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Laufberichte

Auf neuen Wegen zu neuem Erfolg

14.10.12

Was machen die Wirtschaft oder die Medien, wenn ein Produkt nicht mehr ganz so gut läuft? Vom Markt nehmen wäre die eine Alternative. Bisweilen eine weise Entscheidung, wenn man bedenkt, wie viel von dem, was auf die Menschheit losgelassen wird, überflüssig "wie ein Kropf" ist. Die andere Alternative: Ein "Relaunch".

Beim Grazer Marathon lief es 2011 auch nicht mehr ganz so rund, musste man doch zumindest auf der Volldistanz einen herben Teilnehmerrückgang hinnehmen. Denn mit 622 fand ein Drittel weniger den Weg ins Ziel als 2010. Bei über 2.000 liegt die schon etwas betagte Rekordmarke aus dem Jahr 2000. Aber entmutigen ließen sich die Veranstalter dadurch nicht, zählt doch der seit 1994 ausgetragene Marathon zu den österreichischen Traditionsläufen. Und mit einer als Weltkulturerbe geadelten Altstadt bietet die immerhin zweitgrößte österreichische Metropole und Landeshauptstadt der Steiermark eine äußerst attraktive Kulisse. Nicht zu vergessen die Lage südlich des Alpenhauptkamms, also quasi schon im mediterranen Einflussbereich, was selbst Mitte Oktober ein läuferfreundliches mildes Klima erhoffen lässt. 

2012 also ist in Graz besagter "Relaunch" angesagt. Und was bedeutet das? Neue Strecke, neuer Läufer- und neuer Zuschauerbereich, ein neuer Zusatzwettbewerb, eine neue Medaille. Und weil man schon beim Erneuern ist: ein neuer Rennleiter. Besonders hohe Erwartungen werden in die   hochwissenschaftlich ausgetüftelte neue Streckenführung gesteckt – noch attraktiver, noch schneller soll sie sein. Das Linienwirrwarr, das der Streckenplan im Internet bietet, erinnert mich freilich mehr an einen unkapierbaren Streckenplan der öffentlichen Verkehrsbetriebe. Andererseits: Als Ortsfremder habe ich ohnehin kaum eine Vorstellung, wo mich diese Linien hinführen, jedenfalls vermitteln sie das Gefühl einer abwechslungsreichen Streckenführung. Und 10.187 Anmeldungen aus 52 Ländern in allen sieben angebotenen Wettbewerben, wie der Veranstalter vor Rennbeginn stolz verkündet, sprechen ohnehin für sich.

Meine Startunterlagen bekomme ich am Vortag des Laufs im Intersport Eybl Megastore im Center West, einem Gewerbebiet in der südwestlichen Peripherie. Als special service für die Gäste aus Wien können die sich ihre Unterlagen bereits drei Tage vorher bei Intersport in ihrer Heimatstadt abholen. Wie die Bezeichnung "Megastore" schon andeutet, ist die Grazer Filiale von Österreichs größter Sporthauskette ein bisschen geräumiger als üblich und bietet daher einen durchaus angemessenen Rahmen für die Marathonmesse, auch wenn die erwartungsgemäß ein wenig arg intersportlastig ausfällt. Aber alles ist übersichtlich organisiert und ohne Warten habe ich binnen kürzester Zeit Startnummer, Teilnehmershirt und Startsackerl in Händen. 

 

Startschuss auf dem Kaiser-Josef-Platz

 

Vom Änderungsvirus unangetastet geblieben sind Start und Ziel auf dem Kaiser-Josef-Platz, direkt vor der Grazer Oper am Rande der Altstadt. Neu ist allerdings die Startrichtung: Die hat sich um180 Grad gedreht. Monolithisch beherrscht der neobarocke Monumentalbau den Platz. Auch durch die umliegenden Parkanlagen ist reichlich Auslauf in stilvollem Ambiente geboten. Aus allen Himmelsrichtungen strömen am Sonntagmorgen die Starter der drei Hauptläufe über 42,2, 21,1 und 11,5 km heran. Nach dem gestrigen Regen lacht heute die Sonne vom Himmel, was der Laune zusätzlichen Auftrieb verleiht; einschlägige Pop-Hymnen und ein informationsbeflissener Moderator tun ein Üriges. In der morgendlichen Kühle laufen sich viele im Park oder auf der Startgeraden warm. Für den, der noch einen letzten Hydro- und Carbo-Kick benötigt, werden - sehr serviceorientiert - Getränke und Bananen bereit gehalten. Dass die überwiegende Zahl der Starter eher etwas davon los werden will, beweisen die obligat langen Schlangen vor den blauen Häuschen.

Erst gegen 9:30 Uhr wird es langsam voll auf der Startgeraden, auf der man sich je nach Bewerb und angepeilter Zielzeit in einem der neun Startblöcke einzufinden hat. Die Österreichische Nationalhymne kurz vor dem Start bewirkt kurzzeitg ein "Cooling Down" der Emotionen. Umso mehr wird ihnen freier Lauf gelassen, als um 10 Uhr endlich der ersehnte Startschuss ertönt und Tausende von Halb- und Vollmarathonis die Strecke stürmen; die "Kurzdistanz"-Läufer müssen sich noch zehn Minuten gedulden. Dichtgedrängt und mit viel Getöse verabschieden uns die Zuschauer entlang der Startgeraden. 

 

Altstadtimpressionen

 

Gleich die ersten beiden Kilometer starten mit einem Feuerwerk an optischen Eindrücken und sind  gespickt mit städtebaulichen Sehenswürdigkeiten.

Auf dem herrschaftlichen, breiten, von mächtigen Bäumen gesäumten Opernring, übergehend in den Joanneumring, geht es am Rande der Altstadt sogleich in Richtung Mur, deren Fluten die Stadt wild rauschend teilen. Zur Rechten sprudelt ein mächtiger Springbrunnen, dort, wo einst das Eiserne Tor einen der mittelalterlichen Zugänge zur Altstadt markierte. Dahinter erstreckt sich die Herrenstraße, die Grazer Hauptflaniermeile mit ihrer einmaligen Aneinanderreihung von Prachtfassaden aus Barock und Renaissance. Nur Momente haben wir Zeit, einen Blick auf dieses Straßensemble zu werfen, schon sind wir vorbei. Aber wer Graz besucht, wird sich ohnehin die Zeit nehmen, hier einmal mit Muße entlang zu bummeln.  

Schon nach einem guten halben Kilometer ist die Mur erreicht und wir queren den Fluss über die Radetzkybrücke ein erstes Mal. Sechsmal werden wir dies auf unserem Graz-Kurs insgesamt tun. Dichte Baumkronen rahmen den Fluss ein und wenn man den einige Meter tiefer liegenden Fußweg nimmt, merkt man kaum, im Herzen einer Großstadt zu sein. Am Horizont grüßt schon der nicht minder üppig grün bewachsene Schlossberg. Gries heißt der Stadtbezirk auf der anderen Flussseite und demgemäß Grieskai die Straße, der wir entlang des Flusses ein kurzes Stück nordwärts folgen. 

Originell, spektakulär, verblüffend, wie von einem anderen Stern. So präsentiert sich das mitten in die alten Gassen gepfropfte Kunsthaus, das kurz darauf unweigerlich ins Blickfeld rückt. "Friendly Alien" wurde der gläserne, noppengespickte Blasenbaukörper von seinen Schöpfern Peter Cook und Colin Fournier genannt, und das trifft es wohl ganz gut. Wechselnde Ausstellungen der Kunst- und Designszene finden hier eine mehr als auffällige Heimstatt. 

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Informationen: Graz Marathon
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