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Laufberichte

King Georg Island Marathon: Auf dem Pinguin-Highway

10.03.09

 

Fotos von Kay Spamer

"It´s amazing!" Der meist gesprochene Satz auf dieser Reise - Von Angesicht zu Angesicht mit Eisbergen, Pinguinen, Seehunden und Walen in einer der unberührtesten Regionen der Welt! 

Vom 02. 03.  -  17. 03.2009 erlebten wir eine unvergessliche Reise in das Südpolarmeer.

Während dieser Tage bereisten wir Buenos Aires (Argentinien), Ushuaia (Feuerland), Südshetlandinseln und liefen einen Marathon auf der Antarktischen Insel King Georg Island.

1. Tag / Mo. 02.03.2009: Frankfurt-Buenos Aires

Nach 12 750 km in 14 Stunden landeten wir in der Hauptstadt von Argentinien. Die Stunden sind aber im wahrsten Sinne des Wortes verflogen. In Buenos Aires angekommen, nahmen wir uns ein Taxi. Bereits bei der ersten Fahrt vom Flughafen zum Hotel fiel uns der sportliche Fahrstil der Argentinier auf. Sie halten nur ungern und fahren selbst in engen Gassen gerne schnell. Fußgänger sollten Ampeln lediglich als Empfehlung betrachten.

Zwei Tage vor dem offiziellen Reiseprogramm waren wir angereist. Das Marriott Plaza war das vom Veranstalter ausgesuchte Hotel und so hatten wir die ersten zwei Nächte ebenfalls schon dort verbracht.  Dieses Hotel gilt als historisches Baudenkmal (Eröffnung im Jahr 1909). Es liegt in unmittelbarer Umgebung der Geschäftsviertel und den Sehenswürdigkeiten mit Blick auf die historische Plaza. Um die Ecke befindet sich die  Florida St. mit unglaublich vielen Geschäften und Boutiquen.  Das Hotel verfügt über einen Fitness-Raum mit Laufbändern, dahinter befindet sich der Outdoor-Pool. Vom Pool aus hat man einen Blick auf eine alte Kirche eingekeilt von Hochhäusern.

2. Tag / Di. 03.03.2009: Buenos Aires – Stadterkundung auf eigene Faust

Die Stadt bildet den Kern eines der größten Metropolregionen Südamerikas, mit etwa 13 Millionen Einwohnern. Im Reiseführer lesen wir nach, „Buenos Aires, eine Mischung aus Rom, Barcelona und Madrid“.

Die Temperaturen lagen bei  schwülen 28 Grad. Als Sportler hatten wir natürlich die Stadt zu Fuss erkundet - unglaublich was wir gelaufen sind, vom vielen Strassenverkehr waren abends nicht nur die weißen T-Shirts schwarz, - sondern auch unsere Lungen. Die breiteste Strasse die wir überquerten, hatte 13 Fahrspuren in EINE Richtung! Die Av. de Julio ist eine der Hauptverkehrsadern von Buenos Aires.  Eine ganze Häuserzeile wurde für den Bau der Straße abgerissen.

Nach so viel Großstadt, Lärm und Gestank sehnten wir uns nach etwas Ruhe. Was liegt da näher, als den  Friedhof Recoleta, auf dem auch Evita Peron ihre letzte Ruhestätte gefunden hat, zu besuchen. Der Friedhof liegt mitten im Herzen des Viertels Recoleta. Auf Recoleta zeigt sich besonders deutlich an den Familiennamen, daß Buenos Aires eine Stadt der Einwanderer ist. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Der Friedhof gleicht eher einer kleinen Stadt in der Stadt als einer Grünanlage. Hier haben sich die Großen und Reichen der Stadt und des Landes ein letztes, meist sehr imposantes Denkmal setzen lassen. Die mehr oder weniger prächtigen Grabstätten stehen in dichten Reihen hinter hohen Mauern, abgeschirmt von der modernen Welt. Die Mausoleen sind in jedem nur vorstellbaren architektonischen Stil gebaut.

Der Friedhof existiert seit dem Jahr 1822.Um den Friedhof herum gibt es oft moderne Gebäude, ein krasser Gegensatz zu den alten Baustilen. Hinter jeder Ecke gab es etwas Anderes zu entdecken. Der Eintritt zum Friedhof ist frei, wir kamen aber doch nicht um einen Obolus herum, denn am Eingang stehen sehr hartnäckige Damen, die für die verschiedene wohltätige Zwecke Geld sammeln. Diesen Besuch darf man aber auf gar keinen Fall verpassen. 

Im reicheren Stadtteil von Buenos Aires haben Hundebesitzer mit knappem Zeitbudget sogenannte Hundesitter, welche dann mit ungefähr zehn großen und kleinen Hunden durch die Strassen ziehen. Beim Laufen  mussten wir den Blick immer auf den Boden richten, um nicht auf einer der unzähligen Tretminen (Hundehaufen) auszurutschen  In einem netten Lokal am Hafen bestellten wir uns ein Lomo. Noch nie hatten wir bis dahin ein solches saftiges, zartes, aber kross gebratenes Steak gegessen!

3. Tag / Mi. 04.03.2009: Buenos Aires – Ausflug ins Tigre Delta /Jogging in B.A.

Über InterAir hatten wir bereits einen Ausflug ins Tigre Delta gebucht. Dieser Ausflug führte uns  in den Norden der Stadt. Tigre ist ein kleines Städtchen etwas außerhalb von Buenos Aires und ist geprägt von seinen Wasserläufen, Booten und seiner zur Metropole Buenos Aires im Gegensatz stehenden Ruhe und Gelassenheit. Hier haben wir eine Bootsfahrt durch die vielen Wasserarme unternommen um eine Vorstellung von der Schönheit und dem Ausmaß des Deltas zu erlangen. Nach dem Ausflug entdeckten wir auf einem großen Platz fast am Hotel, die Welttournee der Buddy Bears. Buenos Aires war nach Berlin, St. Petersburg das nächste Ziel.

