höhenmeter sind 2:30 vorgesehen, ich bin um 5 Minuten drüber …aber, der Zeitnehmer ist ganz unaufgeregt, es wird jetzt auch noch niemand aus dem Rennen genommen. Man hat schnell reagiert und wohl eingesehen, dass man sich verkalkuliert hat und diese Vorgabe von vielen nicht einzuhalten ist.

Vor der Rübezahlalm können wir uns an der Labestelle erstmal richtig stärken. Es gibt Suppe, Gels, Riegel, Bananen. Ich bin jetzt schon etwas geplättet und pfeife mir zwei Gels rein, die Lauferei bergauf war schon sehr kräftezehrend.

Auf dem Rübezahlwanderweg geht es hinauf zur Bergstation der Hartkaiserbahn. Auf dem knapp drei Kilometer langen Abschnitt können wir die vom Wirt der Rübezahlhütte mit der Motorsäge erschaffenen Holzfiguren bewundern. Kräftezehrend zieht sich der Wanderweg immer gleichmäßig steil nach oben. Leider verhindern die Wolken heute die großartige Aussicht auf den Wilden Kaiser, ansonsten sind die Bedingungen eigentlich nicht schlecht. Vielleicht 2-3 Grad zu kühl hier oben.
Auf schmalen Almwegen und Single-Trails geht es wellig durch das Skigebiet bis zur Tanzbodenalm. Die Strecke führt mitten durch das Bergrestaurant, wo wir von einem Sprecher angekündigt werden. Die Leute geizen nicht mit Applaus, als ich meine Kamera zücke.

Weiter geht’s zum Jochstubn See (km 27). Im Sommer kann man hier an schönen Tagen mit einer kleinen Yacht über den See kreuzen. Dafür wurde ein Bootshaus samt Steg gebaut und der Yachtclub Jochstubn-See gegründet. Bis Ende September dauert die Segelsaison, dann wird das Schiff mit dem Kran aus dem Wasser geholt und eingewintert. Der Bergsee geht ab November wieder ausschließlich in seine eigentliche Bestimmung über und dient als Wasserspeicher für die Beschneiung der Pisten in der Ski-Welt Wilder Kaiser – Brixental.

Eine weitere Streckenänderung führt uns jetzt um den See herum und auf schmale Bergpfade, entfallen ist dafür eine lange Bergabpassage auf einer Schotterstraße. Das sind 3 km zusätzliche Trails, verkürzt zwar nicht unsere Laufzeit, erhöht aber den Spaßfaktor gleich gewaltig. Am Aualmlift geht’s runter – ich kenn den wirklich ohne zu recherchieren, hier gibt’s tolle Skiabfahrten –  3 km Downhill sind angesagt.

Am Filzalmsee sind wir wieder auf der alten Streckenführung, auch die Labestation ist wie gewohnt errichtet. Einen guten Kilometer geht es leicht ansteigend weiter, dann darf wieder Tempo gemacht werden, denn die 3 km bis Hexenwasser führen immer leicht bergab, auf einem bequemen Wirtschaftsweg. Hin und wieder spitzelt sogar die Sonne etwas durch die Wolken, aber der Gipfel der Hohen Salve bleibt verborgen. Kurz vor Hexenwasser (km 35) gibt man mir die Info, dass auch hier das Zeitlimit um eine halbe Stunde, auf 5:30 h verlängert worden ist.

Nichts Neues gibt es am Anfang des Gipfelsturms. Wie gehabt geht es über die Schwarze Abfahrt fast senkrecht nach oben. Die Steigung weist über 30 % auf. Andrea aus Berlin macht heute ihren ersten Bergmarathon, ein paar blutige Kampfspuren hat sie sich dabei schon eingehandelt. Das muss ich natürlich mit einer Nahaufnahme bildlich festhalten. Nach zwei Kilometern zweigen wir nach links ab und umrunden die Hohe Salve unterhalb des Gipfels fast komplett im Uhrzeigersinn. Anfangs ist sogar ein Abschnitt mit leichtem Gefälle dabei.

Ab km 39 wird’s wieder steiler, aber noch gut machbar. Richtig zur Sache geht’s nach der letzten Versorgungsstation (km 41). Sieht auf den Fotos nicht so spektakulär aus, ist aber heftig. Der Zieleinlauf über die Wiese ist legendär. Vom unermüdlichen Start-, Festzelt- und jetzt auch Zielsprecher werden wir auf dem 1829 m hoch liegendem Gipfel auf der Hohen Salve begrüßt. Der Name „Salve“ bedeutet übrigens auf Lateinisch „Sei gegrüßt“.

An Ort und Stelle erhält jeder sofort seine Medaille und etwas weiter hinten ein wohlverdientes Finishershirt. Auf dem kleinen Event-Platz auf dem Gipfel ist alles untergebracht, was anschließend so benötigt wird. Witzig finde ich, wie unsere drob bags mit Wärmebekleidung aus der tieferliegenden Gondelstation hochgezogen werden. Ein Umkleidezelt ist ebenfalls vorhanden, dann geht’s für mich zur Zielverpflegung, die ist gut sortiert, Sauerkraut, Wurst- und Käsesemmeln und vieles mehr werden angeboten und natürlich haben auch unsere Freunde aus Erding ihren Stand mit dem Siegertrunk aufgebaut. Wirklich alles sehr clever und auf engsten Raum gelöst.

Der Kaisermarathon wird mit den neuen Traileinlagen sicherlich viele Naturfreunde hinzugewinnen. Ich komme auf mindestens 15 Kilometer, die ersetzt wurden. Die Fehleinschätzung der Cut-Off-Zeiten wurde ja noch während es Rennens korrigiert. Einzig die Rundumsicht auf einem der schönsten Aussichtsberge Tirols könnte heute etwas besser sein, sonst bin ich wirklich begeistert.

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Informationen: Kaisermarathon / Tour de Tirol
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