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Laufberichte

Im Land der bleichen Berge

30.06.12
Autor: Klaus Duwe

Es ist schön zu sehen, wie eine Idee in die Tat umgesetzt wird und sich zur Erfolgsgeschichte entwickelt. Wer die Strecke von Brixen hinauf zur Plose einmal gelaufen ist, zweifelt nicht daran, dass es  weiter aufwärts geht mit dem Brixen Dolomiten Marathon. Aber eine attraktive Strecke alleine reicht nicht, um sich gegen die Konkurrenz vor allem der Schweizer Bergmarathons zu behaupten. Das wissen die Verantwortlichen, allen voran Christian Jocher, selbst aktiver Marathonläufer, und Brigitte Salcher vom Tourismusverein sehr genau. Deshalb heißt ihre Devise: Kontinuierliche  Weiterentwicklung und Verbesserung.

Bei der dritten Auflage macht man in diesem Jahr gleich mehrere Schritte vorwärts. Das Veranstaltungszentrum ist komplett auf den Domplatz, dem Wohnzimmer von Brixen, umgezogen. Open Air schmeckt die Pasta gleich noch mal so gut.

Zum ersten Mal werden am Freitag Kinderläufe in die Veranstaltung einbezogen. Und, das nicht nur neu für Brixen, sondern für ganz Südtirol, ein Frauenlauf über 4,2 km.  Alle sind mit großer Begeisterung dabei.  Nicht nur für die Organisatorinnen ist dieser Lauf absolutes Neuland, auch viele der Teilnehmerinnen  stehen zum ersten Mal an einer Startlinie. Da ist es gut, dass es zunächst nicht um Zeiten und Platzierungen geht und ohne Chip gelaufen wird.

Und dass es nicht überall als Finisher-Getränk  Prosecco gibt, werden die Neulinge auch noch erfahren. Denn viele sind auf den Geschmack gekommen und werden demnächst auf diversen Teilnehmerlisten erscheinen.   Auch der Hauptlauf macht die Organisatoren stolz. Insgesamt haben sich über 600  Läuferinnen und Läufer aus 15 Nationen für den Marathon und für die 4er-Staffel angemeldet.


Geschichtliches


Brixen liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Brenner und Bozen. Sie ist die älteste Stadt Tirols und mit 20.000 Einwohnern die drittgrößte in Südtirol. Über viele Jahrhunderte war die Stadt am Eisack sehr einflussreicher  Sitz von Fürstbischöfen, die bis 1803 auch deutsche Reichsfürsten waren.  Einer von ihnen, Bischof Poppo (der Bayer),  wurde 1048 sogar zum Papst gewählt. Allerdings war er nicht lange Kirchenoberhaupt, denn nach nur 24 Tagen starb er an Malaria. Man hält es auch für möglich, dass er von Anhängern seines Vorgängers (Benedikt IX.) vergiftet wurde.

Zum Fürstbistum gehört seit jeher der im 13. Jahrhundert erbaute Dom, die ranghöchste Kirche in Südtirol. Nur wenig später (1260) wurde die Hofburg , damals Bischofsburg, erbaut. Viel älter ist die 1038 geweihte Pfarrkirche St. Michael.  Außerdem umrahmen das  Rathaus und weitere historische Gebäude den Domplatz, von dem enge, romantische Gassen und die berühmten Laubengänge ausgehen.


Meteorlogisches


Für die Bauern in Südtirol ist Heuwetter, wenn es richtig heiß ist, so wie jetzt. Morgens wird gemäht,  mittags gewendet und abends die Heuernte eingefahren. Für die Urlauber ist das dann Badewetter. Und für die Läufer? Ihr könnt es Euch denken. Bergwetter ist das nicht. Es sei denn, man fährt mit der Seilbahn nach oben und setzt sich vor einer Hütte unter einen Sonnenschirm und lässt sich alle 30 Minuten ein Weizenbier bringen.

Da hilft nur eins: Früher Start. Nach den Erfahrungen des ersten Jahres, wo es ähnlich heiß war, hat man den Start auf 7.30 Uhr gelegt. Außerdem lässt man den Läuferinnen und Läufern reichlich Zeit (8 Stunden) und hetzt sie nicht auf den Berg.  Die Getränke- und Verpflegungsstationen sind so zahlreich und so positioniert, dass auch langsame Läufer völlig ausreichend versorgt werden. Dass man trotzdem immer für alle Fälle etwas dabei haben sollte, braucht man erfahrenen Läufern nicht zu sagen. Auf die sonst in den Bergen für mich obligatorische Wind- oder Regenjacke verzichte ich heute allerdings, denn trotz der Hitze gibt es keine Gewitterneigung.

 

Logistisches


Der Dolomiten Brixen Marathon bietet sich natürlich für einen Kurzurlaub an, den man hier in vielen ausgezeichneten Hotels und Gasthöfen verbringen kann. Für mich ist es immer sehr angenehm, wenn ich am Marathontag keinen Stress mit der Anfahrt und/oder mit der Parkplatzsuche habe. Deshalb bevorzuge ich nach Möglichkeit immer eine Unterkunft in der Nähe des Startplatzes.

In Brixen habe ich da einen tollen Tipp für Euch: Die Hotels Grüner Baum. Die Zimmer sind super ausgestattet und  klimatisiert, ein Frühstück mit allem Drum und Dran gibt es schon in aller Früh und in ein paar Minuten ist man zu Fuß auf dem Domplatz.

Ein Tag, der so beginnt, wird ein guter. 

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Sportliches


Weil eine Woche nach dem Brixen Dolomiten Marathon der inzwischen sehr renommierte Zermatt Marathon stattfindet, tun sich die Bergspezialisten unter den Eliteläufern noch schwer mit der Entscheidung, in Südtirol zu starten. Erschwerend kommt hinzu, dass es in Brixen zwar ganz ansehnliche Siegprämien gibt, aber keine sonstigen Wohltaten.  Immerhin ist in diesem Jahr mit Martin Cox einer der erfolgreichsten Bergläufer am Start. Für die Südtiroler Asse Hermann Achmüller (Jungfrau-Sieger, Vizeweltmeister 2007) und Edeltraut Thaler ist die Teilnahme und Titelverteidigung Ehrensache. Fraglich ist sowieso, ob sie hier vor ihrer Haustür überhaupt zu schlagen sind.

Viele Läuferinnen und Läufer sind zum ersten Mal beim Brixen Dolomiten Marathon, manche machen sogar ihren ersten Bergmarathon. Zigmal muss ich erzählen, was das Besondere an diesem Marathon ist. Da sind vor allem zwei Punkte:

Das Streckenprofil: Nach 3 km geht es aufwärts, unaufhörlich. Es gibt zwar zwischendurch einige längere flache Passagen und manchmal läuft man auch bergab. Insgesamt ist der Anteil der Anstiege aber größer als bei allen Marathons, die ich kenne. Das ist auch in den Laufzeiten ablesbar. Hermann Achmüller z.B. braucht hier ungefähr eine halbe Stunde länger als beim Jungfrau Marathon, bei mir beträgt das Plus gleich eine ganze Stunde.

Die Landschaft: Sie entschädigt für die Mühe. Wir sind in den Dolomiten, den schönsten Bergen der Alpen.

 
 

Informationen: Brixen Dolomiten Marathon
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