Im Hotel hatte der Veranstalter mittlerweile eine Information für alle Teilnehmer des Marathons ausgehängt. Diese Information wies auf die Möglichkeit hin, um 16:00 Uhr gemeinsam auf eine lockere Joggingstrecke durch Buenos Aires zu gehen. So ca. 50 Teilnehmer standen laufbereit in der Hotellobby. Nur das Wetter spielte nicht so mit – aber was soll´s schließlich wollten wir alle doch in der Antarktis laufen, da hatte sich keiner vom Platzregen aufhalten lassen. Bevor wir an ein nahegelegenes Naturschutzgebiet kamen, mussten wir jedoch erst einige stark befahrene Strassen queren. Etwa eine Stunde lang liefen wir durch den warmen Regen. 

Um 19:00 Uhr fand das große Wellcome-Dinner im Ballsaal des Hotels statt. Erstmals trafen alle Teilnehmer zusammen. Die Geräuschkulisse war unglaublich – man hörte alle Sprachen durcheinander. Die Startnummern wurden ausgegeben, jeder Teilnehmer bekam ein Namensschild. Gereicht wurde  Fingerfood und Getränke.  Am Ende des Saales verkaufte Marathon-Tours seine Merchandise-Artikel. Es ging zu wie beim Schlussverkauf am Wühltisch – bloß waren das keine Schnäppchen. Aber wer lässt sich schon einen Aufnäher mit Antarktika entgehen?  Bei dem folgenden Menü, welches aus einigen Gängen bestand, erzählte uns Tom Gilligan, der Organisator des Marathons und Organisator des Boston-Marathons, was auf uns zu kommen würde und wie schwer es in diesem Jahr war, den  Marathonlauf auf King Georg Island zu veranstalten. Auch stünde uns nicht, wie in den Vorjahren üblich, die Russische Forschungsstadtion zum Umziehen zur Verfügung.

Auch die Frage der Toiletten sollte noch geklärt werden.  Wir würden mit zwei Schiffen, der Akademik Ioffe und dem Schwesterschiff der Akademik Sergey Vavilov, in die Antarktis fahren mit je 100 Läufer an Bord. Die Ioffe wird einen Tag vor uns die Reise antreten, die Vavilov einen Tag später. Die Schiffe sollten erst vor King-Georg-Island wieder zusammentreffen, denn der Marathon wurde von dort gemeinsam gestartet.

4. Tag / Do. 05.03.2009: Buenos Aires – Stadtrundfahrt organisiert
Ein Reisebus holte alle Teilnehmer der Vasilov zur gemeinsamen Stadtrundfahrt ab. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Wir wollten noch ein paar Kilometer laufen, Jens und Michael, die beiden anderen Deutschen, schliessen sich uns an. Bei schwülen 28 Grad  liefen wir im neuen Hafengebiet von Buenos Aires. Zwischen Wasser und Bebauung lud die breite Promenade zum entspannten Laufen ein, auf der anderen Seite herrschte viel Verkehr. Am Ende sind wir ca. 10 km gelaufen. 

5. Tag/Fr. 06.03.2009: „Fiesta Gaucho – ein Tag auf einer Estancia“.

Der Tag begann um 6:00 Uhr mit einem halbstündigen Lauf auf dem Laufband des Hotels. Aufgrund der Abreise der ersten Reisegruppe die auf die Ioffe ging, hatten wir einen ganzen Tag zur freien Verfügung und buchten vom Hotel aus einen Besuch bei den Gauchos. Eine Fahrt zu  einer Estancia ist keine Reise in die Vergangenheit, denn die Zeiten der großen Viehherden, die von verwegenen Gauchos auf Pferden über die Pampa getrieben wurden, ist längst vorüber. Es ist schon eher ein reines Touristenprogramm. Dennoch vermittelt der Ausflug auf  eine Estancia viel Wissenswertes zur Geschichte und Kultur. Der Tag auf dem Lande tat uns gut. Es gab reichlich Wein, Mittagessen mit Asado, Kaffee und Kulturprogramm.  Die Möglichkeit einen kleinen Ausritt  zu unternehmen, nutzten wir ebenfalls und wurden von Moskitos zerstochen. Wir freuten uns auf die Kälte in Ushuaia.

6. Tag/Sa. 07.03.2009: Buenos Aires – Ushuaia – Einschiffung

Der Flug von Buenos Aires nach Ushuaia dauerte 3 Stunden mit einem Zwischenstop in  El Calafate. Der Flughafen von El Calafate in Patagonien liegt sehr idyllisch direkt am grössten See Argentiniens, dem Largo Argentino. Der See leuchtet in hellem Blau. Für diese Zwischenlandung hätten wir eigentlich extra zahlen müssen, so schön war der Anflug und Abflug. Der Name El Calafate stammt von einer kleinen Blaubeerpflanze ab – ihr Genuss hat -so sagt man – eine Folge: wer davon isst, der kehrt nach Patagonien zurück. Schade, dass wir im Flugzeug nicht diese Früchte serviert bekamen.

Mit der Landung in Ushuaia wurden wir  in eine andere Welt befördert. Der Ort hat 64.000 Einwohner, ist die südlichste Stadt Argentiniens und liegt am Beagle-Kanal. Das Wort "Ushuaia" kommt aus der Sprache der Ureinwohner Yámana und bedeutet "Die zum Sonnenuntergang hin gewandte Bucht". Die Stadt liegt an der Südseite der Großen Feuerland-Insel (Isla Grande de Tierra del Fuego) am Beagle-Kanal. Ushuaia ist die Hauptstadt der argentinischen Provinz Tierra del Fuego (deutsch: "Feuerland"). Aus der Wärme von Buenos Aires sind wir im patagonischen Herbst mit ca. 8 Grad und Wind gelandet.

