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Laufberichte

Höhepunkt für Berg- und Ultra-Läufer

31.07.04
Autor: Klaus Duwe

Davos (Kanton Graubünden, 1560 m) ist in der ganzen Welt bekannt als Sport- Ferien- und Kurort, besonders aber auch als Kongress- und Tagungsort (Weltwirtschaftsgipfel!). Die Geschichte von Davos als Kurort ist eng verbunden mit dem deutschen Arzt Alexander Spengler, der die besondere heilsame Wirkung des Davoser Höhenklimas bei Tuberkulosekranken entdeckte und zusammen mit dem Holländer Holsboer 1868 die Kuranstalt Spengler-Holsboer gründete. Als dann aufgrund neuer medizinischer Behandlungsmethoden die Anzahl der Dauergäste zurückging, wurden die Sanatorien immer mehr in Hotelbetriebe umgewandelt. So auch das 1898 bis 1900 im Jugendstil erbaute Hotel Schatzalm, Schauplatz in Thomas Mann’s Roman „Der Zauberberg“. Das 1969 eröffnete Kongresszentrum begründete den hervorragenden Ruf von Davos als Kongressstadt.

Gleich in der Nähe des Kongresszentrums ist das Sportzentrum mit dem Eisstadion, Schauplatz des immer am letzten Juli-Wochenende stattfindenden Großereignisses Swiss-Alpine-Marathon. Der Swiss Alpine Marathon in Davos über 78 km ist der unbestrittene König der Ultra-Bergläufe. Die Veranstaltung setzt Maßstäbe in Bezug auf Organisation, Teilnehmerzahlen, Atmosphäre, Attraktivität und Vielfalt. Auch die Anforderungen an die Teilnehmer sind ohne Beispiel.

 

Aber es muss ja nicht gleich die Königsstrecke sein. Es gibt außerdem den K 30 (30 km von Davos nach Filisur), den C 42 (Marathon Davos – Bergün), den K 42 (Marathon Bergün - Davos) und die Walking-Strecke über 30 km von Davos nach Filisur. Und jede dieser Strecken hat ihre Reize und sollte keinesfalls unterschätzt werden. Auch der C 42 hat noch 890 m Anstieg, und die 990 m Abstieg sind nicht zu vernachlässigen. Viele Finisher führen ihren Muskelkater am Tag danach auf das Abwärtslaufen zurück. Außerdem wird meist auf Naturstrassen und Wanderwegen gelaufen, was die Beine und die Muskulatur noch einmal anders beansprucht als das Laufen auf asphaltierter Straße.

 

Um 8.30 Uhr ist Start im Stadion. Die TeilnehmerInnen am K78, C 42 und K 30 sind gemeinsam angetreten. Von großem Applaus begleitet geht es zunächst auf einer Schleife durch Davos. Die Stimmung ist prächtig. Es geht auf der gesperrten Verkehrsstraße Richtung Filisur. Alles verleitet zum schnellen Laufen. Aber das ändert sich. Obwohl wir bis Filisur 500 m an Höhe verlieren, sind auch Anstiege dabei. Kräftige sogar, wie der erste nach ungefähr 10 km über Spina hinauf nach Monstein. Die LäuferInnen werden in jeder noch so kleinen Siedlung begeistert empfangen.

 

Nun geht es talwärts durch das wildromantische Landwassertal. Dunkle Wälder, steil aufragende Felswände, wilde Bäche und schmale Stege bilden die Kulisse. Bilder zum Staunen. Höhepunkt ist zweifellos das Wiesner Viadukt, das nach dem Lauf durch zwei dunklen Tunnels erreicht wird. Hier wird der Fluß in über 100 m Höhe parallel zur Bahnlinie überquert. Hunderte Zuschauer stehen hier. Oben kreist der Helikopter mit den Pressefotografen, die sich dieses Motiv ebenfalls nicht entgehen lassen. Gleich erreichen wir bei ungefähr km 25 den Bahnhof Wiesen. Danach geht es noch einmal kurz steil bergan und dann nur noch abwärts bis Filsur, dem Ziel des K 30. Gleich am Ortsrand stehen die ersten Lautsprecher und empfangen die LäuferInnen, manche werden auch namentlich begrüßt. Nach einer kurzen Erfrischung geht es weiter, der schwerste Teil der Strecke liegt noch vor uns.

 

Entlang des Flüsschens Albula geht es mal eben und mal mehr oder weniger steil aufwärts, bis wir am Bergüner Stein (km 37) auf die Fahrstraße kommen und auf dieser fast eben nach Bergün laufen. Gleich am Ortseingang ist das Kleiderdepot und die Streckenteilung. Der C 42 geht rechts ab, noch einmal etwas abwärts, dann über eine Schlucht und auf der anderen Seite wieder bergauf nach Bergün ins Ziel. Für die Marathonis eine böse Überraschung, denn die letzten Kilometer haben es in sich und werden von vielen als Schikane betrachtet. „Eine Runde um den Ort herum wäre schöner“, ist die oft gehörte Meinung.

 

Hier endet heute mein Lauf. Ich habe gesundheitliche Probleme. Die weitere Schilderung übernimmt mein Lauffreund Egbert.

