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Laufberichte

Der schnelle Hunderter - Tag der grandiosen Siege

13.08.11
Autor: Joe Kelbel

Während wir laufen, werden die Verpflegungsstände aufgebaut. Auf der 10 km Strecke kann man sich sage und schreibe 6mal verpflegen. 2 Stände sind mit Festnahrung vom Feinsten, dabei wird die Nahrung der Tageszeit angepasst.

Auch die Biersorten folgen dem Tagesverlauf: erst Malzbier, dann Alkfreies und dann Köstritzer Pils. Natürlich gibt es Cola, leicht salziges Wasser, Iso, Äpfel, Wassermelonen usw. Die „Damen vom Pilz“ sind seit Jahren das Highlight der Versorgung, die heissen nicht wegen der Biermarke so, sondern wegen dem Unterstand, der dort ist. Ich hab jedenfalls noch nie so eine herzlichere Verpflegungsstation erlebt und wenn du dann in den frühen Morgenstunden auch noch namentlich aus deinem Laufschlaf geweckt wirst, dann ist das der Hit.

Noch ein Hit war „ Es gibt kein Bier auf Hawai..“ aus den Autoboxen. An jeder Verpflegungsstation wusste man spätestens nach der zweiten Runde, was die „Nr 41“ wünscht und hielt es schon zeitsparend in die Laufbahn hinein.

Die Strecke ist für Erstläufer verwirrend, da doch einige Kurven und Brücken dabei sind. Die brauchen auch einige Runden, um den Auensee zu entdecken. Die Strecke besteht größtenteils aus Wald- und Parkwegen, teilweise sehr trailartig wegen des Matsches und einer wunderbar schwingenden Brücke. Kurz vor dem Lauf wurde an der Baustelle der grobe Schotter abgezogen, das gibt es auch nicht bei jedem Lauf.

Es gibt nicht viel zu sagen zu den Runden, nur soviel: Nach der ersten Runde weisst du, waran die Kröten gestorben sind, nach der zweiten weisst du, ob es ein Salomon oder Nike war. Nach der dritten kümmerst du dich um die Schnecken. Ich kam zu dem Schluß, dass platte Kröten hübscher sind als platte Schnecken.

Ansonsten beobachtet man auf den zahlreichen Begegnungsstücken die schnellen Läufer. Da ist natürlich die japanische Laufmaschine Hirofumi Oka (1) zu erwähnen, der zum dritten Mal in Folge bei den  100 km siegt (7:27:59). Einer der Faforiten, der Inder aus Regensburg Vinodkumer Shrinnivas muss wegen Magenproblemen aufgeben. Ich glaube, er war der Einzige, der „Bielprobleme“ hatte. Sagenhafte Laufstile, und immer ein Lächeln, wenn ich die Schnellen  fotografiere.

Gabriele, die Zweite von Biel, läuft auf den ersten Platz der Damen bei den 50 km und wird jetzt die Schweiz bei der 100km-WM vertreten. Und damit Gabriele sich nicht langweilt, ernenne ich sie kurzerhand nach 3:53:08  zum offiziellen m4y-Fotografen, denn ich treffe sie nach meinen 40 Kilometern zu diesem Zeitpunkt in der  Kampfbahn. Antje Krause macht den 2ten Platz.

Und das ist das besondere am 100km Lauf Auensee: Alle 10 km bekommst du deine Zwischenzeit, und dann machst du etwas, das du nicht geplant hast. Ich nehme die Beine unter die ungeplant fotoapparatfreien Hände und laufe los. Es ist wieder mal so ein ungewöhnlicher Lauftag, wo alles möglich ist und ich nutze alles, gebe alles und laufe die 100 km durch.

Auf der Strecke sind permanent Kampfrichter anwesend. Und dort hinten im Lunapark, wo das Kinderkarusell gerade geöffnet hat, da holen die sich ein fettes Eis. Habe mich natürlich gleich beschwert, aber ich darf halt nicht außerhalb des Verpflegungsbereiches.

Und noch etwas habe ich auszusetzten: Da hat ein Ackergaul seine runden Sachen genau in die Kurve an der Brücke gelegt. Ich fand das voll sch...., denn das hat mein Kurvenverhalten negativ beeinflusst. Aber ich habe mal das Gefühl genossen, von einem Führungsfahrrad den Weg frei gekämpft zu bekommen. Naja. Ich war zwar nur an „zweiter Stelle“, habe mich aber zusammengerissen und bin gelaufen wie ein Weltmeister. Tat zwar weh, dafür habe ich jede Menge Aufmerksamkeit genossen...für wenige Minuten. Es ist schön, an den Mitläufern vorbeizusausen. Es war dann auch meine Bestzeit in den 10km-Runden mit 1:03. Von Platz 102 in der zweiten Runde auf Platz 46 in der letzten Runde. Ich bin ein Star! Ich möchte Leserzuschriften!

Nun, mit meinem fünften Hunderter habe ich meine Bestzeit um 22 Minuten auf 11:36 nach unten geschraubt. Ricarda hat die Quali für den Spartathlon mit 9:33:32, Rainer Leyendecker ist mit 9:15:42 Bayerischer Vizemeister, und mit den Ehrungen für Gesamtsiege, Meisterschaften und Ak-Siegen gab es soviel  Rotkäppchen, daß ... (gestrichen von der Redaktion).

Am Auensee gibt es eine außergewöhnliche, grandiose Herzlichkeit, aber auch korrekte Korrektheit. Elke Musial, die Damensiegerin bei den 100km hatte die Anmeldefrist für die Sächsischen Meisterin verpasst (31.07.), so wurde Petra Neumann, die Zweitplatzierte Sächsischen Meisterin. So sind die Bedingungen, knallhart.

André Dreilich, der letztes Jahr die Orga von Lothar Feike übernommen hat, hat ganze Arbeit geleistet. Ich habe nur glückliche Gesichter gesehen, außer vielleicht den neuen Bayerischen Meister Christian Jakob, der seine  Haare wegen einer Wette opfern muss, und ein 100km-Novize, der seiner Freundin einen Heiratsantrag machte. Naja, sie hat „Ja“ ins Mikrofon gehaucht, aber darauf hätte André wohl eh keinen Einfluß gehabt.

Der 100 km Lauf rund um den Auensee ist eine Pflichtveranstaltung für den ambitionierten Läufer, der einmal gute Zeiten vorweisen will. Für weniger Ambitionierte steht das Probieren eines 100ters im Vordergrund. Dazu gibt es ein sorgenfreies Umfeld, ohne komplizierte Anreise und Übernachtung, preiswertes Startgeld 40-45 € und erstklassigen Service. Für alle ein unvergeßlicher Tag der grandiosen Siege.

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Informationen: 100km-Lauf am Auensee
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