“Ein einziger Blick auf eine solche Küste reicht hin, um einen Menschen vom Festland eine Woche lang von Schiffsbrüchen, Gefahr und Tod träumen zu lassen”, so Charles Darwin im Juni 1834 nach seinem Aufenthalt.

Bis zur Einschiffung blieb uns nicht viel Zeit die Stadt zu besichtigen, so machten wir wenigstens  noch unsere letzten Einkäufe und bereiteten uns dann auf den grossen Moment der Einschiffung vor. Wir nahmen unsere Reisetablette, andere klebten sich ein Pflaster hinter das Ohr.  Das Abenteuer Marathon in der Antarktis konnte beginnen!

Der Marathonveranstalter „Marathon Tours“ mit Sitz in Boston, Veranstalter des Boston Marathons, organisiert schon seit 1995 mit einer sehr begrenzten Teilnehmerzahl, als einzigster Veranstalter, diesen Antarktis-Marathon. Die Schiffsreise sowie die Ausflüge mit den Zodiaks werden von der Firma  Quarks Expeditions durchgeführt, welche unglaublich professionelle und gute Arbeit machten.

Hier eine kurze Beschreibung zu „unserem“ Schiff: 

Die «Akademik Sergei Vavilov»  ist ein modernes eisverstärktes Schiff. Sie wurde
1988 in Finnland gebaut und im Jahr 2003 vollständig renoviert.
Ausstattung: Lounge, Bar, Restaurant/Vortragsraum, Kiosk, Bibliothek sowie ein Fitnessraum und eine Sauna mit einem kleinen Swimmingpool. Observation-Deck . Klinikzimmer für Notfälle, Arzt an Bord.

Wir wurden von der Crew nett empfangen und zu unserer Kabine gebracht. Unsere Kabine #443 auf dem Mitteldeck erwies sich als fast schon geräumig und gemütlich mit einer Dusche und Toilette welche wir mit dem Bewohner der Nachbarkabine teilen. Auch hier bekam jeder Teilnehmer ein  Namensschild und in der Schiffslounge wurde der Begrüssungsdrink serviert.

Noch vor dem „Welcome Briefing“ legte die Vavilov ab und wir sahen Ushuaia im Sonnenuntergang immer kleiner werden. Es folgte ein anschließendes „Lifeboat Briefing“ und noch vor dem Dinner gab es den ersten„Lifeboat Drill“. 3 Stunden fuhren wir durch den schönen Beaglekanal - es war immer noch hell – bis wir am Eingang zur berüchtigten Drake Passage kamen. Der Seegang war jedoch nur mässig und wir verbrachten eine einigermassen erholsame Nacht  In unserer Koje entdecken wir am nächsten Tag ein Schild „dont forget the tabletts“.Daran hielten wir uns alle Tage - auch wenn sie ungeheuer müde machten.

7. Tag/So. 08.03.2009: 1. Seetag – Drake Passage

Das Meer brodelt. Riesige Wellenberge bauen sich vor dem Schiff auf und spritzen hoch aufschäumend auseinander wenn der Bug ächzend hineinstösst. Die heftigen, schlingernden Schiffsbewegungen sorgen dafür, dass das Bordrestaurant des Schiffs oft nur zur Hälfte gefüllt ist, schließlich wird bei Wellen von acht Metern Höhe jede Mahlzeit zu einer Herausforderung. So haben wir es gehört, so haben wir es uns vorgestellt: so war es aber nicht!

Wir hatten ständig was zu tun. Die Crew unterhielt uns mit Präsentationen und Workshops wie: „History of the Antarctica Marathon“, „Photography 101“, Whales of the Southern Ocean“, „Seabirds of the South“, Introduction to Navigation. Wer dann noch wollte und konnte, der begab sich  nach dem Dinner noch zum allabendlichen Bar Talk. Wir wollten immer – konnten aber nimmer.

8. Tag/Mo. 09.03.2009: 2. Seetag – Drake Passage

Mit jeder Seemeile näher zum Südpool sanken die Temperaturen. Wir sichteten die ersten Wale. Die Tage wurden uns verkürzt durch das leckere Essen und die Vorträge. An diesem Tag hatten wir das so genannte Mandatory Briefing. Dies sind gesetzlich vorgeschriebene Vorträge von der (International Association of Antarctica Tour Operators (IAATO) und „Let´s go to Antarctica“.

Je mehr Besucher in die Antarktis reisen, desto schwieriger wird es für das ökologische System. Daher gibt es Vorschriften für die Landgänge. So werden etwa Schuhe vorher und nachher desinfiziert, außerdem gilt: "Nichts hinterlassen und nichts mitnehmen". Zu Tieren muss mindestens fünf Meter Abstand eingehalten werden (die sahen das oft nicht so). Auch für Mannschaften und Schiffe hat die IAATO einen Verhaltens- und Qualitätskodex erlassen. So muss die Crew zu 75 Prozent bereits Antarktis-Erfahrung haben, gefahren wird mit Diesel-Gasöl und nicht mit Schweröl. Das Brauchwasser muss wieder aufbereitet und der Müll zurückgenommen werden.

Draußen an Deck wurde ständig fotografiert. Jeder wollte sein eigenes Bild. Am Ende der Reise haben wir über 3000 Fotos. Einige wenige Läufer versuchten auf dem Deck zu joggen, andere rannten durch Teppenhaus, oder standen Schlange um auf dem einzigen Laufband an Bord ein paar Meter zurückzulegen.

9. Tag / Di. 10.03.2009:  South Shetland Islands - King Georg Island Marathon

Nach einer weiteren schaukelnden Nacht erreichten wir am frühen Morgen Land: King Georg Island.