 

Bergün ist also Ziel des C 42, Start des K 42 und Durchgangsstation für den K 78. Durch das schöne Val Tuors geht es immer leicht bergauf Richtung Chants, das wir bei ungefähr km 47 erreichen. Wenn wir zurückblicken, zeigt sich uns ein atemberaubendes Bergpanorama. Wer kennt all die Namen? Uns bleibt das Staunen. Noch einmal geht es durch einen Bergwald, dann wird die Vegetation spärlicher. Auf den nächsten 5 km sind über 700 HM bis zur Keschhütte zu bewältigen. Eine echte Prüfung und der wohl steilste Streckenabschnitt.


Bald sehen wir vor uns, aber noch unerreichbar fern, die Keschhütte. Erst nach langem und mühevollem Steigen erreichen wir die Passhöhe auf 2632 m Höhe und gönnen uns eine Pause. Wo kommen die Leute hier bloß her? Kaum zu glauben, aber auch hier werden wir freundlich beklatscht und vom Speaker begrüßt. Bevor Dr. Beat Villiger nicht sein ok gibt, geht’s nicht weiter. Eine Vorsichtsmaßnahme, denn jetzt kommt der legendäre Panorama-Trail. Dieser schmale Bergpfad ist für Hilfskräfte mit Gerät nur schwer zugänglich und eine eventuell notwendige Bergung wäre problematisch.

 

Aber zunächst geht es abwärts. Die Wege sind auf diesen Höhen natürlich schlecht, an schnelles Laufen ist nicht zu denken. Nach kurzer Zeit weicht der K 42 von unserer Route ab und steigt hinab zur Alp Funtauna von dort wieder ungefähr 400 HM hinauf zum Scalettapass, von wo aus dann beide Strecken wieder gleich verlaufen.

 

Wir geniessen den Panorama-Trail und haben natürlich gleich begriffen, woher er den Namen hat. Wir können uns nicht satt sehen an der Pracht der Berge und müssen aufpassen, denn der schmale Steig führt ständig auf und ab und ist sehr steinig. Nach gut 5 km haben wir noch einmal 100 HM zu bewältigen und wir sind auf dem Scalettapass in 2608 m Höhe. In diesem Jahr liegt noch sehr viel Schnee aber es ist eine gute Spur gebahnt und wir gehen ohne Probleme. Auch hier ist die Aussicht atemberaubend.

 

Jetzt wird’s wieder steil, zum Glück aber abwärts. Obwohl auch das Bergablaufen, nachdem wir über 60 km in den Beinen haben, beschwerlich ist, sind wir froh, dass die Anstiege hinter uns liegen. Auf den Geröllhalden ist große Vorsicht geboten. Wir schaffen es unfallfrei nach Dürrboden (km 65) und haben jetzt durch das Dischmatal auch meist bessere Wegverhältnisse, manchmal laufen wir sogar auf dem Fahrweg, was den Füße besonders gut tut. Obwohl auch hier die Landschaft äußerst reizvoll ist, zieht sich der Weg jetzt in die Länge und wir sehnen uns nach dem Ziel in Davos. Von Teufi sind es noch ungefähr 7 km. Aber auch die gehen zu Ende. Endlich ist die Hauptstraße in Davos erreicht. Die Straßencafés rechts und links sind gut besetzt, alle klatschen uns Beifall. Und da ist auch das Stadion. Erstaunlich, wie viele Zuschauer sich eingefunden haben, um auch den so genannten Breitensportlern einen unvergesslichen Empfang zu bereiten. Gleich sind wir im Ziel und zu Recht stolz auf eine nicht alltägliche Leistung in einer unvergleichbaren Landschaft.

 

Streckenbeschreibung:

C 42 – Punkt-zu-Punkt-Kurs (Davos – Bergün) mit 830 m Anstieg und 990 m Abstieg

K 42 – Punkt-zu-Punkt-Kurs (Bergün - Davos) mit 1890 m Anstieg und 1710 m Abstieg

K 78 – Rundkurs über 78,5 km mit 2320 m HD

 

Rahmenprogramm:

Marathonmesse (Alpine-Expo) im Kongresszentrum, Seminar Alpine-News, Alpine-Spirit, Pasta-Party im Festzelt mit Disko, Tranings- und Regenerationsprogramme.

 

Weitere Veranstaltungen:

Walking über 31,2 km und Team-Staffel über 78,5 km mit Bike, Skate und Laufen

 

Auszeichnung:

Medaille, Finisher-Shirt für K 78 und Urkunde aus dem Internet

 

Logistik: 

Großer Parkplatz beim Sportzentrum. Gepäck-Transport für K78 und C 42 nach Bergün.

 

Verpflegung:

nicht gezählte Getränke- und Verpflegungsstellen mit allem, was der Läufer braucht.

 

Zuschauer:

Riesenstimmung beim Start und im Ziel. In allen Ortschaften und Siedlungen sind die Leute auf den Beinen und feiern die LäuferInnen.

 

Temperaturen:

Unbedingt die Temperaturunterschiede beachten. Davos liegt 1500 m, Flisur 1000 m, die höchsten Punkte der Strecke liegen auf über 2500 m! es empfiehlt sich schon ein Läuferrucksack, zumindest sollte man die Möglichkeit nutzen, sich in Bergün entsprechend der Wetterentwicklung umzuziehen.

 

 

Informationen: Davos X-Trails
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