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Laufberichte

Ein anderer Wind

03.03.12

Der 40. Nordsparkassen-Wintermarathon lockt am 03. März 2012 an die 170 Läufer ins nordfriesische Husum. Da hier zugleich die Schleswig-Holsteinnischen Marathonmeisterschaften ausgetragen werden, ist klar: hier treffen sich die Ausdauerasse des Nordwestdeutschen Bundeslandes. Auch ein paar Läufer aus anderen Bundesländern mischen sich immer wieder ins Feld, traditionell gehören die diesmal 15 Dänen sowie ein Starter aus Polen dazu.

Für mich ist es der zweite Start in Folge beim Wintermarathon. Vieles deutet darauf hin, dass es so ähnlich wie im Vorjahr ablaufen wird. Wieder stand vorher eine Woche Sylt-Urlaub bei meiner Frau Gabi und mir an, wieder weht ein frischer Wind bei sonnigem Wetter, im Feld mache ich mir einige vom Vorjahr bekannte Gesichter aus.

Und wieder ging es punkt 12:00 Uhr auf der gleichen Strecke los. Diese führt auf asphaltierten Radwegen längs von Straßen aus Husum hinaus, über einige Dörfer und eine Wendepunktschleife auf denselben Wegen zurück auf den Husumer Jahnsportplatz.

Doch dieses Jahr weht ein anderer Wind. Wir haben ihn schon auf dem Hinweg im Rücken. Vielleicht ist das der Grund, dass die meisten meiner Mitläufer vom letzten Jahr schneller beginnen. Aber ich gehe es auch bewusst langsamer an. Bis zur Wendemarke soll es ein Trainingslauf sein, auf der zweiten Hälfte will ich forcieren. So wird es anders als im letzten Jahr einsamer für mich. Von ein paar Radbegleitern sowie den Verpflegungs- und Streckenposten abgesehen gibt es keine Anfeuerung. Die langen Geraden durch ländliche Gegend heitern die Seele nicht gerade auf. Ich mache zahlreiche Pferde auf Koppeln und noch mehr Windräder links und rechts aus. In den Dörfern erspähe ich an so manchem Zaun die ersten Frühlingsblüher. Und gottlob, ganz allein laufe ich ja auch nicht.   

Interessanter wird es, als mir die führenden Läufer ab Kilometer 16 entgegenkommen. Es hat was, deren Laufstil und Mimik zu begutachten. Und wow, für mich sind sie richtig schnell unterwegs! Meine Augen werden richtig groß, als die kommen, mit denen ich letztes Jahr einige Passagen zusammenlief. Da hat der 71 jährige Jose Molero-Membrilla vom Borener SC an die 4 km Vorsprung. Elke Widmer vom Ostroher Sportverein liegt 3 km, Jutta Lützen-Junge und Ellen Lützen (beim nächsten Mal muss ich sie fragen, ob sie Zwillinge oder Schwägerinnen sind). vom Fri Ööwingfloose laufen fast 2 km vor mir.

Das reizt mich schon. Ich halte mich nicht länger hinter dem beständig laufenden und 66 Jahre zählenden Siegfried Schmitz vom TuS Holtenau Kiel und forciere nach der Wendemarke. Der Wind bläst ordentlich von vorn, aber die Bedingungen sind für alle gleich. Auch Dank der Verpflegungsstände, die alle 5 km über Tee und Wasser hinaus jetzt Bananen, Apfelsinen, Kekse und Cola anbieten, mache ich einige Platzierungen gut. Und da ich in die Nähe von Jutta und Ellen komme, bekomme ich jetzt wieder wie im Vorjahr die Anfeuerungen von den sie begleitenden besten Fans vom Fri Ööwingfloose mit.    

Die nächste Parallele zum Vorjahr ist wie verhext. Nach Kilometer 33 weiche ich auf den Grünstreifen aus und überhole die nebeneinander laufenden Jutta und Ellen. Prompt bekomme ich keine zehn Meter weiter einen Krampf im hinteren Oberschenkel links: an den Streckenrand, dehnen, jodhaltigen Sylter-Brisen-Klömbjes lutschen. Langsamer laufe ich weiter und nehme mir vor: bleib ja hinter Jutta und Ellen! Fast an gleicher Stelle bekam ich im Vorjahr den ersten Krampf und auch da hatte ich kurz zuvor Jutta überholt.

Zwei, drei Kilometer geht es soweit gut, dann ein Krampf im rechten hinteren Oberschenkel: anhalten, dehnen, Energie-Gel reinziehen - weiterlaufen. Dann die letzte Verpflegung bei Kilometer 37. Jutta und Ellen halten sich hier länger auf. Warten tue ich nicht – weiterlaufen!

Ich habe Glück. Anders als im Vorjahr ereilen mich keine verhexten Krämpfe mehr. Ich laufe dann 4 Minuten langsamer als 2011 ein. Ellen schafft es mit Unterstützung Juttas und der Fans 17 Minuten schneller, auch Jose ist 17 Minuten und Elke ist  10 Minuten schneller als ein Jahr zuvor. Wow!

Beim anschließenden gemeinsamen Labskaus-Essen und der Siegerehrung herrscht dann auch gute Laune pur. Im Hintergrund laufen die geschossenen Fotos vom Lauf durch. Da das sogenannte schwache Geschlecht hier ganz stark auftrumpfte, wird bei der Ehrung prompt mit den Männern begonnen. Hier ist die veranstaltende LAV Husum stolz, dass eine Siegerzeit von unter 2h40min eingelaufen wurde. Es siegte Jens Hollmann vom LBV Phönix Lübeck in souveränen 2h39min48sec. Jens siegte hier schon 2009 – damals noch zwei Minuten schneller. Die zahlreich geehrten Damen bedanken sich beim sie liebevoll ehrenden 1. Vorsitzenden Hans-Dieter Reimer mit so manch herzlicher Umarmung. Den krönenden Gesamtsieg heimste zum vierten Mal die für die SG TSV Kronshagen/ Kieler TB startende Verena Becker in 3h10min09sec. ein. Damit war Verena über zwei Minuten schneller als 2011, was für sie auf der Husumer Strecke neue persönliche Bestzeit bedeutete.      

Für uns bleibt festzuhalten, Nordfriesland ist immer eine Reise wert. In Husum können Frau und Mann nicht nur ganz gut laufen, sondern im Zentrum auch recht ordentlich shoppen und im Hafen Fisch essen.

 

Informationen: Husum Nord-Ostsee Wintermarathon
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