Entgegen der Vorhersagen, es sollte Wind um 80 km/h herrschen und der Marathon müsste verschoben werden, war alles ruhig und friedlich. Wir dachten der Marathon auf King Georg Island würde zu einem absoluten Highlight dieser Reise werden, es sollten ganz andere folgen!

Auf der Insel King Georg an der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel befinden sich 10 Forschungsstationen und somit die größte Konzentration von Forschungsstationen in der Antarktis. Wissenschaftler aus zahlreichen Fachrichtungen und aus verschiedenen Nationen sind hier – zum Teil ganz jährig – bei der Arbeit.
Durch den Lautsprecher in unserer Kabine kam der Weckruf. Frühstück um 7:00 Uhr und zum Glück gab es nicht nur Bratwürstchen mit Speck sondern täglich ein sehr abwechslungsreiches Frühstücksbuffet.  

Selbst nach fast 30 Marathons begann das das Kribbeln im Bauch. Schließlich war das hier ja was anderes. Das größte Problem war das Kleidungsproblem. Zwei Hosen anziehen oder doch nur eine? Dicke oder dünne Handschuhe? Gesichtsmaske? Wir entschieden uns  für die einfache Variante. Lange Hose, dünne Handschuhe, dünne Mütze, Radtrikot – und selbst das war zu warm. Als richtig gut haben sich unsere Trailschuhe mit Gamaschen erwiesen. Vor lauter Angst auf dem Zodiak zu erfrieren zogen wir über unsere Laufsachen noch mehrere Jacken und eine regenfeste Hose an. Zu guter Letzt kam die Schwimmweste noch darüber - wir fühlten uns wie ein Michelinmännchen.

So angezogen, fehlten nur noch die Gummistiefel und so ausgerüstet bestiegen wir auch schon das sturmfeste Zodiak (Schlauchboot). Innerhalb von 10 Minuten wurden wir über das Antarktische Eismeer an den Geröllstrand gebracht. Das Zodiac wurde von den Wellen an Land geworfen. Schnell stieg einer nach dem anderen aus dem Boot. Jeder mag sich vorstellen können, welche Herausforderung es ist, mit Gummistiefeln und den vielen Kleidungsstücken einen ca. 1 km langen beschwerlichen Fussweg zurücklegen zu müssen. Nicht schlecht für ein Warm-up! Es gab keine Möglichkeit zum umziehen oder zur Kleiderablage.  Im Wind und ohne Schutz, ziehen wir unsere Kleidungsstücke bis auf die Laufkleidung aus. Die Gummistiefel werden durch Laufschuhe ersetzt. Wir haben noch ein paar Ersatzlaufsocken dabei (Herzlichen Dank, Bernhard, für deinen Laufberichts-Tipp). Keine Zeit seine Blicke schweifen zu lassen, es war viel zu kurz, um alles aufzunehmen, sowohl die Tiere als auch die Natur. Noch 10 Min. bis zum Startschuss. Noch immer wurden die letzten Teilnehmer mit den Zodiaks gebracht. Der Startschuss fiel um 9:00 Uhr - die Sonne kam hinter den Wolken hervor.

Das ganz besondere Highlight dieses Laufes waren zwei kleine gelbe Biwackzelte. In diesen Zelten waren die „Toiletten“ untergebracht. Ein Zelt war für die Herren, das andere für die Damen. Eine weitere Beschreibung dazu, möchten wir hier nicht abgeben. Uns blieb keine Zeit mehr das Zelt aufzusuchen. Bis wir an die Reihe gekommen wären, hätten einige Läufer bestimmt schon km 5 passiert. Dies wissend, haben wir schon am Vorabend das Trinken eingestellt.  Völlig falsch, aber was sollten wir tun? Jeder bekam während des Umkleidens noch einen roten Müllsack in die Hand gedrückt. Dort mussten alle unsere Kleidungsstücke und persönlichen Gegenstände hinein. Nicht beschriftete Kleidung oder sonstiges wurde als Müll behandelt und weggeschmissen. Wir suchten einen Stiftt zum beschriften des Beutels. Leider wurde es versäumt den Teilnehmer am Vorabend die Beutel auszuteilen. So hätten wir genügend Zeit zur Beschriftung der Beutel gehabt. Nun  mussten wir vor Ort irgendwie an den einzigen Stift kommen der da war. Die Säcke verteilten sich kreuz und quer am Startplatz. Wir verschlossen und beschwerten unsere Beutel,  denn der mittlerweile auffrischende Wind hätte die  Beutel öffnen und die Kleidungsstücke über die Insel wehen können. Die bereits von Frankfurt mitgereisten und beschrifteten Wasserflaschen stellten wir daneben.

Es gab zwei Startpunkte dadurch natürlich auch zwei Zieleinläufe. Die 100 Teilnehmer der „Ioffe“ starteten ca. 3,2 km von uns entfernt. 

Der Lauf begann recht flott, nach ein paar Metern der erste Matsch und der erste Anstieg. Wir rannten und rannten. Nach so viel Tagen ohne Bewegung an Bord lief man wie befreit. Die Luft war klar und angenehm. Die Spitze wurde von einem Qquad begleitet und hatte somit nicht das Problem welches wir bekommen sollten: Wir liefen sozusagen im ersten Verfolgungsfeld an der Spitze und wundern uns, das es keine Wegmarkierung mehr gibt. In weiter Ferne, allerdings in anderer Richtung, sehen wir Läufer auf dem Weg zum Gletscher laufen. Wir bleiben stehen, ebenso der große Pulk mit Läufern hinter uns. Jeder sagt was anderes. Wir haben uns etwa um 1,6 km verlaufen und mussten die Richtung ändern. Weiter ging es über Wackersteine und Matsch ständig bergan. Bei jedem Tritt ist man tiefer mit seinen Schuhen in den Matsch getreten und man musste aufpassen, den Fuss mit dem Schuh daran auch wieder heraus zu bekommen. Unterhalb des Gletscheranstieg´s setzen sich einige Läufer auf Steine und ziehten ihre Yak-Traxs an. Der Anstieg war steil und eisig.

