Was es mit der Überschrift auf sich hat und was es zu berichten gibt, werdet Ihr aus meinem Bericht erfahren. Und, wer weiß, vielleicht steht Ihr auch nächstes Jahr an der Startlinie in Mandarfen.
Wer jetzt denkt, für den Gletschermarathon braucht es womöglich adäquate Ausrüstung wie Trailschuhe, Eishaken oder Lawinenschnur, der kann seine Sorgen und Nöte gleich in die Tonne treten. Denn der Gletschermarathon wird bis auf zwei Kilometer am Anfang auf bestem Asphalt hinter sich gebracht. Die Strecke verläuft nämlich von Mandarfen im hintersten Pitztal bis zur Bezirkshauptstadt Imst. Der Start liegt auf 1675 Meter Seehöhe, das Ziel auf 790 Meter. Der kleine Mathematiker zieht folgerichtig den Schluss: Negativ, aha alles bergab. Und so ist es auch, wenn, ja wenn nicht wenige kleine Stiche den Lauf aufpeppen.
Ziel der Veranstaltung ist das Sportzentrum Imst, was an der durch die Stadt führende Bundesstraße signalisiert ist. Dort können bereits am Samstagnachmittag die Unterlagen mitgenommen werden. Neben ein wenig Werbung und kleinen Give-Aways, wie es jetzt zu den Gaben auf Neu-Deutsch heißt, wird jedes Jahr ein anderer Ausrüstungsgegenstand mit dem Emblem des Gletschermarathons abgegeben. Dieses Jahr erhalten die Teilnehmer eine Sporttasche. Im Leistungspaket der Veranstaltung ist schließlich noch ein Essen am Lauftag enthalten. Wer eine Massage benötigt, die gibt es dazu. Und wer ins nebenan liegende Freibad will, kein Problem, die Startnummer genügt. Ja, für den Transport zum Start am nächsten Morgen ist ebenfalls gesorgt. Gleiches gilt natürlich, wer nach der Siegerehrung wieder ins Pitztal muss. Unterwegs ist ein Zu- und Aussteigen an den Haltestellen möglich. Fast eine Vollpension für den Wettkampftag, nur noch laufen musst du selbst.
Was ist alles möglich? Nun, für Einzelkämpfer der Marathon, der Halbe und ein Run & Fun Lauf über 11,2 Kilometer. Wer weitere drei Sportler auftreibt, eine Staffel zu viert über die klassische Distanz ist auch ausgeschrieben. „Pures Alpen Panorama“ heißt es auf dem Prospekt, und das ist nicht übertrieben, so viel schon jetzt.
Nachdem ich bei meinen letzten Teilnahmen Euch über Wenns und Imst schon etwas erzählt habe, ist dieses Jahr Tieflehn an der Reihe. Tieflehn ist ein kleiner Weiler, der bereits um das Jahr 1300 erstmals in den Urkunden erwähnt wurde. Um 1570 wurde hier etwas oberhalb auf 2000 Meter Höhe nach Kupfer und Eisen geschürft. Nicht vorstellbar, dass im 19. Jahrhundert hier nur einen Kilometer unterhalb von Mandarfen noch Getreide angebaut wurde.
Später hielten es immer weniger Leute hier aus, das karge Leben und der vielleicht noch spärlichere Ertrag aus Ackerbau und Viehzucht waren ursächlich dafür. 1907 kaufte dann Johann Josef Neururer von den letzten vier Bewohnern Häuser und Grund. Und das war der Erfolgsgarant für den Weiler. Denn die Nachfahren Neururers waren durchwegs fleißig und haben das Erbe ihres Ahnen vielfach vermehrt. Im Winter spezialisiert man sich auf Wintersport (alpines Skifahren im Talschluss) und im Sommer auf die Betreuung der Gäste. Klar, dass fast in jeder Familie Beziehungspunkte zum Wintersport, zum Bergsteigen und zum Tourismus vorhanden sind. Und wer auf Reitsport aus ist, dafür ist auch gesorgt, denn ich bin im Reithof Pitztal untergekommen. „Das Glück der Erde…“, ja ihr kennt den Spruch. Eine preiswerte Pension und für Familienanschluss ist auch gesorgt. Zweckmäßig bin ich hier in der „Sommerfrische“ untergekommen, denn in Imst zeigte der Thermometer nach meinem Empfang der Startunterlagen 35 Grad. Am Abend sitze ich noch in kurzer Hose und T-Shirt auf der Terrasse bei gut 20 Grad. So warm ist es eigentlich hier selbst im Sommer nicht, berichtet die Pensionswirtin Gisela.
Kurz vor acht Uhr fahre ich mit dem Auto zum Startort nach Mandarfen. Da hätte ich auch laufen können, denn beide Orte sind nur einen guten Kilometer entfernt. Aber so kann ich noch einen kleinen Rundgang machen, um das eine oder andere Motiv einzusammeln. Die letzten Startnummern werden noch ausgegeben und vereinzelte Nachmelder treffen ebenfalls noch ein.
Ein Moderator verkündet die letzten Infos über Lautsprecher und interviewt dann den letztjährigen Gewinner, der das Gen einer Gazelle hat. Man braucht bloß seine dünnen und sehnigen Haxen anschauen. Temperaturmäßig hat es rund 15 Grad – klar, dass da jetzt fleißig Sonnenschutz auf Kopf, Schulter, Arme und Beine geschmiert wird. Gut, dass der erste Teil der Strecke meist im Schatten liegt.
Wer für seinen Urlaub hier noch einen Tipp will, gleich nebenan ist die Rifflsee Bergbahn, die den Transport zu dem auf 2232 Meter Höhe liegenden Rifflsee sicherstellt. Der Wanderweg um das Gewässer wurde neu angelegt und ist heute natürlich für Kind und Kegel prädestiniert. Der routinierte und erfahrene Bergwanderer bevorzugt den Fuldaer Höhenweg zum Taschachhaus (2434 Meter). Da ist allerdings Trittsicherheit und gutes Schuhwerk erforderlich.