Nicht nur eine Ära geht am 16.10.2011 zu Ende. Es sind gar deren zwei. Zum letzten Mal steht Werner Neumann, der Gründer und langjährige Organisationschef des Bottwartal-Marathons, am Sonntag an der Seite von Moderator Achim Seiter an der Startlinie, um den Countdown herunter zu zählen.
Er gibt nach acht erfolgreichen Jahren das Zepter an Gerhard Petermann weiter. Dieser übernimmt damit eine große Aufgabe. Zumal auch Großbottwar dieses Jahr zum letzten Male Start- und Zielort dieses Marathons war. Ab nächstes Jahr wird das Veranstaltungszentrum im sieben Kilometer südlicheren Steinheim am Sportgelände sein. Eine weitere große Herausforderung, ist doch in Großbottwar in den acht Jahren Marathon eine hervorragende Veransstaltung gewachsen. Die Messlatte liegt für Gerhard Petermann und sein Team entsprechend hoch.
Mein Start hier in Großbottwar hat auch schon so was wie Tradition, zum insgesamt vierten Male und zum dritten Male hintereinander stehe ich hier an der Startlinie. Oder sollte ich lieber sagen: Im letzten Startblock, die Startlinie ist hundert Meter weiter vorn.
Peter, der auch dieses Jahr wieder den Zugläufer über 4:30h macht, holt mich am Morgen im nahegelegenen Kirchheim am Neckar ab. Eine kurze Autofahrt später erreichen wir einen einsamen Parkplatz, ein Geheimtipp, direkt an der Marathonstrecke und nur zweihundert Meter weg von Start und Ziel. Jetzt kann ich ja von dem Geheimtipp erzählen, nächstes Jahr müssen oder dürfen wir ja nach Steinheim.
In der Kelterei der Bottwartaler Winzer angekommen, mache ich mich umgehend zur Startnummernausgabe. Als alter Hase weiß ich längst, wo es die gibt. Der ausgehängte Lageplan hilft aber dennoch weiter, weil die LKW´s für die Taschenangabe diesmal an einer anderen Stelle stehen.
Ich bekomme eine rote Startnummer und bin etwas geschockt. Na, aufgrund meiner PB von unter 3:30h bin ich in den Block mit den schnellen Hasen gekommen. Aber diese PB ist schon eine gefühlte Ewigkeit her. Ich werde es aber nicht riskieren, dass mich die wirklich schnellen Hasen überrollen und reihe mich später ganz hinten bei Peter ein.
Neben der Startnummer gibt’s noch ein weißes Funktionsshirt mit dem Motiv des Bottwartal-Marathon und einige Goodies. Es ist noch reichlich Zeit bis zum Start und ich genehmige mir erst mal noch einen Kaffee, als ich drei Bekannte aus meinem Wohnort entdecke. Susanne, Thomas und Markus gehen den Halbmarathon Südschleife an. Hier im Bottwartal gibt es nämlich die Möglichkeit, entweder den Halbmarathon auf der Nordschleife zusammen mit dem Marathonis zu laufen, oder sich auf die Südschleife zu wagen.
Daneben wird noch der Dreiviertel-Marathon, ein Zehner und Walking angeboten. Der Samstag steht ausschließlich dem Läufernachwuchs zur Verfügung. Eine tolle Idee, die auch reichlich Anklang findet.
Ich schlendere noch ein wenig über das Gelände, als mir Daniel begegnet. Wir plaudern und scherzen über die vergangenen Erlebnisse. Durch die Quasselei vergeht die Zeit wie im Flug. Ich verabschiede mich von Daniel, muss ich doch noch den Wechsel vom Zivil- in den Laufmodus vollziehen und begebe mich in Richtung Umkleidezelt. Auf dem Weg dorthin treffe ich zunächst Eva, die heuer wieder den Halbmarathon, diesmal auf der Nordschleife angeht. Kaum ausgeplaudert, treffe ich weitere Vereinskollegen.Wenn das so weitergeht, muss ich Nummern verteilen und in Räuberzivil laufen. Aber jede Begegnung mit Bekannten ist mir ein Genuss und ich lasse mir auch die Zeit.
Zum Marathon-Start ist es noch eine halbe Stunde. Wir im letzten Startblock werden dann auch noch zehn Minuten später auf die Hatz gelassen. Susanne geht ihren zweiten Marathon, nicht ganz ohne Respektvor der Strecke an. Das nagelneue neonorangefarbene marathon4you-Laufshirt kommt bestimmt auch gegen so manchen Nebel an, meint zumindest ein Läufer. Und da hat er bestimmt nicht ganz unrecht.
Ich begebe mich in Richtung Startaufstellung und suche, noch außerhalb gehend, die Pole Position mit den schnellen Hasen auf. Durch ein Absperrgitter gesichert kann ich so die besten Läufer bei ihren letzten Startvorbereitungen ablichten. Wie auch Armin Härle, der als Zugläufer für 3:30h an den Start geht und einen hervorragenden Job macht.
Zusammen mit Moderator Achim Seiter steht der scheidende Orgachef Werner Neumann auf der kleinen Tribüne und gemeinsam zählen sie die letzten Sekunden für den ersten Marathon-Start des heutigen Tages herunter. Mit einem lauten Donnerknall aus einer waschechten Kanone wird die Marathon-Elite auf die Strecke gelassen. Fünf Minuten nach dem roten Startblock starten auch die Läufer mit der blauen Startnummer. Dazu gehören neben den Marathonis und Halbmarathonis auch alle Staffel- und Teamläufer.
Gemeinsam mit dem Zugläufer für 4 Stunden stehen Peter und ich in vorderster Front des nächsten Blocks. Endlich einmal den Kenia-Blick genießen, freie Sicht auf die Laufstrecke. Auch wir werden mit einem Kanonenschlag auf die Reise geschickt. Ich nehme die Beine in die Hand und hefte mich an die des 4 Stunden-Zugläufers. Nach ein paar Fotos hetze ich Peter hinterher. Noch in Großbottwar bin ich an ihm dran und ziehe sogar vorbei. Ich praktiziere wieder mein geliebtes Fahrtspiel.
Wir erreichen kurz darauf Hof und Lembach, wo uns die ersten Zuschauer bereits begeistert empfangen. Eine Trommlergruppe entlässt uns auf den Weg nach Oberstenfeld. Hier werden wir von Zuschauern, die beinahe an jeder Kreuzung stehen, empfangen. Mit rockigen Klängen heißt uns die Band Superwiser willkommen.
„He, marathon4you. fotografier uns mal. Wir wollen auch ins Internet“ ruft mir Kati entgegen. Ich lege einen kleinen Zwischenspurt ein, um etwas Vorsprung zu haben und nehme eine stabile Position ein, um sie und ihre Lauffreunde aus Feuerbach ablichten zu können.