Wie in Hollywood fühlten wir uns, als wir das Zielbanner mit dem Zieleinlauffoto schon nach ca. 2 km durchliefen und wir alle so taten, als hätten wir den Marathon und dessen Strapazen bereits hinter uns. Das Bild wurde an dem einzigsten Gletscheranstieg den der Marathon hatte gemacht. Hier sei der Hintergrund für das Foto besser, meinte der Veranstalter.

Es folgte eine 180 Gradkurve wieder nach unten zurück durch den Matsch Richtung Startpunkt. Wir bereuten, die Yak-Trax nicht dabei zu haben und wurden von Läufern mit den Schneeketten an den Schuhen überholt. Wir rutschen ganz vorsichtig über den vereisten Gletscher wieder nach unten. In der zweiten Runde war der Gletscher bereits leicht angetaut und man konnte auch ohne Hilfe unter den Schuhen gut hinauf und wieder hinunter laufen.  Laufen in einer Mondlandschaft, so kam es uns vor. Immer wieder begegneten uns Läufer des anderen Schiffes und riefen uns zu: „Good job“. Wieder am Startpunkt angekommen, nahmen wir schnell unsere vorbereitete Flasche auf und sie wurde in Kay´s Rucksack verstaut.

Andrea wurde es schnell so warm, dass sie ihre Jacke, Mütze und Handschuhe auszog, dies musste nun alles erst wieder im Müllbeutel verstaut werden. Über ständiges Berg- und Tal ging es weiter Richtung Russischer Forschungsstation Bellinghausen, hier war der Startpunkt der Teilnehmer von der Ioffe. Auf einer Anhöhe erblicken wir eine russisch-orthodoxe Kirche. Das Holz dazu stammt aus dem Altai-Gebirge in Sibirien. Ein russischer Geschäftsmann spendete das Geld für den Kirchenbau. Die Kirche wurde in Russland zusammengebaut und die einzelnen Hölzer katalogisiert, die Kirche zusammengelegt und ans Ende der Welt verschifft. Von der Bucht aus trugen die rund 20 Wissenschaftler und zwei Geistliche die Einzelteile zum heutigen Standort hinauf und bauten das Gebäude in Ikea-Manier wieder auf.

Interessant war es auch zu sehen, unter welch bescheidenen Verhältnissen die Forscher in kleinen rotfarbenen Stelzenhäusern arbeiten. Direkt neben den Russen haben die Chilenen eine Station errichtet, die sogar mit einem kleinen Flugplatz samt Landebefeuerung ausgestattet ist sogar ein Hotel soll sich dort befinden. Hinter dem Hügel leben die Chinesen und Uruguayer. Wir erreichten die wunderschön gelegene Chinesische Station „Great Wall“. Die Station liegt nur 2.5 km südwestlich der chilenischen Station Eduardo Frei und wir liefen über einen Fahr- und Fussweg. Im Sommer leben hier max 40 - im Winter 14 Personen, Great Wall hat 10 Gebäude

Die Station liegt auf 10m Meereshöhe und 10m von der Küste entfernt auf eisfreiem Felsen. Für uns fast das schönste Stück des Laufes, immer das Meer im Blick. Hier befindet sich der Wendepunkt. Zwei Chinesische Forscher hatten hier einen Klapptisch aufgebaut und strahlen die Läufer freundlich an. Wir deponierten unsere nächste Getränkeflasche für die zweite Runde. Die Chinesen luden aber auch zu Büchsenbier und Cola ein. In der zweiten Rundehatten auch wir dankbar davon Gebrauch gemacht.

Alle Stationen, die wir passieren, drücken ihren Nationalstolz mit riesigen Fahnen und bemalten Gebäuden in den Nationalfarben aus. Die zweite Runde konnte beginnen. Der Wind bis zur Station von Uruguay hatte zugenommen und kam natürlich genau von vorne. Immer wieder musste man kleine Umwege laufen wegen des Matsches oder der Gletscherbäche, manchmal rannten wir auch einfach durch. Wasserflasche aufnehmen, Wasserflasche ablegen usw. Nach ca. 32 km kam der Einbruch. Andrea konnte nicht mehr und musste ein paar Meilen gehen. Wieder zurück an der Chinesischen Stadtion gab es zwar leider keine Cola mehr für uns aber wenigstens noch eine Dose chinesische Sprite. Mit zwei große Schlücken war dies köstlich aber eiskalte Getränk im Bauch und die folgenden Bauchschmerzen vorprogrammiert.

Von da an ging es mit einem kräftigen Walkingschritt weiter. Zum Glück folgten einige Anstiege, auf denen man walkend nicht langsamer war wie laufend so kamen wir Schritt für Schritt voran und zu neuen Kräften. Wir begannen wieder zu laufen. So einen Einbruch hatte Andrea noch nie, zumal das Training auf Eis und Geröll im heimischen Taunus oft schwerer war.  Im Nachhinein kommen wir zu dem Schluss, das folgende Punkte die Ursache dafür gewesen sein könnten:
1: Unterwegs konnten wir  keine Nahrung zu uns nehmen, da unsere mitgenommen Gel´s im Rucksack zähflüssig wurden. Wie beschrieben hatten wir im Vorfeld zum Rennen viel zu wenig getrunken und das Essen an Bord war zwar super, allerdings nicht unbedingt vor einem Marathon zu empfehlen, vielleicht wirkten sich auch die eingenommenen Reisetabletten aus – wer weiß? Vielleicht haben wir aber auch doch einfach nur zu wenig trainiert? ;-)

