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Laufberichte

Verdammte drei Minuten

 
Autor: Joe Kelbel

Bevor es heftig wird, genießen wir den Blick über die gefrorenen Binnenseen, auf denen Wasservögel eistanzen. Dann geht es über die sandigen Dünen auf den kilometerbreiten Strand.

Ein traumhafter Lauf! Das Licht, die Luft, die gleißend-weißen Muschelfelder, schrille Schreie der Möwen, die Weite, müheloser Flug über lockeren Sand, einfach überwältigend, einfach paradiesisch, ich möchte nie wieder anhalten.

Nicht allzu schwierig zu laufen, nur stellenweise wird der Sand tief. Ein “Wattloper” läuft barfuß über die scharfen Kanten der Muscheln. Die Schlange der Läufer teilt sich in mehreren Gassen auf, ich kann weit hinaus laufen und aus der Ferne Fotos schießen, sagenhafte Bilder. Manchmal trennen mich Priele oder kleine Seen vom Rest der Truppe, dann suche ich mir einen Weg, hole mir nasse Füße. Der Strand wird schmaler und wir versuchen den Wellen auszuweichen. Die Schräge des Untergrundes macht sich schmerzhaft in den Fersen bemerkbar. Immer mehr Staffelläufer überholen mich. Einsam steht ein km 40-Schild im Sand, die km werden herab gezählt. Mir wird klar, dass ich das Zeitlimit von 7 Stunden nicht einhalten kann.

Rauf auf die Dünen, Verpflegungsstation. Ein wenig verständnislos bin ich über die hier wartenden Fahrradbegleiter. Wozu brauchen Staffelläufer Fahrradbegleitung? Es sind die Nichtläufer der Laufvereine. Es geht nicht um Hilfestellung, sondern um das gemeinsame Erlebnis. Sie stören nicht, es ist ok und eine gute Idee, so Familienmitglieder und Freunde am Lauf teilhaben zu lassen.

Wechselstation, riesige Felder aus Schneeglöckchen im lichten Kiefernwald. Wunderbar zu laufen, es geht zurück auf den Strand, wo zahllose Osterspaziergänger unsere unmarkierte Strecke säumen. Der Osterspaziergang ist eine christliche Tradition, fußt auf der Wanderung der Jünger Jesu nach Emmaus, die dort den Wiederauferstandenen trafen.

“De Hohe Berg” ist eine eiszeitliche Moräne, etwa 15 Meter hoch. Die Landschaft ist geprägt von der Schafzucht. Die Weiden werden durch “Tuinwallen” getrennt, kleine Mäuerchen aus Grassoden. De Hohe Berg grenzt direkt an den Deich und an das Fischerdörfchen Oudeschild mit dem 1 km langen De Ruyterstraat mit den typischen Giebeldächern. Hier in dem Ort sind die Ferienparks und Campingplätze.

Die Texelaar Schafe haben einen breiten Rücken und deshalb extra schöne Koteletts. Die Lämmer, die in der Seeluft groß geworden sind, schmecken wie vorgesalzen, pro-salé sagen die Einheimischen. Es wimmelt nur so von diesen kleinen, schmackhaften Snacks.

Der nördliche Leuchturm ist beliebtes Ausflugsziel. Die Bunker in den Dünen sind Teil des deutschen Atlantikwalls, es ist Europas letztes Schlachtfeld. Am 05. April 1945 brachten die verbündeten georgischen Soldaten 600 Wehrmachtsangehörige in der gemeinsamen Unterkunft um. Es kam zum Aufstand. Die Kämpfe auf der vergessenen Insel gingen auch nach der Kapitulation am 8.Mai weiter, bis kanadische Truppen am 20.Mai das sinnlosen Gemetzel beendeten. 2000 Wehrmachtssoldaten, 565 Georgier und 120 Niederländer kamen ums Leben. Die Zerstörungen auf der Insel waren enorm. Die Toten liegen auf dem Friedhof in Den Burg. Die überlebenden 228 Georgier starben in den Arbeitslagern der Sowjetunion.

 
 

Informationen: De Zestig van Texel
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