Völlig unspektakulär liefen wir über die imaginäre Ziellinie. Die Zeit wurde mit der Stoppuhr genommen. Zwei Leute standen herum und warten auf ihre Partner.  Andrea rollten ein paar Freudentränen über die Wangen – keine Zeit für Sentimentalitäten - es war windig und uns wurde kalt. Wir zogen besser nicht die durchgeschwitzten, nassen Laufsachen aus. Lieber zogen wir alle unsere vielen Jacken und Hosen über die Laufsachen. Turnschuhe aus und Gummistiefel an. Mit „eirigen“ Beinen ging´s über Geröll wieder hinunter zu den Zodiaks, welche auch schon startklar auf die nach und nach eintreffenden Marathonis warteten. Mit schneller eisiger Fahrt gings zurück zum Schiff, ein netter Russe war beim Ausstieg aus den Zodiaks behilflich. Bevor wir an uns denken konnten, mussten zuerst unsere  Gummistiefel und die Turnschuhe gereinigt und desinfiziert werden. Endlich können wir völlig durchgefroren eine heiße Dusche nehmen.

Zum Glück war unsere Laufzeit und unsere „Wechselzone“ gar nicht so langsam und somit hatten wir noch das Glück, über das im Essensraum aufgebaute Nudel- und Kuchenbuffet herzufallen. Nach dem Eintreffen der letzten Person auf dem Schiff, legten wir auch schon wieder von King-Georg-Island ab und der Kapitän steuerte unser nächstes Ziel an.

Einen Tag nach Marathon konnten wir unsere Ergebnisse auf der in der Schiffslobby ausgehängten Ergebnisliste sehen. Es bildete sich eine große Traube von Läufern vor dieser Liste, jeder wollte sehen wie er abgeschnitten hatte. Leider kam nicht jeder auf diese Liste, da der Lauf nach 7:00 Std. beendet wurde.

Die „Siegerehrung“ die keine war, wurde erst zwei Tage später abgehalten.
Beide Schiffe ankerten gemeinsam an einer schönen und geschützten Bucht. Mit den Zodiaks sind wir von der Vavilov zur Ioffe gefahren. An Deck der Ioffe bereiteten uns die Köche beider Schiffe ein tolles Barbeque zu mit Warsteiner Fässchenbier und Dampfnudeln mit Vanillesoße. Ein Koch hat eine dicke Fleecejacke mit der Aufschrift „Sportwelt Amadé“ an. Als wir in darauf ansprechen, erzählt er in schönen österreichischen Dialekt, dass er im Sommer für die Formel 1 arbeitete und im Winter auf den Expeditionsschiffen unterwegs sei.

Welch ein großes Hallo, alle wiederzusehen die wir bereits aus Buenos Aires kannten und beim Marathon ja nur im vorbei laufen sahen. Völlig unspektakulär verlas Tom Gilligan die Namen der Sieger sowie der Altersklassensieger und fast hätten wir nicht mitbekommen, dass Andrea tatsächlich den 3. AK Platz und gesamt 13. Frau wurde. Gesamt haben wir den Platz 47 und 48 belegt. Welch eine Freude.

Den 1. Platz belegte ein Holländer, die Plätze 2 und 3 gingen an Spanien und die USA. Es wurden viele Fotos gemacht, der mit dem, ein anderer mit einem anderen, mittlerweile hatten sich  die ersten Bekanntschaften  gebildet und jeder wollte sich natürlich mit seiner Bekanntschaft fotografieren lassen.

Ein Traum vieler Läufer ist es, einen Marathon auf allen Kontinenten der Erde gelaufen zu sein. Dieser Marathon bot den Läufern diese außergewöhnliche Möglichkeit. Die „7 Kontinent-Läufer“ stellten sich zusammen und freuten sich, ihr großes Ziel erreicht zu haben. Dies waren immerhin doch fast 2 Dutzend. Jens aus Leipzig, unser Kabinennachbar, konnte auch ganz stolz mit den Händen in der Luft die 7 zeigen. Vielleicht auch unser nächstes Ziel?!

Ganz groß wurde die Versteigerung der Milemarker zu Gunsten einer Organisation welche sich um die Belange der Antarktis kümmert, vorgenommen. Da kamen schon einige tausend US Dollars zusammen.

Nach der Rückkehr auf die Vasilov wurden die Medaillen beim Dinner an die Teilnehmer verteilt. Leider bekamen die Läufer aus den USA und Canada ihre Medaillen nicht - sie wurden ihnen nachgesendet. Schade, denn jeder  möchte ja seine Trophäe gleich erhalten. Immerhin bekam jeder eine Urkunde mit Namen ausgehändigt nur fehlten auf der Urkunde das Laufergebnis und die Laufzeit. Also dies alles wurde ein wenig Lieb- und Lustlos gemacht.

Marathon Statistik:
200 Teilnehmer (davon 50 Frauen) aus 18 Nationen
149 TN Marathon (jüngste TN 21 Jahre, ältester TN 71 Jahre)
49 TN am Halbmarathon
Altersklassenwertung in 10 Jahresschritten. Das Rennen wurde nach 7:00 Std. beendet.

10. Tag / Mi. 11.03.2009:  South Shetland Islands -Half Moon Island – Neptune´s Bellows – Port Foster – Whalers Bay Half Moon Island

In ruhiger See  konnten wir bald den ersten Blick auf Half Moon Island, deren Form an einen halbmondartigen eingestürzten Krater erinnert, erhaschen. Doch der Krater ist nicht eingestürzt, sondern es wurde hier lediglich die Erdkruste nach oben gedrückt. 

Am Strand empfingen uns bereits zahlreiche Zügelpinguine mit lautem Gezeter und auch die unvermeidbaren See-Elefanten waren schon vor Ort. Insgesamt brüten hier schätzungsweise 7000 Zügelpinguine und ist somit neben Deception Island eine der grössten Brutkolonien.

Kolonien von Pinguinen zogen sich endlos den Strand hoch - ein Meer aus schwarz-weiss-gelb, fantastisch! Das Ganze wurde untermalt von einer imposanten Geräuschkulisse der trompetenden Pinguinen: Kleine riefen nach ihren Eltern und die Ankömmlinge riefen nach ihren Partnern - ein tolles Konzert! Wir wanderten durch die Kolonie, knieten vor den Pinguinen, die neugierig näher kamen und für uns posierten. Die Geräusche und die schiere Masse der Tiere vor dem beeindruckenden Panorama der Gletscher waren schlicht überwältigend.

Kay  freundete sich  mit den Pinguinen an und robbte mit seiner Kamera langsam und nach und nach bis auf einen halben Meter an sie heran - da stellte sich mir schon die Frage: wer beobachtet hier wen? Ein tolles Erlebnis! Viel zu schnell ging der Besuch auf Half Moon Island zu Ende.

Ship Cruise: Neptune´s Bellows und Port Forster

Mit den Zodiaks  umkurvten wir schöne, gigantische Eisberge mit bizarren Eisformationen.  Zur Krönung stattete uns auch noch ein Wal mit seinem Jungtier einen Besuch ab und sie tauchten einige Male pustend direkt vor den Zodiaks auf. Eine Stunde lang folgten wir mit den Zodiacs den Walen, und manchmal folgen sie auch uns...  wir hören auch ihre unvergleichlichen Laute, und können immer wieder beobachten, wie sie ab- und an ganz unerwarteter Stelle wieder auftauchen. Auf einer Eisscholle erblicken wir einen Seeleoparden. Er sieht aus, als ob er lächelt, aber er ist ein Raubtier. Seinen Namen bekam er auf Grund seines gefleckten Fells und weil er ein Beutegreifer ist, der neben Kleintieren (Krill) und Fisch, auch warmblütige Wirbeltiere wie Pinguine und junge Robben anderer Arten, erbeutet.

Es kommt vor, das die Robben Boote attackierten oder unvermittelt aus dem Wasser springen. Betroffen waren stets Mitarbeiter von Forschungsstationen. Solcherlei Angriffe rühren wohl daher, dass Seeleoparden durchaus nicht selten versuchen, vom Wasser aus an der Eiskante stehende Beutetiere (in dem Falle wohl hauptsächlich Pinguine) zu packen. Dabei dürfte eine genaue Erkennung oder gar Unterscheidung der Beute schwierig sein. Er bekam Interesse an uns und lies sich ins Wasser rutschen und tauchte hinter uns her. Wir machten, dass wir mit unserem 60 PS Motor das Weite suchten.

Whalers Bay

Die Überfahrt mit dem Zodiac war ruhig, die Sonne schien und die Landschaft erstrahlte in einer unglaublichen Klarheit. Am Strand erwarteten uns Eselspinguine und Pelzrobben, doch die eigentliche Attraktion ist die verlassene Walfangstation.

11. Tag/Do. 12.03.2009:  Antarctic Peninsula – Foyn Harbour – Wilhelmina Bay Foyn Harbour

Anfang des letzten Jahrhunderts war dies ein bevorzugter Ankerplatz für Walfänger. Eines der Schiffe die Guvernören, die 1915 in Brand geriet und im flachen Wasser auf Grund gesetzt wurde liegt hier halb versunken.

Wilhelmina-Bay

In der Wilhelmina Bay erreichten wir leider schon unseren südlichsten Punkt: 65 Breitengrad. Etwas südlicher am 66,33 Breitengrad liegt eine schon fast magische Grenze: der südliche Polarkreis.

12. Tag/Fr. 13.03.2009:  Antarctic Peninsula – Paradise Harbour – Neko Harbour
Paradise Harbour

Das Leben auf Forschungsstationen kann anscheinend langfristig sehr frustrierend sein, denn bei der Anlandung in Paradise Harbour besuchten wir auch die Überreste der argentinischen Station "Almirante Brown". Unser Guide erzählte uns eine Geschichte die sich auf der Insel vor einigen Jahren abgespielt hatte. „Die Forschungsstation wurde 1984 "zufällig" durch ein Feuer zerstört, als in der Bucht ein amerikanisches Versorgungsschiff ankerte. Der Stationsarzt wusste sich nicht mehr anders zu helfen, um in seine geliebte Heimat zurückzukehren, als die Station anzuzünden. Er war bereits im vierten Jahr ohne Pause hier ans Ende der Welt abkommandiert, ohne Aussicht seinen Arbeitsplatz in Richtung Norden wechseln zu dürfen“.  Nun hatte er das Leben auf der Station mit dem Gefängnis in Argentinien getauscht -welch Tragik. Wir kletterten auf einen kleinen Berg, von dort oben hatte man eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Berge und die fjordähnliche Bucht.

Wieder auf den Zodiaks cruisten wir – der Motor wurde ausgestellt. Nun konnten wir der Stille lauschen, nur unterbrochen vom Knacken und Knirschen der Gletscher oder von herabstürzenden Eis, das mit Donnergrolle, wie bei einer Lawinensprengung, im Meer landete. Es fing zu schneien an. Der Winter kommt in die Antarktis. Die Felsen, die sonst mit hunderten von Kormoranen bevölkert sind, sind verlassen. Dann, nach langsamen cruisen, fanden wir noch einen sehr geduldigen, oder alten Kormoran auf einem ufernahen Felsen. 

Neko Harbour

Am Nachmittag erreichten wir Paradise Bay, einem weiteren landschaftlichen Highlight.

Riesige breite Gletscher blähten sich die steilen Berge bis ans Meer herab und die Berge stiegen steil von Meereshöhe auf etwa 2000 Meter heran - eine Wahnsinns-Kulisse im Sonnenschein! 

13. Tag / Sa. 14.03.2009:  Antarctic Peninsula – Lemaire Channel – Pléneau Island – Petermann Island Lemaire Channel

 Ein Höhepunkt jeder Antarktis-Tour ist die Fahrt durch den Lemaire-Kanal. Er gehört landschaftlich zu den schönsten Gebieten der Antarktis und zu den spektakulärsten Schiffspassagen der Welt. Vergletscherte Wände von 1000 Metern Höhe säumen den Weg. Die Sonne ging gerade auf; der Himmel und die vereinzelten Wolken strahlen in allen möglichen Farben. Unser letzter Tag in der Antarktis konnte nicht besser beginnen.

Pléneau Island

Zodiac-Cruise vor Pléneau Island das Meer war sehr stark bewegt, trotzdem fahren wir mit den Zodiac raus. Bald waren wir alle nass - gut, dass wir unsere wasserdichten Hosen und Jacken trugen!  Die im Wasser treibenden Eisstücke waren die Vorboten des Eisbergfriedhofs. Was wir hier sahen, übertraf unsere kühnsten Erwartungen: Eisberge, soweit das Auge reicht! Vor uns lag   der "Eisberg-Friedhof" (Eisberge, die vor der Insel auf Grund gelaufen sind) und selbst mit wenig Sonnenlicht glitzerte und funkelte uns diese bizarre Eiswelt in allen erdenklichen Weiss-, Blau- und Grüntönen an. Wahre Kunstwerke, die Wind, Wellen und Wetter da kreiert haben!

Wieder an Bord  und noch ganz in dieser unvergesslichen Welt der Eisberge schwelgend, rüsteten wir für den letzten Landgang unserer Reise. Petermann Island war das Ziel, wo uns erneut Eselspinguine erwarten.

Petermann Island

Am Nachmittag erreichten wir Petermann Island, wo wir wieder über drei Stunden Zeit hatten. Wir erklommen eine kleine Anhöhe, von der man einen guten Blick auf die Eisberge hatte. Danach liefen wir auf die andere Seite der Insel, wo sich eine recht lautstarke Adélie-Pinguin-Kolonie befand.

Es war schwer zu realisieren, aber der Zeitpunkt des Abschieds von der Antarktis und den liebenswerten Pinguinen rückte näher. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge ob des Erlebten bestiegen wir das allerletzte Zodiac zurück auf die Vasilov.

Da musste erst einmal ein Glas "Trost-Wein" her! Oder auch zwei Gläser...

Die Antarktis verschwand bald aus unserem Blickfeld und wir erreichten den offenen Ozean.

14. Tag/So. 15.03.2009:  Seetag – Drake Passage
15. Tag/Mo. 16.03.2009:  Seetag – Drake Passage – Kap Hoorn

 "Selbst der Teufel würde hier erfrieren", schrieb einst Charles Darwin. Keine Passage auf den Seewegen der Weltmeere ist gefährlicher als die vorbei an Amerikas Südspitze.  Die ersten Umrisse einer Insel tauchen verschwommen zwischen tief hängenden, grauen Wolken und dem aufgewühltem Meer auf. Aber in der Ferne erkennen wir bei etwas mehr Seegang wie in den vorherigen Tagen, Kap Hoorn.

Nach dem Nachtessen wurden in der Lounge Fotos präsentiert. „Best of Photographs“ der Passagiere. Erst dort wurde uns so richtig bewusst, wie viel wir in den vergangenen Tagen gesehen und erlebt hatten!

16. Tag/Di. 17.03.2009:  Ausschiffung  - Ushuaia Flug nach Buenos Aires

Bis zu unserem Inlandsflug von Ushuaia nach Buenos Aires verblieben uns 6 Stunden Zeit. So konnten wir das pünktlich zur Öffnung um 9:00 Uhr das ehemaligen Gefängnis und dem darin integrierten Schifffahrtsmuseum einen Besuch abstatten. Die Gefängnisgänge waren in einem Teil des Gebäudekomplexes restauriert und mit viel Geschichte ausgestattet worden, aber es gab auch noch Gänge in ursprünglichem Zustand. Wirklich Mitleid mit den Gefangenen, die unter miserablen und kalten Bedingungen hier hausten, kam aber nicht auf - hier saßen nur die ganz üblen Gesellen aus Buenos Aires ein: Mörder, Diebe, Betrüger.

Wie die anderen Touristen auch zog es uns in die vielen Souvenirläden, wo es allerlei Feuerland und Antarktis Kitsch zu kaufen gab: Pinguine aus Glas, Keramik, Plüsch, T-Shirts, Kalender, Bücher, Schlüsselanhänger - kurzum alles, was das Touristenherz begehrt. Wir sahen noch in der Sonne „unser“ Schiff im Hafen liegen dahinter ein strahlender Regenbogen. Mit diesem letzten wehmütigen Blick stiegen wir in den Reisebus der uns an den Flughafen nach Buenos Aires brachte.

17. Tag/Mi. 18.03.2009:  Buenos Aires – letzte Stunden -Rückreise Frankfurt Flughafen

Welch grossartiger Urlaub, der bei einem Glas Champagner im ältesten Café von Buenos Aires ausklang.

Vielen Dank für die besonders gute Betreuung bereits im Vorfeld des Marathons an Sabine Gnau von InterAir GmbH!

Aus Deutschland gebucht über:

interAir GmbH
Gehrenweg 2
35415 Pohlheim
Telefon: +49 6403 - 97 68 -10
FAX: +49 6403 - 97 68 -12
E-Mail: info(@)interAir.de

Veranstalter:
Marathon Tours and Travel
C-5 Shipway Place
Boston MA 02129

 


 
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